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Piki ii» Zkikiil. Während die Söhne Deutschlands in Südwestafrika mit fast übermenschlichen Anstrengungen und Entsagungen einen Hcldenkampf für Deutschlands Ansehen und Waffen ehre führen, hat es eine aus Zentrum, Polen und Sozial demokraten zusammengesetzte Mehrheit „deutscher" > L!ü-»-— -- - > " , — Umlrblatt .. «" <li« tz«». «n<i lur ckie Kgl. Zupenntenäentur vreröen II, öle Kgl. konttentämlel vrerö , Iwt Dresden Nr. -VS. 69. Jahr«. Der Kaiser von Rußland richtete an den Finanz minister Kokochzew ein Handschreiben. Der Kaiser gedenkt darin der Verdienste des Ministers um die Regelung der Zahlungsmittel des Landes und hebt besonders die erfolg reiche Ausführung des Budgctvoranschlages hervor. Victorien Sardou-Paris wurde das Großkrcuz der Ehrenlegion verliehen. TrU-i-mm - «drefie Sltz-o»presie Bla<eioitz Neikße Erchiiffk. Von dem Berliner Schwurgericht ward der Tischler geselle Mar Gärtner aus Striesen, der am 0. Roo. v. I. in der Pfuelstraße einen Raubniordvcrsuch an dein Gcldbriefträger Hammer verübte, zu 7 Jahren 1 Monat Zuchthaus verurteilt. Das Landgericht Altona erkannte gegen den Gärtner gehilfen Thomas Riicke, der den Zahnarzt Claussen aus Blankenese im Eisenbahnzuge ermordete, auf 15 Jahre Ge- ' fängnis. Revutztion-schlirtz r L Uhr Mitt««-. Lprrchftimve »er St-»«ktt»«: S « Uhr N»ch«ui«gs. Volksvertreter fertig gebracht, dem Vatcrlande die Mittel für die Beendigung dieses Kampfes, ja auch nur iur en llnterhalt und das nackte Leben seiner heldenmütig Kämpfer zu verweigern. Zlvar bestand ,n letzter Zeit zwischen Pole,: uno Zentrum keine große Einigkeit; denn die Polen konnten cs dem Zentrum nicht vergessen, daß dieses sich rm powl- ichen Schulstreik nicht offen auf ihre Seite stellte, aber trotzdem haben Polen und Zentrum in der letzten Re"ys° tagssitzung in gleicher Weise gestimmt. Diese Einigkeit ist jedoch nur von kurzer Dauer gewesen. Eine Reihe fuhren der Polenblättcr kündigt für die bevorstehende Reichstags wohl unter scharfen Angriffen auf das Zentrum wegen sei ner schwankenden Haltung im polnischen Schulstreik die Aufstellung eigener polnischer .Kandidaten in allen Zen- trumswahlkreiscn Posens, Oberschlcsiens und Westpreu ßens an. Welche Sprache überhaupt die polnische Presse gegen das Zentrum wegen dessen Stellung zur polnischen Schul- streik-Jnterpellation führt, davon mögen einige Beispiele angeführt sein. Der „Kurier Poznanski" schreibt: „Das l i st i g e A u f t r e t e n d e s Z c n t r u m s muß dem pol nischen Volke nunmehr endgültig die Augen öffnen. Be sonders in Oberschlesicn wird man sehen, wie das Wohl wollen des Zentrums den Polen gegenüber aussieht. In seinen Versammlungen beschließt es schöne Resolutionen, wie zum Schutze des polnischen Religonsuntcrrichts; - aber wenn cs sich um grundsätzliche Verurteilung des gegen wärtigen Erziehungsspstems auf der Rednertribüne des Reichstages handelt, dann machen die Zentrumsmänncr den Polen das Vorbringen von Klagen, den Schutz der Rechte des polnisch-katholischen Volkes unmöglich. Jetzt wird das polnische Volk die gefärbten Füchse erkennen — und bei den kommunalen Wahlen entspre chend quittieren." Aehnlich, aber noch scharfer, äußert sich der radikalpolnische „Glos Slonski", welcher schreibt: „Blutige Scherze, Herr Graf Ballestrem! Euch oberschlesischen Zentrumsmännern war die ganze Inter pellation unbequem! Nur mit Rücksicht auf eure vom pol nischen Volke empfangenen Mandate habt ihr nach dem Beispiele der polnischen Fraktion auch eine Interpellation eingcbracht und als Interpellanten einen solchen Abgeord neten wie Glowayki vorgeschoben. An der Diskussion habt ihr euch aber nicht beteiligt, und als die polnische Fraktion mit Recht weitere Debatte forderte, um u. a. auf die An griffe Glowatzkis und Liebermanns zu antworten, da hat euer Präsident dafür gesorgt, ihr den Mund zu verschlie ßen. Wartet, dieser Abbruch des schrver bedrückten polni schen Volkes wird euch bei den nächsten Dahlen die entsprechende Antwort bringen. Nicht e i n e e i n z i g e p o l n i s ch e S t i m m e d a r f a u f d i e Ballestrems und Genossen fallen." Man sieht, das Zentrum wird von seinen bisherigen polnischen Bundesgenossen nichts weniger als freundschaft lich behandelt. Tas sollte cs sich aber auch seinerseits bei den bevorstehenden Reichstagswahlen merken. Namentlich kann in unfern Ostmarken der Fall eintreten, daß ein Kan didat der nationalen Parteien mit einem Polen in die Stichwahl kommt. Da wird das Zentrum, wenn es keine Hoffnung auf einen Wahlsieg seines Kandidaten haben kann, Gelegenheit haben zu zeigen, daß es mit den Polen keinerlei Gemeinschaft verbindet, sondern daß es in der Tat eine nationale Partei ist, bereit, für die Ehre der deut schen Nation cinzutretcn und durch ihr Votum sich der Va ter, die des Reiches Herrlichkeit mit ihrem Herzblute er kämpften, würdig zu beweisen. anpatl Hermann Beyer E»-. Blastwitz, Dienstag, den 15. Janvar 1907 Im M-ttwttr. w""-' ,m öle rrr,ii»«<»«ii«<i, "" . D°>- m>d »«I-,: - H dl--«-»" «l-»" Nr. 12. § »«ß, «tßrischift rr» Miß». Z»» Psychologie des Volksliedes. * Der Verein für Sächs. Volkskunde l>atte im Restaurant Kneift, Große Brüdergasse 2, 1., einen Vortragsabend veranstaltet. Zunächst begrüßte der Vorsitzende, Herr Generalmajor z. D. Freiherr v. Friesen, die zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste. Tann machte er die Mitteilung, daß Mitte Februar der Verein für Sächs. Volkskunde beabsichtigt, die Feier des lOjähri- gen Bestehens zu begehen, zu der auch erfreulicherweise Se. Kgl. Hoheit Prinz Johann Georg seine Anwesenheit zug-sagt hat. Nun erteilte der Herr Vorsitzende dem Hrn. Privatdoz. Dr. K. Reuschel das Wort zu seinem Vortrage iiber das Thema „Zur Psychologie des Volksliedes". Zu nächst definierte der Herr Vortragende den Begriff „Volks lied". Dieser Ausdruck stammt von I. G. Herder aus dem Jahre 1771 her. Herder verstand unter Volkslied das allgemein verständliche, das volkstümliche Lied. Von Her der ist in den Jahren 1778—79 eine Volkslicdcrsammlung unter dem späteren Namen „Stimmen der Völker" be kannt, erschienen. Es ist eine Sammlung volkstümlicher Lieder aus aller Herren Länder. Herders Volkslieder tragen mehr internationalen, die der beiden Romantiker Achim v. Arnim und Brentano dagegen nationalen Cha rakter. In der Gegenwart ist auf Anregung des deutschen Kaisers ein Ausschuß mit der Herausgabe einer Volkslie dersammlung beschäftigt. Die Psychologie oes Volksliedes ist von dem hessischen Gelehrten Dr. Botckel behandelt. Auch der Herr Vortragende Dr. Reuschel hat in seinem Buche „Volkskundl. Streifzüge", Dresden 1903, die Volks dichtung berücksichtigt. Der Herr Redner unterscheidet 2 Arten von Volksliedern. 1. Das aüs dem Volke hervor ¬ gegangene, 2. das vom Volke aus der Kunstpoesie und an derer Dichtungsart übernommene Volkslied. Nach der An sicht des Baseler Prof. John Meyer ist zwischen Kunst- und Volkspoesic kein großer Unterschied. Die beiden Dichtungs arten sind nur in ihrem Stil verschieden. Das Volkslied wird charakterisiert durch Weitschweifigkeit und nament lich im Gegensatz zum Epos mit seiner ruhigen Erzähl- ungsweisc, durch Sprünge. Im Volkslicde wie auch in der Volkssagc und dem Märchen sind oft persönliche Verhält nisse des Menschen zum Tiere zu finden, ebenso zu den Pflanzen. Die Natur ist eben dem Volksdichter sehr ver traut. Bezeichnend für die Volkslieder sind auch Gesichts und Geschmackseindrücke und die Form der Frage zur Er regung der Spannung. Das Volkslied dient zur Charak terisierung der einzelnen Volksstämme, ja auch zur Kenn zeichnung der Landschaft wird es benutzt werden können. Die Volkslieder Westpreußens zeichnen sich z. B. im Gegen satz zum gemütvollen Thüringer Volkslied durch Derbheit aus. In vielen zu Volksliedern gewordenen Dichtungen hat das Volk ihm unverständliche Stellen nach seinen Ge schmack umgeändert. So z. B. in dem bekannten kleinen Liebesgedichte Goethes an Friederike, die einfache Pastors tochter v. Sescnheim, vom Jahre 1770: „Kleine Blumen, kleine Blätter — Streuen mir mitz leichter Hand." In diesem Gedichte hat das Volk mit den kleinen Frühlingsgöt-q tcrn nichts anzufangen gewußt und hat aus ihnen Früh- lingsgärtncr gemacht. Am Schlüsse seines Vortrages sprach Herr Dr. Reuschel den Wunsch aus, daß unser deut sches Volk immerdar, „solange die Wasser fließen", wie eS im Volkslicde heißt, Gefallen an seiner schlichten und ge mütvollen Volkspoesic finden möge. Der hochinteressante Vortrag wurde sehr beifällig ausgenommen. Hieraus ver unstaltete der Vorstand des Vereinsmuseums, Herr Prof O. Seyffcrt, noch eine kleine Ausstellung von photographi schen Aufnahmen volkskundlicher Gegenstände, die für das Archiv in Leipzig bestimmt sind. 8. ' O be r r e g i s s e u r G u st a v Erdmanns. In der Nacht zum Sonntag ist Oberregisseur Erdmann einem seit etwa zwei Wochen akut auftretcnden Herzleiden (Verkalkung) erlegen. Mit ihm ist ein feinsinniger, pflicht treuer, gewissenhafter Künstler und Beamter dahingegan gen, der in einer fast 30jährigen Wirksamkeit an unserem Kgl. Hoftheater sowohl als ausübender Darsteller in ge mütvollen humoristischen Charakterrollen, wie in den letz ten 10 Jahren als Regisseur die Wertschätzung der kunst sinnigen Kreise des Dresdner Publikums, die vollste An erkennung seines Chefs und die Freundschaft und Zunei gung seiner beruflichen Umgebung sich erworben und er halten hat. ' R e s i d e n z t h c a t c r. „Die lustige Witwe", Operette von Franz Lehar, »velche noch immer vor ausv-r- kausten Häusern in Szene geht, wird in dieser Docke an» Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend abends wiederholt. Montag geht im Schauspiel-Abonnement. 2. Serie „Kater Lampe", Komödie von Emil Rosenow, uno am Freitag im Operettcn-Abonnement, 3. Serie ,Fati- nitza", Operette von Suppee, in Szene. , * P r o f e s s o r A n t o n N r s v r u ch, der bekannte Komponist, ist in seiner Vaterstadt Frankfurt a. M. am Herzschlag gestorben. Seine erste Oper hieß „Der Stürm", der er di- komische Oper „Das Unmöglichste-von allem" folgen ließ. Bekannt geworden ist auch seine Chorkantate „Frühlingsfeier". , >,