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2 Keilagk M ZSchßslhe« Aochei1«»s WzaHrch. Rr. 12. , Dienstag, de« 15. Januar 19V7. 6S. Jahrg. aus B°,!ch °° d!' Ls-»^Äam!L7s^,E ? Der>iiherc preußische Ttaatsminister Möller wegen der Haltung der kalifornischen Behörden, die den pellte Strafantrag gegen den «bg. Srzberger, der tu der lungen Japanern den Schulbesuch verweigern, Broschüre „Die Wahrheit über Südwest-Afrika" behauptet hat, Möller habe Verbindungen mit den blutsaugenschen Landkonzessionsgesellschaften gehabt. r SejchlltzvkLiacha. Dienstag, de« LS. Jan«ar. 16L2: Jean Baptist Moliere, ftanzösischer Lustspieldichter, geb., Paris. 17S1: Franz Grillparzer, Dichter, geb., Wien. 180V: P. I. Proudhon, franz. Sozialist, geb., Besoncon. 1871: Sieg Werders über Bourbaki bei Belfort. 1880: K. G. v. Wächter, Rechtslehrer, gest., Leipzig. 1V04: Eduard Lasten, Komponist, gest., Weimar. P'Wche «mtsltzu. Dentfches Reich. -i-DerKaiser hatte am Sonnabend eine Bespre chung mit dem Reichskanzler, empfing den neuen italieni schen Botschafter Pansa und wohnte einem Vortrage des Prof. Puchstein von der Deutschen Orientgesellschaft bei. -t- Der Kaiser gegen den Luxus. Unser Kaiser hat sich sehr ungehalten über den Luxus geäußert, den ein Offizierkorps bei einem Mahle in seinem Kasino entfaltete, dem der oberste Kriegsherr beiwohnte. Der Monarch sprach sich sehr scharf gegen die Darreichung von Delikatesten, französischem Sekt und anderen teueren Wei nen aus und ließ der ganzen Armee bekannt geben, daß bei seiner Anwesenheit im Offizierkorps die Speisefolge eine ganz einfache sein und nur aus Suppe, Fisch, Gemüse und Braten bestehen solle, wozu leichte Tifchweine zu reichen seien. Nur beim Braten sei ein Glas Sekt, aber deutscher Schaumwein, vorzusetzen. -s- Die Kaiserin will, wie jetzt schon angekün digt wird, im Sommer mit ihrer Tochter einen längeren Aufenthalt an der See nehmen. Es soll auch ein englischer Badeort in Frage kommen. - -t-Dievo in preußische n Kriegsmini st e- rium getroffene Anordnung, wonach die zu Landwehr übungen zur Zeit einberufenen Offiziere und Mannschaf ten des Beurlaubtenstandes so rechtzeitig zu entlasten sind, daß sie sowohl an den Hauptwahlcn, wie an den Stichwah len teilnehmen können, ist nur für den Bereich der preu ßischen Heeresverwaltung erfolgt. Jedoch hat das preu ßische Kriegsministerium die gleichen Ministerien von Bayern, Sachsen und Württemberg von dieser Anordnung in Kenntnis gesetzt, so daß in diesen drei Kontingenten in der gleichen Weise verfahren wird. -i- Der am Donnerstag zusammentretende braun schweigische Landtag wird vom" Bundesrat kaum die von manchen Seiten im Herzogtum erwartete Antwort auf den Antrag des Regentschaftsrates erhalten. So lange nicht sämtliche Mitglieder des Hauses Cumberland ihren Verzicht aufHannover erklären, kommt keins von ihnen für die Thronfolge in Braunschweig in Betracht. Es ist be dauerlich, daß die zuständigen Stellen die Erledigung der für das Herzogtum so überaus wichtigen Frage durch zweck lose Experimente verzögern. -^JnGothahat Erbprinz zu Hohenlohe-Langen burg, der frühere Regent des Herzogtunis und stellvertre tende Kolonialdirektor, eine Wahlrede gegen Zentrum und Sozialdemokratie gehalten, in der er die vaterländischen Interessen betonte, die Zukunft Südwestafrikas als gün stig schilderte und erklärte, er werde keiner Partei beitreten, Bo« unseren Lkolonte«. -fi NachKiautschou. Ein Ersatztransport für Kiautschou in Stärke von 1008 Mann hat am Sonnabend Wilhelmshaven verlassen. > Die deutsch - französische Grenzkom mission für Kamerun hat nach einer Pariser Meldung festgestellt, daß der von der deutschen Truppe besetzte Ort Binder auf französischem Gebiet liegt. Er müßte also ge räumt werden. Bom Ausland. Aus Petersburg. Kein Tag ohne neue At tentate: In Petrowsk ist der Polizeimeister Breschniowsk, erschossen worden. In Petersburg dauern die Haussuchun-! gen nach den Mitschuldigen an der Ermordung des Gene rals Pawlow und des Dtadthauptmanns von der Launitz fort. Dabei stieß die Polizei in dem Arbeiterviertel Ohla auf eine geheime Versammlung von Revolutionären, welche die Beamten mit einem Revolver-Feuer empfing, so daß zwei Polizeioffiziere getötet und vier Schutzleute verwun det wurden. In der Verwirrung konnten sich die Verbre cher mit der Waffe in der Hand den Weg ins Freie bahnen. -f- In Frankreich wurde Major Dreh- f u s, der der Artillerie-Verteidigung von Paris zugcteilt ist, von einem Unbekannten überfallen, als er sich in sein Amtsbureau in Saint Denis begeben wollte. Er wurde zu Boden geworfen und es wurde ihm das Kreuz der Ehren legion vom Waffenrock gerissen. Die französische Regierung sieht jetzt selbst den Marokko-Spektakel in der Hauptsache als er ledigt an. Der Befehlshaber des französisch-spanischen Geschwaders vyn Tanger, Admiral Touchard, ist von dort nach Tanger zurückbeordert. Zwischen den Sultans-Trup pen und den Anhängern des Häuptlings Raisuli werden noch einige Gewehrschüsse gewechselt, doch will dieS Treiben wenig mehr besagen. -s- Der französische Ministcrrat hat den Gesetzentwurf angenommen, durch welches die Militärge richte im Frieden abgeschafft werden. Die Soldaten wer den fortan ebenfalls von den bürgerlichen Gerichten abge urteilt werden. Der Tagesbefehl des Königs Eduard über die von dem Kriegsminister Haldone durchgeführte neue englische Armeeorganisation wird veröffentlicht. Die Truppen werden dadurch in eine Anzahl von neuen Ver bänden eingeteilt, die vor allem den Zweck haben, die Schlagfertigkeit zu erhöhen. Die Einführung der all gemeinen Wehrpflicht ist noch nicht vorgesehen. -i- In London spricht man wieder große Worte von dem Umsichgreifen des deutschen Einflusses in Persien, der den englischen zu verdrängen drohe. Das deutsche Ka pital ist bekanntlich nur bei den, Bagdad-Bahn-Unterneh- men beteiligt, und das bedroht England nicht. W« tz«hki,« tir Äilöiici Ur jetzt ptrstetf Die Frage nach den Reichszuschüffen für unsere afri- konischen und Südseekolonien, das heißt diejenigen, welche der Verwaltung durch die Kolonialabteilung deS Auswär tigen Amtes unterstehen, spielt im gegenwärtigen Wahl kampfe eine große Rolle. Es mag daher interessieren, ge naue Zahlen kennen zu lernen. Nach Abzug der eigenen Eingänge, aber unter Einschluß der an die Schutzgebiete gewährten Darlehen und Fehlbeträge (1885 bis 1VO4 nach den Abschlüssen und 1S05 nach dem Etat) waren auSge- geben 4Ü0 Millionen Mark. Hierzu treten für IVOS nach dem bewilligten Etat 122 Millionen, ferner der angefor derte, aber nicht bewilligte Nachtragsetat für die Expedi- tion in Südwestafrika, Ä,2 Millionen Mark, und die im Wege einer besonderen Äreditvorlage anzufordernden Ue- berschreitungen, geschätzt auf 30 Millionen Mark. Mithin Summa für 1906 181,2 Millionen Mark, und Summa Summarum rund 641 Millionen Mark. Hierzu kommt der Afrikafonds mit 4 Millionen Mark, macht zusammen: direkte Zuschüsse für die Schutzgebiete 645 Millionen Mark für 22 Jahre, das heißt bis 31. März 1906. Die indirek ten Ausgaben für die Kosten der Stationäre der Postver- lvaltung und Dampfersubventionen belaufen sich auf 31,4 Millionen Mark. Würden diese Summen sämtlich den Unkosten für die Schutzgebiete belastet werden müssen, so käme die Gesamtaufwendung auf 676,4 Millionen Mark. Die Belastung der 31,4 Millionen Mark auf Schutzgebiets rechnung ist aber unrichtig, da sie, wie die Dampfersubven tionen und die Kosten der Marine, welche den größten Teil dieser Summe ausmachen, auch anderen handelspolitischen Zwecken dienen. 8» R«h ntz Kai. Berlin, 13. Jan. Das kleine Elefanten-Fräulein im Zoologischen Carlen ist nach 25tägiger Lebensdauer ge storben. Die Kuhmilch gab ihm nicht die nötige Kraft, die Mutter aber wollte von ihrem Kinde nichts wissen. Viel leicht hat man mit den in Aussicht stehenden Nilpferd- und Giraffcnkindern mehr Glück. Newvork, 13. Jan. Ein Grubenunglück ereignete üch in der nordamerikanischen Sträflingskolonie Edwards- ville. 100 Sträflinge wurden mit ihren Aufsehern ver schüttet. Es gab viele Tote und Verwundete. — Bei Über schwemmungen in Holländisch-Jndien kamen 340 Menschen ums Leben. Koberwitz (Schlcs.j, 13. Jan. Die Handelsgesell schaft Rath u. Komp, errichtete bei der jetzt erfolgten Auf lösung eine Stiftung mit 400 000 Mark Kapital zum besten ihrer alten Beamten und Arbeiter. Breslau, 13. Jan. Ein Gaunerstückchen a la Köpenick wurde in Deschowitz, Kreis Großstrelitz, Oberschl., verübt. Zu den betagten Koziollekschen Eheleuten, die in einiger Entfernung vom Dorfe ihr Anwesen haben, kam ein junger, gutgctleidetcr Mann und gab an, im Auftrage Em verhängnisvolles Blatt. 24) ErzShlung^von A. v. Lilien cron. (Nachdruck verboten.) „Halten Sic ein, Graf Pleiten, ich kann und darf Sie nicht weiter reden lassen." Er sah sie au wie ein Nachtwandler, der jäh erweckt ivird. Seine Arme sanken schlaff am Körper nieder, und Totenblässe bedeckte seine Züge. Gerda zitterte heftig, sie rang nach Fassung. Nur langsam und leise kamen die Worte über ihre Lippen, die wie Hammerschläge auf ein zuckendes Herz fielen. „Ich vermag nicht, die Ihre zu werden, — ich gehöre >iurt auch über den Tod hinaus! — Ich bin auch sonst nicht frei, denn jede Stunde will ich meinem schwachen, kränkelt Kinde widmen. Kurts letzte Mahnung war, —du hast ja deine Kinder!" Eine schwüle, lange Pause, — erdrückendes Schwei gen! Selbst die Nachtigall draußen war verstummt. Dann richtete sich Pletten auf. Es war, als müßte er dazu erst einen lähmenden Bann abschütteln. „Das ganze Herz, die ganze Zeit ist durch andere in Anspruch genommen, - für mich bleibt nichts übrig," sagte er tonlos. Gerda wollte antworten, aber die Stimme versagte ihr, sie kämpfte mit den Tränen, und sckpveigend senkte sie das blonde Haupt noch tiefer. „Leben Sie wohl, gnädige Frau," fuhr Pletten fort, „ich fahre morgen in meine Garnison zurück." Festen Schrittes ging er zur Tür. Gerda hob den Kopf. So — nein, so durfte sie ihn nicht weglassen. Ihre Hände verschlangen sich krampfhaft. „Graf Pletten!" Nur leise hatte sie gerufen, aber er hatte es gehört und blieb stehen. Als er nun aber dem bitten den Blicke dieser so über alles geliebten Augen begegnete, da zog es ihn wieder zu ihr hin mit unwiderstehlicher Ge walt. „Sie befehlen?" fragte er gepreßt. „Nichts von befehlen," wehrte sie, „nur bitten, innig bitten möchte ich. Gehen Sie nicht im Zorne von mir, ich ertrage das nicht. Lassen Sic mir Ihre Freundschaft, die mir teuer und wert ist, und die ich nie missen möchte." Pletten hatte sich in dem Augenblicke, da seine Hoff nungen in Trümmer sanken, gesagt, daß es für ihn nur ein Heilmittel gäbe, nm vielleicht langsam genesen zu können, und das wäre das Gebot, nie mehr in dieses süße, verführerische Antlitz zu sehen. Aber eine Bitte ihres Mundes, einer ihrer warmen Blicke warf alle Vor sätze um, die er gefaßt hatte. Was lag auch an ihm und seinem Wohlbehagen, wenn er ihr nur nützlich sein und ihre Wünsche erfüllen konnte! Mochte sein Herz auch tausendmal dabei bluten, und er sich den Stachel immer tiefer in die Wunde drücken, es sollte ihn nicht kümmern, wenn er der Heißgeliebten einen Dienst erweisen konnte. Er hielt mit starker Hand die eigenen Wünsche zurück und antwortete in gefaßter Haltung: „Ihr Glück, Ihre Ruhe ist mir heilig, gnädige Frau. Sic haben mich zum Ent sagen verdammt, aber Sie wollen mir wenigstens nicht alles nehmen. Als Ihr Freund kann ich wenigstens in kleinem Maße noch für Sie sorgen. Bauen Sie auf mich zu jeder Stunde, und fürchten Sie nicht, daß meine heißen Gefühle Ihnen lästig fallen könnten. Ich werde mich zu beherrschen wissen." ... Mehr noch als aus den Worten, las die junge Frau aus Plettens Zügen den Kampf, der seine Seele zerriß. Sie litt nut ihn, und konnte ihn, doch den Schmerz nicht abnehmen. „Zürnen Sie mir nicht," bat sie nut der ganzen Innigkeit ihrer weichen Stimme. „Haben Sie Geduld mit einer Frau, die sich nicht aus ihrer teuren Erinncrungs- tvelt losrcißcn kann." „Ihnen zürnen?" wiederholte Pletten schwermütig. „Das brächte ich einfach nicht fertig." Er küßte ihre Hand. „Für diesmal darf ich mich Wohl verabschieden," bat er. „Ich bin noch nickt genügend Herr meiner Stimmung ge worden. Später, wenn ich wiederkomme, soll nichts Sie an die heutige peinliche Stunde erinnern. Dann wollen wir auch in Ruhe über Hans Dietrich sprechen!" Noch ein paar flüchtig ausgetauschte Worte, noch ein Abschiedsblick, dann stand Pletten auf dem Flur. Er atmete schwer, aber er ging festen Schrittes nach dem Kinderzimmer. Hans Dietrick saß am Fenster und benutzte das letzte Licht zum Lesen. Den Kopf auf die eine Hand gestützt, während die andere den Säbel hielt, saß er, voll ständig in seine Rittergeschichte versunken da. ' „.Hans Dietrich, ich will jetzt gehen. Du mußt ,n,r den Säbel geben." Der Knabe hob den Kopf. . „Jetzt schon?" Er war noch völlig verträumt und rieb sich die Au- gen, als wenn er aus dem Schlafe käme. „Ja, jetzt schon," wiederholte der Graf mechanisch. Hans Dietrich sprang auf. „Onkel Pletten, du sprichst so komisch. Das ist dir denn?" „Nichts, mein Junge. Ich fahre morgen aus Berlin weg und will dir noch Adieu sagen." „Du sollst aber nicht weg! Ich lasse dich nicht los!" rief der Knabe und umschlang den stattlichen Offizier un gestüm mit beiden Armen. „Siehst du, so fest drücke ich dich. Du kannst gar nicht mehr freikommen, wenn du auch willst. Er lachte dabei hell auf, aber es war nur, um die Tränen zu verbergen, die ihm in die Augen schossen. Pletten nahm den blonden KrauSkopf in seine beiden