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ISchUlhe unsere EwN». ^rrrövrechn: Lui D«sden Nr. DO». »ö <ve Semeimlen LLEde-R«. c-UleWttr. VHctzvw. meserp-ftttr. Is-rrmpitt, mul L-tre»i«Ie. ?EdN»HN-»§ vr-«> wr cke Lemeinäen Zssrevttr, Lorchvitr, kochvttr, (veirrn Firrcd unä SWru. L-I»lO»rei-er tü, öie Lrrr»itt-«»ei»4e». ^>»WWWW»WWW — Otto »mach tu «otta, .mW «« »mich t« Loschmttz, roße» REH t» Ni Bruno Schneider w i Deutsch Druck mW vertag: Et b - « u-v u ch d ru ck er «i und BertagSaustalt Hermann vetzer L To, vlasemitz: derantwortt. Rrdatteur: Paul Sem»,, vlasemttz. Nr. 74. Freitag, den 3V. März 1906. 68. Jahrg. Watt-npnmGNms« d-S Köretgl. Gächs. Mete»r»l»gtfche« Jnfttttrt- z, Dresbe». Freitag, den 3V. März ISO« : Witterung: Ausklärende Bewölkung. Temperatur: Unternormal. Windursprung: Güdwest. Luftdruck: Mütel. Der „SslsM-Priuj". Der Erdprinz von Hohenlohe-Langenburg, sein Vater ij, bekanntlich Statthalter von Elsatz^Lothringen in Straß- burg, ist in der letzten Zeit bei uns in Deutschland der meist genannte Mann gewesen. Einesteils gab dazu der Verlauf der Beratung der Kolonial-Angelegenheiten im Reichstage Anlaß, die kaum jemals in einer so frischen, offenen und we nig bureaukratischen Weise geführt wurde, wie unter dem gegenwärtigen Leiter der Kolonial-Verwaltung, dem „Kolo mal-Prinzen", wie der Erbprinz von Hohenlohe scherzhaft ge nannt ist; dann kam die Ablehnung der Forderung, nach wel cher die bisherige Kolonial-Abtcilung zu einem Kolonialamt unter einem Staatssekretär erhoben werden sollte, durch die Budgetkommission des Reichstages und im Anschluß hieran das Gerücht, Prinz Hohenlohe wolle deshalb zurücktreten; und endlich hieß es noch, der eigentliche Grund des Eintritts des Erbprinzen in den Reichsdienst sei der, daß er später Fürst Bülows Nachfolger als Reichskanzler werden solle. Man verstieg sich sogar zu der Behauptung, dem Fürsten Bülow sei es sehr angenehm, wenn der Reichstag bei der Ablehnung der Errichtung eines Kolonialamtes bleibe, damit der Erb prinz von Hohenlohe deshalb seine Entlassung nehme. Natür lich ist diese ganze Zukunftsmusik ungereimtes Zeug, die nur beweist, daß man die Persönlichkeit des Prinzen ganz falsch beurteilt. Zu erwarten ist immer noch, daß die Kolonial-Ab- teilung doch zu einem Kolonialamt erhoben wird, wie es sei ner Bedeutung entspricht. Dem Erbprinzen von Hohenlohe persönlich ist es, wie Jeder weiß, der seinen Charakter kennt, ganz egal, ob er Unterstaatssekretär oder Staatssekretär heißt. Ihm kommt es auf die Betätigung seiner Arbeitskraft an. Und daß er etwas versteht, hat er nicht nur schon jetzt,- obwohl er erst seit letztem Herbst Kolonialleiter ist, bewiesen, sondern auch früher, als Regent des Herzogtums Sachsen-Koburg- Gotha. Er ist kein Mann vom grünen Tisch und darum paßt er gerade für die Kolonien. Es ist selten, daß ein Sprößling eines ehemaligen reichs unmittelbaren Geschlechts und ein so naher Verwandter des regierenden Monarchen eine solche, wenn auch hohe, so doch immerhin abhängige Beamtenstellung und zwar an einem so exponierten Platze, wo er sehr viel mit der Volksvertretung zu tuen hat, annimmt. Das zeugt von allem Mangel an aristokratischem Stolz und von großer Arbeitslust. Diesen Mangel an Stolz und diese Arbeitslust hat der Erbprinz auch bei seiner längeren Regentschaft in Koburg-Gotha bewiesen, seine Tüchtigkeit hat ihn außerordentlich populär gemacht. Der Prinz hat damals gerade für den Nährstand ein prakti sches Interesse bewiesen, mehr al» einmal hat er in einem blauen Kittel sich industrielle Betriebe angeschaut, um auch von solchen Räumen Kenntnis zu erhalten, in die man sich nicht im schwarzen Rock wagen kann. Hohe persönliche Lie benswürdigkeit hat sich mit diesem Arbeitseifer vereinigt. Es ist auch vielfach nicht beachtet, daß der Erbprinz und seine Gemahlin, eine koburgische Prinzessin, unserem Kaiserpaar nahe verwandt sind, eine Tatsache, die dre Bereitwilligkeit, ein nicht unabhängiges Amt zu führen, noch besonders hervor hebt. Der Vater des Erbprinzen und die Mutter der Deut schen Kaiserin waren Geschwister, die Kaiserin und der Erb Prinz find also direkte Cousine und Cousin. Ebenso ist die Erbprinzessin die direkte Cousine des Kaisers, ihr Vater und die Kaiserin Friedrich waren Geschwister Man kann also wahrlich nicht sagen, daß der Prinz aus einem anderen Grunde in den Reichsdienst trat, als um seinen Arbeitseifer zu betätigen. Eine Absicht auf den Kanzlerposten lag bei ihm ganz bestimmt nicht vor. Was die Zukunft einmal tatsächlich bringen wird, kann beute Niemand wissen. Ei» «»ttzcrichl « kr Lißch. Der Geinelnderat zu Kötzschenbroda richtete am 28. Ott. 1905 eine Petition an die 2. Kammer des Landtages, in der um dalZige Errichtung eines Amtsgerichts in Kötzschenbroda gebeten wird. Die Petitionen aus den verschiedenen Lößnitzortschaften, die dem letzten Landtage vor gelegen hatten, waren von der Deputation als begründete angesehen und angesichts der über die Lage eines dortigen neuen Amtsgerichtes noch auseinandergehenden Wünsche der Königl. Staatsregierung in dem Sinne zur Kenntnisnahme überwiesen worden, daß dieselbe ersucht wurde, Erörterungen darüber anzustellen, welche Ortschaften dem neuen Amtsge richte zuzuteilen sein würden, und wohin es gegebenenfalls zu legen sein würde; dabei wurde vorausgesetzt, daß eine mög lichst zentrale Lage gewählt werden wird. Das Justizministe rium berichtet nun über diese Erörterungen und meint, die Sachlage habe hier eine neue Gestalt angenommen. Die Ge meinde Kötzschenbroda hat sich nämlich ein zur Errichtung eines Amtsgerichtes geeignetes Bauland, 2 dis 3 Minuten vom Bahnhof Kötzschenbroda und vom Ende der Straßen^ bahn, 5 Minuten von dem Dampfschiffhalteplatze entfernt, ge sichert und will es dem Staatsfiskus unentgeltlich überlasten, ist auch bereit, auf ihre Kosten dort die nötigen Gebäude zu erbauen und sie dem Fiskus zu vermieten. Im Hinblick auf dieses Anerbieten sind die beteiligten Gemeinden gehört wor den. Ihrer Einverleibung in das an jenem Platze zu er- richtendeAmtSgericht Kötzschenbroda haben darauf zugestimmir Kötzschenbroda, LinSenau, Naundorf, Niederlößnitz, Oderlöß- intz, Radebeul^Serkowitz, Wahnsdors, Zitzschewig, CoSwig. Kötitz, Neucoswlg und Niederwartha, zusammen mit 31 638 Einwohnern. Abgelehnt haben dagegen Brockwitz b. Meißen, Weinböhla, Dippelsdorf, Eisenberg-Moritzburg, Gohlis bei Bau-, Fachleute, zum mindesten als „künstlerische Leiter neben den Intendanten aus Hoskreisen! Und nun kommt diese» „Künstlerische Theater- aus Rußland, au» MoSka», der Stadt, die zugleich in dem Theater Korsch da» zweite an die Spitze der russischen Theater zu stellende Kunst institut aufweist. Gleich in seiner ersten Darbietung „Nacht asyl- zeigt e» un», wonach wir solange gerungen, worüber wir uns gestritten, wer künstlerischer Leiter eines Theaters sei» s»ll und muß! Er ist kein Fachmann in de» Wortes eigentlichster Bedeutung, kein Dramaturg, kein literarisch er zogener vr. pdil., kein Staat»-, Hof-, KommisfionS-Rat, oder wie sie bei un» in Deutschland alle heißen mögen ! Ader er ist ein», wa» nur wenige bei un» sind: eine künst lerische Persönlichkeit, der „Tüchtigste- für da» Theater. In unser« speziellen Falle find e» sogar »wei Tüchtigste: Herren Stanislawski u. Nseruiro Wits ch- Dantschenk». Der eine war — o Grau»! — Groß industrieller in Moskau, der andere dramatischer Dichter? Eie drücken den Stempel ihrer künstlerischen Persön lichkeit, ihre >Tüch ti g ke i t ihrem 1898 geschaffenen Theater auf und lehrten so, wie man wahrhaft künstlerische Leistungen zu Stande bringt und wem die künstlerische Leitung von Theatern anzuoerlrauen ist: einer künstlerischen Persönlichkeit! Daß eine solche zu ihnen durch ihre Künstler sprach, fühlten auch die Zuhörer. Sie alle standen vor einem Kunstereignis, einer Offenbarung, die fie noch nicht erlebt. Enthusiastischster Beifall durchbrauste daher nach jede« Aktschlüsse da» Hau». Er galt neben de« selbst mit wirkenden Stanislawski (Satt») wohl allen Künstlern gleicherweise. Diese Unterordnung aller unter da» Gesamt-Kunstwerk! Dies« Natürlichkeit, diese» naturgemäße Erlebe« jede» ein zelnen Vorgänge»! Sie könne« niemals übertroffen »erden. Dazu eine Stimmung durch Dekoration, Rrgiefühnmg (die a»»ß, Wißmscheft »»i Mißt. SSuigl. Schauspielhaus. Gorki'S „Nachtasyl" von de« Moskauer Künstlerischen Theater dargesteNt. Dargestellt —? 1'sedort tvoowi (Hol s der Teufel), erlebt! Und nicht wie bei uvs in Deutschland, oder bei den Gastspielen einer Düse, einer Bernhardt u. a. von einem cnzigen Matador, vielleicht auch von zweien, höchsten» dreien -riebt! Rein: von allen erlebt. Bon ihnen allen, denen jtwei „Tüchtigste- (Akt 4 „Satin-; „Alle, mein Lieber, alle leben einzig um des Tüchtigsten Villen!-), die es selbst so «rieben konnten, dieses ihr Erlebnis zum Miterlebnis machten. Warum sieht man so etwa» nicht auch bei uns? Weil dir Russen ihr Volk besser auf der Bühne verkörpern können? Warum können wir e» dann doch nicht in deutschen Werken? Weil wir etwa keine solche Künstler haben, die s o verkörpern können? —? Nein, o nein! Un» fehlt eS nur am „Tüchtigsten" Dieser „Tüchtigste-, wo ist er zu suchen? Gewiß unter beu ... -Räten, den Doktoren, den Lehrern, die das Volk erziehen, den — Ja, halt! Worum handelt eS sich hier? Um den „Tüchtigsten- für da» Theater doch wohl, keinen eine» anderen bürgerlichen Berufe»! Uad da haben wir den Fehler, den man bei« Auswahl unserer „Tüchtigsten- für da» Theater macht! Man sucht dik'e unter den mit Titeln und Titelchen beladenen, mühsam vorwärtSschreitenden „Tüchtigsten- der anderen bürgerlichen Berufe, statt zu denken, daß man den „Tüchtigsten- für da» Theater braucht? Ueber diese« Theater „Tüchtigsten- ist in Wort und Gchrist Gott weiß wie viel im Lauf der Jahre und Jahrzehnte gestritten Word«». Fast alle Schriste» über da» Theater er- eiierte« sich gegen die Leitung der Theater, speziell der Hof- cheaier durch Intendanten, die de» Hofkreise» e»tao««e« »nrden Fachleute, hieß der KriegSrnf, mir Leute „vom keine Pause ohne inneres Leben läßt, sei es, daß ein Kind Wimmerl, Leute im Hofe streiten, ein Hund bellt rc. rc.) «. s. f., die eben nur von „dem Tüchtigsten- mit genügend viele» Proben auch mit Darstellern, die manchem unserer Dresdner Kräfte z B einzeln besehen nachstehen würden, erzielt werd«« kann. Auch richtet man in Moskau vor allem sein Augen merk auf Temperament, glutvolles, leidenschaftlich er regbares Temperament, das allein einen siegreichen Einfluß auf die Zuhörer haben kann. Bei uns, speziell in Dresden, gilt Temperament zuweilen sogar als Fehler! Leider, im Interesse echter Kunstleistungen! Denn ohne solche» Temp^ry- ment könnte auch der „Tüchtigste- nicht eine Wirkung erzsMr wie z. B die des Auflaufs des 3. Aktes. Was für em Lebeu, welche Bewegung der Mafien! Jeder einzelne hat eine besondere Aufgabe, bi» zum sonst unbedeutendst erscheinenden Statisten herab. Darin erzielte ja auch Reinhardt (Berlin) mit seiner deutschen Muster-Aufführung des „Nachtasyl»" eine besondere Wirkung und, wer „Don Pasquale" bei Gregor (Komische Oper, Berlin) gesehen hat (die wunderbar belebte Ehorszeue des 3. Akte»), der weiß, daß auch in Deutschland „Tüchtigste" find, die Große» schaffen können Bor allem muß die Reinhardtsche Wiedergabe des russischen Werke», die für rut» Deutsche da» russische Milieu trrffendst zu geben schirm als eine Tat auch weiterhin angesehen werden. Wa» den Rufst» bester glückte war der Luka, der von seinem Berkvrpettt, Herrn Mo - kwin, mehr al» gutmütiger, alter Kamerad uxd Genosse all der Asyl-Bewohner, den „man tüchtig gekköpft hat, und der darum weich ist. . aufgefaßt wurde, al» der de» Herrn Reiühardt, der ihn al» Pilger, fast mönchSartig gab, und de« ebenfalls der Dichter in den Worten Koftylews: „Du nennst Dich 'nen Wanderer, 'nen Pilger . . .- (Akt S) die Marschroute vorgeschriebe» hatte. Daß die Gesäuge der Ruffen, da» Bete» a« Bette der tote» „A»na" eje. Volk»- echter wäre», al» bei Reinhardt, darf de« Russe» nicht be- souderS^angerechnet werde« Wohl aber, um «och ei» letzte»