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Sächsische 1V06. Ott» 4 «wgimpreff* Vlasevttz. 68. Jahr- Nr. 195 »gische« keine er» - dirch «mse« xrsik 'f-p - 174 - 17« r- Strenge eingeschritten werden; in den fünf Jahren, find 7 Personen wegen Trunksucht entmündigt worden, darunter eine Frau; 3-1 Kinder wurden der Fürsorge-Erziehung über- wiesen, lediglich wegen schlechten Lebenswandels der Eltern. «Die Mißhandlungen der Frauen durch die Männer haben fast vollständig auf gehört, das Familienleben ge staltet sich immer zufriedenstellender. Die Abnahme von Verbrechen und Vergehen sowie der Verabfolgung von Branntwein an Kinder ist eine wesentliche. In den fünf Jahren dieses Kampfes gegen den Alkoholismus sind Schwurgerichtsfälle nicht vorgekommen. Das Vorgehen der Herwrder Polizeiverwaltung, so meint der Verfasser der Schrift, habe zur Genüge bewiesen, daß -der Trinker in erster Linie eine besondere humane Behandlung verlangt; und falls er diese mißbraucht, daß dann mit aller Strenge gegen ihn eingefchritten werden muß, da ihn nur die Furcht vor Strafe in Schranken zu halten vermag. 4»»laS oqn- u. 7,50 (Iv tl^6, 2,t8, '.2^4,7A rs. i u. August! 6,10, 6,40 !, So»n- u. (0), 12,bv, 5,00, 6,30, ig» im Just 12, 10,10*. Sonn- u. Arlodr. «UL. Swtzner tu PMtz, vrmro fo»k sämtlich« Auuoueeu.SxpedMo«« D«1schlimL4. 0tt» 8rt«»«!ßr. S in Dr dO, UM, s. >,15, » 80* 8.30 Toni« 12,10,10* 44 Jglau), t, 58 Sonn- 1.30 Sonn- 5 Sonn. n. bniff gültig. 2,22, 8,08, 0, 10,00*. »,4L, 11 Festtag 12^L, 3ch >i» Freib«^' MagS) 5 ttage«: L debrrg, ggj °vd Festtagt >d Festtag»), <mtzn Mo» (2II 8it »lotzjch«) Dresden»^ »brück, (5,A ügSbrück uit . S,1S. 9,«, , 2^4, 3,4^ V.OV, -F, Kottbuti. 7,47 («,« ißen, Som> . 8,15, (9- >6,10,M. >Swig), 7,«, ' b. Cojatz, 1 (4,10 L ) (7,lS ti» bi- MH«), )en), 1VM, in- u. FestU > (6,23 it 12,25, 4^t, bi- Regent« , 8,04, (8,3t 2,16s, 1, 2^5 (3,0vj »,30s i u. August 6,55 (6,1 (1,20 ttagS), 3,1 geln, Son 1,45, 10^0 .45, 11,30» 4.55, 6,00» 5.55, («,A ßotschappel ,, 2^8, 3,45, u Festtag») kurrenten in Plauschke, dem Nachtwächter. Plauschke flickt auch Stiefel, obgleich ihn Herr Happig schon wiederholt er mahnt hat, davon abzulassen, weil das Amt darunter leide. Bei ihm sei das etwas anderes, er sei gewissenhaft genug, darüber nichts zu versäumen; er, Plauschke, dagegen sei schon mehrfach schlafend aufgofunden worden, habe also seine Pflichten aufs gröbste verlebt und die Stadt ohne geglichen Schutz gelassen. Plauschke bringt es dennoch nicht fertig, seine Kunden weg- und zu Happig zu schicken; die Folge ist, daß dieser ihn grimmig haßt und nach einer Gelegenheit sucht, ihn aus dem Amte zu bringen. Da kommt eines schönen Abends ein dienstliches Tele- grämm aus der Kreisstadt: Kassierer Müller durchgebrannt, jedenfalls auf Mo torrad. Signalement: Haare und Bart schwarz, Nase ge wöhnlich, Mund gewöhnlich usw. 500 Mark Belohnung." 500 Matk! 600 Mark! Happig wiederholt immer und immer wieder diese Worte und gerät immer mehr in Wut weil ihm klar wird, daß dieser Müller, wenn überhaupt, dann natürlich im Laufe der Nacht Hintermoäd passieren muß, und daß dann nicht ihm, sondern diesem verd- Plauschke die Belohnung zufällt. Er selber kann doch aber unmöglich die ganze Nacht wachen, nachdem er die gestrige im Kriegerver- ein durchgekneipt hat. Was tun? Er zermartert fein Hirn, und als eine halbe Stunde später Plauschke eintritt, um seinen Dienstantritt zu melden hat er einen Plan ersonnen. „Du kannst wieder nach Hause gehen, Plauschke " „Wieso?" „Ich muß heute selber wachen, der Herr Bürgermeister wüm'cht es Da, sieh' her!" Und er zeigt ihm die Depesche. Plauschke, der sich natürlich die 500 Mark auch gerne verdiente, bittet, ihn doch ruhig wachen zu lassen, ihm ent- wische der Kerl auch nicht. Happig sträubt sich. Der Herr Bürgermeister hätte es so befohlen und er, Happig, hätte kei Plioschkt. Eine Humoreske von F Altena (Nachdruck verboten.) Kennen Sie Hintermond? — Nicht? Hintermond ist eine alte Stadt an -der Chaussee von Fuchsgutnacht nach Na gelbrett. Schon Karl der Dicke hat -ihm die Städterechte ver liehen, weil ihm hier auf der Durchreise einmal besonders gute Knödel vorgesetzt wurden, und diese Rechte hat es seit- de.n behalten, -obgleich es seit undenklichen ^Zeiten vie mehr als 311 Einwohner gehabt hat. Wenn Sie im Lexikon nach- Magen, werden Sie allerdings 315 angegeben finden; das kommt aber daher, daß bei der letzten Volkszählung gerade ein betrunkener Rastelbinder im Spritzeuhause seinen Rausch ausschlief und den Mann hatte man doch mitzählen müssen. Da also Hintermond eine Stadt ist, hat es auch einen dürgerrneister, wenigstens jeden Morgen von 9 bis 10 Uhr, wenn er seine Dienststunde hält und außerdem abends bei den Festen der Vereine — zwei Kriegervereinen, einem Gesang-, einem Kriegergesang- und einem Kaninchenzuchtvereine, — be>. denen man ihn stets respektvoll zu begrüßen und in einer längeren Rede als das hochwohlweise Oberhaupt der Stadt und als den eifrigen Förderer der Krieger-, der Gesang-, der Kriegergesang, oder der Kaninchenzuchtvereinssache — Un- zutreffendes ist zu durchstreichen — gebührend zu feiern pflegt. Bei diesen Gelegenheiten und während der allmor- gendlichen Dienststunde also erfreut sich Hinterimond seiner weisen Fürsorge; die übrigen Stunden des Tages muß er leider seiner umfangreichen Schweinezucht widmen, und dann erledigt ein anderer die dringenden Dienstgeschäfte, der Herr Stadtpolizeisergeant Happig. Herr Happig ist ein Mann von großer Gewissenhaftig- leit, der nie sein Amt vernachlässigen wird, es sei denn, daß ein Stiefel besonders eilig zu flicken ist. Der Herr Stadtpoli- leisergeant flickt «nämlich nebenbei die zerrissenen Stiefel der guten Hintermonder, und das geht natürlich vor. Er könnte noch viel mehr zu tun haben; aber leider hat er einen Kon- Fökst Nil»» md Lik Polei-Frizr. Tie Bülowschen Aeußerungen über die Polen-Frage werden von der „Kölnischen Volkszeitung" wie folgt kom mentiert: Er loibr die Ftottwellsche und die Bismarcksche Polen politik, tadelt aber die Caprivische. Ach, der arme Graf Ca privi de Caprera de Montecuculi, was wird ihm nicht alleD in die Schuhe geschoben! Hat Fürst Bülow denn wirklich keine Ahnung davon, wer der wahre Inspirator der „Capri- vischen" Polen- wie der Caprivischen Handelsvertrags-Politik war? Die Leipziger Neuesten Nachrichten mögen es ihm er- zählen; sie sagen, es habe eine Zeit gegeben, in der dieser Kurs gerade auf dem polnischen Felde den persönlichen Stem- - niworU. Redakteur: Wilhelm v. Buttlar, Masevitz Druck und BMelagr «lvguu-vuchdruckiret uud Berla-Iauftalt Hermann Beyer L So., Blasewttz; »aamm Fernsprecher; steü Dresden «r. SV«. gemacht, und noch besonders darauf hingewiesen, daß die Km der, um sie nicht durch das üble Beispiel verderben zu lasten, nötigenfalls der Fürsorgeerziehung überwiesen werden wur den. Das machte stets tiefen Eindruck; keiner wollte sich 4erne Vaterrechte entziehen lassen. Alles dies erforderte natürlich eine große Geduldsar beit, zumal -mehrere Männer anfangs sehr hartnäckig waren. Schließlich ließen sich aber alle ohne Ausnahme zu -dem pro- tokollarnchen Versprechen herbei, nach und nach (da es ans einmal doch nicht ginge) dent Trünke entsagen zu wollen. Auch waren sie damit einverstanden, daß bei einem Rückfall die Frauen sofort dem Polizeiinspektor Mitteilung machen durften. -Ferner wollten sie den verdienten Lohn stets nach Empfang ihren Frauen einhändigen. Auch trunksüch tige Frauen waren da, die aber leichter zur Besserung zu bewegen waren und meistens sofortige Enthaltsamkeit ge lobten; sie haben ihr Versprechen ohpe jeden Rückfall bis heute gehalten. Als man in der Stadt merkte, daß die Polizei nicht strafen, sondern bessern wollte, kamen die Frauen der noch unbekannten starken Trinker freiwillig und gaben ihre Aus sagen zu Protokoll. Nachdem die erste große Arbeit zu den Akten gebracht war, vereinfachte sich die Sache wesentlich. Die Bezirksbeamten mußten in jeder Woche mindestens ein mal im Haute durch Befragen der Frauen und unter Um ständen auch der Arbeitgeber der Trinker feststellen, ob der erhaltene Lohn richtig an die Frauen abgeliefert war. Viele Trinker wurden dauernd gebessert, doch wurden die alten Trinker leicht rückfällig und bedurften dann äusserst scharfer Kontrolle. In den letzten 'beiden Jahren sind schon weniger Rückfälle vorgekommen. Die Frauen geben sich große Mühe, ihre Männer immer mehr auf den Weg der Besserung zu bringen. Gegen einzelne Trinker freilich mußte mit aller "" Ml n»>. vmorn ... °,r ngi. . eilllNl unö OK Sr»rvi4« cowrul«, vodrltr, »«»«I«, vl«4tr»«»n». lür cklr ökmrlnäen Marewilr, lorchmtr. kochwiU. lveirrer r»»el«aUe«s wr «lir cirriINl-r»eI»ari. Die Bekimpstmn Lrr Triidiicht. In der Stadt Herford hat die Polizei seit mehreren Jahren eine neue Methode der TrunLsuchts^Zekämpfung an- geivendet und damit recht günstige Erfolge erzielt. Der dor- tige Polizeiinspektor Homuth gibt darüber in einem soeben erschienenen Schriftckien Aufschluß, dem wir das folgende ent nehmen: Vor fünf Jähren begann die Polizerverwaltung mit der Aufstellung einer Trinker! i st e, und die Frauen der Trunkenbolde wurden über -das Vorleben ihrer Männer pro tokollarisch vernommen. Als sie merkten, daß inan es gut mit ihnen meinte, standen sie gern Rede und Antwort, wobei sich recht traurige Familienverhältnisse herausstellten. Die meisten Frauen waren fast täglich Mißhandlungen und Be schimpfungen rohester und und unsittlichster Art in Gegen- wart ihrer Kinder ausgesetzt. Manche meinten, daß dagegen doch wohl nichts zu machen sei; mehrere gestanden auch, daß sie, um des Abends nach Rückkehr des Mannes Ruhe im Hause zu erzielen, selbst rechtzeitig für die nötige Menge Branntwein gesorgt hatten; in den meisten Fällen war der Schnaps von den Kindern geholt wor-den. Anfangs weiger ten sich fast alle Frauen, ihren Männern gegenübergestellt zu werden, als sie aber über ihre Pflichten und Rechte belehrt worden waren und gehört hatten, daß in erster Linie n u r im Wege der Güte vorgegangen werden solle, waren sie damit einverstanden, daß -dem Mann-e in ihrer (Gegenwart das Protokoll über sein übles Vorleben vorgelesen wurde. Tas ist denn auch in jedem einzelnen Falle geschehen. Der Mann wurde nicht bedroht, sondern freundlich behandelt und bei seinem Ehrgefühl gefaßt. Er wurde sodann auch auf die ihm unbekannten gesetzlichen Bestimmungen, wie z. B. 8 6 bes B. G. B. und 8 361,5 und 10 des St. G. B. aufmerksam nen Grund, anders zu handeln, mir damit Plauschke zu den 500 Mark komme. Plauschke bettelt weiter. Er wolle ja gerne die Hälfte Happig abgeben. Der hat damit seinen Zweck erreicht, sträubt sich zum Schein noch ein Weilchen und verspricht dann, noch einmal mit dem Herrn Bürgermeister zu reden". Er möge nur einstweilen seinen Rundgang be- ginnen. Plauschke tut das und Happig geht — in den Krug. Er muß einen Freudenschoppen trinken. Beim dritten Glase überkommt ihn der Aerger, >der er die 500 Mark nicht allein kriegen kann, und er muß seinen Zorn hinunterspülen. Tas hat er mit abermals drei Seideln getan und bestellt Nummer sieben zur Feier des Tages. Es reizt ihn jetzt, auszurechnen, wieviel Bier er sich für das Geld kaufen kann und wie lange er daran zu trinken 'hat, wenn er sich jeden Tag fünf «Seidel gönnt, wie lange bei sechs Seideln täglich und so fort. Das ist nun ein schwieriges Exempel; er muß das Notizbuch zu Hilfe nehmen und beginnt Zählen um Zahlen zu kritzeln. Nummer vierzehn! Prost!" stellt ihm der -Wirt ein neues Seidel hin. „Vierzehn? Unsinn!" schaut Happig mit verglasten Au gen vom Buche aus. „Unsinn! Dreiunddreißig Jahre sieb zehn Monate und drei Tage!" Er -hat eben glücklich heraus, daß er so lange mit dem - Gelde auskäme, wenn er sich täglich acht Glas leistete. Er kommt in seinem Dusel auch nicht aus die Idee. Es ist 4 Uhr morgens, als Happig heimwärts wankt. Den Steckbrief, die 500 Mark und alles Drum und Dran hat er längst vergessen, nur soviel weiß er noch, daß er in den nächsten 33 Jahren 17 Monaten 3 Tagen unmenschlich viel Bier zu trinken haben wird, und das erscheint ihm in dieser Stunde als das höchste Glück. Doch waS ist das? Gegenüber seiner Wohnung, vor der Tür des Spritzenhauses und Arrestlokales liegt Plauschke auf einem Handwagen und schläft, die Hellebarde im Arm, den schlaf des Gerechten. So ein pflichtvergessener MenschI Dem will er einen Streich spielen, daß er a-m längsten Nacht- 'i