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! 69. Jahrg. Dienstag, den 14. Mai 19V7. Beilagen: .Jlliiftrirrt-» N»tr,h«l1»«,»»lir- ck- ,«.ch Aeirr«»e»d- .H—». »«» Druck und Verlag: Elbguu-Vuchdruckerei und Verla-»,»palt Her»«»« Betzer L L»., Vlaievitz; »eriml».: Wilh. v. vuttlar, vlaft»itz »ierteljilhrltch »onallich ». 1^0 «. -TV , 2 22 , — 74 , 2- . -W , , 80 . -LL Hm 1LdIätt!ur äie llgl. llmtrdauplmannrcdaNen veeraen u. Denrtaat, äas K-I. n»lrgertcdt Veerse», Kgi. Zuperinlenöentur Diesäen ll, sie Xgi. lorrtfent-imter Dressen. Monlrbmg «ne I», II« ««»«IKt», r«i»«e«i. rureunr. v»»rl», w«»»Ur. NI«Itfp»vsl«r. ft»ti«n»INl. eilwur, Lr«»i« »«rtt« un<i e-rie»»«. MIIttKsrt-Nrg»» UNÄ coK«I-Nn«lgir lür KIsremIr, r,;»«i!r. «»»mir, rvei5,«k Nir,», öüklsu, ckir lörrniirgeiminäeii. vrerörn SImren unä Neugni»«. Telegramm - Adresse: Sldgaupreffe Vlasewi,. ---Fernsprecher:^-- -ot Dresdeu Nr. SOS. Nr. 110. Mchsjsche j'WWtz«" arsskiiilllg.>» ObMMkjse Srscheml jede« Wache«ta« uachmiUag» LUHr s»r »e, falgeudeu Tck^ > Auaelaau-Ruuadme erialal di» R Üdr ! j Inserat*, ko!, di« 6«,esp PeÜizeUe 20 Ps., NetueAnzelgeu 15 Hs., , die ReName-etle So Pt. F«r di« «usnahwe an bestimmter Stell« »ird keine Garantie übernommen Annahmestelle«: letzte Seite. NeduktiuuSschlutz r » Uhr «WWW». Sprechstunde der Neduktto«: ü a UhrNMchmUt«-». Neveße Ereigriße. Dem deutschen Kaiserpaar wurden in Wiesbaden nach der Einweihung 5es neuen Kurhauses begeisterte Ovatio nen dargebracht. Gestern unternahmen der Kaiser und die Kaiserin Ausflüge in die Umgebung. Am Abend nahmen die Festspiele ihren Anfang. Der Reichstag beschäftigte sich mit der ersten Be ratung des Weltpostvertrags und mit den verschiedenen Grubenkatastrophen der letzten Zeit. Der König von England hat telegraphisch darum ge beten, Pate des spanischen Thronfolgers sein zu dürfen, doch wurde ihm diese Bitte abgeschlagen, da der Papst Pate sein wird. Bei einem Eisenbahnunglück in der Nähe der nord amerikanischen Stadt Honda (Columbias sind 25 Men schen ums Leben gekommen. Die Aera Dtrakarg. Ziemlich bis Ende dieses Tessionsabschnittes des Reichstages hat es gedauert, bis die Kolonial-Forderungen, die den Anlaß zur letzten Parlaments-Auflösung gaben, definitiv angenommen sind. Da das Resultat nach dem Ergebnis der Neuwahlen feststand, brauchte sich Niemand über das Warten weiter aufzuregen, und es wird hoffent lich nun in Zukunft das Feilschen um das unbedingt Not madige vermieden werden. Die Förderung des Verkehrs in den Schutzgebieten zur Sicherung der militärischen Po sten, des Handels und der Verpflegung ist wohl von allen vorurteilsfreien Volksvertretern als unabweisbar aner kannt, und, wenn nicht sofort, so doch schließlich werden auch die durch die langen Unruhen so schwer geschädigten Far mer in Südwestafrika alles erhalten, was sie billigerweise verlangen können. Einem sparsamen Abgeordneten steht es wohl an, wenn er der Reichskasse eine Ausgabe von einer oder zwei Millionen zu verhindern bestrebt ist, aber wenn es sich darum handelt, Männern, die in sehr ernster Zeit das Herz aus dem rechten Fleck hatten, wie man es von unseren südafrikanischen Farmern doch wohl sagen kann, einen Ersatz für Nachteil in ihrem Dienst als deutsche Kulturpioniere zu gewähren, dann darf das wirklich nicht wie ein Trinkgeld aussehen. Das wäre nicht schön! Bisher hatten wir in der Kolonialpolitik eine Aera Dernburg vorwiegend des Wortes; ohne jede Silbe, die der gegenwärtige Kolonialherr vor dem versammelten Reichs tage gesprochen hat, unterschreiben zu wollen, müssen wir doch sagen, daß seine Rede in allen Bürgerkreisen sympa- tisch berührt haben, weil sie Hand und Fuß hatten. Der Aera des Wortes folgt nun für Herrn Dernburg diejenige des praktischen Studiums und, daraus hervorgehend, die der Tat. Wir kommen also nun zu dem eigentlichen Wir ken und der dornigsten Arbeit, denn jetzt handelt es sich um die Anfänge der neuen Unternehmungen, die dahin führen sollen, mehr noch unseren Kolonialbesitz in einen „ren tablen Betrieb", um diesen Ausdruck zu wählen, umzuwan deln. Und dazu ist, um für jedes geschäftliche Beginnen nicht nur Kapital und Kenntnis, sondern auch ein gutes Stück Selbstbewußtem erforderlich. Mag es namentlich an dem letzteren dem Reichstag nicht fehlen, dann kommen wir über Vieles ohne Zwist fort. Erzellenz Dernburg ist zum Leiter des Reichs-Kolo- nialamtes berufen, weil er ein vorzüglicher Kaufmann ist. Jeder Kaufmann muß zu einer einer geschäftlichen Kam pagne genau so gut wagen, wie ein General, aber ebenso gut muß er wägen; muß ein Feldherr mit einem gewissen Verlust seiner Streitkräfte im Ernstfall rechnen, so muß es der Kaufmann mit der teilweisen Einbuße seines Kapi tals. Doch in beiden Fällen wird man sich hüten, eine Untergrabung seiner Kräfte, die verderblich werden könnte, herbeizuführen. Auf diesem Standpunkt steht Herr Dern burg in seiner Kolonialpolitik, und wir meinen, wenn der Reichstag sich ebenfalls nur von solchen Erwägungen leiten läßt, wird man ohne viel Lamento zum Ziele gelangen. Herr Dernburg wird sich jetzt nicht hinstellen und sagen, bauen wie neue Eisenbahnen, gründen wir neue Groß- Unteruehmungen, dann haben wir die Rentabilität, son dern er wird Nachweisen, was das rpivate Kapital und die persönliche Unternehmungslust schaffen will, und nach die sen Tatsachen ist dann die Reichsbeihilfe für Verwaltung und Verkehr zu berechnen. Das ist dann keine Zukunfts musik mebr. das ist d i e praktische Arbeit, die von Anfang an in unseren Kolonien hätte befolgt werden sollen, die aber infolge zu großer Theorie, Bureaukratie und Geld» abknuppsens außer Acht gelassen ist. In die allerersten Spuren deutscher Kolonialpolitik muß der Wagen der Aera Dernburg einlenken, dann wird auch Großes geleistet wer den, weil dann der Reichstag nicht wohl „nein" sagen kann. Jikkkffute sichßschr SteierMni. Von hohem volkswirtschaftlichen und sozialpolitischen Wert sind die statistischen Ergebnisse über die sächsische Ein kommen- und Ergänzungssteuer, die jetzt in amtlicher Zäh lung vor uns liegen. Dieselben haben ergeben, daß die Zahl der eingeschätzten Personen sich in einer fortwähren den, die Bevölkerungsvermehrung weit übertreffenden Zu nahme befindet. Sie stieg um 4,7 Prozent. Ebenfalls ge wachsen ist das geschätzte Gesamteinkommen, von 2 865 841 777 Mark auf 2 520 466 900 Mark. Von dem Gesamteinkommen entfielen auf 1 Einwohner im Jahre 1880 320,03 Mark, 1890 412,53 Mark und 1900 504,88 Mark; also vermehrte sich das durchschnittliche Gesamtein kommen eines Einwohners in 20 Jahren um 57,76 Proz. Nach Steuerklassen verteilt betrug die Zahl der Eingeschätzten im Jahre 1904 mit einem Einkommen bis zu 800 Mark 1 024 937, d. s. 54,84 Proz., über 800 bis 2200 Mark Einkommen 692 246, d. s. 37,03 Prozent, über 2200 bis 8300 Mark Einkommen 131 360, d. s. 7,03 Proz., über 8300 Mark Einkommen 20 443, d. s. 1,10 Prozent aller Eingeschätzten« An der Deckung des Steuersolls von 45 454 010 Mark nehmen diese vier Gruppen folgenden Anteil: die 1. Gruppe 1 751 198 Mark, die 2. Gruppe 9 326 325 Mark, die 3. Gruppe 12 872 828 Mark, und die 4. Gruppe 21 504 788 Mark. Diese Zahlen widerlegen treffend die Behauptungen von einer Belastung der un tersten Steuerklassen. Interessant ist die Scheidung der Einschätzungsergeb nisse nach Stadt und Land. Danach beträgt das steuer pflichtige Gesamteinkommen in den 143 Städten des Lan des 1 551 236 912 Mark, in den 3042 Landgemeinden 814 661837 Mark. Die SS. Draimkt Reges Leben herrscht seit Sonnabend früh wieder auf dem Ausstellungsgeländc neben der Rennbahn in Seidnitz. Zum 32. Male begann die Dresdner Pferde - Ausstellung, wohl der größte und bedeutendste Pferdemarkt Deutsch lands, und wird bis heute abend der Sammelpunkt aller Sportleute und Pferdeliebhaber sein. Ganz wundervolles Material ist auch diesmal wieder zur Ausstellung gekom men. Die bekanntesten Firmen haben ihre Ehre darin ge setzt, im Wetteifer um die sehr zahlreichen Ehren- und Geldpreise einander zu übertreffen. Es sind vertreten Mar Winter-Wien mit 26 Pferden, Eduard Schlupp-Ber- lin mit 12 und Josef Rosenfeld-Leipzig mit 43, größten teils ganz prächtigen Tieren ungarischer Züchtung. Ferner haben ausgestellt: Robert Augustin-Döbeln 38, General von Kospoth-Leubnitz 3, H. Wierzbowsky- Zittau 30, Schwarz u. Co.-Berlin 30, Paul Augustin-Dres den 14, H. Strehle-Oschatz und Dresden 44, Zalki Biala- ichewsky-Dresden 48, Samek-Wien 20, M. Posener-Chem nitz 46, Slomskh-Berlin 23, Hayek-Brünn 6, Stein-Wien 5 und Franz Augustin-Dresden 37. Vom Sächsischen Fohlenaufzucht-Vercin sind 34 prächtige Tiere zur Schau gestellt. Gerade diese Ausstellung, die einen Fortschritt der sächsischen Pferdezucht beweist, ist besonders beachtlich. In den drei Sporthallen sind auch diesmal wieder die bekann ten Firmen der Sportindustrie zum Wort gekommen. Und wiederum hat dabei unsere heimische Industrie ganz beson- ders glänzend abgeschnitten, meist Dresdner Firmen, und hat sich zu den mancherlei Auszeichnungen neue silberne Medaillen hinzu erworben, wie u. a. die Firmen Bernh. Haugk - Großenhain für Geschirre, Reit? und Stalluten- lilien.' Kelle u. Hildebran-dt ^Dresden für eine komplette Stalleinrichtung, das Flaüellwarenhaus Metz -1 ler-Dresden für Pferde- und Wagendecken, Rich -1 ter u. I u st für die ganz wundervollen Luxuswagen, die' in gleichem Maße wie die großartigen Luxuswagen der Hof bauanstalt Heinrich Gläser - Dresden den Neid aller Nichtbesitzer herausfordern, Franz Risse - Dresden für Geschirre, und viele andere Firmen, die der umfangreiche, aber sehr geschickt und praktisch zusammengestelltc Katalog aufzählt. Außer der Verlosung, zu der 41 Pferde, meh rere Wagen und viele Gegenstände aus der Industrie-Ab teilung angekauft sind, nahmen natürlich die programm mäßigen Vorführungen und Prämiierungen das meiste Interesse für sich in Anspruch. Sie begannen am Sonn abend um 2 Uhr, wurden Sonntag nachmittag fortgesetzt und finden heute in einem Preis-Reiten und Preis-Sprin gen ihren imposanten Abschluß. Als 1. Preis für die Ver losung war ein besonders prächtiger Viererzug von tadel losen Goldfüchsen der Firma Schwarz u. Co.-Berlin auge- kauft nebst einem Landauer von Hermann und Geschirren vom Hofsattler Risse. Von den Vorführungen der beiden ersten Tage waren für das jetzt zum ersten Mal zugelassene Publikum besonders die prächtigen Viererzüge, das Hoch springen und das Trabsahren von Interesse. Rosenfeld und Posener übertrumpften sich fortwährend. Eine echte russische Troika, flotte Jucker-Viererzüge, Fünferzüge, Tan dems, ja ein Zehnerzug von Rosenfeld wurde vorgefahren. Am Sonntag endete die öffentliche Prämiierung, der auch die Prinzensöhne beiwohnten, erst um VA Uhr, aber das zu Tausenden versammelte Publikum hielt noch lange im Sonnenbrand willig aus bei Extra-Darbietungen der Aus steller. Die Preisverteilung der ersten beiden Tage hatte fol gendes Ergebnis: Pferde sächsischer Zucht > 1. Preise: Gutsbesitzer Schneider-Kauscha; Sächsischer Fohlenaufzuchtverrkn. 2. Preise: Sächsischer Fohlenaufzuchtverein. Zweimal. V. 1. Preise: Sächsischer Fohlenaufzuchtverein; Gutsbesitzer Ulbricht-Helmsdorf und Gutsbesitzer Lindemann. 2. Preis: Sächsischer Fohlenaufzuchtverein. 0?. i. und 2. Preis: Sächs. Fohlenaufzuchtvercin. Arbeitspferde: 1. Preis: R. Augustin-Döbeln. 2. Preis: H. Strehle-Oschatz. Zwei spänner,.». Karossiers: 1. Preis: Bialaschewsky-Dresden, 2. Preis: Posner-Chemnitz. b. Mittelschlag 1. Preis: I. Rosenfeld-Leipzig; 2. Preis: Mar. Winter-Wien. Jucker: 1. Preis: Max. Winter-Wien. 2. Preis: Schwarz u. Co.- Berlin. Viererzüge, Karossiers: 1. Preis: Posner-Chem- nitz, 2. Preis wurde nicht verteilt. Silberne Medaille er hielt Schwarz u. Co.-Berlin. Bestgerittene Reitpferde: Zwei 1. Preise: Schlupp-Berlin, Posner-Chemnitz; zwei 2. Preise: Posner-Chemnitz, Schlupp-Berlin. Viererzüge, Mittclschlag: 1. Preis: Fabrikbesitzer Stein-Wien; 2. Pr.: Jos. Rosenfeld-Leipzig, Bialaschewsky-Dresden. Vierer züge Jucker: 1. Preis: Winter-Wien, 2. Preis: Schwarz u. Co.-Berlin. Einspänner, schwerer Schlag: 1. Preis: Ro senfeld-Leipzig, 2. Preis: R. Augustin-Döbeln; leichter Schlägel. Preis: Biakarchewsky-Dresden, 2. Preis: Wier- zlowsky-Zittau. Hochspringen: 1. Preis: Posner-Chem nitz, 2. Preis: Schlupp-Berlin. Für Karossiers erste Preise Posner-Chemnitz, für Mittelschlag Rosenfeld-Leipzig, für Jucker Slomski-Berlin. Reitpferde: erster Preis Schlupp-Berlin. Pferde sächs. Zucht: erster Preis Sächsischer Fohlenaufzuchtverein. Ar- beitspferde: erster Preis R. Augustin-Döbeln. Zweispän ner für bestgefahrene Pferde: erster Preis Fabrikbesitzer Stein-Wien; zweiter Preis Hayek-Brünn. Reitpferde: zwei erste Preise Posner-Chemnitz und Schlupp-Berlin; einen zweiten Preis Schlupp-Berlin. Viererzüge: erster- Preis Gäbler; zweiter Preis Rosenfeld-Leipzig. Einspän ner: erster Preis Gäbler. Hochspringen: erster Preis Posner-Chemnitz; zweiter Preis Schlupp-Berlin. Trab kahren: erster Preis Rosenfeld-Leipzig; zweiter Preis Schlupp-Berlin. P.