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ten, gegen 4 Uhr wieder zurückgeworfen. Um halb 6 Uhr ritt Wimpffen wieder in Sedan ein und jedenfalls entfiel ihm hier der Mut zu weiteren Schritten, denn aus dem dichten Gewühl in den Straßen schrieen ihm die erregten Troupiers drohend entgegen, daß sie verraten seien. Bald waren die Straßen durch Karren, Geschütze, Protzen, Tote, Verwundete und in der Todesangst Flüchtende derart ver stopft, daß jeder Verkehr unmöglich wurde und nun endlich flatterte die weiße Fahne auch auf der Zitadelle und den Wällen auf und die mit ihren Taschentüchern winkenden Soldaten verlangten von den bereits vor den Verschanzun gen ankommenden Bayern, Sachsen und Preußen die Ein stellung des Feuers. In diesem Tohuwabohu erschien im Auftrage des Königs Wilhelm als Parlamentär der Oberst Bronsart von Schellendorf und forderte die eingeschlossene Armee auf, sich zu ergeben, worauf der Kaiser dann ihm den General Reille mitgab, welcher den bekannten Brief Napoleons an König Wilhelm überbrachte: „Da es mir nicht gelang, an der Spitze meiner Truppen zu sterben, lege ich meinen Degen zu den Füßen Eurer Majestät!" — Man kann sich denken, welcher Jubel bei den deutschen Truppen ausbrach, als es bekannt wurde, daß auch Napoleon mit in der Falle von Sedan saß und allgemein war man der Hoffnung, daß nun der Krieg zu Ende sei und es bald wie der heim ins traute Vaterland ging, doch leider hatte man sich umsonst gefreut. In der Präfektur kam es vor Na poleon nochmals zu einem heftigen Renkonter zwischen den verschiedenen Armeeführern, die Wimpffen beschuldigte, daß sie ihm den Gehorsam verweigert hätten, worauf ihm Ducrot zornig entgegnete, daß die Katastrophe nur durch seine, Wimpffens, maßlose Selbstüberschätzung herbeige führt worden sei. Um 10 Uhr nachts fand dann die be kannte Besprechung zwischen General Wimpffen und dem Chef des preußischen Generalstabes General Moltke statt, die jedoch unterbrochen wurde, weil ersterer noch Bedingun- gen zur Uebergabe stellte, die der „große Schweiger" kurz ablehnte. Doch in der Nacht kam auch Wimpffen zur Ueber- zeugung, daß eine Fortsetzung des Kampfes von französi- icher Seite unmöglich sei und er unterzeichnete die Kapitu ¬ lation, durch welche die eingeschlossene Armee kriegsgefan gen wurde. Morgens in der Frühe ritt der Bundeskanzler Graf Bismarck dem aus der Festung auf der Straße von Doncherie in einem zweispännigen Wagen kommenden Kai ser Napoleon entgegen und hatte mit ihm an einem links der Straße gelegenen Weberhäuschen eine kurze Unterred ung, welcher dann kurz darauf in dem nicht weit davon ent fernten Schlößchen „Bellevue" die Zusammenkunft des Kaisers mit König Wilhelm und dem Kronprinzen von Preußen folgte. Kurz nach Mittag fuhr der Kaiser Napo leon, eskortiert von zwei Zügen preußischer Husaren, über das Schlachtfeld der belgischen Grenze zu, um von dort aus in das ihm als Asyl angewiesene Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel zu fahren. Auf dem Wege von Sedan aus mutzte er jedoch von seinen eigenen, in die Gefangenschaft gehen- den Soldaten die gröbsten Beschimpfungen erdulden, dro hend erhoben sie die Fäuste, als der ihnen bekannte, in grün und gold gehaltene Wagen sichtbar wurde und gewiß wäre der ganz in sich zusammengesunkene Kaiser tätlich insultiert worden, wenn die fanatischen Rothosen nicht von diesen Roheiten durch die deutschen Truppen abgehalten worden wären. — Der Verlust der Franzosen in der Schlacht von Sedan belief sich auf: In der Schlacht gefallen: 3000 Mann, verwundet: 14 000 Mann, gefangen: 21 000 Mann, kriegsgefangen infolge der Kapitulation: 83 000 Mann, in Belgien entwaffnet 3000 Mann, im Ganzen also 124 000 Mann. Außerdem: 1 Adler, 2 Fahnen, 41S Feldgeschütze und Mitrailleusen, 1072 Fahrzeuge, 66 000 Gewehre und 6000 noch brauchbare Pferde. Die Deutschen verloren: Gefallen: 187 Offiziere, 2132 Mann und 564 Pferde, verwundet: 276 Offiziere, 5627 Mann und 467, Pferde, vermißt: 2 Offiziere, 700 Mann und 32 Pferde, zusammen demnach: 465 Offiziere, 8459 Mann und 1063 Pferde, davpn kamen auf die Armee des Kronprinzen von Sachsen 104 Offiziere, 2121 Mannschaften und 394 Pferde. Siebenunddreißig Jahre sind seitdem verflossen, die Reihen der ihre wohlverdienten Ehrenzeichen mit berechtig tem Stolz tragenden Veteranen aus Deutschlands großer Zeit lichten sich mehr und mehr, und ich möchte deshalb orsikitW ElbM-rch Umtrklätt türsiessgl.AmirdaiiptmaimrcdaNenvrerüe» UNru«u. 6«stgl.6»trgeHcl>tvrertle», tür sie stgl. Zupenntenäenlur Dressen ll, sie Kgl. lossttentLmter Dressen, Morilrburg «6 vor- 69. Jahrg Freitag, den 6. September 1907 Nr. 208 Sersh Hafer, , die sind. ande «nig : zu reise , die sva- irzer r be- 'reise > 1000 - Ml. ' 10W , Kilo , bez. srr (-5) Markt' i da» woche silutz heute Kauf- seren c un- Lelegrmmn - Adrrsi«: Ekbgaupresie Blafewitz sieich aber- i sich indS- Jn Fez sind mehrere hohe marokkanische Würden träger, darunter der Minister des Aeußern, ermordet wor den. Beim Untergang eines Schleppdampfers auf dem Rhein fanden acht Personen den Tod. kt. , eine» »»eine, t-S) l-U) (-10) L22 r— iso ) Kilo - Kilo 2 Mk. SV Pf. ss. bi» Drei der wegen einer angeblichen Verschwörung gegen das Leben des Zaren Verurteilten sind bereits in Peters burg hingerichtet worden, unter ihnen Naumow, der dir Hauptrolle gespielt. l, bez. , pro Sitkv, Ned«rtis«»schllch, » Uhr MitKOs. Sprechstunde der Ned»ktl«i r S—G Uhr UnchMitt««». Aulcbriftev iv redaktionellen AnaelegevLeitev find nicht an den Redakteur perfdnltch, sondern auSschlteßltch an die Redaktion zu adressieren is Pf. ss. bi» Erscheint jede» vocherta- rwchanUa-H S Uhr sstr de» fslgead« Tast A»tz«ta«»-A»v,hme erfolgt bi» wtll»^ L Uhr. Inserate ko» di« S^esp. Peük-eile 20 s t- ) l- ) (- ) l- ) l-s-S) List EnststMlnssdlSttrr. Bon Anton Andrae. (Nachdruck verboten.) Die Schlacht bei Sedan. IV. Gegen 5 Uhr nachmittags hatten die Verteidiger des Waldes das Gehölz von Garenne verlassen, soweit sie dazu noch fähig waren und Sedan erreicht, doch auch dort fan den sie nur geringen Schutz vor den deutschen Granaten, die in Menge innerhalb der Festungsmauern einschlugen. Alles war entmutigt und verzweifelt, nur einer nicht: Wimpffen, der noch um 1 Uhr den Befehl erlassen hatte, Lebrun solle sich erneut aus Bazeilles werfen und der in Sedan befindliche Kaiser Napoleon III. diesen Ausfall be gleiten. Der körperlich schwer leidende Kaiser hielt sich an diesem Unglückstage in der Souspräfektur auf und vor ihm hatten sich bereits sehr erregte Szenen zwischen den verschie denen Kommandierenden abgespielt. Schon vormittags war er auf das Schlachtfeld geritten und auf den Höhen von La Moncelle umher geirrt, ohne daß ihn eine der vielen um ihn her einschlagenden Kugeln getrosfen und ihm den erwünschten Tod gebracht hätte. Fatalist, der er von jeher war, hatte er auch das als eine höhere Bestimmung hinge nommen und war mit seinen wenigen Begleitern trauernd nach Sedan zurückgekehrt; Wimpffen aber drängte aber mals in ihn, sich an die Spitze der Truppen zu stellen und mit ihnen einen Durchbruch durch die umzingelnden Deut schen zu wagen. Doch er ging darauf nicht mehr ein, riet vielmehr, man solle mit dem Feinde in Verhandlung treten und schon halb 3 Uhr ließ er auf dem Schloßturm die Weiße Fahne aufziehen. Inzwischen machte Wimpffen mit etwa 2000 Mann ausgesammelter Truppen aller Waffengattung gen allein den Versuch, durch die Gehölze und Gärten nach Balan und Bazeilles vorzudringen, aber 21 deutsche Bat terien richteten sofort ihre Geschützt auf den wieder vor drängenden bunten Haufen, und dieser wurde, von allen Seiten beschossen und durch Zäune, Parks usw. aufgehal natürlich, wie die deutschen Herzöge und Landgrafen, auch die Zivil- und Militärgewalt ausüben. Das wird immer bei der Beurteilung dieser Ver hältnisse übersehen. Es sind das ebenso Landesfürsten, wie z. B. Menelik vor seiner Erhebung zum Negus Negest (König der Könige — Oberkönig) Negus von Schoa war. In erster Linie ist die Mission Mascheschas als eine Erwi derung des Negus Menelik auf die vor zwei Jahren er- solgte Entsendung des deutschen Gesandten Dr. Friedrich Rosen an den äthiopischen Hof anzusehen. Sie hat den Auftrag, dem deutschen Kaiser den Dank Meneliks für diese Sendung auszusprechen und, wie verlautet, auch wei tere Verhandlungen im Interesse der Erstarkung der Han delsbeziehungen zwischen Deutschland und Abessinien zu pflegen. Daß bei dieser Gelegenheit Menelik gern in nähere Beziehungen zu Deutschland treten würde, ist dem Scharfblick dieses bedeutenden Fürsten von hoher staats männischer Begabung, der nebenbei bemerkt einer der ersten Feldherrn der Gegenwart sein dürfte, wohl zuzu trauen. Er kam einst den Italienern unter Antinori und Cecchi bereitwilligst entgegen, mußte aber die Erfahrung machen, daß diese angeblich rein wissenschaftlichen Forsch ungsreisen nur die Pionierarbeit waren für eigennützige Zwecke und dauernde Niederlassungen. Bekanntlich rettete auf sein Machtwort nur der Ras Alula den Reisenden Cecchi vor dauernder Gefangenschaf: bei der Königin von Gera in den Gallaländern. Aber die Täuschung kam den Italienern teuer genug zu stehen. Zu ihrer Verwunderung sahen sie sich einem der ersten Strategen und einem vorzüglichen Heer von er probter Tüchtigkeit gegenüber, dessen Kavallerie geradezu glänzend ist und dessen Infanterie zum großen Teil mit Gewehren bewaffnet ist. So wurden sie in ihrer Minder zahl vernichtend geschlagen. Dies kriegerische Volk hat seil fast 1^ Jahrtausen den Len Ansturm der Mohammedaner zurückgeschlagen und das Christentum in seiner älteren Gestalt, das es im 4. Jahrhundert n. Chr. annahm, stets siegreich verteidigt. Das Schamina der Abessinier, ihr Staatsgewand, Jeitßk Errißiissk. Der Vorsitzende Les konservativen Landesvereins im Königreich Sachsen, Professor Gravelius-Dresden, hat in der gestrigen Sitzung des engeren Vorstandes des Vereins dieses Amt niedergelegt, undLwar infolge der letzten Diffe renzen innerhalb der konservativen Partei. Damit ist eine definitive Spaltung der sächsischen konservativen Partei sehr wahrscheinlich geworden. Beilage»: „Illustriertes U»terh»lt»»,stl»tt" * .Nach Keieroserd" * „Hems- «ch Gurte»i»trtsch«ft" * „Arei»ste»-sttstr". Druck und Verlag: Slbgar-Vuchdruckerei und Verlagsaustall Hermann Beyer S Ta., veremtw. Redakteur: ve. st. vieseudahl, vlafewitz A»tz«tg«v-A»»ahme erjolgt bi» mittag» L Uhr. Inserat« kost, die 6-gesp. Petttzeile 20 P1„ vetue Anzeige» iS Pf., di, ReNam«z«ile 50 Pi. Kür di« Aufnahme an bestimmter Stell» wirb keine Garantie übernommen- Annahmestellen: letzte Seite. Alt Gesallttschstst drs De-irs Mnrlik dir abrffillischki» -rrhaltstiffk. Die außerordentliche Gesandtschaft des Negus Ne gest Menelik von Abessinien ist in diesen Tagen an Bord des Reichspostdampfers „Preußen" des Norddeutschen Lloyd in Hamburg eingetroffen uno dort von Herrn Le- galionsrat Schüler, als Vertreter des auswärtigen Amts, Herrn Direktor Heineken, in Firma Robert M. Sloman, der Hamburger Repräsentantin des Norddeutschen Lloyd, «mpfanaen worden. Die Gesandtschaft setzt sich zusammen aus dem Kriegsminister General Maschescha als Leiter, ferner dem Hanvelsdirektor vom Bezirk Haraar, Herrn Jgazu, dem Dolmetscher, Herrn G. Sorney, Herrn I. G. Hall und Herrn Liüsch Me Kondem, Sekretär des Gene rals, sowie aus drei Dienern. General Maschescha ist einer der bedeutendsten Würdenträger des Kaisers Menelik, der oas Amt eines Provinzstatthalters inne hat und als sol cher auch Oberkommandierender der Truppen in seinem Bezirk ist. Er ist wiederholt vom Negus für außerordent liche diplomatische Dienste verwandt worden. Allerdings ist die moderne Bezeichnung General und Kriegsminister für die abessinischen Würden nicht ganz zu treffend. Die Verhältnisse der Abessinier, zumal der Schoaner, entsprechen eher etwa denjenigen Deutschland im Mittelalter. Diese Ras, Cagnasmatsch und Granjas- matsch, die man als Generale zu bezeichnen pflegt, sind die mittelalterlichen Herzoge, Gaugrafen und Barone, welche zu dem Negus in einer Art Lehensverhältnis stehen und jf eit vodMr. weedMir. Mtanpevna. ftorienoltt. emii». unä Lottrdna«. »dlillill»iir-v,e»l» un<> ÜSkrl-Hmttlgrr lür kiarcwilr. c»rck«itr, Kochuckr. weiss« Kirsch. Sükl<m. <!ie tSsrniirgemeinäen. vreseen birieren >>nö Neuqnm,. Die ausständigen Hafenarbeiter in Antwerpen leg ten gestern Mend mehrfach Brände an. Der Komponist Eduard Grieg ist gestorben. Grieg wohnte in den letzten Tagen im Hotel Norge in Bergen. Er wollte vorgestern abend-nach Kristiania reisen, fühlte sich aber vorgestern mittag schlecht und wurde ins Kranken haus gebracht. Frau Grieg war die ganze Nacht bei ihm. Er entschlief um 3Vs Uhr nachts gan^ still und ruhig. Kaiser Franz Josef ist am Mittwoch früh von Ischl ju den Manövern in Kärnten abgereist. Der Sultan von Marokko, Abdul Aziz, hat Muley Hafid für einen Aufrührer erklären lassen; doch stärkt sich dessen Anhang weiter. Bei den Kämpfen am 28. August und am 1. September sollen die Marokkaner 800 Mann verloren haben. Ihre Gesamtverluste wären demnach un gefähr 3000 Mann. I ISchsjschk sADm- — so —.74 -.70 G -LS : ge. -----Aernfpwch««:------ Auf »m Dresden Rr. 80S.