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- 176 — Tal auf die dunklen Baumgruppen. Langsam zündete sich Lichtlein um Lichtlein an, strahlende Helligkeit um sich verbreitend, als gelte es die Weihnacht der armen Seelen zu feiern. Und Plötzlich litt es ihn nicht länger dort oben; ein Gebet wollte er doch wenigstens ungesehen am Grabe sprechen. Niemand sollte seinen Schmerz belauschen; er wollte den breiten Pfad-vermeiden, wo ihn Bekannte sehen würden. Sein Weg führte über den Friedhof der Armen, wo dicht bei einander Grab an Grab steht. Wie oft war er seither in der Rücksichtslosigkeit seines Kummers quer durch die Reihen geschritten, um früher sein Ziel zu erreichen. Hier knieten trauernde Gestalten vor den schlichten Holz kreuzen, die wider Willen seine Teilnahme weckten, ein fache Menschen, die die Ruhestätten ihrer Lieben in kunst- loser Weise, aber mit liebevollem Sinne schmückten. Dort der Mann: die Söhnchen zierten das Grab mit Blumen und Steinen, indes er das kleine Mädchen zärtlich an der Hand hielt; hier die junge Frau in Witwentracht, bitterlich schluch zend, indes die beiden Kinder sich an ihr Gewand klammer ten. Ueberall vereinter Schmerz, geteilter Kummer. Nur er war allein — weil er allein sein wollte! Wie mit Flam- menschrist stand es vorwurfsvoll vor seiner Seele. Er hatte noch den Friedhof der Kinder zu überschreiten. Papierne Rosen und Weiße Astern schmückten die blau und weiß gestrichenen Holzkreuze, vor denen zärtliche Eltern liebe ein wahres Lichtermeer entflammt hatte. Unschuldig blickende Englein versinnbildlichten die dahingegangenen reinen Kinderseelen, deren jede einzelne einen tiefen Einschnitt in den Elternherzen hinterlassen hatte. Die Tränen sprachen heute von tiefem, neuem Schmerze und drangen Alfred in das Herz, das sich in seinem selbstsüch tigen Gram versteinert hatte. So viele Eltern, die um ihre Lieblings trauerten! — und ihm lebten drei holde blühende Kinder, die er vernachlässigte! Ihm hatte der Himmel sie als teure Kleinode hinterlassen, aber er hatte ihrer nicht geachtet! Sein Fuß stockte vor der Gestalt einer Frau, die am Boden kniete. Von dem flackernden Kerzenschein hell be leuchtet, las er die noch frische Inschrift des Kreuzes. Die Aermste: im Zeitraum einer Woche hatte der Tod ihr drei Kinder dahingenommen! Wer weiß, ob er sie nicht ganz allein zurückgelassen hatte . . . Alle drei Kinder! Wenn ihm das widerführe! — wenn der Würgengel, der noch immer im Lande einherging, ihm das entrisse, das er nicht zu schätzen gewußt hatte, wenn er wirklich allein, einsam zu- rückbleiben sollte! Wie verzweifelte Seelenangst kam es über ihn. Er mußte die Kinder sehen, ans Herz drücken, mußte sich vergewissern, daß er nicht gestraft würde für die Gleichgültigkeit, womit er an ihnen vorbeigegangen war. Von weitem leuchtete ihm schon Mariannes Bildnis, oom Kerzenschein bestrahlt, entgegen, das flackernde Licht täuschte einen Schein des Lebens darüber. Eine Gruvpe von Frauen blieb davor stehen, in Bewunderung versunken; eine las die Inschrift: Sie war mein Alles. „Wie schön und rührend!" Wie eine widersinnige Unwahrheit emp fand er heute das Wort, das ihm sonst der reinste Ausdruck seines Empfindens gedünkt hatte. Er hätte zu den Fremden gehen mögen und rufen: Es ist nicht wahr! Ich habe ja noch meine Kinder! Da hörte er das silberne Stimmchen der steinen Grete: „Wenn die Terzen verbrannt sind, mutzt du andere taufen. Mir haben ja noch viel Deld in unserer Sparkasse. Teilt, Willem!" Und er sah, wie die Kinderfrau sie ängstlich antrieb, jetzt fortzugehen. „Ihr steht noch so lange hier, bis ihr krank werdet!" „Und wenn wir dann sterben, kommen wir zu Mama in den Himmel. Tann hat uns Papa auch so lieb wie die Mama. Nicht wahr, Trina?" Der fülle Lauscher biß sich auf die Lippen, daß sie blu teten. Wie viel hatte ihm heute schon ans Herz gegriffen! Mußte ihm die zarte Gestalt des steinen Mädchens, das Zug um Zug den Liebreiz der Mutter, aber auch das Ueber- irdische ihrer Erscheinung wiedergab, mußten ihn die kind lichen Worte daran mahnen, wie viel er gesündigt hatte an ihnen? Sterben hatte er wollen in selbstsüchtigem Schmerze und hatte seine verwaisten Kinder darüber der; gessen, hatte sie darben lassen an Liebe! Mannhaft unterdrückte er das aufsteigende Schluchzen in seiner Brust, aber er stürzte auf die Kinder und zog sie an sich. Erschreckt und doch beglückt hob Grete das blonde Lockenköpfchen, und Papa sagte lächelnd: „Warum sollte ich euch denn nicht lieb haben? Ihr seid ja meine Lieblinge!* Dies und Das Sein Grund. „Warum gehen Sie eigentlich so gern in die Kirche, Mr. Smith?" — „Ach, es ist für mich ein so erhebendes Gefiihl, einen Mann zu sehen, der so viele Frauen eine Stunde ruhig halten kann." Gewissenhaft. Erster Redakteur (empört): „Sie haben wohl, als Sie sich erlaubten, meinen Aufsatz in Ihrem Blatte zu reproduzieren, den Vermerk „Nachdruck verboten* ' übersehen?!" — Zweiter Redakteur (beschwich- ; tigend): „Nein, nein! Beruhigen Sie sich! — Ich habe ! diesen Vermerk — m ita b ge d ruckt." Boshaft. Gymnasiast (der im Friseurladen schon . sehr lange auf Bedienung wartet): „Sie, Friseur, sagen ! Sie, wie lang wird es Wohl noch dauern,- bis ich rasiert werde?!" — Friseur: „Na — so drei bis vier Jahre!* Rätsel.Scke Bilderrätsel Auflösung der Hieroglyphen tn Nr. 4S-. Die Form vergeht, der Geist besteht. Auflösung des OuadraträtselS in Nr. 43: V ^ P LRI. ^ N R I. ^ H LND N II I. ' S ^ R ILN Auflösung des GleichklangeS in Nr. 43: Gefährte. Richtige Auflösungen sandten ein: Friedrich Lamm, Paul Hahn Dresden: Erich Lippmann, Leipzig. Nerantwortlich: Hauptredakteur Richard Laven. Rotationsdruck der Saronta - Buchdruckerei. Verlag des Katholischen PreßvereinS Tresden-A. 16, Holbeinstraße 4o-