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I i? Am 15 d 12 t 1 'ür ciie Kgl. Hmttds»ptm«n»tcd»Ne» vrercke» Ultru« u. peirtackt, ö-5 Kgl. HMigesicbt vttöcke», zjb itgl. Zuperinlenöenluf vrerilen II, <iie Kgl. ?os§ttentäm1er vreräen. Morttrbukg «« ttr «I« r««m»Nr, vs»Mr, horitfWttr, NN««, cn««« No«»i INI«! un<> L»t»I-R»«lgrr lür k!»r««ilr, l»5ch«ilr, Nochmlr. iveirrn kirrch, Südlru, ckir törrniirgrnmnck«», l)ie;<Ir»-5ttierrn xixi Nrngmii». ----Fernsprecher:----- Nmi Dresden Nr. 809. Beilagen: -Jll«ft»ierte» Untenhnlinvt-tlntt" * „Nach Feiernden»* * »Hau« mch Gmtteawirtschakt* * »Fremde»-8iRe*. Druck und Verlag: Eldgäu-Vuchdruckeret und verlag-an-alt Hermann Veyer 2 Lo., vlasemitz; veranl» : Wilh » vuttlar, vlasemttz Delegramm « Ndresse: rlbganpresie Blasen»'«. Dienstag, den 4. Juni 1SV7. . .... .. ! 6S. Jahrg. Nr. 127. NedakttaaSschlach, » Uhr «Maas. GprechOmrd« der Nedaktto«: S « Uhr Nachmittag» Auschristen in redaktionellen Angelegenbeiten find nicht an den Redakteur persönlich, sondern ausschließlich an die Redaktion zu adressieren. Reiche Ercizeißc. Die Mittelstandsvereinigung im Königreich Sachsen trat gestern unter zahlreichem Besuch aus allen Teilen des Landes in Dresden zu einer Vorstands- und Delegierten versammlung zusammen. Die englischen Journalisten sind gestern in München eingetroffen. - Durch die bayerischen Landtagswahlen ist die Ma jorität nicht erschüttert worden. Bkchcher»« zegr» Arteitilchchrit. In einer im Kaiserlich Statistischen Amte ausgear beiteten Denkschrift wird festgestellt, welche Einrichtungen bezüglich der Versicherung gegen die Folgen der Arbeits losigkeit bisher getroffen und welche Ergebnisse dadurch er zielt Morden sind. Nach einer einleitenden Darlegung der Ziele und Grundbegriffe der Arbeitslosenversicherung sind in der Denkschrift die Einrichtungen des Auslandes ein gehend geschildert, dann folgt eine Vorführung der deut schen Einrichtungen und Vorschläge. Die wesentlichsten Er gebnisse der Untersuchung sind kurz dahin zusammengefaßt, daß die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit selbst nicht im Wege der Versicherung zu erfolgen hat, sondern teils durch vorbeugende Maßnahmen allgemeinen Charakters (Regel ung der Produktion, allgemeine Wirtschaftspolitik, Hebung der Volksbildung, Regelung des Lehrlingswesens usw.). teils durch Vermittelung vorhandenerArbeit und durch Ar beitsbeschaffung (Notstandsarbeiten), während die Ver sicherung nur eine Sicherstellung gegen die aus der Ar beitslosigkeit sich ergebenden wirsschaftlichen Folgen zu bie ten hat. Die Darstellung ergibt, daß es sich bei der vorüber gehenden Arbeitslosigkeit begrenzter Personenkreise in der Volkswirtschaft um eine wirtschaftliche Erscheinung han delt, welcher eine gewisse Regelmäßigkeit und Gesetzmäßig keit zukommt, die sowohl nach dem Zeitpunkte wie nach der Dauer und dem Umfang auf Grund längerer Beobachtung als abschätzbar zu betrachten ist und unter diesem Gesichts punkte an sich für eine Versicherung unter rein versicher- ungstechnischcn Gesichtspunkten unüberwindliche Schwie rigkeiten wohl nicht bieten würde. Ferner zeigt sich, daß die Gefahr der Arbeitslosigkeit in den einzelnen Berufen sehr verschieden ist, dementsprechend auch das Bedürfnis einer Sicherstellung gegen die Folgen der Arbeitslosigkeit nicht gleichmäßig in allen Berufen besteht. Die Schwie rigkeiten einer Versicherung ergeben sich vor allem bei der Feststellung und Begrenzung des Begriffs der zur Unter stützung berechtigenden Arbeitslosigkeit und bei der Kon trolle der Durchführung dieser Feststellung in der Praris sowie bei Regelung der Frage über die Pflicht zur An nahme von ölrbeit. Als ein von einigen Bändern beschrittener Mittelweg zwischen der Errichtung selbständiger obligatorischer oder fakultativer Arbeitslosenkaffen erscheint das System des Zuschusses an bestehende Einrichtungen, sei es der Arbei- terverbande, sei es sonstiger Organisationen, welche sich die Unterstützung bei Arbeitslosigkeit zun^ Ziele gesetzt haben. Der Fehler bei dieser Lösung besteht darin, daß dabei nur derjenige Teil der Arbeiterschaft berücksichtigt wird, welcher organisiert ist oder sonst genügend Initiative besitzt, sich selbst zu versichern. Einen Ausgleich für die unorganisier ten Arbeiter durch Gewährung von Zuschüssen zu Sparein lagen zu'schaffen, Hal sich überall als schwierig gezeigt. Die Sicherstellung gegen die Folgen der Arbeitslosig keit durch Selbsthilfe ohne Inanspruchnahme öffentlicher Mittel ist für begrenzte Arbeiterkreise vor allem in der ge werkschaftlichen Organisation in allen Ländern gelungen. Die Arbeiter erkennen aber die alleinige Selbsthilfe als die normale Form der Sicherstellung gegen die Folgen der Arbeitslosigkeit nur im begrenzten Maße an und verlan gen, daß die Kosten der Sicherstellung gegen die Folgen der Arbeitslosigkeit von der Gesamtheit getragen werden sollen. Alle Vorschläge sind darin einig, daß von wesent licher Bedeutung für jede Form einer Arbeitslosenver sicherung das Vorhandensein und die Vervollkommnung der Arbeitsvermittelung ist. Der Darstellung ihres Stan des im Deutschen Reich ist der zweite Teil der Denkschrift gewidmet. Die Tätigkeit des Arbeitsnachweises bildet die Voraussetzung einer Arbeitslosenversicherung, da der Ver sicherungsfall erst dann eintreten kann, wenn Arbeit zu vermitteln zurzeit nicht möglich ist. Von der gleichen Be deutung wie für den Beginn der Unterstützung oder Ver sicherung ist die Tätigkeit des Arbeitsnachweises für das Ende der Versicherungsleistung, da diese aufhören muß, sobald Arbeit vermittelt wird. Bei der Würdigung der Frage, inwieweit der gegenwärtige Zustand genügt oder geeignet wäre, einer Losung des Problems der Arbeitslo senversicherung als Unterlage zu dienen, gelangt die Denk schrift zu dem Ergebnisse, daß dies im ganzen genommen im Deutschen Reich heute noch nicht der Fall ist, und daß ber Ausbau, die Zusammenfassung und die organische Ver bindung der einzelnen Formen des Arbeitsnachweises erst erfolgen muß, um die Vorbedingungen für die Lösung des Arbeitslosenversicherungs-Problems zu schaffen. W«i»m»zru. x. Der Besuchder englischen Journal »st en inDresden, nachdem diese bereits vorher in Bremen, Hamburg und Berlin gastlich ausgenommen worden sind, bildete auch für uns ein Ereignis. Man mag über der artige Besuche seine eigenen Gedanken haben, immerhin bleibt es für uns wertvoll, wenn die Vertreter der öffent lichen Meinung eines großen und mächtigen Volkes uns aufsuchen, um Land und Bevölkerung des starken Deut schen Reiches aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Die größten englischen Blätter sind allerdings nicht ver treten gewesen, immerhin hatten 39 Repräsentanten ange sehener Zeitungen Großbritanniens die Reise über den Ka nal zu uns unternommen und fanden eine glänzende Auf nahme. So war es schon in den genannten beiden Handels metropolen, so nicht minder in Berlin bez. Potsdam, wo Kaiser Wilhelm II. ritterlich die britischen Pressevertreter gastlich empfing, nachdem sein englischer Oheim beim Be suche der deutschen Stadtvertreter und Journalisten im vorigen Jahre in England diese wohl reich bewirten ließ, persönlich jedoch jede Berührung mit ihnen zu vermeiden wußte. — Dresden, die liebliche Stadt am Elbstrome, die mit ihrer reizenden Umgebung bekanntlich schon seit alter Zeit eine ganz besondere Anziehungskraft auf die Englän der ausübt und in unserem sogenannten „Englischen Vier tel" eine starke englische Kolonie besitzt, welche in den hie sigen Geschäftskreisen große Wertschätzung genießt, hatte sich ebenfalls — die Stadtvertretung und der V e r- ein zur Hebung des Fremdenverkehrs an der Spitze — gerüstet, um den britischen Gästen einen fest lichen Empfang zu bereiten, der weit über das sonst übliche Maß bei ähnlichen Anlässen hinausging. — Das Rathaus am Altmarkte zeigte die nur bei besonderen Festen ange legte Dekoration und viele Häuser der Schloß-, See- und Pragerstraße, wie überhaupt der inneren Stadt, waren reich beflaggt. Am Sonnabend, vormittags gegen 11 Uhr, trafen denn auch die englischen Gäste auf dem Hauptbahn hofe ein und wurden nach kurzer Begrüßung durch das hie sige Empfangskomitee in bereit gehaltenen Equipagen zu nächst nach dem „Europäischen Hof" geleitet, von wo nach Einnahme von Erfrischungen die Fahrt nach der Damps- schifsstation am Terrassenufer angetreten wurde. Fünf der Engländer, geführt vom Chefredakteur des „Dresdner An zeiger" Professor Dr. Lier, fuhren gleichzeitig im König!. Schlosse vor, wo sie unser leutseliger König Friedrich Au gust in besonders freundlicher Weise in Audienz empfing und sich mit ihnen längere Zeit unterhielt. Nach verbind licher Ansprache entließ der König die Deputation und nun wurde Uhr auf dem schmucken, reichbewimpelten Ober deckdampfer „Kaiserin Augusta" die allerdings von dem trüben Wetter etwas beeinträchtigte Vergnügungsfahrt nach Pillnitz angetreten. Auf dem Dampfer spielte die Kapelle des Schützenregiments, die Herren Oberbürgermeister Beut ler, sowie Stadtverordneten-Vorsteher Justizrat Dr. Stöckel und der Vorsitzende des Vereins zur Hebung des Fremden verkehrs, Kaufmann Behrens, erwiesen den Gästen die Honneurs. Auf dem Schiffe fand die offizielle Begrüßung der englischen Gäste durch Oberbürgermeister Beutler im Namen der städtischen Körperschaften statt, welche der Ver treter des Londoner „Contemporary Review" Bunding in seiner Landessprache erwiderte und dabei hcrvorhob, daß England und Dresden von jeher in enger Beziehung ge standen haben, die schöne Stadt von gebiLeten Oriten gern ausgesucht zu werden pflege, die stets entzückt von der Schönheit der Stadt und ihrer Kunstschätze wieder in die Heimat zurück kehrten. Der festliche Empfang stehe hinter dem in den nordischen Städten nicht zurück und er freue sich, zugleich im Namen seiner Kollegen dafür herzlich dan ken zu können. Unterwegs wurde den Gästen ein vorzüg lich zubereitetes Frühstück gereicht und unter den Klängen heiterer Musik, die vor der Königlichen Sommerresidenz die Sachsen-Hymne intonierte, traf der Dampfer in Pillnitz ein und legte an der breiten Freitreppe an. Von hier aus geleitete man die fremden Gäste nach dem „Chinesischen Saal", und dann in den großen Speisesaal, wo ihnen durch die Liebenswürdigkeit des Königs an reich dekorierten Ti schen die seltensten Tafelgemisse geboten wurden. Hier be grüßte im Namen Sr. Majestät der Minister des Königl. Hauses, Exz. v. Metzsch-Reichenbach, die Gäste. Weitere Ansprachen erfolgten nicht, nach Aufhebung der Tafel reichte man den Teilnehmern im herrlichen Schloßgarten noch Kaffee und Importen, es wurde schnell noch eine pho tographische Aufnahme gemacht, dann gingS gegen halb 3 in animierter Stimmung wieder zum Dampfer und be reits nach HL4 Uhr legte derselbe wieder an der Brühlschen Terrasse an. Von hier aus teilten sich die Ausflügler in einzelne Gruppen, um in bereitgestellten Wagen der Stadt und den Kgl. Sammlungen Besuche abzustatten. — Um halb 7 Uhr abends begann im Kgl. Opernhause die Fest vorstellung von Rich. Strauß' „Salome", die in der be kannten ersten Besetzung mit den Herren Burrian (Hero- des), Perron (Jochanaan), Jäger (Narnaboth), Fräul. von Chavanne (Herodias) u. s. w. gegeben wurde und un ter Herrn von Schuchs Leitung stand. Die Titelrolle aller dings sang nicht Frau Wittich, die sie s. Zt. kreiert, neuer dings aber den Geschmack an ihr verloren hat, sondern Frau Krull, welche, wie man weiß, in dieser Partie eine hervorragende Kunstleistung bietet. Die fremden Besucher waren denn auch des Lobes voll über die vortreffliche Auf führung. Das Werk fanden sie zum mindesten sehr inter essant. — Kurz nach Z4S Uhr gab dieStadtDresden den eng lischen Gästen und anderen Herren (zusammen 110 Per sonen) im oberen Saale des Kgl. Belvedere ein den Ab schluß der Veranstaltungen bildendes reich besetztes Fest mahl, wobei Dberbürgermeister Beutler abermals eine temperamentvolle Ansprache hielt, die neben dem Will kommengruß der städtischen Körperschaften bsß den Gästen sehr beifällige Aufnahme fand. Dasselbe war der Fall bei weiteren Reden des Chefredakteurs und Verlegers der „Neuesten Nachrichten" Wolff und des Kommerzienrates Dr. Reichardt, Verleger der „Dresdner Nachrichten", welche von Clement Kinloh-Cooke (The Empire Review), Tomp- son (Reynolds Newspaper) und William Thomas Stead (Review of Review) beantwortet wurden. Bei der Warme der Ansprachen der deutschen Herren war es jedoch für den unparteiischen Beobachter ohne Weiteres auffallend, daß die Engländer bei ihren Reden aus einer gewissen Reserve nicht heraus gingen, ein jedes ihrer Worte war, ihrem zu- rückhaltenden Volkscharakter gemäß, abgemessen, ohne jede Ueberschwänglichkeit, sie ließen sich wohlgefällig feiern, ohne sich in gleichem Maße zu revanchieren. — Um 11^40 Ahr fuhren dann die englischen Gäste nach München weiter. — Jedenfalls zeigten sich die Engländer aber hocherfreut von der Schönheit der Stadt Dresden und ihrer Umgebung, so wie von dem bereiteten liebenswürdigen Empfang und sie sprachen sich hierüber bei jeder Gelegenheit offen aus. -- Freilich werden sich die Hoffnungen der Optimisten, welche