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könne, sodaß ihn der Sheriff ungeduldig unterbrach: „Es tut mir leid, aber ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie sich wiederholen." „Das kommt auf die Auffassung an," entgegnete Gount seelenruhig, „es gibt Ideen, die man öfter ausdrücken muß, damit sie verstanden werden." „Ta haben Sie recht, entschuldigen Sie die Unterbrechung." Als Gount endlich seine „Ideen" genügend zum Vortrag ge bracht hatte, ließ er sich willig hängen. Auch von dem berühmten Schinderhannes, dessen Schreckensherrschaft im Elsaß den Behörden viel Aerger be reitet hatte, berichtet Ginisty merkwürdige Einzelheiten. Bei seiner Hinrichtung befürchteten die Behörden eine Ueberraschung durch die zahlreichen noch nicht fcstgenom- mcnen Mitglieder seiner Bande. Um Schinderhannes ge fügig zu machen, gingen sie bereitwillig auf seine Wünsche ein, selbst noch auf dem Richtplatz. Auf dem Schafott an gelangt, verlangte er plötzlich, vor seiner Enthauptung die Guillotine in Funktion zu sehen. Auch dies ward ihm ge währt und der Scharfrichter ließ das Fallbeil „probeköp- fen", gab auch Schinderhannes auf seine Fragen genaue Auskunft über den Mechanismus und seine einzelnen Teile. „Schön," sagte dieser endlich, als sein Wissensdurst gestillt war, „diese Maschine war mir ein wenig verdächtig, ich sehe aber, daß ich Vertrauen zu ihr haben kann." Spruchs im' ließ sich ruhig enthaupten W. v. Buttla r. — Fllktzn Der weitaus größere Teil des Publikums verwechselt die beiden Straucharten „Hollunder" und „Flieder" mit einander. Deshalb mag Nachstehendes zur Aufklärung dienen: Der augenblicklich in Endsträußen weiß und lilla blühende Strauch, dessen Blüten angenehm duften, ist die gemeine Syring, Hollunder, Holder, Syringa vul garis, stammt auvPers.en, trüg: kei.:-: genießbaren Früchte. Ter einen Monat später blühende offizinelle Flie der, Sambucus nigra, hat Weiße stark riechende Dolden blüten. Er dient zu Kräuterkissen und ist getrocknet als Fliedertee eines der besten schweißtreibenden allgemein be kannten Mittel. Die im Herbst reifenden, schwarzen Bee ren geben, verkocht, eine gute Suppe und Mus, der ein Heilmittel gegen Erkältung, Rheumatismus usw. ist. Eine Abart hiervon ist der in eiförmigen gelblich-grünen Sträu ßen blühende Flieder, Sambucus recemosa, der uns häufig in Waldblößen und an Waldrändern begegnet. Die leuch tend roten Beeren find eine beliebte Speise der Vögel, na mentlich der Rotkehlchen. Er wird häufig als Vogelbeer baum bezeichnet, worunter der Gebirgler jedoch die Eber esche, den „Vuglbärbaam" versteht. Wie oft aber beide Straucharten mit einander ver wechselt werden, ersieht man nicht nur in botanischen Lehr büchern, auch in der verflossenen Gartenbau-Ausstellung war der Hollunder als Flieder bezeichnet. Bemerkt sei noch, daß alle verbrochenen Gedichte an den Flieder, wie vorstehend klar gelegt, an die falsche Adresse gerichtet sind. H. L a m m. Mk Bttllitt L»h»I»tschr». Die ersten Fiaker wurden in Berlin durch König Friedrich Wilhelm I. eingeführt. Tie Anregung dazu gab ein gelegentlich erstatteter Bericht des Kammerherrn Ba- ron v. Pollnitz über seinen Aufenthalt in Paris. Durch Kabinettsorder d. d. 11. Dezember 1739 ward in Spree athen eine „Fiakerzunft" begründet und dieser von dem Monarchen die Summe von 1400 Talern als Beihilfe zur Beschaffung von vierzehn Wagen bewilligt. Da jedes der gleichartig hergestellten Gefährte aber nur SO Taler kostete, bekamen die „priviligierten Urkollegen" der jetzigen Drosch- kenlenker die Vehikel — geschenkt, mußten jedoch die Be triebsausgaben aus eigenen Mitteln bestreiten. Der „sänf- Galgenhumor. (Nachdruck verboten.) Die strenge Justitia verträgt eigentlich keinen Hu mor. Aber gerade unter den Verbrechern aller Zeiten hat es Cyniker gegeben, die ihre völlige Ruhe bewahrten auf dem Gang zum Richtplatz und auf diesem selbst. Mancher prägte kurz vor seiner Hinrichtung noch ein charakteristi sches Wort, das noch lange von Mund zu Mund ging und dem Gerichteten einen gewissen Ruhm erwarb. Der Fran zose Paul Ginisty hat sich mit dem merkwürdigen Thema befaßt, derartige „letzte Worte der Verurteilten", die sie angesichts des Schafotts geäußert hatten, zu sammeln, nicht die ernsten Stoßseufzer bußfertiger Sünder, sondern Aus sprüche, die man treffend als „Galgenhumor" bezeichnen kann. Ein Zollwächter Meunier, der drei Morde und die Erdrosselung seines kleinen Sohnes auf dem Gewissen hatte, fand in seinen letzten Augenblicken, als ihm der Hen ker einen Ausschnitt an seinem Hemd machte, nur die be dauernden Worte: „Das schöne, neue Hemd!" Ein Neger, Rosaire, legte mit dem philosophischen Trost: „Man stirbt nur einmal" sein Haupt ruhig auf den Block. Als die Hin richtungen noch öffentlich auf der Richtstätte vorgenommen wurden, bemerkte ein gewißer Jean Hiroux im letzten Au genblick unter den Zuschauern eine junge Frau, die sich auf die Zehen erhob, um besser sehen zu können. Er verbeugte sich höflich zu ihr hin und rief: „Ein bischen mehr rechts, Madame, da werden Sie besser sehen." In England er laubte man früher den Verurteilten, vom Schafott einen Abfchiedsgruß an die Menge zu richten oder eine Rede zu halten. Ein Mörder, namens Walcott, hatte bereits eine halbe Stunde gesprochen, als er sich plötzlich unterbrach und zum Sheriff gewendet, bedauernd fragte: „Ich werde wohl etwas zu ausführlich?" „Bitte lassen Sie sich nur Zeit," antwortete dieser höflich, „ich warte gern, bis Sie zu Ende sind." Ein gewisser Gount begann: „Ich werde meine Rede i:i drei Teile teilen . . .", schien aber kein Ende finden zu (U27H («SM 842 (US4) t »t-Utsch« -u«eh»e»d« stellenweise 'S- 2 MU I E »ost b^o-e» «"'W* H Sjichslschk ! - -- 1907. 1S2—1»7 DochkituilgElbMprch Üuyumttim —2SL Mittwoch, den 15. Mai 1S07 a): 18,00- Gpr»l Die „Nordd. Allg. Ztg." teilt mit, daß der Gouver neur von Kamerun Jesko von Puttkamer in den „einstwei ligen Ruhestand" versetzt worden und Geheimer Legations rat Tr. Seitz zum Gouverneur von Kamerun bestellt wor den ist. Prinz Moritz von Sachfen-Altenburg ist am Montag nachmittag 1 Uhr in Arco gestorben. ----Fernsprecher;--^- Ai», Dresden Nr. 809. und der« esp. SL-S8 ge 89—40 kN 84-87 «ad Küh«, ;sam. Ha ralden «ad »r., Ao/, ltere 81 bit er- 27-80 hige aas-» sp. 70-74, chtwertt bit nr-gemLstttt »ad Kalbe» und Kalb« 1 »lschtlnr Itlxrl «ochMM, «HchMlUags s Uhr HM IWGMDen LAg. « erlolgt bt» «Waad LUHa. j »arapti, tw«n,m»en «nuahmepellen: letzte Sette. Rr. 111 288vchfa lullen), 750 -eiue«, ei».. j-rraaarisch« üe Preist » wicht Mr« ruSgUlÜstett fp. 77-80, Der englische Premierminister iiber die Abrniinngsfrage. Die Offenheit, mit der Fürst Bülow jüngst im Reichs tage den Standpunkt der deutschen Regierung in der Ab rüstungsfrage darlegte, hat nirgend im Auslande ihre Wir kung verfehlt, selbst nicht bei denen, die im Haag das The ma von allen Mächten erörtert zu sehen wünschten. So weit man sich nicht in der Sache auf denselben Standpunkt stellt wie die deutsche Regierung, daß nämlich die Frage für eine Konferenzverhandlung viel zu wenig geklärt ist, er kennt man doch an, daß die deutsche Nichtbeteiligung an der gewünschten Diskussion auf guten Gründen beruht. Auch der Autor des Vorschlages, die Verhandlungen der Haager Konferenz mit der Abrüstungsfrage zu belasten, der eng lische Premierminister Campbell-Bannerman, erklärte am 10. Mai in einer zu Manchester gehaltenen Rede: wenn Müßig gt- I sp. 68—78, l Kälber: 1. der 54 bit I Saugkälber I 8—SO resp. T ?. Sl—88, I , 8. älter« jig geuährtt Der FlijsnMüUnji. Seit 1. Februar dieses Jahres ist für das Königreich Sachsen ein Flußaufsichtsdienst eingerichtet wor den, der durch Flußmeister und Flußauffeher auSgeübt wird. Dem Flußmeister liegen insbesondere folgende Dienstpflichten ob: 1. Die Feststellung von Wasser- und Uferverunreinig- ungen, die Fürsorge für deren Behebungen, die Untersuch ung von Klär- und Beschleusungsanlagen soweit für solche Anlagen fließende Gewässer usw. als Vorflut benutzt wer den, die Feststellung von Vorrichtungen für dauernde Ent ziehung von Fluß- oder Teichwasser und der etwaigen Zu führung von ungereinigtem Fluß- oder Teichwasser nach Trinkwasserleitungsanlagen; 2. die Aufsicht über die Freihaltung des Neber- schwemmungsgebietes der Wasserläufe, ferner über die Be seitigung von Stromhemmnissen aller Art; 3. die Prüfung von Uferfchuhbauten, Hochwasserdäm- men, Brücken und Stegen sowie von Führten und Wehren, von Vorrichtungen zur Erleichterung des Zuges der Fische, die Ueberwachung von Talsperren und Stauzeichen; 4. die Aufsicht über die Ausrüstung und bauliche Er haltung der Pegelstellen und die Mitüberwachung der Aus übung des Hochwassermeldedienstes: 5. die Aufsicht über die Befolgung der fischereipolizei- lichen Vorschriften; 6. die Aufsicht darüber, daß bei bevorstehenden Eis gängen und Hochfluten das Aufeisen der im Wasserlaufe vorhandenen Bauwerke und das Ziehen der Wehre, Frei- fluter und dergl. rechtzeitig ausgeführt wird und während der Hochfluten und Eisfahrten die Hochwasserdämme von den Unterhaltungspflichtigen ausreichend bewacht werden. Tie Anlieger an den Wasserläufen, insbesondere auch die Besitzer von gewerblichen Anlagen, sind verpflichtet, den Flußaufsichtsbeamten bei Ausübung ihrer Aufsichtsführ ung den Zutritt zu den in Frage kommenden Grundstücken und Anlagen zu gestatten, ihnen auch die nötigen Aus künfte zu erteilen. Für den Bezirk der Königlichen Amts hauptmannschaft Dresden-Altstadt steht der Flußmeister Preußerin Dresden in Pflicht. »«eßt Srchiißr. Der Reichstag genehmigte gestern in zweiter Lesung das Handelsprovisorium mit Amerika und das Reichs beamtengesetz mit den Anhängseln der Reliktenversorgung. Nach Mitteilung des Grafen Posadowsky an den Reichs tag wird der letztere bis zum IS. November vertagt wer den. man auch die Notwendigkeit, sich an der Diskussion nicht zu beteiligen, aufrichtig bedauere, so verdiene doch die frei mütige Darlegung und der freundschaftliche Ton in der Rede des deutschen Reichskanzlers verständnisvolle Aner kennung. Dabei trat der Premierminister dem Verdacht ent gegen, daß man Deutschland durch das Aufwerfen dieser Frage habe in Verlegenheit bringen wollen. Das mag am Ende für das Haupt der liberalen Partei gelten, das in dem letzten englischen Wahlkampf den Wählern verspro chen hatte, einen ernsthaften Versuch zur Ermäßigung der Rüstungsausgaben zu machen, wenn die Liberalen ans Ru der kämen. Sir Henry Campbell Bannerman lebt aber in dem Gedanken, daß der Verdacht gegen Deutschland bei anderem Verhalten der deutschen Regierung hätte vermieden wer den können. In seiner Rede findet sich nämlich der Satz: „Hätte Deutschland nur einen einleitenden Schritt getan, so wäre England ihm freundschaftlich ohne jeden Hinterge danken entgegengekommen." Wieso das? Rußland ent wirft ein Programm und lädt zur Konferenz ein. Deutsch land nimmt das Programm ohneZusatz an, England macht den Vorbehalt, die Abrüstungsfrage zur Sprache zu brin gen. Rußland teilt das den Mächten, mit, worauf Deutsch land, ebenso wie andere Mächte, erklärt, es werde an Dis kussionen nicht teilnehmen, von denen es sich keinen prak tischen Erfolg verspreche. Das Zentrum der Verhandlun gen über das Programm war also Petersburg, dorthin teilte England'seinen Vorbehalt mit. Wie sollte die deut sche Regierung dazu kommen, einen „einleitenden Schritt" in Ländern zu tun wegen einer Frage, welche die englische Regierung in Petersburg angeregt hatte? Mit andern Worten, der Wunsch, die Abrüstungsfrage zu diskutieren, war eine englische Angelegenheit, und besondere Schritte, um die Zustimmung Deutschlands zu erlangen, hätten so gleich und von England ausgehen können. So lange solche Schritte unterblieben, hatte die deutsche Regierung ihre Haltung zu den Konfcrenzangelegenheiten nur der Stelle kundzutun, von der ihr das Programm und der englische Vorbehalt mitgeteilt worden war. «etlageu: * .Nich Druck und Verlag: SIbgau-Vuchdruckeret und verlagsaußall Her»a»n Veyer 2 I»., VlufeAtttz; »«MM.: Wilh. v. Buttlar, vlasewitz « m 1« k 1 a 11 imöie ssgl. llmtrda«pima»»rcd»tte« 0mcke»-Mtt«ll u. v«rt«u. <ias stgl. -Mtrgencdt »nicke«, /ZNIISVI«»» w, He «gl. ZupeniUenckentuf vnrcken II, ckie Kgl. rsrrtttiNLmler vkescken, Montrdurg «s jßs ««»«IX«», Qu»«««, c»«n»Nr. vo»Mr, McdE. WUMMN». ts-rumt«. Ntwta. r»Mt« tleaeru» und Nir Sl-rrvilr, c«dwiu. Nöidvilr. Atirxr kirr». SWI-U. <n« ttirmirgtmrimirn. 0r<r<lei> »«> Nrugf»".