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«». 1,L. 7. X die Leipz. N. Nachr., daß sie seit zwei Jahrzehnten bestehen. Dernburg lernte Schuckmann in Amerika kennen und ge wann eine tzrhe^BdeKnmg -von seinem" Tharakter undstrtt-' sichen Wesen. Als Bankdire^tor suchte Dernburg ihn für die Bank für Handel und Industrie zu gewinnen. KorpS- trüber find sie nicht. ^ Der neue Gouverneur von Kamerun, Geheimrat Seitz, der ursprünglich bereits Anfang Juni dorthin abreisen wollte, hat seine Abfahrt noch um vier Dachen verschoben, weil er sich vorher mit der Tochter deS verstorbenen berühmten Mlitärschriftstellers, Majors Jahns, zu verheiraten gedenkt. Die junge Frau begleitet ihren Gatten nach Kamerun. -i- Staatssekretär Dernburg beschränkt sich in diesem Jahre auf eine Reise nach Ostafrika und hat den ursprünglichen Plan, auch Südwestafrika zu besuchen, aufgegcben. Ueber die Gründe dieses Entschlusses erfährt das „B. T.": Herr Dernburg hat seit seinem Amtsantritt alle Gouverneure der verschiedenen Kolonien persönlich kennen gelernt, mit Ausnahme des Freiherrn von Rechen berg, Gouverneurs von Ostafrika. Mit den Herren Dr. Seitz und v. Schuckmann hat sich der Staatssekretär gründ lich aussprechen können, und er hegt jetzt den Wunsch, die Tätigkeit ves Herrn v. Rechenberg in Augenschein zu neh men. Vm» A»rkmd. Oesterreich. Der neue österreichische Reichs rat wird zum 15. Juni zusammenberufen. Am 17. wird die Thronrede gehalten und am nächsten Tage soll die erste Sitzung stattfinden. Präsident soll Ebenhoch als Kandi dat der Christlich-Sozialen und katholischen Volkspartei werden, erster Vizepräsident der Tscheche Zaczek und zwei- ter Barou Hock, für den die Deutschfreisinnigen und die deutschen Sozialdemokraten eintreten. Unmittelbar vor dem Zusammentritt des Abgeordnetenhauses wird die Er- nennung von 18 neuen Herrenhausmitgliedern erwartet, darunter Vertreter der Industrie, die infolge der Wahl reform ihre Vertretung im Abgeordnetenhause verloren hat. — In Galizien fanden Wahlkrawalle statt. In Lem berg wurde ein junger Mann durch einen Schutz tödlich ver wundet, in Horucko, wo die Gendarmerie eingreifen mußte, Wurden vier Bauern getötet, neun schwer verletzt. — Aus Anlaß des 60jährigen Regierungsjubiläums Kaisers Franz Josef im nächsten Jahre sollen Jubiläumsmünzen ausgegeben werden. -I- Frankreich. Zum japanisch-französischen Ab kommen, besten Unterzeichnung bevorsteht, erfährt die Köln. Ztg., daß beide Parteien es den Großmächten mitteilen werden. Minister Pichon hat bereits dem deutschen Bot schafter Fürsten Radolin von dieser Absicht Kenntnis ge geben und ihm gegenüber auch von den allgemeinen Grundzügen des Abkommens gesprochen. — Die Befriedi gung der französischen Forderungen aus Anlaß der Ermor dung des Arztes Dr. Mauchamps in Marrakesch ist von Marokko versprochen worden. ^Rußland. Trotzdem russische Revolutionäre in Berlin, Paris und anderen europäischen Hauptstädten ihr Unwesen treiben, fehlt es auch im Zarenreiche sechst an die sen Giftpflanzen in keiner Weise. Trotz gelegentlicher De mentis scheint auch die Meldung auf Tatsachen zu beruhen, daß der sozialdemokratische Dumaabgcordnete Osol in sei ner Wohnung geheime Sitzungen mit Terroristen abhielt, welche die revolutionäre Propaganda im Heere betreiben, und daß mit Osol zahlreiche ändere sozialistische Dumamit glieder unter einer Decke steckten. Die Meldung, daß im Ganzen 84 sozialdemokratische Abgeordnete wegen dieser Angelegenheit in ein Gerichtsverfahren gezogen sind, tritt aufs Neue mit solcher Bestimmtheit auf, daß man an ihrer Richtigkeit kaum noch zweifeln kann. — Die Duma hat die Vorlage behufs Bewilligung von 17Vs Mill. Rubel zur Un- Süchstsch« Awrf»etv»D mW Gld-anpreste. terstützung der von der Hungersnot betroffenen Gebiete an genommen. — Die Regierungserklärung Stolypins über die-Ahrbrfrage hat in ihrer-Unbestimmtheit niemanden recht befriedigt. Den einen gehen die Zugeständnisse deS Ministerpräsidenten zu weit, den anderen nicht weit genug. DaS Wahrscheinliche ist, daß bis auf Weiteres alles.beim alten bleiben wird. — Die im ostasiatischen Kriege ver nichtete russische Flotte »soll erneuert werden, aber eine An gabe, es wurden 1600 Millionen Rubel oder rund Milliarden Mark aufgewendet werden, wird als falsch be zeichnet. Bei der schlechten Finanzlage des Zarenreiches, das im Auslande immer neu pumpen mutz, ist dies ohne weiteres einleuchtend. LihihnnHiizei «ch Smit». — DerKampfimBerlinerBaugewerbe beschäftigte am Sonntag eine Versammlung der Ausge sperrten, die selbst ihre Zahl nur auf 10 472 angeben. Man erörterte den Schiedsspruch des Gewerbegerichts und die Frage, ob man weiter in der Abwehr verharren oder zum Angriff, Streik der noch nicht Ausgesperrten, übergehen solle. Es wurde auf die Uneinigkeit in den Kreisen der Arbeitgeber hingewiesen und eine zuversichtliche Stimmung bekundet. — Massenaussperrungen finden in der Metallindustrie in Frankfurt a. M. und Umgegend statt. Die Zahl der bereits Ausgesperrten wird auf 3000 bis 8000 angegeben, weitere Maßregelungen bis zur Gesamthöhe von 18 000 Mann sollen folgen. In Saalfeld wuroen 1000 organisierte Metallarbeiter ausgesperrt. — Auf der Erie- bahn in Nordamerika streiken 5000 Werkstättenarbeiter. 8n Ritz ii» Fmu Mühlhausen i. Th., 25. Mai. In Großengot tern, bekannt durch seinen ausgedehnten Gurkenanbau, sind an den Pfingsttagen auf sämtlichen Gurkenplantagen die Pflanzen erfroren. Mindestens 1000 Morgen sind davon betroffen, wodurch für die Landwirte einlbedeutender Scha den entstanden ist. Auch die Frühkartoffeln und Bohnen sind durch den Frost vernichtet. Selbst die Weintrauben stöcke und die Obstbäume haben durch die Kälte gelitten. — Die Hamster treten in diesem Jahre in der hiesigen Gegend so stark auf, daß sie den Landmann um einen Teil seiner Ernte zu bringen drohen. Der Magistrat bezahlt für jeden getöteten Hamster eine Fangprämie von 10 Pfg. Inner halb 5 Tagen wurden bereits rund 1200 Tiere dem Ma gistrat eingeliefert. .... Aschersleben, 25. Mai. Durch das Regenwet ter der letzten Tage war an einem Neubau des Gutsbesitzers Blume in Dreileben eine Gartenmauer, vor der eine tiefe Ausschachtung vorgenommen war, derart unterspült, daß gestern die Mauer ihrer ganzen Länge nach zusammen stürzte und drei Maurer verschüttete. Der Maurer Schä fer, ein 56 Jahre alter Mann, war sofort tot ; ihm war der Schädel mehrmals gebrochen. Aber auch die beiden ande ren, die Maurer Gebhardt und Finke, sind schwer verletzt. Sonneberg, 25. Mai. Die Heimarbeiter im Thü ringer Wald haben sich zu einem Schnitzerverband zusam mengeschlossen zur Erzielung günstigerer Verkaufspreise. - M a g d e b u r g, 25. Mai. Im hiesigen Eisenbahn fundbureau wurde in einer Kiste verpackt ebne stark in Ver wesung übergegangene Kindesleiche vorgcfunden. Die Kiste war im benachbarten Burg am 3. April bahnlagernd hinter legt worden. Es wird angenommen, daß das Kind lebend in die Kiste gelegt und darin erstickt ist. Flensburg, 25. Mai. Das Gewerbegericht er kannte gegen zehn Gesellen eines Maurermeisters wegen Tarifbruchs vertraggemäß auf Schadenersatz von je 50 Mk. Bm ReichsVnßchmmßDGM, (BiWemk »erdoten.) HaftendrutscheUnfall-Bersichetüsth gen für Unfälle im AuSlande? Ein deutsches, Maschinenbauer erlitt in der Türkei einen Unfall, alSK bei der von der Zweigniederlassung einer deutschen Kkstkr in Wien übernommenen Herstellung einer elektrischen Be leuchtungsanlage beschäftigt war. Der Verletzte hielt dltz deutsche Berufsgenostenschaft für entschädigungspflichtiß, weil der Wiener Betrieb einen Teil des Betriebes der tk Deutschland domizilierten Firma bildet. Die Entschädig ungsansprüche sind abgewiesen. Das Urteil führt aus, daß zwar die Versicherung eines inländischen Betriebes raun», lich nicht unter allen Umständen auf das Inland beschränkt ist, es werden vielmehr von der Bersicherunaspflicht viel fach auch solche Betriebstätigkeiten mit erfaßt, die sich im Auslande vollziehen, jedoch mit dem JnlandSbetrieb in Be rührung stehen. Dies gilt nur in soweit, als sie die im Auslande vorzunehmenden Arbeiten nicht mehr eine un selbständige Ausstrahlung eines solchen Betriebes, sondern für sich einen selbständigen Betrieb bilden. — In diesem vorliegenden Falle handelte es sich bei dem Betriebe in Wien um eine besondere Zweigniederlas* sung, die als solche derösterreichischenStaa t G aufsicht unter st eh t, besondere Bilanzen zieht, sekG ständige Beamte und Arbeiter anstellt und besondere- räumliches Geschäftsgebiet bearbeitet. Ein Unfall durch Blitzschlag ist Be triebsunfall. Das ReichsversicherungSamt hat über diesen interessanten, aber auch wichtigen Fall zu entschei den, nachdem die Berufsgenostcnschaft und das Schiedsge richt die^ Haftpflicht zurückwiesen. Die Rekursentscheidung erkennt die Entschädigungsansprüche der Hinterbliebenen eines Arbeiters, der auf freiem Felde beim Kühehüten durch Blitzschlag getötet worden war, an. Die Entscheidung hebt hervor, daß der Verunglückte durch seinen Standpunkt, den er infolge seiner Betriebsbeschäftigung inne hatte, in einem gewißen Umkreise den höchsten Punkt eines Geländes bildete, über welches sich das Gewitter entlud. Nach den wissenschaftlichen Erfah rungen über die Bildung der Blitzbahnen besteht ein aus reichender Grund für die Annahme, daß der Verunglückte während des Gewitters der Blitzgefahr in erhöhtem Maße ausgesetzt war. Auch die neuesten wissenschaftlichen Be obachtungen bestätigen, daß die Blitzrichtung niemals dem Zufall folgt, sondern vielmehr in jedem einzelnen Falle immer da, wo der Blitz einschlägt, ein den Blitz anziehender besonderer Gegenstand vorhanden gewesen ist. PWlklMlffUHsHtM, (mitgeteilt vom Patentbur. Krueger, Dresden, Schloßstr. Bezirksliste geschützter Erfindungen Radebeuler Maschinenfabrik Aug. Koebia^ Radebeul: Vorrichtung zum Trocknen von später mit photographischen Schichten zu überziehenden Glasplatten. (Ert. Pat.) — Edm. Kletzsch, Coswig: Hovizontal arbeitendes, mit Quer stäben versehenes Rührwerk für Kartoffel- u. Rübenwäsch maschinen. (Gebrauchsmuster.) — Ernst Mar Zschau- bitz, .Piskowitz bei Taubenhain: Hacke zur Bodenbearbei tung mit leicht auswechselbarer Schneide. (Gm.) — M. Gutsche, Lausa: Mit einem Klappbügel versehener Futter beutel für Zugtiere. (Gm.) — Friedrich Kleemann, Leu- ben: Oeffner für Steuerbanderolen an Zigarettenschach teln, die zugleich als Schachtelöffner dient. (Gm.) — I. Bunge, Pötzscha bei Wehlen: Auf die Klaviatur des Kla viers, Harmoniums usw. zu stellende Tafel, welche mit einem den Tasten entsprechenden Aufdruck versehen ist. (Gm.) ich sie doch bester verwahrt — hätte ich sie doch besser ver wahrt!" „Wissen Sie, wieviel Pulver sich noch in der Schachtel befanden?" fragte der Arzt in sichtbarer Spannung. Der Major überlegte ein paar Sekunden. „Es können höchstens noch drei oder vier gewesen sein." Der,Arzt nickte befriedigt. „Schön! Wollen Sic mir, bitte, einmal das Rezept zeigen!" . Der alte Herr eilte wieder in das Wohnzimmer und kehrte nach wenigen Minuten zurück, die der Arzt benutzt hatte, um die Kranke zu untersuchen. Der Arzt überflog daS Rezept, dann erhellte sich sein Gesicht, seine Augen blick ten ermutigend, und aus dem Ton seiner Stimme klang deutlich die Genugtuung, die es ihm bereitete, den Eltern das günstige Resultat seiner Untersuchung und seiner Kenntnis der Sachlage mitteilen zu können: „Seien Sie ganz ruhig! Es ist keine Gefahr. Die Dosis war zum Glück nicht stark genug. Wenigstens wenn Ihrer Tochter sonst nichts gefehlt hat —" Major von Sterneck faltete in einer unwillkürlichen Bewegung seine Hände, seine Augen schlossen sich für einen kurzen Moment, und pun hob sich seine Brust in einem tie fen, befreienden Atemzug. „Nein!" sagte er mit klangvoller, fester Stimme. „Sie hat nie geklagt, und von Natur hat sie eine gute Kon stitution. Der Arzt nickte. Dann schrieb er ein paar Zeilen auf einen Rezeptzettel, den er seiner Brieftasche entnommen hatte, und wandte sich damit lebhaft an den ihn aufmerk sam beobachtenden alten Herrn. Darf ich Ihre Mühe noch einmal in Anspruch neh ¬ men? Zur Sicherheit möchte ich doch den Magen auspum pen. Die Prozedur geht leicht und schnell von statten. In zwischen möchte ich die gnädige Frau bitten, für starken, recht starken Kaffee zu sorgen." Während das Dienstmädchen davoneilte und Frau v. Sterneck sich in die Küche begab, wandten sich der Major und der Arzt wieder zum Krankenbett. Wanda lag noch immer anscheinend bewußtlos; erst als der Arzt ihr ein paar kalte Kompressen gegeben hatte, schlug sie die Augen auf. Starr, verständnislos sah sieben fremden Mann an. Sie wußte offenbar nicht, wo sie sich befand und was sie von der fremden Erscheinung zu halten hatte. Erst als sie ihren Vater erblickte, schauderte sie zusammen und schien zum Bewußtsein dessen, was mit ihr vorgegangen war, zu kommen. Sie stöhnte tief, ließ den ein wenig in die Höhe gereckten Kopf auf das Kisten zurücksinken und schloß aber mals die Augen. „Wanda!" sagte der alte Herr erschüttert und legte seine Hand beschwörend auf ihre Schulter. Aber der Arzt machte ihm ein Zeichen, die Kranke in Ruhe zu lasten. Die Magenausspülung mittels der aus der Woh nung des Arztes herbeigeholten Magenpumpe erwies sich als eine ziemlich einfache Manipulation. Als sich die Kranke ein wenig erholt hatte, nahm sie ein paar Schluck von dem ihr von der Mutter gereichten Kaffee. Es war wie eine stille Verabredung, daß niemand auch nur die ge ringste Frage über das Motiv ihrer Verzweiflungstat an die Franke richtete. Nur Wer ihr Befinden erkundigte der Arzt sich eingehend: ob sie noch immer das schmerzhaft zu sammenziehende Gefühl im Schlunde habe und den Druck in der Herzgrube, über den sie in ihren ersten Antworten auf die an sie gerichteten Fragen geklagt hatte. Als sich der Arzt nach ungefähr einem Stündchen zum Gehen anschickte, bestätigte er noch einmal, daß nach seiner Ansicht eine Lebensgefahr nicht vorhanden sei. Ein paar Tage Bettruhe und sorgfältige Pflege würden die Er krankte rasch wieder Herstellen. Im übrigen erklärte er, daß er bei einer unvorhergesehenen Wendung zum Schlim meren zur Disposition stände und in jedem Falle am Lu deren Morgen noch einmal vorsprechen würde. Schweigend, beklommenen Herzens, noch immer ver stört und voll Unrrche, wenn auch nicht mehr iu der schreck lichen Todesangst der ersten Viertelstunde, saßen die beiden Eltern am Bett. Da schlug die Kranke pÜtzltch ihre beiden Hände vor das Gesicht und brach in ein leidenschaftliches Weinen aus. „Warum habt ihr mich nicht sterben lasten!" schluchzte sie. „Warum habe ihr mich nicht sterben lasten!" Beide, der Major, sowie seine Gattin, erschraken aufS tiefste angesichts der bitteren, hoffnungslosen BerztmA lung, die sich in den Worten und in den Gebärden der Wei nenden ausdrückte. 7-.. Erschüttert, bestürzt standen sie neben dem Bett und wußten nicht, was sie sagen, womit sie trösten sollten. Das hatten sie ja nicht geahnt, das hatten sie nicht gewollt. Er griffen beugten sie sich über die fassungslos Schluchzende und raunten ihr die zärtlichsten Worte zu. Nichts solle gr - schehen, was sie nicht wolle, und sie selbst wollten ja nichts als nur ihres Kindes Glück. Drei Tage später, als Wanda schon völlig wiederher gestellt, wenn auch noch etwas schwach auf dem Sofa im Wohnzimmer ruhte, hatte Herwart eine Unterredung unter vier Augen mit ihr. Der Leutnant saß neben dem Sdfn und hielt die Hand seiner Schwester in der selüen. ^Fortsetzung folgt.)