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DMW -»(MmiMk ' Orsch«1«t jebe« W»che«ta« nachmittag« 5 Uhr r für den folgenden Tag. Beilagen: » r «Mach Feierabend* — »Kirr ««s«r« Fra«e«* „Amtliche Fremde«- ««» K»rltste" Amtsblatt für die Kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt » Dresden-Neustadt das König!. Amtsgericht Dresden, : Ver«g«gedühr: r durch die Post vierteljährlich 2.10, monatlich —.70 ; desgleichen frei in» Hau« „ 2.52, „ — r durch Boten frei in» Hau« , 2.40, , — ; bei Abholung ül der Expedition , 2.—, , —.70 , Inserate kosten die «gespaltene Petitzeile 20Pfg., : kleine Anzeigen 15 Pfg., die Aeklamezetle SO Pf^ Anzeigenannahme bis mittag» 1 Uhr. für die König!. Superintendentur Dresden II, das König!. Forstrentamt Dresden ' und für die Gemeinden: Blasewitz, Weitzer Hirsch, Laubcgast, Dobritz, Wachwitz, Niederpo-ritz, Hofterwttz, Pillnitz, Weitzig, Schönfeld Publikationsorgan und Lokalanzeiger für Loschrvitz, Rochwitz, Bühlau, die Lößnitzgemeinden, Dresden-Striesen, -Neugruna und-Tolkewitz relrgr.-Adrrfse: Eld,a«Prrss« Vlasaach^ Nr. 134. j Blasewitz, Donnerslag den 14. Juni 1917. j 79. Jahrg. König Konstantin von Griechenland hat abgedankt Fernsprecher: V«t Drerbe« Ar. 20800 Dr»<tr „d Verlag: Elbgaa-Duchbrrtcherel m«b Berlagoanftalt Herma«« Ve»ee Heute früh brachte uns der Telegraph folgende Kunde:! A t h e u , 12 Juni. sHavas-Melduug.j König Konstantin hat zugunsten seines Lohnes, des Prin zen Alexander, abgcdaukt. Es ist das eine Nachricht, welche eigentlich schon seit Jahresfrist zu erwarten war, nachdem die vvlkerbesreiende Entente ihr Freiheitswerk in ausgiebiger Weise in Griechen land insofern ausübte, daß es das arme Land bis aufs Blut knechtete und den König Konstantin, welcher als Deutschen freund galt, peinigte. Man schreckte auch nicht vor Attentaten zurück. In aller Erinnerung dürfte noch der Brand der Wal dungen in der Nähe der Svmmerresidenz des Königs Kon- ßantin sein, wo es ihm und seiner Familie nur durch Zufall gelang, mit dem Leben davonzukvmmen. England und Frankreich haben Griechenland gegenüber eine Nadelstichpvlitik getrieben welche durchzuführen ihnen nur durch die gewaltige Militärmacht gelang, sonst hätte das griechische Volk seine Peiniger schon lange -zum Teufel ge jagt. Wohl kein Herrscher eines neutralen Landes hat unter den Machtgelüsten unserer Gegner so leiden müssen, als der nunmehr zur Abdankung gezwungene Griechen-König. Wenn auch noch keine näheren Nachrichten über die Thronentsagung vorlicgen, so kann man sicher sein, daß die Entente auf den König einen derartigen Druck ausgeübt hat, daß cs ihm ein fach unmöglich war, weiter Herrscher seines Landes zu blei ben, wenn er sein Neutralitätsversprechen den Mittelmächten gegenüber halten wollte. Das neutrale Griechenland war unseru Gegnern wäh rend des ganzen Weltenkrieges ein Dorn im Auge. Hätte es aus Leiten der Entente in den Weltenkrieg eingcgriffen, würde man es mit offenen Armen empfangen haben,- aber so, mußte es gedemütigt werden. Die Politik des Königs Kon stantin war eine sehr weise, denn hätte er sich mit seinem Heer -en Engländern und Franzosen angeschlossen, würde Grie chenland das Schicksal Rumäniens und Serbiens teilen. Wenn er nunmehr trotzdem weichen muß, dann sind eben die Ver hältnisse stärker als sein guter Wille. England hat in Griechenlands Geschichte schon oft seine Hände spielen lassen. Die Briten waren die Urheber der Re volution im Jahre 1862, welche zum Sturze des Königs Otto führte. Mit englischem Gelde war damals die Bewegung inszeniert worden und seit dieser Zeit ist das arme Griechen land nie unbelüstigt geblieben von dem englischen Krümer- .gcist. Den bittersten Kelch hat cs allerdings erst jetzt während dieses Weltenkricges ausleeren müssen. Kein Land ist so ge demütigt und gemaßregelt worden als das Land der Grie chen. Es hat die Wohltaten der Beschützer der kleinen Staa ten hinreichend kennen gelernt. Die Entente hat bei Griechen land in dieser Hinsicht eine gute Probeleistung geliefert. König Konstantin können und werden die Mittelmächte ihre Achtung nicht versagen, denn er hat als tapferer Soldat bis zu dem Augenblicke gekämpft, als es das Interesse seines bedauernswerten Landes erheischte. Wenn er jetzt dem Throne entsagt, weicht er nur notgedrungen der rohen Gewalt. In der Ententepresse wird Heller Jubel erschallen, daß nun endlich dieser Deutschenfreund besiegt ist. Er war ver haßt, wie wohl kein anderer neutraler Herrscher, desto höher aber staud er in der Achtung des größten Teiles seines Vol kes. Die Armee hielt auch bis auf geringe Ausnahmen treu zu ihm und folgte im vorigen Jahre den Lockungen des Ver räters Venizelos nicht. Griechenland selbst hat dem nunmehr abgedanktcn Herr scher viel zu verdanken, sowohl in volkswirtschaftlicher Hin sicht, als auch in anderen Beziehungen. Er war ein warmer Freund seines Volkes. Was wird nun sein Sohn Alexander tun? Wird er die Neutralität ebenfalls wahren oder wird er mit offenen Fah nen in das Lager der Entente eilen? Letztere glaubt cs sicher, denn Prinz Alexander ist viel in Frankreich gewesen und soll, wenn man englischen und französischen Zeitungen Glauben schenken will, sehr ententefreundlich gesinnt sein. Man mutz also abwarten, was der neue Herrscher beginnt. Im Inter esse Griechenlands würde es jedenfalls liegen, wenn auch er die Neutralität hoch hielte. Der neue König ist der zweite Sohn des. abgedankten Herrschers und ist am 1. August 1893 geboren. König Kon stantin ist bekanntlich mit einer Schwester Kaiser Wilhelms vermählt. Zur Abdankung des Königs Konstantin. Heute nachmittag lief noch folgendes Telegramm ein: Athen» 12. Juni. (Agence Havas.j Am Montag vor mittag hatte der Oberkommiflar der Alliierten Jonnart mit dem Ministerpräsidenten Zäimis eine Unterredung, in der er non ihm im Namen der Schutzmächte die Abdankung des Sö- nigs «nd die Bezeichnung des Nachfolgers unter Ansschlutz des Thronfolgers »erlangte Nach eine« Kronrate nahm der König abends die Abdankung an «nd sprach die Absicht aus, sich ans ein englisches Schiff zu begeben «nd über Italien nach der Schweiz zu fahren. Die Truppen des Oberkommis- sars hatten Befehl, nicht zu landen, bevor der Entschluß des Königs bekannt sei. Die Ruhe wurde nicht gestört. Versenkt. R v tter - a m, 12. Juni. Der „Maasbode" meldet: Ter Segler „Helen", 150 Vr.-bteg.-Tv., aus Rockland ist gekentert. Der Legler „Lamslick" aus Boston ist gesunken. Der eng lische Dampfer „Trentham-Hall". 4173 Br.-Reg.-Tv., ist ge strandet nnd gilt als verloren. Der englische Segler „Elna", 338 Br.-Reg.-Tv., ist gesunken. Der Segler „Elfte Birdett" aus Neufundland wurde al§ treibendes Wrack angetroffen. Der englische Legler „Mark A. Tvbin" ist gestrandet und ver brannt. D.r französische Dampfer „Kolonial" ist mit einem englischen Dampfer zusammengestvßen und gesunken. Der Segler „Phillis" aus London wurde in havariertem Zustande von der Besatzung verlassen. Der amerikanische Dampfer „Ease" ist verbrannt. Der Dampfer „Mai" aus Ehristian- sand ist gestrandet und befindet sich in kritischer Lage. Ver senkt wurden der russische Dampfer „Algal", 2228 Br.-R.-To., vv» England nach Rußland mit Kohlen nnd Automobilen unterwegs, der Dampfer „Sorland", 2473 Br.-Reg.-Tv., aus Haugesund, von Frankreich nach Nordamerika unterwegs, der norwegische Segler „Juno", 469 Br.-Reg.-To., und der Fisch kutter „Sserre 11" aus Tromsö. Berlin, 12. Juni. Zur Versenkung der drei Schisse „Argo", ,Hnes" nnd „Thoron" schreibt „Stockholms Tidnin- gen", die englischen Behörden seien gebeten worden, zu ge statten, daß die Schiffe ihre Reise nach einem skandinavischen Hafen nach Island und zurück vornehmen dürften, ohne von den englischen Lccstreitkräften gezwungen zn werden, nach englischen Häfen innerhalb des Lperrgebietes zu gehen. Diese Bitte sei jedoch von englischer Leite abgeschlagen worden. Das rumänische Petroleum stiebt wieder. Aus Bukarest wird gemeldet: Die rumänische Erdölindu strie ist trotz der rücksichtslosen Zerstörungen, welche im vori gen Herbst unter englischer Leitung stattgefunden haben, in planmäßigem Wiederaufbau begriffen. Die Produktion nimmt von Woche zu Woche zu und stellt den dringenden Be darf der Mittelmächte an den für die Kriegführung und die Verkehrsmittel wichtigen Oelcn unbedingt sicher. Englands Antwort aus die russische Note. Reuter verbreitete am gestrigen Abend folgende Mel dung: „Am 3. Mäi erhielt Leiner Majestät Regierung durch den russischen Geschäftsträger eine Note von der russischen Re gierung mit der Erklärung ihrer KriegSpolitik. In dem Aufruf an das russische Volk, der in der Note enthalten ist, wird gesagt, daß das freie Rußland nicht andere Völker zu beherrsche n, noch ihnen ihr angestammtes nationales Erbe zu nehmen oder fremdes Gebiet ge waltsam zu besetzen beabsichtigt. Dieser Gesinnung stimmt die englische Regierung von Herzen zu. Sic ist in den Krieg nicht als einen Eroberungskrieg eingetreten und sie setzt ihn für kein solches Ziel fort. Ihre Absicht beim Ausbruch des Krieges mar, den Bestand ihres Landes zu ver teidigen und die Achtung vor den zwischenstaatlichen Verpflich tungen zu erzwingen. Zu diesen Zielen ist jetzt noch das der Befreiung der durch fremde Gewaltherrschaft u n t e r d r ü ck t c n V ö l k e r s ch a f t e n hinzugekommen. Die englische Regierung freut sich daher herzlich, daß das freie Rußland die Absicht der Befreiung Polens angekün digt hat, nicht nnr des von der alten russischen Autokratie be herrschten Polens, sondern in gleicher Weise des unter der Herrschaft des deutschen Kaiserreiches befindlichen Polens. Zu diesem Schritte wünscht die englische Demokratie Rußland gutes Gelingen. Vor allem müssen wir nach einer Regelung streben, die das Glück und die Zufrieden heit der Völker sichern und allen berechtigten Anlaß für einen zukünftigen Krieg beseitigen wird. Tie englische Regierung vereinigt sich herzlich mit ihren russischen Alliierten in der Annahme nnd Billigung der Grundsätze, die von dem Präsi denten Wilson in seiner historischen Botschaft an den ameri kanischen Kongreß niedcrgelegt sind. Das sind die Ziele, für die die britischen Völker kämpfen, das sind die Grundsätze, von welchen ihre Kricgspvlitik jetzt und in Zukunft geleitet wird. Die englische Regierung glaubt, daß die Abmachungen, die sie von Zeit zu Zeit mit ihren Alliierten getroffen hat, mit die sen Leitsätzen übereinstimmen. Aber wenn die russische Re gierung cs wünscht, ist sic vollständig bereit, diese Verein barungen mit ihren Alliierten zu prüsen und, wenn nö tig, zu revidieren." — iAlso doch! Vor wenig Wochen las man anders, da erklärten die Entente-Minister stolz und kühn, an dem Londoner Vertrag würde treu und fest gehalten und nun kommt die russische Revolution und zerreißt dieses hochwichtige Aktenstück! Es ist schwer, dazu keine Satire zu schreiben. Der Thron des englischen Königs scheint auch schon etwas zu wanken, denn sonst hätte sich wohl seine Regierung nicht zu diesem Zugeständnis entschlossen. Nur so weiter nnd das stolze Gebäude der Entente sst bald ein Trümmerhaufen. Die Lchriftleitung.) Auch Frankreich überreicht eine Note iu Petersburg. Die Petersburger Telegraphen-Agentur meldet ans Pe tersburg folgendes: Tic französische Negierung hat hier eine Note übergeben lasten, welche dieselben Erklärungen enthält wie die englische und hinzusügt, daß Frankreich in dem Wun sche nach W jeder erwcrbung von Elsaß - Loth- ring e n, das ihm vormals mit Gewalt entrissen worden sei, gemeinsam mit seinen Alliierten bis zum Siege kämpfen werde, um diesen Provinzen ihre Rechte auf ihr unverkürz tes Gebiet und auf wirtschaftliche und politische Selbständig keit zu sichern. Eine Kriegszielkouserenz des Verbandes. „Tailn News" meldet: Eine Kricgsziclkvnserenz der Alliierten tritt auf Einladung Rußlands am 24. Juni in Paris zusammen. Ausschluß eiueö kriegslustigen S»zialisteu. Wie aus London berichtet wird, hat die sozialistische Partei ihr Mitglied Rüssel, welches sich als Vertreter in Ruß land befindet, ausgeschlossen, weil es den Krieg befürworte. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan .... In einem dem französischen Ministerium des Aeußeren nahestehenden Blatte wird gesagt, die russischen Armeen hätten sich während des Krieges nicht derartig betragen, daß man ihren Abfall übermäßig zu beklagen habe. Tie Hilfe der Ver einigten Staaten würde den möglichen Verrat durch die Mos kowiter reichlich wett machen. Auch die russische Ostsccslotte gegen die jetzige Regierung. Wie das „Bcrl. Tag bl." mitteilt, hätten sich die vor Björksi liegenden Einheiten der russischen Lstseeslotte dem revolutionären Marineamt von Kronstadt angeschlossen. Meuternde russische Regimenter Nach einer Meldung von „Lwenska Dagbladet" über Haparanda hat der russische Kriegsminister Kerenski Nach richt erhalten, daß einige Regimenter ausdrücklichem Befehl entgegen den Tienst verweigern. Eines dieser Regimenter hat seine sämtlichen Offiziere verhaftet. Tie einstweilige Re gierung hat besohlen, die Regimenter entwaffnen zu lasten. Laut Stockholms Tagbladet sind in Nikolajeff 400 Deserteure festgenommen und 1200 andere nach Odessa gesandt worden. Täglich werden weitere aufgegrissen. Nach demselben Blatte haben die Ukrainer ein Ultimatum überreicht, worin sie Waf fe» und Munition fordern, und im Weigerungsfälle mit Ge walt drohen. Weitere Preissteigerung der Lebensmittel in England Neueren Nachrichten aus England zufolge ist die Le bensmittelnot infolge- des deutschen Zl - Bootskrieges -ort abermals beängstigend gestiegen. Ein Gastwirt aus Liver pool schreibt am 11. April: „Früher setzten wir täglich 200 Fla schen Stout um, jetzt höchstens noch 50." — Aus Sheffield heißt es am 15. Avril: „Du glaubst nicht, wie völlig erstorben das Leben hier ist. Der Krieg dringt in jedes Haus. Alle Leute werden täglich ernster. Angesichts dessen, daß Norksop voll Verwundeten liegt und die Lebensmittelpreije enorm gestie gen sind, wird einem großen Teil der Bevölkerung erst klar, daß Krieg ist." — Aus Stoks Eovcnto schreibt man am 22. April: „Hier hat die Herstellung von Kuchen vollständig ein gestellt werden müssen. Marmelade kann man weder für Geld noch gute Worte bekommen. Zigaretten sind um das Doppelte im Preise gestiegen. Rosinen und anderes ist über haupt nicht mehr zu haben. Man sagt, daß es verboten wer den soll, den Soldaten Lebensmittel ins Feld zu schicken, weil im Lande Mangel an Nahrung eintreten werde. — Ein Lon doner Kaufmann schreibt am 8. Mai: „Du würdest nie glau ben, was für eine Notlage in London herrscht. Geschäfte, die vor einem Jahre noch gut gingen, haben jetzt schließen müssen. — Nach diesen Acußerungen wird es verständlich, wenn es in einem Briefe vom 9. Mai heißt: „In Oldham streiken alle Metallarbeiter,- ich möchte, die Soldaten streikten auch, das würde vielleicht den Krieg beenden." Revolutionäre Stimmung in England. Wie der „Boß Ztg." von einem englischen Gewährsmann mitgeteilt wird, habe der Vorsitzende des englischen Bcrgarbei- terverbandes, der wichtigsten und mächtigsten englischen Ar beiterorganisation, nachdem er schon in dem großen Streik dec Rüstungsarbeiter die Notwendigkeit eines revolutionären Vorgehens nach russischem Muster anqekündigt hatte, sich nun mehr noch radikaler auf den Boden des Klassenkampfes ge stellt. Englischer Munitionsverbrauch bei Mefliues. Der Vertreter dtr „Times" im britischen HauvrquarNev berichtet, daß zur Sprengung der deutschen Stellungen bet Mefsines 600 To. Sprengstoff verwandt worden seien. DaA schreckliche Schauspiel habe dem Ausbruch von Vulkanen gen glichen.