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W G Feierabend W W W Anterhaltungs - Beilage der Sächsischen Volkszeitung Nr. 13 Sonntag den 29- März M4 Lrühlirrgshvffen cr Märzwind übern weiten Acker webt — Lr weckt die Saaten in der warmen lLrde. Die Sonne leis in jede Furche späbt, verkünden, daß es wieder Frühling werde. Bald bricht's aus jeder Scholle leicht beroor. Das ist ein werden, wachsen und webendes Wogen Bis jubelnd endlich durch das breite Tor Der letzte volle Wagen wird gezogen. Der Märzwind übern weiten Acker webt Die Seele träumt von fernen Lrntetagcn Und schickt zu Gott ein flehendes Gebet, Ibm alles Frühlingshoffen bang zu sagen. G hoffe immer, Seele! Gottes Geist, Dem alle Weltcnwunder sich enthüllen, wird auch, was dir der junge Lenz verheißt, Zur Erntezeit getreulich wohl erfüllen. Hans Lehmann, Chemnitz. Auf -en Uasjmilssonntag Evangelium: Juden wollen Jcsum steinigen. Johannes 46 —öS. Jesus wird mit Dornen gekrönt. Jesus ist in die Welt gekommen, um alle unsere Sün den zu büßen und die Strafe derselben zu tragen. Tie Quelle aller Sünden ist in dem Haupte. Hier entstehen ehr- geizige, unreine, ungerechte und rachsüchtige Gedanken. Um nun alle Gcdankensünden zn büßen, wollte Jesus mit Tor- ncn, mit Schmach und Schmerz gekrönt werden. Jesus ist ein Opfer, das geschlachtet und im Feuer der Leiden gänzlich verzehrt werden soll. Sein ganzer Leib ist mit Wunden bedeckt; nur das Haupt ist noch unverwundet. Er ward nun mit Tarnen gekrönt, ans daß er keinen Teil an seinem ganzen Leibe hätte, der nicht von Schmerz durch- drnngen würde, und um seinen Ansspruch zu bewahrheiten, daß sein Reich nicht von dieser Welt sei. Das Schlechteste, was die Welt hat, bot sie ihm ja als Krone an. Christ, siehe da deinen König! Kennst du ihn mit diesem Szepter, mit dieser Krone und mit diesem Purpur mantel? Tie Juden verleugnen ihn, willst du ihn auch ver leugnen? Bist du ein Kind Gottes, so mußt du ihm ähn lich werden. Fürchte also nicht den unverdienten Spott, er macht dich dein Heiland ähnlich; fürchte nicht die tiefen Ver wundungen des Herzens und das tägliche Kreuz, du wirst dadurch dem Heiland ähnlich. Trägst du die Dornenkrone in dieser Welt, ruht sie auch auf einem demütigen Haupte und über einem reinen sanftmütigen Herzen, so wirst du in dem anderen Leben die goldene Krone tragen. Die Kronen der Welt tragen Dornen, die Dornen Jesu tragen Kronen. Solltest du mit Ehren und Wollüsten gekrönt werden wollen, da du deinen König mit Schmerzen und Schmach gekrönt siehst? Soll ein Glied unter einein mit Dornen gekrönten Haupte weichlich sein? Tie Glieder leben durch den Einfluß des Hauptes. Was soll man von einem mit Dornen gekrönten Haupte erwarten als Ein flüsse des Schmerzes? Es gibt dreierlei Dornen auf Erden, die uns Schmer zen verursachen: der Dorn der Sünde, der Dorn der Ver suchung und der Dorn der Buße. Die Sünde ist ein Dorn, der das Herz durchsticht und tötet. Die Versuchung ist ein Dorn, der den Geist beunruhigt und quält. Die Buße ist ein Dorn, die dem Leibe wehe tut. Der Dorn der Sünde ist grausam, blutig und tödlich; der Dorn der Versuchung ist gefährlich; der Dorn der Butze ist heilsam; er trägt köstliche Früchte zu jeder Jahreszeit. Ihr Töchter von Jerusalem! kommt und sehet den König mit der Krone, womit seine Mutter, die Synagoge, der angeblich für Gottes Ehre eifernde Pharisäismus, ihn gekrönt hat. Töchter von Jerusalem, sehet an — diesen Mann der Schmerzen! Sehet den Menschen, der euch er- löset hat; sehet den Menschen, den ihr gekreuzigt; sehet den Menschen, den ihr zu verfolgen nicht aufhört. Himmlischer Vater! du suchtest einen Menschen, der deinen Zorn besänftigen und sich deiner ganzen Straf gerechtigkeit überantworten würde. Ecce Homo! Siehe da diesen Menschen! Jesus ist es, den wir dir vorstellen, dessen Anblick dein Herz erweichen wird und dessen Bitten dich den Sündern gnädig machen werden. Betrachte das Angesicht deines Gesalbten. Siehe da den Menschen, durch den du alle Menschen liebst. Siehe da den ganz zerrissenen und blutigen Rock deines Sohnes Josef; kennst du ihn? Siehe da den mit Schmerzen gekrönten König der Menschen! O wie groß ist sein heiliges Gefolge! Wie hört die Erde nicht auf — solch heiliges Menschenblut zu trinken? Siehe da den Hohenpriester des Neuen Bundes, - der sein Blut ver gießt für das Heil seiner Brüder. O, heiliges kostbares Blut, o heiliger himmlischer Lösepreis für unsere Sünden. O komme über uns und unsere Familien mit deinem gan zen Segen! Tochter Sion, hl. Jungfrau, komme und siehe die Krone, die auf das Haupt deines Sohnes gesetzt worden ist! Siehe da den Menschen, den du vom hl. Geiste empfangen, ohne Schmerz geboren, mit so vieler Sorgfalt aufgezogen, mit so großer Liebe aufgeopfert hast! Siehe da den glor- würdigen König, der Davids Thron besteigen und über den ganzen Erdkreis herrschen soll. Siehe da den hohen Priester, der die herrlichste Qpfergabe dem himmlischen Vater opfern wird, sich selbst in seiner unantastbaren Hoheit und Heiligkeit. Welcher Priester! Welcher König! Welcher Sohn! Welcher Mensch! Welcher Anblick für dich, betrübte Mutter! Wie, bist du nickst vor Schmerz gestorben, da du deinen Sohn in diesem Zustande erblicktest? Ach, sie ist nickst gestorben, weil sie ihn ans den Kalvarienberg begleiten und zwischen zwei Mördern sterben sehen muß. Schönster unter allen Menschen! Größter unter allen Königen! Ach, daß auch Christen dich verleugnen! Die Geizigen wollen einen reichen König, reich an allem, was der Tod verweht wie der Wind ein Aschenhäufchen. Die Sinnlichen wollen einen wollüstigen König. Von den eigent lichen, reinen, heiligen Freuden, die uns mit den Engeln gemein sind, wollen sie nichts wissen. Die Ehrgeizigen wollen einen König des Ruhmes. Und ach! es ist doch des ganzen Ruhmes Preis und Schall nur ein hohler heiserer Klang, wenn Gottes Urteil anders lautet.