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O W W N Feierabend W D W O Unterhaltungs-Beilage der sächsischen Volkszeitung Nr. 9 Sonntag den 27. Februar MO Dritter Lastensonntag. Evangelium: Ter stumme Teufel. Lukas ll. 14—2^. In welche Zeit des heiligen Lebens und Wirkens Jesu die Begebenheit füllt, welche das heutige Evangelium uns erzählt, läßt sich nicht genau bestimmen. Wahrscheinlich trug sie sich in der Nähe van Bethseida vor der Heilung jenes Blindgeborenen zu. dem Jesus verbot, von dem Wun der zu sprechen, das er an ihm gewirkt hatte, weil er wußte, daß an den Bewohnern jener Gegend Zeichen und Wunder wohl eine müßige Schaulust, aber nicht die notwendige Sinnesänderung bewirkten. Und er trieb einen Teufel ans. der stumm war. Und nachdem er den Teufel ansgetriebcn hatte, redete der Stumme und das Volk verwunderte sich. In unseren Tagen entsetzt man sich in der Regel vor Hinweisungen der Hei ligen Schrift, wie diese ist, und verweist die Begebenheiten, an welche sic uns erinnern, dahin, wohin Unverstand und Befangenheit die Bersnchungs- und Berklärungsgeschichts des Herrn verwiesen haben, in das Reich der Mythen und Träume. Mit einem unbeschreiblich sicheren und vornehmen Lächeln erwähnt man des Teufels nur noch als eines Tinges, womit der Aberglaube die Menschheit in ihrem st indesalter habe schrecken können, das aber in den Zeiten der Vernunft seine Bedeutung verloren habe. Man schwört zwar noch bei ihm und flucht bei ihm uud ruft ihn an in Verdruß und Leidenschaft, wo es aber nottut, auf sein Reich, seine List und Macht und Bosheit hinzuweiscn und dieselbe zu enthüllen, da schweigt man von ihm. Soge nannte dämonische Menschen, wie die Schrift sie nennt. Be sessene, die übrigens bis auf den heutigen Tag noch ge sunden werden und von denen namentlich die Missionäre unter den Heiden Beschreibungen entwerfen, welche ganz mit denen der Bibel übereinstimmen, denkt man sich ge wöhnlich als solche, die von schweren Nervenübeln befallen, den bei den Juden gewöhnlichen Glauben an böse Geister durch die äußeren Erscheinungen ihrer Krankheit erweckten, oder als solche, die von Schwermut und Irrsinn ergriffen, oft in einen Zustand der Raserei gerieten, welche eine gleiche Voraussetzung bewirkte. Daß damit nichts erklärt, wohl aber der Würde der Heiligen Schrift und des Gott- menschcn enlgegengetreten werde, leuchtet unschwer ein. Ter Würde der Heiligen Schrift, weil ihre mehrfachen Be richte über diesen Gegenstand zu klar und verständlich sind als daß sie einen anderen als den Wortsinn znließen. Ter Würde des Gottmenschen sodann, weil er dem Glauben seiner Zeitgenossen hierin nicht nur nicht widerspricht, son dern ihn selbst durch Wort und Tat bestätigt: weil er bei mehreren Gelegenheiten seine Worte an die Dämonen richtet und weil er die Herrschaft über ihre Gewalt sogar als ein Wahrzeichen seiner messianischen Würde hervorhebt und seinen Jüngern eine gleiche Macht verheißt. Es fragt sich nun, »vollen wir lieber die ausdrücklichen Zeugnisse dessen bezweifeln, der sich uns als den Weg, die Wahrheit und das Leben angekündigl und bewährt hat oder wollen wir Zweifel abweisen, die ans unseren mangelhaften Be griffen von einer Welt Herkommen, die über den Grenzen des Sichtbaren liegt? Wer fern von jener höheren Welt anschauung, die aus die ausdrücklichen Zeugnisse des Alten und Neuen Bundes, also auf göttliches Fundament, sich gründet, mit seinen Forschungen nur bei dem Sinnlich- Begreiflichen stehen bleibt, sollte sich mit seinen Erklärungen nie an Erscheinungen wagen, die ihm mindestens nicht un verständlicher sein werden als sein eigenes Wesen und Leben. Können wir in der Stufenleiter vernünftiger Wesen eine Engelwelt nicht hinwegleugnen, von welcher uns die Heilige Schrift hundertfältiges Zeugnis gibt, so werden wir auch eine Welt gefallener Engel nicht bestreiten können, die einst ihre Freiheitsprobe nicht bestanden haben, sondern durch ihre Abkehr von Gott in die Knechtschaft der Sünde versunken sind, wie die Heilige Schrift uns gleichfalls be zeugt. Ist in der Menschenwelt ein Gradunterschied von Gut und Böse, so wird es bei der Engelwclt auch so fein, der Teufel ist also keineswegs ein böser Gott, sondern der allerschlechteste erschaffene Geist. Weist uns die göttliche Tffenbarung darauf hin, daß die Engel des Herrn in einen» gewissen Verhältnisse der Liebe, der Teilnahme, der Hilfe Icistung zu uns stehen und wie Paulus sagt, gesandt sind zum Tienste derer, die einst die Seligkeit ererben sollen, io dürfen wir auch mit derselben Tffenbarung annehmen daß jene gefallenen Engel in dem umgekehrten Verhält nisse, in welches sie sich zu Gott und Tugend gestellt, auch zu »PS stehen. Seid nüchtern uud wachet, sagt der heilige Petrus, denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und suchet, wen er verschlinge. Und der heilige Paulus schreibt: Wir haben nicht bloß zu kämpfen wider Fleisch und Blut, sondern wider die Tber- herrschaften und Mächte. Wider die Beherrscher der Welt in dieser Finsternis, wider die Geister der Bosheit in der Luft. Fragen etwa: wie solche Einwirkungen auf den Menschen sich mit der Liebe und Weisheit Gottes in Einklang bringen lassen, hieße fragen, wie die Versuchungen des Sterblichen, wie die Prüfungen und Leiden der Armut, der Krankheit und des Todes, denen wir ausgesetzt sind, sich mit der Liebe und Weisheit Gottes vereinen lassen? Als Kinder des sün digen Adam sind und bleiben wir einmal den Leiden und Prüfungen der Sünde ausgesetzt und es ist aber unsere« Lebens Aufgabe als wiedcrgeborene Kinder des geistigen Adams, Christi, in freiem Willensentschlusse für das Gute uns zn entscheiden und wider das Böse zu kämpfen: darum, sagt der heilige Paulus wieder, ergreifet die Rüstung Gottes, damit ihr am bösen Tage widerstehen und in allen: unverletzt aushalten könnet. Ter starke Gewaffnetc, den der Herr sonst auch den Fürsten dieser Welt, de» Paulus den Gebieter der Finster nis nennt, zeigt sich als solcher in seinem Einflüsse auf den Menschen nach der Erzählung nuferes Evangeliums. Als Jesus das Wunder an dem Besessenen vollbracht hatte, da sagten einige: Durch Beelzebub, den obersten der Teufel, treibt er die Teufel aus. Andere forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Sehet, wir sollten glauben, sie müßten niederfallen und anbeten die Macht, die hier vor ihnen sich offenbart und statt dessen stoßen sie die greulichste