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Nr. 7 Seite 4 Sächsische D*efzeit»ß »ud Elt-«»presie. Donnerstag den 11 Januar 1V17. Unser Hansgtflägel tm Winter. Von Wilhelm Mütze, Staat!. Diplomgartenmeister Nachdruck verboten. Mancher Geflügelhalter möchte sich heute wohl einen Stamm Geflügel zur Zucht erhalten, er schreckt aber vor den Futterkasten zurück. In den meisten Fällen nicht ganz mit Recht. Die Stadt bietet manche Gelegenheit, eine ge-i eignete Quelle für die Fütterung zu ermitteln. Bedenken! wir einmal, was ein einziges Kaffeehaus heute an Getreide-' kaffee täglich verarbeitet, und dieser sogenannte Kaffee grund kann, getrocknet sehr wohl als Beigabe des Weich futters dienen. Man hat den Gedanken schon oft erwogen, Kaffeegrund zu trocknen und gleichzeitig andere Abfälle, Kartoffelschalen, Gemüscabfällc und Knochen trocken in Pulverform zu bringen und dann Geflügclgraupcn daraus zu bereiten. Die Analyse dürfte immer ergeben, das; durch solche Graupen unser Hausgeflügel sehr wohl in der Haupt sache zu ernähren sei. Wenn es aber schon einmal ausge macht ist, daß es Ersahstoffc für die oft unerschwinglich teueren Kraftfuttermittel gibt, so sollten wir heute keine Mühe scheuen, alle Abfallstoffe so nutzbringend als möglich zu verwerten. Ich kenn da einen biederen alten Landmann in einem Berliner Vorort, dessen Kinder sich nach Berlin verheiratet haben und der sich mit seiner Frau zwischen vierstöckigen Häusern auf einem Hof, auf den Fenster nicht hinausführcn, so eine eigene kleine Kriegswirtschaft ange legt hat. Er besitzt zurzeit zwei Schweine von je etwa 250 Pfund, zwei von je 120 Pfund und zwei von fe 40 Pfund. Ferner 20 Hühner, 6 Enten und eine Gaus ncbeu einer gutbesetztcn Kaninchenfarm. Die betagten Leute haben sich einige Zentner Kleie beschafft, von der die größeren Schweine täglich 2V? Pfund erhalten, die mittleren täglich Pfund; die kleinen, die erst einmal „Körper" bekom men sollen, erhalten keine Kleie. Der Mann geht jeden Morgen von 5—7 Uhr in der Nachbarschaft die Hinter treppen hinauf uud sammelt iu dieser Zeit die Kartoffel schalen. Er bedarf nur weniger Häuser. Uud da fragt man sich: wo bleiben iu Friedcnszeiten diese Kartoffelscha- lcn? Und wieviel Schlveine und wieviel Geflügel könnten sattgcmacht werden, wenn alle Abfälle, die einen so hohen Wert für die Tierhaltung besitzen, nutzbar gemacht würden. Es fehlt noch manchmal am guten Willen und an der Ueberwindung des Vorurteils, das; zuviel Arbeit mit sol cher Tierhaltung verbunden sei. Alle die Tausende, die während zweier Kriegsjahrc die Großstädte mit einem wunderlichen Kranz grüner Gärten umgeben haben, wissen heute, welcher Segen im Flciße steckt. So muß auch alles aufgeboten werden, die Abfälle zu sammeln und der Ge flügelhaltung zuzuführcn. Nach diesen kurzen allgemeinen Hinweisen sei zu nächst der winterlichen Hühnerzucht gedacht. Es wird all gemein angenommen, daß gutgenährte Iunghenuen im 5. oder 6. Monat ihres Lebens die Legetätigkeit aufnehmen. Da sehr viele, ja die meisten Hühner im April, allenfalls im Mai erbrütet werden, so müßten sic demnach im De zember mit dem Legen beginnen. Ich habe immer durch schnittlich 50- 00 Hennen einer als Wintcrlcgcr bekannten Sorte, gelbe Orpingtons, gehalten und meine Tiere so ge pflegt, wie es nach menschlichem Ermessen nicht besser an geht, aber von Junghennen niemals vor dem Februar Eier erhalten. Das ist auch natürlich und es ist wohl mit be sonderer Mühe durch Stallerwärmung, möglichst oft ge gebenes warmes Weichfutter ein früheres Legen zu erzielen, normal ist cs bei Junghennen nicht. Wer gutgenährte zwei jährige Hennen hat, kann immerhin vom Dezember ab eine Erwärmung des Stalles versuchen. Es gibt Hühnerhalter, die sehr geschickt die Stallwärme von Kuhställen in den Nachtraum leiten, andere pflegen, wenn der Stall gemauert ist, einen kleinen Ofen aufzustellen, in dem nachts ein Bri kett brennt. Dabei ist natürlich zu bedenken, daß die Tiere, die nachts warm gehalten werden, am Tage nicht frierend umhcrsitzcn. Sic müssen, wie schon gesagt, das warme Wcichfutter in kleineren, öfters gegebenen Portio nen erhalten uud zwischendurch in einem trockenen Scharr raum lebhaft beschäftigt werden. Es müssen ihnen also in die Einstreu des Scharraumes wenige Körner eingestrcut werden. Wer feine Hühner mit Kartoffelfchalen oder Fut- tcrkartoffeln füttert, sollte immer bedenken, daß das Was ser, in dem diese gekocht wurden, mehr schädliche als nütz liche Stoffe enthält und sollte cs entfernen, cs also nicht zum Auscuchten der beigemischtcn Kleie verwenden. Er halten die Tiere warmes Weichfutter, so sollen sie auch zwei mal am Tage warmes Trinkwasser erhalten. Es gibt auch Tränken, die an kalten Tagen durch eine Vorrichtung das Wasser erwärmen. Abends sollten die Hühner, die ja sehr zeitig schlafen gehen, möglichst ein Körnerfutter erhalten, Hafer würde für Legelzennen das geeignetste sein. Auch im Winter ist es den Zucht- uud Legehennen sehr zuträglich, wenn sie hinreichend frisches Grünfutter er langen können. Außerdem ist selbst in dieser Zeit mit ihren genau cingeteiltcn Flcischvorrätcn, wie ich mich oft über zeugt habe, fast stets Abfallfleisch zu haben, und die Hen nen sollten doch zlveimal wöchentlich eine kleine Beigabe solchen Abfallflcisches, gekocht und gewiegt, ins Weichfutter bekommen. Eine große Zwiebel sollte gleichfalls von Zeit zu Zeit, fein gehackt, ins Weichfutter gegeben werden, was sehr zur Gesunderhaltung der Tiere beiträgt. Unter den Enten stehen die indischen Lanfenten als Eierlcger au erster Stelle. Die sehr lebhaften Tiere eignen sich zur Mast fast gar nicht, legen ost aber mehr Eier als die beste Legehenne uud sind als Winterlegcr anzusprechen. Sie können frei im Garten laufen, wo sie sich durch Insek ten- und Schneckenvertilgung sehr nützlich machen. Anderes Wasser als Trinkwasscr benötigen sie nicht. Nach ihnen sind die Orpingtonentcn die besten Leger und zugleich auch gute Masteuten. Auch die Pekingeuten sind sehr zu empfehlen uud sind ja als Fleischenten hinreichend bekannt. Sie sind den Roucnentcn, die die prächtigen Erpel haben, im Fleisch und in der Legetätigkeit gleichzurechncn. Enten brauchen auch zum Begattungsakt kein Wasser, wer aber Gänse als Zuchttiere hält, muß genügend großes uud tiefes Wasser haben, da sonst kein Ei zur Zucht taug lich sein dürfte. Zum Eierlegen werden oft die Gänse in der vorzüg lichen Rasse der sogenannten Italienischen Gans gehalten, die rund 60—70 Eier legt, während es die gewöhnliche Hausgans auf allenfalls 15 Eier bringt. j Puten legen spät, vor Ende April beginnen sie selten. Die Pute ist ein Fleischtier und sollte in dieser Zeit als solches ganz besondere Beachtung finden. Wer nur Hen nen hat, braucht seine Tiere nur im April einen oder zwei Tage einem Puter zuzugcscllen, dies ist im Gegensatz zu Hühnern für das gesamte Gelege des Frühjahrs aus reichend. In einer wirklich mit Lust und Liebe betriebenen Putcnzucht, ohne zeitraubendes Beiwerk, würden auch kricgsinvalide Männer noch am ehesten eine einträgliche Beschäftigung finden. Die Putenzucht ist durchaus nicht so schwer wie so oft angenommen wird, und da junge Pu ten vorzügliche Weidetiere sind, können sie in großen Her den gehalten werden. Ich habe des öfteren einsömmerige Puten im Gewicht von 28—IlO Pfund geschlachtet. Die Pute, einmal -erwachsen, ist im Winter ein wetterfesteres Tier als das Haushuhn. Lsnckrvirtlcbaftliches. " Präsident Batocki an die Landfrauen. Auf dem Kricgslehrgang im preußischen Abgeordnetenhaus sprach am Dienstag der Präsident des KriegsernährungsamteK von Batocki zu dcu deutsche« Landfraueu. Er sagte dabei u. a.: „Sie werde« sich darüber klar sei«, daß ihuen das uächstc Jahr noch vergrößerte Schwierigkeiten bringen wird. Sie können mir glauben, daß ich wirklich alles daran setze, die landwirtschaftliche Erzeugung nach Kräften zu fördern und Schwierigkeiten zu verhindern. Aber die Knappheit ist doch nun einmal so groß, daß wir nur bei richtiger Verteilung auskommeu. Es ist richtig, unsere Kartoffelernte war eine Mißernte uud war ein harter Schlag. Aber ich kann «ach bestem Gewissen versichern, daß keine Gefahr besteht, nicht auszukommeu, vorausgesetzt na-. türlich, wenn jeder trotz der Erschwerungen seine Pflicht tut." Vermischtes. * Ter Stellvertreter. Im „Delmenhorster Kreisblatt" liest man folgenden Brief aus dem Felde: „Ich bin Leutnant in einem Artillerie-Bataillon. Kommt da neulich ein schlanker Bursche in feldgrauer Artillerie uniform in meinen Unterstand und sagt: „'n Tag, Herr Leutnant, ick bin der Bruder vom Kanonier N. N., der nicht vom Urlaub zurückkchrt. Mein Bruder hat sich in Berlin in ein Lazarett begeben. Ich hab mir seine Kluft augczogen und bin auf seine Papiere hierherjefahren. Ick bin in der Jugendweihe jewcsen, hab immer freiwillig jemeldct, mau hat mich aber wegen meiner Jugend nicht jenommen!" Ter Bursche ist 17 Jahre alt. Soll mau so etwas für möglich halten? Vorläufig verdient er hier sein Essen mit Kartoffelschälers und Holzhacken, bis ich weitere Befehle von höherer Instanz erhalte. Das ist Deutschlands Jugend!" Verantwortliche Gchriftleitung: Bernhard Handke tn Dresden-A., «ehrt»»", ' UrvaKvs (virelctioa Lari K. 8. Komm.-Katt vroockea-^ltstuckt ... IVsisentiausstrssze 26 kLslspivi äs» dslisdtvn fkvlnkvkvn Komücvfg nnck LeseUsokakt In (7 liunlkvrt Lcbvantz in Ickten von disx dleal unck d!sx fferner. ^nkang 8 Olin. kinls8s 7 V« Illir. Vorverkauf im Ve8tibül. tm-1. kirn« r ImMun: likN. t »I«SdM s W In deicten Os8t8piel: lvatrlieim j. Kunibert ck. Lvrocbte Itivsrvr-Iunnsl: Dsmpkekiff-Hotel klase^itr Jecken vlenrtrg, ssrelleg unck Lonntag klselimltteg l>. stvetcvpl Ww. stackf. k. ttungkf vreocken-^., kMaltrvr Str. 26, Fernruf 19 651. Vosv«tpLpvn. ^nlertteung von VIseLlSckersvppSi« mit IVoilkutter. SLmtoeL« tllr Herren u. vsincn, mit lecker u. Seickensrmeln. Von Freitag, den IS. Januar, ad stelle ich wieder einen großen Transport Mk sm VM hochtragend und frischmelkend, bei mir preiswert zum Berkaus Otslrs-berg, <"> E Kästner. GSteebuhuhofstr ». Fernspr. Amt Deuben 98. Unterhaltuugsgeuofsenschaft für die Elbe im II. Strombezirke in Dresden. Zur Deckung des Geldbedarfes für das Kalenderiahr 1917 gelangen auf jede BeitragSeinhett 2,5 Pfg. zur Ginhebung. Diejenigen Genossen, welche direkte Zahlungsaufforderung erhalten, werden gebeten, den darin ausgewiesenen Betrag, in welchem etwaige Rückstände und Postbestellgeld bereits enthalten sind, bis längstens 2. Februar d. I. portofrei an den Schatzmeister der Genossenschaft, Herrn Sekretär Julius Sindel in Dresden-A. 1, Gerichtsstraße 26, I., unter Angabe der betreffenden Nummer des Verzeichnisses der Genoffen einzusenden. Persönliche Einzahlung kann wochentags zwischen 9—12 V, Uhr vormittags und 3—5 V, Uhr nachmittags erfolgen. Sofern keine besondere Aufforderung durch die Post ergeht, erfolgt die Einziehung der Beiträge durch die betreffende Gemeinde, die sich dazu in freundlicher Weise bereit erklärt hat. Dresden-A., den 9. Januar 1917. (82 Gerichtsstraße 26, l. — Fernsprecher 13 002. Unterhaltungsgenossenschaft für die Elbe im II. Strombezirke in Dresden. Kommerzienrat C. Fischer, Vorsitzender. IO SIH SeNUIerptotL. k^ernrprectier: 12374. (1284 ---- unck »Losten «Ilei- -tzot. ---- Huudebesitzer, welche infolge deS immer mehr zunehmenden Futtermangels und der hoben Steuer scharfe und wach same Hunde der Polizeihundrasse, Dobermann und Airedal-Terrier, in das von Deutschen besetzte Ge biet als Wach- und Begleithund in gute Hände geben wollen werden gebeten, sich an die Geschäftsstelle, Dresden-A., AugustuSstraße 6,1., Fernsprecher 21538, zu wenden. Der Vorstand deS Alte« Nns-«tz«mms. I. V.: B -Konsul PeterS. Kieme Woh«»«s gesicht von älterem Ehepaar befs. Standes ohne Anhang, ca. »00 A Amte, Ingenieur, Dlisneltz. Johannstr. S. ls»'> iöoknung von 4 Wohn- und Schlafräumen mit Zubehör wird von Familie (3 Erwachsene) für 1. April in Blasewitz oder angrenzend gesucht. Werte Angebote mit näheren Angaben und Preis erbeten unter „38" an die Geschäftsstelle dS. Bl. Echillerplatz 4, Hinterhaus, Wohnung, 2 Zimmer, Kammer und Küche mir Gas, Preis 350 Mk., am 1. April zu vermiete». Näheres bei VooLI daselbst. 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Täglich abends Das Dreimaderlhaus. Singspiel in drei Akten von Dr. A. M. «Sillnrr und Hein« Reichert. Mustk nach Fran, Schubert. i» i k t o r i a - S a l« «- Täglich abends: Blatzheim und Gesellschaft in Kunibert der Gerechte. Anfang 8 Uhr. Sonntags 4 Uhr und 8 Uhr. Die heutige Nummer «mfuht 8 Seite«.