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i ^ ^ UntnhaltuWS-KrilM Sachs. Volrszeitung 4S Sonntag den 17. Oktober IL-Or- ^ v 20. Sonntag nach Pfingsten. Ev. Joh. 4, 43—b3. Die Heilung des Sohnes des königlichen Beamten. In heutigen Evangelium sehen wir so klar und be stimmt, der fortschreitende Glaube gibt Sicherheit unseren Entschlüssen, Freudigkeit unserem Gehorsam und Gottes Segen dem ganzen Hanse. Ter wachsende Glaube gibt Sicherheit unseren Entschlüssen. Es ist eine so traurige Wahrnehmung, das; so manche meinen, der Glaube sei nichts anderes als das Aunchmen und Festhalten einer l c- stimmten Reihe von übernatürlichen Wahrheiten. O nein! Ter Glaube ist inehr. Er ist ein göttliches Licht, eine ivun- derbare himmlische Gnadensonne, die unseren Verstand er- leuchtet und unser Herz erwärmt. Ter Glaube ist die Grundlage eines heiligen Lcbensvcrkehres mit dem Herrn unserer Seele. Sobald der königliche Beamte anfängt zu glauben, das; Jesus der Prophet und Helfer sei, da ver schwindet Unsicherheit und Zweifel aus seinem Tun. Festen Schrittes und vertrauenden Herzens geht er dem Herrn Jesus entgegen. Toch sein Glaube bedarf noch der Stär kung. Er meint, Jesus müsse den Kranken sehen, um ihm Helsen zu können. Taher stellt ihn Jesus durch seine schein bar abweisende Rede auf die Probe. Allein jener bleibt fest und fährt fort zu bitten. Ta schickt ihn Jesus fort, ohne ! selbst mitzugchc», macht ihm aber Hoffnung, das; sein Sohn ^ nicht sterben werde. Ter Königliche fügt sich gehorsam dem Worte Jesu. 'Sein erstarkter Glaube hält cs nicht mehr für ! nötig, das; Jesus mitgebc; er weis; jetzt, das; die Willens- ^ kraft Jesu auch in der Ferne wirkt und freudige Hoffnung beflügelt seine Schritte. O. mein Ehrist, auch dein Gehorsam wird kein lahmer und lauer mehr fein, wenn du den heiligen Glauben i» dir wirken lägest mit voller Kraft. Nie ist der liebe Gott an ! einen Menschen hcrangetreten mit einer ungerechten For derung. Alle seine Gebote für uns sind nur Anweisungen ! seiner väterlichen Liebe. Wenn dein Glaube nicht unvoli- j kommen ist. dann erblickst du auch im Schmerz und im Elend Znrüstungen für die Teilnahme am ewigen Hoch- l zcitsmahle und sprichst immerdar im freudigen Gehorsam: ! Vater, nicht wie ich will, sondern wie dn willst. Ter fort- ^ schreitende Glaube gibt endlich Gottes Segen dem ganzen I Hanse. Tie Erkrankung des Sohnes hatte vielen Kum- ! mer in das Haus des königlichen Beannen gebracht. Nie- ! mand hatte geahnt, das; es ein so herrliches Ende nehmen ^ werde, das; sie alle Jünger Jesu werden würden. Haus vater, Beamter, Vorsteher, auch du mein Ehrist in niederem Staude und dienender Stellung, cs ist gar verdienstlich für dich, wenn sich diejenigen, die um dich berumleben, an dei- I ner Glaubcnsinnigkeit erwärmen, an deiner Glaubenstrene stärken können. Es hat Hausmütter und Hausväter ge geben, aber auch Tienstmägde und andere Tienstbolcn, die dem ganzen Haute als Gottes Mittler und Boten die Gnade des Glaubens gebracht haben. Tur-ch böse Beispiele wstd so viel Unsegen und Unheil gestiftet. L. 1c. lassen wir, wie es Jesus haben will, unter Glaubcnslicht leuchten in Kraft und Wahrheit, und damit uns selbst die innere Lichtquelle unversehrt erhalten bleibe, so wollen wir leben Tag für Tag mit innigem Verlangen unserer Seele. O Goll, ver mehre meinen Glauben. o Herbstklage. ann nach Süden zieh'» die Schwalben, Und verblüht die Blume» sind, wann am Baum die Blätter fallen, lieber Stoppel» webt der wind: Gebt ein heimlich banges Klagen Durch die weile lierbsreswelt, Und ei» heimlich banges Fragen Mir auf meine Seele fällt: wann »ach Süden ziek'n die Schwalben Uebcrs Jahr, wie ist dir's dann? Auch wie jetzo allenthalben bscrbstestrauer, bscrbstcsbaun. Blätter rauschen, Wolken jagen, Und ichon halbcntlaubt der Strauch. — Still, o tserz, auch im Lnt sagen Lebt ein leiser Fricdcnsbauch! Carl Tdcodor Schutz. Dresden. Kinder der Serge. Roman von L. Kt inger. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Ter Lcnnmwirt vcrstcht's, der ist ein lustiger Kauz, bei dem sich's angenehm sein läßt," tönte es von allen Seiten. „Ein Hoch unscrm Wirt, ein dreifaches Hoch!" und die Gläser klirrten aneinander, und die Hochrufe wollten nicht enden, bis die Musik wieder zu neuem Tanze auf- fordcrtc. Eine der Fröhlichst-en unter der lustigen Schar schien die schöne Nannettc. Sie war unermüdlich im Tanzen, Plaudern und Lachen, ihre Wangen glühten, und über ihre rote» Lippen flössen unaufhörlich neckische Witzworte. Wer aber näher zusah, konnte sich eines gewissen, unheimlichen Schauders nicht erwehren; denn eine Glut, die nichts Gutes weissagte, hrannte auf dem Grunde der schwarzen Augen, und die zur Schau getragene Lustigkeit machte den Eindruck voil etwas gewaltsam Erzwungenem, einer Maske, die etwas Schreckeucrrcgcndes bergen sollte. Toni hatte nur ein einziges Mal mit ihr getanzt, den „Pflichttanz", wie sie ihn zähneknirschend bei sich nannte, und sonst hatte er gar keine Notiz von ihr genommen. „Noch ein wenig Geduld," beruhigte sic sich selbst, „erst muß die andere entfernt sein, dann erst wird er erkennen, wie grenzenlos meine Liebe ist. und mich darum lieben lernen; so steht es im Buche des Schicksals." So wirkten Leidenschaft und Aberglaube im Verein auf das verblendete Mädchen und machten sie unfähig zu einem klaren Urteil und trieben sie zum Verbrechen. Soeben wollte das Brautpaar den Saal vertanen, da trat Nannette ihm in den Weg, um einen entfernten Ver wandten von sich vorzustellcn, der mit freundlichem An stand Veronika um einen Tanz bat. Um nickst unhöflich zu erscheinen dem von einem fremden, entfernten Ort Kom menden gegenüber, mußte Veronika wohl oder übe! ein willigen. Toni sah sich dadurch in die Lage versetzt, nun seinerseits Nannette zum Tanz auffordern zu müssen. Aergerlich kam er dieser unwillkommenen Pflicht nach, und während Nannette mit lauter Fröhlichkeit lachte und ! stherzte, blieb er einsilbig und mürrisch. Gerade waren sie in einer Ecke des Saales ausruhend ! stehen geblieben und Toni wünschte von Herzen, die Fiedel-