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WWWWWWWWM^— »^57. Sette 6 GelchichtckLi«der. Eo»»«be«tz, de» B. MLrz. 1451. A. Bespueci, ital. Seefahrer, geb., Florenz. 174V. Graf Mirabeau, franz. Redner, geb., Bignon bei Nemours. 1869. Hector Berlioz, franz. Komponist, gest., Paris. 1888. Kaiser Wilhelm I., gest., Berlin. 18S5. Leop. Sacher-Masoch, Schriftsteller, gest., Lindheim. 1904. ÄugustuS Lord Loftus, englischer Diplomat, gest., London. 1906. Martin von Nathusius, Theolog, gest., Greifswald als Professor. Dritter Nritzrt«,. (Bo« my««v parlamentarischen Korrespondenten.) 8nb. Berlin, 7. März 1907. Wie ist der edle Rebensaft, der des Menschen Herz seit Urbcginn der Welt — schon Noah war Weinbcrgsbc- ützcr — crircut hat, der Gegenstand feurigster poetischer Ergriffe in allen Dichtungsepochcn gewesen ist, heute ach so prosaisch behandelt worden. Die Konservativen und Na- tionalliberalen hatten eine Interpellation enrge- bracht, wann die Regierung eine Aenderung des Gesetzes über den Verkehr mit Wein vornehmen wolle. In recht humoristischer Form begründete sie Abg. Rösickc vom Bund der Landwirte. Der Wein werde von den Fälschern sogar ohne einen Tropfen Naturwein hergestellr. Man muffe Berufskontrolleure anstellen und den Fälschern schwere Freiheitsstrafen zudiktieren. Durch ein neues Ge setz müsse verhütet werden, daß künftighin noch Wein „ge macht" werde. Der nationalliberale Interpellant Dr. Schellhorn fordert besonders strikte Durchführung der Buchkontrolle. Auch diese Weinfrage beantwortete Graf Posadowskh, der einsam am Bundesratstische laß, recht nüchtern und ausführlich. Er wies darauf hin, daß in allen Ländern gefälscht werde. Das Weingesetz ^m Mai 19i)1 müsse scharf durchgeführt werden und dazu seien geschäftskundige, sachverständige und unabhängige Kon trolleure notwendig. Den „Nahrungsmittelfälschern", '«ie Leben und Gesundheit aus Geldgier nicht achten, gebühre Gefängnisstrafe. Die Badenser Abgeordneten Schüler (Ztr.) und Blankenhorn (natl.) bitten um Abwehr gegen den unlauteren Weinhandel schon in dieser Session, der Pfälzer Ehrhardt (Soz.) warnt, die Fälscher rezepte in Ostpreußen in Anwendung zu bringen. Obwohl der Frankfurter Oeserin seiner trefflichen Jungfernrede namens der Volksparteilcr für eine scharfe, aber nicht chi- kanierende Kontrolle eintrat und gleichzeitig betonte, man möge dem Auslande gegenüber das Kapitel vom gefälschten Wein nicht zu breit treten, ging der Bündler Stauffer, Gutsbesitzer in der Pfalz, recht ausführlich darauf ein und behauptete, die Hälfte des Weinkonsums in Deutsch land sei gefälscht. Ob Herr Bebel, auf dessen Platz mau einen roten Nelkenstrauß bemerkte, die 40jährige Wiederkehr des Ta ges, an dem er in das derzeitige norddeutsche Bundcspar- lamcnt eintrat, mit seinen Genossen nach dieser Debatte noch begossen haben wird. Erwähnenswert ist, daß zu Eingang der Sitzung das Notetatsgesetz zur Bestreitung der laufenden Verwaltungs ausgaben für April und Mai der Budgetkommission über wiesen wurde. Die Kolonialhetze rmd die AusstaMihen in Südweftaf'iks Eine Beleuchtung der sogen. Kolonialskandalc, wie sie von Erzberger, Bebel und Genossen aufgebracht wur- SLchsische Dorf-ettun- und Llbgaupreffe. den, gibt ein alter deutscher Ansiedler in Südwest-Afrika, der an der englischen Grenze wohnte und daher die Machen- schäften der Engländer genau kennen lernte. Dieser Kenner hat eine Broschüre geschrieben: „Südwest-Afrika deutsch oder britisch?" Darin wird gesagt: „Zentrum und Sozialdemokratie haben sich in diesen Skandalen geradezu übertroffen, und „gute Freunde" in der Kapkolonie haben nicht verfehlt, diesen Feldzug ihren Bestrebungen dienstbar zu machen. Die Rekrutierung der Aufständischen auf britischem Gebiete wurde durch geschäf tige Weiterverbreitung der von deutscher Seite kommenden „Enthüllungen" ganz außerordentlich begünstigt, und schon aus dem Grunde muß eine jede Veröffentlichung der fast immer als unbeweisbar sich darstellenden Kolonialskan dale als Landesverrat angesehen werden. Welche Wirkung die aus Deutschland kommenden Meldungen hatten, da von ein Beispiel: Die von Reuter vergangenes Jahr ver breitete Nachricht, der Deutsche Reichstag habe die Mittel zur Fortführung des Krieges nicht bewilligt — es han delte sich damals nur um Abstriche am Etat für Südwest afrika — wurde von Upington durch den polizeilichen He- liographen an Scotty Smith weitergegeben, der sie durch seine Läufer an die Aufständischen weitergab. Die Nach richt belebte den Mut der Eingeborenen, welcher damals schon sehr gesunken war, außerordentlich. Der Tod der Leutnants Keller und Fürbringer war die erste Folge die ser Lügenmeldung Reuters, welche erst vier Tage später durch die Kapblätter in Upington bekannt wurde." Politische Xmdichm. Deutsche- Reich. -t- Vom Kaiserhofe. Der Kaiser empfing am Donnerstag nach seinem üblichen Besuch beim Reichskanz ler die noch Nordamerika bestimmte Anordnung, darunter den früheren preußischen Handelsminister v. Möller, und dann die Kommission zur Neubearbeitung des Exerzier reglements für die Feldartillerie. Am Abend war der Kaiser Gast des nordamerikanischen Botschafters Tower. — Prinz Eitel-Friedrich, der zweite Sohn des Kaisers, wird am heutigen Freitag zum Herrenmeister des Johanniter ordens gewählt werden und die neue Würde am 20. März antreten. -l- Mit dem Heim gang des Staats Mi nisters und späteren Oberpräsidenten Dr. v. Bötticher ist der immer mehr zusammenschmelzende Kreis der Män ner, die einst dem ersten Kaiser und seinem großen Kanz ler gedient hatten, um eine hervorragende Persönlichkeit kleiner geworden.' Am morgigen Sonnabend jährt sich der Todestag des alten Kaisers zum 19. Male, und in we nigen Tagen werden 17 Jahre verronnen sein, seit Bis marck aus dem Amte schied. Bismarcks geschicktester und unermüdlicher Mitarbeiter aber war Dr. v. Bötticher, dessen Name mit der Sozialpolitik des Deutschen Reiches unzer trennlich verbunden bleibt. In den „Gedanken und Er innerungen" erwähnt der Fürst seinen getreuen Mitarbei ter allerdings nur ein einziges Mal, indem er einer Be merkung über den Vater, den Obcrpräsidenten v. Bötticher, die Worte anfügt: „dessen Sahn als Staatssekretär und Minister mein Beistand werden sollte." An anderer Stelle aber hat Bismarck nicht mit seinem Lobe zurückgehaltcn und öffentlich erklärt, er selbst wäre nicht imstande gewesen, die sozialpolitische Aufgabe so zu lösen, wie es sein Staats sekretär v. Bötticher getan hätte. Als „Sprechminister" ver trat der Verstorbene zehn Jahre lang im Reichstage die innere Politik des Fürsten. Wohl blieb er im Amte, als Bismarck schied und stellte auch dem Grafen Caprivi sowie dem Fürsten Hohenlohe bis zürn Jahre 1807 seine hervor ragenden Dienste zur Verfügung: an irgendwelchen Ilm- Sonnabend, den 9. März 1907. trieben geaen BiSmarck hat er aber nachweislich nicht teil gehabt. Was die Beziehungen zwischen dem Fmftnein» seinem langjährigen Mitarbeiter später trübte, bedarf noch ebenso der historischen Aufklärung, wie die Gründe, die 1897 zum Sturze Dr. v. Böttichers und seinem Ausschei den auS dem 17 Jahre erfolgreich verwalteten Reichs««) des Innern führten. -i- Der gründlichste Schweiger im Reichs, tag ist den „Münch. N. N." zufolge der Bürgermeister Lehemeir aus Trostberg in Bayern, Zentrumsabgeordnetn für Traunstein. Er ist schon 1890 in den Reichstag ein getreten, hat aber in den vielen Jahren nicht ein einziger Mal das Wort ergriffen. -i- Während der Reichstagswahlen wurde über einen 104 Jahre alten Mann namens Peter Wenz in Nußbach in Bayern berichtet, der mit den Worten zur Wahlurne schritt: „Wenn der Kaiser ruft, muß jeder am Platze sein!" Soeben feierte Wenz seinen Geburtstag und es traf hierzu ein Schreiben des Reichskanzlers mit einem Bilde des Kaisers ein. -s- Ein aufsehenerregender Wahlpro- t e st wird von den Konservativen des ostpreußischen Wahl kreises Memel-Heydekrug gegen die Wahl des national liberalen Abg. Schwabach erhoben. In 23 Fällen sollen Wähler vor oder nach der Wahl Summen in Höhe von 20 bis 3000 Mark erhalten haben, zum Teil durch den Abge ordneten selbst. Außerdem sollen Bier, Schnaps, Zigar ren und Wurst in ungewöhnlich großen Mengen verteilt worden sein. -s- Gerüchte, der bayerische Ministerpräsident Frh. v. Podewils wolle nach Erledigung des Wassergesehes zurücktreten, werden bestritten. In Berlin wird in Abrede gestellt, daß man hier die Verabschiedung des Frhrn. von Podcwils aus Anlaß des Verhaltens der bayrischen Regie rung während der Reichstagswahlen wünsche. Rußland. -j- DergünstigeEindruck, den der Zar wah rend des Empfanges des neuen Dumapräsidenten Golo win von diesem und dessen Versicherung, die zweite Duma werde sich arbeitsfähig erweisen, empfangen, hat die Sistie rung der Hinrichtung zum Tode verurteilter politischer Verbrecher zur unmittelbaren Folge gehabt. Die Feld gerichte bleiben vorläufig noch in Kraft. — Der Minister präsident Stolypin und der Präsident der Duma Golowin haben mit dem Zaren das Regierungsprogramm durch gesprochen, das in gemäßigtem Tone gehalten sein soll und allerlei Gesetzentwürfe ankündigt. Das Programm weist andererseits aber auch auf die Klippen hin, an denen die Duma scheitern könnte. Die von der extremen Linken ge wünschte Zwangsenteignung der großen Güter wird scharf verworfen, auch die Verantwortlichkeit der Minister von dem Parlament wird verweigert, und erklärt, eine Am nestie könne nur für kleinere Vergehen gewährt werden. Die Terroristen und Mörder müßten von der Amnestie ausgeschlossen bleiben. Großbritannien. > Die Gerüchtevon einem englisch-ja panischen Bündnisverträge, der sich auf Fra gen der Mittelmeerpolitik erstrecken würde, haben neue Nahrung durch die Tatsache erfahren, daß König Eduard von England demnächst eine Begegnung mit dem Könige Viktor Emanuel von Italien haben werde. Da Italien bis auf weiteres dem Dreibünde angehört, können seine etwai gen Abmachungen mit England den Bestimmungen des Drcibundvertragcs natürlich nicht zuwiderlaufen. Jahre < Das m 172. Rr preußer kentelex krute Bayern von de (Zwilli mittag Dach von He reiche, Oberbi Bürger erneute Eröffn sprachen liegt ar heit ge Kricgsl aus der Bayre: Heren l Oberfr lerin z: des Lu Jahren daß er phonist drang hör gal meister servc z nisten wie er lebt zu ermord auch hi Beweg: richter ständn Der V dieser 1 zu seu vtre auf sic. nur ni Reichs) st c u e klassen bisher ger bei Eisenb den du lonenz zügen, daß in Der Not gehorchend. Bon N. von GerSdorf. (Nachdruck verboten.) Dort — funkelnde, gierige Augen, in das Dunkel starrende Frauengesichter unter blumenbeladenen Hüten — Alt und Jung beieinander — die vornehme Gräfin neben der jungen Halbweltdame, alle auf einen Punkt, der aus dem gemeinsam sie umgebenden Dunkel aufsteigt, den goldenen Berg — mit feinem strahlenden Glanz von Lebensgenüssen, Lebensfreuden, Lebcnsglück! Hier und da wird von jemanden das elende Licht der Deckenlampe benutzt, um mühselige Kritzeleien auf kleine Chcckbüchelchen auszusuchen, allerhand Vorausberechnun gen der Spiele — Chancen — Zahlen über Zahlen. Auch der Mann mit dem großen, schwarzen Bart, den kleinen, funkelnden Augen in dem tiefbraunen Ge sicht, mit dem krausen schwarzen Haar über der breiten, knochigen Stirn, von der er den steifen Glanzhut abgenom men, den er neben sich auf den Sitz legt, schreibt mit lang samem, zögerndem Stift, immerfort innehaltend, in an gestrengtem Nachdenken auf solch' kleine weiße Blättchen, von denen er einen ganzen Block in der Linken hält. Der Zug ist noch in voller Fahrt, nur wenig hat sich das Tempo gemindert, während er in den Bahnhof von Monte Carlo einfährt, noch ist der grelle Ruf draußen längs des Perrons nicht ertönt: „Monte Carlo, Monte Carlo!" Nachdem man aus dem langen Fclsentunnel des Fürstentums Monaco wieder in Licht und Luft emporge- ist, da reißt Graf Andree Stannojewski schon die noch eine Minute auf dem Trittbrett zögernd, 'tchicktcm Sprunge hinab auf den Perron — ->rauS. urch die Wartehalle, an die sich der große Fahrstuhl anschließt, der, eine gewisse Anzahl Fahrgäste zugleich aufnehmend, sie nach oben auf den Felsen führt. Hart an der senkrecht steilen Wand des Felsens führt der Weg hinauf, während hier und da südländische, bunt blättrige Pflanzen, die in die Felsspalte geklemmt — Al ben — Agaven —, in die wunderschönen, bunten Glasfen ster des Fahrstuhls, der die Größe eines Salons hat und zirka dreißig Personen faßt, hineinschaucn. Ungeduldig steht Graf Andree in der Ecke, denn er muß nun dennoch warten, bis die gewisse Anzahl Fahrgäste eingelassen ist, unter welcher sich das kühne Gefährt nicht erhebt, auf seinem himmelhoch steigenden, Schwindel er regenden Wege. Endlich ertönt der Ruf: „Complct!" d. h. niemand wird für diesen Aufstieg mehr zugelassen. Zurückbleibende müssen warten, nur wenige Minuten, bis das kleine, bunt schimmernde, strahlend erleuchtete Tcmpclchen wieder herabkommt, sie herauf zu holen. Aber wie ungeduldig, vft ganz verzweifelt warten sic meistens, als würden ihnen die zuerst Expedierten nun sicher zuvorkommen und, alles Gold an sich raffend, ihnen das leere Nachsehen überlassen. Ach, das hat gute Wege! Ist keine so rasende Eile nötig! Ihr kommt schon noch zur Zeit — Ihr Armen! Das Riescnzifferblatt der Uhr, die oben in der Fas sade des Spielhauses angebracht war, zeigte bereits einige Minuten über neun Uhr, als Graf Stannojewski das prachtvolle Vestibül betrat, nachdem er vorher, wie vorge schrieben, sich im Bureau linker Hand eine Eintrittskarte gelöst hatte. Wie vorgeschriebcn, war er in Gesellschaftstoilette, Habit noir, cravatc blanche. Dennoch hatte er — sonder barer Weise — dem seines Amtes waltenden Sekretär einige Fragen nach Woher und Wohin zu beantworten, mußte seinen Namen genau vorbuchstabiercn, nachdem er die Karte unterschrieben hatte, da es ihn, wie er meinte, ganz unnütz aufhielt. Sein Aeußeres war ziemlich auf ¬ fallend — und nicht gerade angenehm — seine Erregung in dem düster blickenden Auge äußerst sichtlich. Prüfend blickte ihm der Beamte einen Moment nach, ehe er in seiner Arbeit fortfuhr. Welche Fülle von Menschen drängten und trieben sich in den Vorsäleu vor den geschlossenen, hohen Türen umher! Alles in Dinertoilette, wie bei einem großen ! Rout. Da leuchteten alle Farben — rauschten die köst lichen Stoffe — Sammet, Seide, goldgestickte Kaschmirs — Brillanten von ungeheurer Größe und anscheinend > höchstem Wert funkelten in den Haaren und auf den Ro ben der Damen, die vielfach dekolletiert waren. Oft sehr schön, immer sehr elegant und immer mehr oder weniger geschminkt. Selbst Stannojewski, der beute kaum Sinn für dergleichen Bilder hatte, blieb geblendet einen Moment stehen und ließ seine Augen umherschwei fen. Er war erst einmal hier gewesen — (ein Spieler von Leidenschaft oder gar Gewohnheit war er nicht) — und noch nicht des Abends zu dieser Hauptzeit nach dem Diner, wo Toiletten und Stimmung glänzender zu sein pflegen, als am Morgen. Staunend sah er eine ame, eine hohe, schlanke Ge stalt — südlichen Typus in den geschnittenen Zügen, nichl mehr jung — auf einem der an den Wänden sich hinzie- benden Divans lehnen. Sie trug ein schwarzes Tüllge- wand im griechischen Stil über einem enganliegenden Un terkleid aus funkelndem Goldstoff. Man konnte sie kaum ansehen, so gleißte und funkelte ihre ganze Gestalt, als sei sic unter der Tüllwolke mit einer goldenen Haut überzogen. Aber glücklich schien sie sich darin nicht zu finden. Fast schaudernd wandte Stannojewski sich ab, wie vor einem bösen Omen, als dieser Blick voll Gram und Ekel unter den schwarzen Brauen einen Moment den sei- nigcn traf, ehe man ihn in die Tür zum Spielsaal ein ließ. die str krctes Hallen schirm darin aus al die vo Spiel; um in denn < denen hier, ! Reuli er ers gehör Raub sierte. chen. Erstei dicht l sie zu net w gestar vielle worfe (besej kaum Ging« e« no