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RchlW F4llLon:1<yr BxtzdnuN«l, »Bt-üchNchl.tV Vch-ldl), , «let» «<ch»e, G-si« Nr. 4 Stt HO, ,Luch«pl.1, K. «tttll« » g«»«,. N«u»ßr«, Fitebelftr. 8. — Emü N,lUu> tu Stadevsü. — Nud Prim» t» Dr - npcktz, - -TÜd. Da»ch«1 t» «»ffeNmde, — vtt» Kuo«ch t» tta. — Fra« »«» Nicht«, Loschwch, Srunüstr. L>, F^edr. MG. EMtzv« Ai Vtllattz, Brm» Schneid« » Schvnield, lo»i» Mxlvchi Am»«««, Ex»Mtio«» DmvsckUmds. Str. 291 Iliue : ^r animorieih aus eine ^''^uv'gun^^ - Demnach ist der letzte Termin, auf den der Tag der UN^rLci7L L"d!n »uslL"7cb"n^ °^. ^-n ka^r .. Ti- lassen Aber er wiederholte seine Anlckmldiaung auf die f -Stichwahlen hatten dann e:m Woche spater stattzufmden, N^-nrcgi-rung dos Z-Ntrumr nnd betonte unter lautloser und am l» März müßte dann v-rfaisungsmäßig der neu- Telegramm - Udreß«: Stbgaupnffe Blastwttz — Fern sprech«: — «ml Dresden Nr SOS. Die Avflösovg dks Rkilhstages. Was noch vor wenigen Tagen keiner zu glauben, kei ner zu hoffen wagte, es ist nun plötzlich doch eingetreten. Die regierungsfeindlichen Parteien, voran das Zentrum, haben mit einer geringen Majorität den Nachtragsetat für Teutschsüdwestafrika abgelehnt und damit dem Prestige des Deutschen Reiches und der Waffenehre des deutschen Volkes einen Faustschlag ins Gesicht versetzt. Die alleinige Konsequenz blieb nicht aus. Ter Reichstag wurde durch kaiserliche Order aufgelöst. Unser parlamentarischer Spc- zialberichterstatter schreibt uns über die letzte Sitzung: „Bülow hat das Auflösungsdekrct in der Tasche!" Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese Sensation durch die Reihen der Abgeordneten und Journalisten, und eine Auf regung bemächtigte sich des Hohen Hauses, wie sic eben nur bei solcher Situation möglich ist. Da aber auch im Parla mente nie so heiß gegessen wie gekocht wird, so mahnten die besonnenen Führer ihre Kollegen, von denen mancher schon im Geiste für immer Abschied von seinem Wirkungskreis und den Diäten nahm, nicht aus dem kaiserlichen Hand schreiben auf eine Auflösung zu schließen. Es könne sich in der Sitzung noch alles, alles wenden. Ruhe trat dennoch erst ein, als der Präsident Ballestrem die Sitzung eröffnete und der Reichskanzler Fürst Bülow, Dernburg, Freiherr v. Stengel und von Tschirschky nach einander den Saal be traten. Zu Beginn der Tagesordnungsdcbatte, die sich um den Nachtragsctat für 1906 für Teutschsüdwestafrika dreht, ergreift der Reichskanzler das Wort. Die Regierung müsse, so führte er mit ernster, fester Stimme aus, den Antrag des Zentrums, von den geforderten 29 000 000 Mark rund 20000 000 Mark mit der Maßgabe zu bewilligen, daß spä testens bis zum 31. März 1907 die Gesamtstärke der ! Schuhtruppe auf die Zahl von 2500 herabgemindert werde, als unannehbar ablehnen. Die verlangte Truppenstärke sei wirklich nötig und durch eine Verminderung würde die Durchführung der militärischen Aktionen verhindert wer den und es würden die schwerwiegendsten Folgen: Verlust des Südens, Gefährdung der Mitte und des Nordens ein- treten. Dir würden alsdann eine allgemeine Erhebung I «egen die weiße Herrschaft erleben. Er hoffe, daß das Hohe HauS einen solchen in finanzieller und militärischer, Reichstag sich versammeln. Ta nun aber der neue Etat bis zum 1. April fertig durchberaten sein muß, so ist anzunehmcn, daß die Regie rung den Termin der Wahlen schon vor dem 11. Februar anseyt, wenn auch die Fertigstellung der Wahllisten und die Vorbereitungen zur Wahl eine Riesenarbeit bedeuten. Nach 8 6 des Wahlgesetzes für den Reichstag müssen die Wahllisten spätestens vier Wochen vor dem Wahltcrmin zu jedermanns Einsicht ausgelegt werden, und zwar müs sen die Wahllisten acht Tage lang auslicgen. Den 1U Februar als äußersten Wahltcrmin angenommen, müß ten also die Wählerlisten spätestens am Montag den 11. Er be-, Januar ausgelcgt werden. Durch die Auflösung des Reichstags sind alle bis herigen Beratungen und Beschlüsse des Plenums und der Kommissionen gegenstandslos geworden, die ganze bisher geleistete Arbeit fällt damit einfach unter den Tisch und der neue Reichstag hat ganz von vorn wieder mit seinen Ar beiten zu beginnen. Auch und ihm die Etats von neuem vorzulegcn. Wie ost ist der Reichstag schon aufgelost worden? Von den elf Legislaturperioden seit 1871, deren letzte mit der Neuwahl in, Jahre 1!)03 begonnen hat, haben sechs ihr normales Ende durch Ablauf der Legislaturperiode ge sunden. F ü n f m a l ist der Reichstag hingegen vorzei tig aufgelöst worden. Und zwar in den Jahren 1873, 1878, 1887, 1893 und 1906. Tie Neuwahlen im Januar >874 standen ganz unter dem Zeichen des Kulturkampfes und führten die Nationalliberalen als stärkste Partei in den Reichstag. Aber auch das Zentrum gewann 25 Man date und zog mit 92 Mann statt <17 — namentlich die 32 bayerischen Zcmrumslcute kamen in Betracht — in den neuen Reichstag ein. Nach Nobilings Attentat auf Kaiser Wilhelm wurde am 6. Juni 1878 der Reichstag zum zwei ten Male aufgelöst. Der Wahlkamps stand unter der Pa role des Kampfes gegen die Sozialdemokratie, am 20. Oktober wurde das neue Sozialistengesetz vom Reichstage angenommen. Als der Reichstag am 14. Januar 1887 die Militärvorlage ablehnte, löste eine kaiserliche Botschaft den Reichstag zum dritten Male aus. Mit der Parole für das Septenat zoqcnGie nationalen Parteien in den Wahlkampf und der Kartcllreichstag bewilligte am 22. März, am Ge burtstage Kaiser Wilhelms, die Militärvorlage mit 222 Der Reichstag aufgelöst! Wie wir schon gestern Abend um 6 Uhr durch eine Sonder-Ausgabe unseres Blattes bekannt gaben, ist die Krisis in unserer inneren Politik, zu welcher die Kolonial debatten in dem Rededuell Dernburg-Roeren das erste äu ßere Signal waren, eingetreten. Tas Zentrum hat mit seiner Opposition gegen den Kolonialnachtragsetat die Ma jorität erlangt. Die Ablehnung erfolgte wie in der Bud getkommission. Nach des Reichskanzlers einleitender Er klärung war die Auflösung unvermeidbar. Sic ist erfolgt. Die Wahlparole kann nur lauten: „Gegen das Zentrum!", das damit seine Rolle als Regierungspartei wohl für lange Zeit ausgespiclt hat. Der Reichstag hat mit 178 gegen L«8 Stimmen den Nachtragsetat für Südwestafrika abgelehnt. Reichskanzler Fürst Bülow verlas darauf eine kaiserliche Botschaft, durch die der Reichstag aufgelöst wird. Der Kaiser ist am Donnerstag nachmittag 4 Uhr »L Min. in Wildpark eingetroffen und vom Bahnhof nach dem Neuen Palais gefahren. in politischer und nationaler Hinsicht gleich bedau ch^ Beschluß nicht fassen werde. Sollte er sich h:crm ta 1 ' so würde er vor dem deutschen Volke und der nicht in der Lage sein, eine solche Kapitulation zu schreiben. Tie andauernde Bewegung und Aufregung Schlüsse der Rede legte sich erst, alsSchmidt - l-we I (freis. Vp.) einen Vermittelungsantrag n Regierungsvorlage sollte Zurückziehung von 4000 - bis zum 31. März 1907 als Bedingung ausgenommen we der:. Der Zentrumsführer Spahn begründete als sr- fcrent der Kommission ihre ablehnende Haltung m ruyr ger, sachlicher Form, so daß er von keiner Seite unterbro chen wurde. Ter größte Teil seiner Ausführungen, deren Inhalt schon bekannt war, ging in der lärmenden Unters Haltung der Abgeordneten über das Thema: „Was nun. verloren. Kolonialdircktor Dernburg hat das Wort! Toten stille! Er antwortete auf eine Entschuldigungsrede des v,el- Stillc: Herr Roeren habe auch während seiner Amtszeit i schon sich in die Amtsgeschäfte der Kolonien einmischcn j wollen. Ter Abg. Lattmann polemisierte gegen die Schandtaten seines Vorredners Czarlinsky (Pole» und holte sich einen Ordnungsruf, Abg. Arendt < kons. > verteidigte sich gegen die sozialdemokratischen Angriffe, Oberst Quade tat die An- und Absichten des „Großen Generalstabcs" kund — alles ohne Aufmerksamkeit des Hauses. Ta erhob sich der Reichskanzler nach einem Schluß wort Ternburgs, die Annahme des Antrages Ablaß und Genossen wäre das Minimum für die Regierung, zu einem Wort in letzter Stunde, das er nur stockend und mit auf fälliger Blässe im Gesicht hervorbringen konnte. dauere den Aufstand, aber ein Zurück gebe cs nicht mehr. I Ter Reichstag möge sich in letzter Stunde seiner schweren Verantwortlichkeit bewußt sein. Es handle sich um die Frage, ob wir die Kolonien behaupten wollen oder nicht, ob wir unser Ansehen und uns die Waffenehre in der Welt gefährden wollen oder nicht. Man solle nicht in der Stunde des Kleinmutes alle Opfer unwirksam machen, die bisher gebracht worden seien. Er scheue vor keiner inneren Krills zurück, wenn das Pflichtgefühl es gebiete. Und er I werde seine Pflicht im Vertrauen au: das deutsche Volki tun! (Stürmischer Beifall rechts, stürmischer Lärm links und im Zentrum.) Es kom m t zur A b st i m m nng! Die deutsche Sprache ist zu wortarm, um die Vorgänge dieser wenigen Minuten, die fieberhafte Unruhe, die nut Zuhilfenahme aller Kräfte zurückgcdämpste Aufregung und Erwartungs freudigkeit loder -Schmerz- auszumalen. Als der Antrag Ablaß mit 5 Stimmen Majorität, der Regicrnngsantrag mit 10 Stimmen Majorität abgelchnt wird, erhält Fürst Bülow das Wort. Das Haus erhebt sich. In der bestimm ten Form liest er die kaiserliche Botschaft vor, die die Auf lösung des Reichstags enthält. Stürmischer Beifall folgt jedem verlesenen Satze, Händeklatschen auf den Tribünen' Der Graf Ballestrcm rügt das. Nur allmählich leert sich der Sitzungssaal! Alle nicht, die wiedcrkehrtcn, möaen sich der Heimkehr freuen! Weitere Meldungen: Berlin. (Ausführliche Meldung.) Der freisinnige Antrag wurde mit 176 gegen 171 Stimmen abgelehnt Es erfolgte die Abstimmung der Abgeordneten: für die Re gierung 168, dagegen 178 Stimmen. Nach erfolgter Ab stimmung erhebt sich der Reichskanzler und meldet . eine kaiserliche Batschaft zu verlesen Hobe. lStürmiU^ Siimmen. Wieder war es im Jahre >«W die ' »mrmischer MUitarsrage, die zum «onslikt sührtc. Die Re«irrung Im äic «.»«IX.» UN<I eott.d.I-, vsdrlir, w»cdvlvl, NI«<I<rx»vrItt, UN<I Südl-U ?»dltl»ll»ir-0r-»l Im 8I»se«ilr, lorchvilr, welttN r»l»IH»«I-«k Im die i tSarttNw>rllM«tr Beilagen: rivterh«lvm--bl«tt" * ««ach Seierahr»*- * „Haus- Wild, v. Buttlar, »lasewi». — an ' verantw» vrev«»«« Druck und Verlag: GIbga« - Buchdruckerei und verlagßanstalt Hermann Beyer L To.> _ ' — —LLL - der sich auf den Tribünen fortpflanzt.) Nach dem Verlesen der kaiserlichen Botschaft erhebt sich der Präsident Graf Ballestrem und bringt ein Hoch auf den Kaiser aus, in das die Abgeordneten begeistert cinstimmten und das auch auf den Tribünen stürmisch widerhallte. Wie aus dem Reichstage verlautet, ist um 3 Uhr die Bundesratssiyung zu Ende gegangen, in der die Auflösung des Reichstages beschlossen wurde für den Fall, daß die Abstimmung im Plenum wie in der Budgetkommission ein negatives Ergebnis habe. Die Neuwahlen. Für den Fall der Auflösung deS Reichstages enthalt Artikel 25 der Reichsverfassung folgende Bestimmung: Im Falle der Auflösung des Reichstages müssen innerhalb eines Zeitraumes von 60 Tagen nach dersel ben die Wähler und innerhalb eines Zeitraumes von 90 Tagen nack der Auflösung der Reichstag versammelt werden.