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156 - gedrückt, mit dem Umblatt umwickelt, und dann im das Deckblatt eingerollt. Nachdem dann die Spitze befestigt und das andere Endo der Zigarre glatt beschnitten, ist sie fertig. Tatsächlich sind aber eine ganze Reihe von Vor- gangen erforderlich, um überhaupt erst die Tabakblätter so zu bereiten, daß sie zur Fabrikation der Zigarren verwandt werden können. Das wichtigste für den Fabrikanten ist die sachgemäße Mischung des Tabaks. Es sind da einerseits die Eigenschaften des Tabaks zu berücksichtigen, anderseits muß auf die Geschmacksrichtung der Raucher Rücksicht genommen werden. Diese Geschmacksrichtung ist, wie heute so ziemlich alles in der Welt, gewissen Modeschwankungen unterworfen. Während heute eine Sumatra-Felix-Brasilzigarre besonders gut „geht", werden morgen reine Felix-Brasil am ersten gekauft. Diesen Geschmacksveränderungen mutz der Fabri kant bei der Auswahl und Mischung der verschiedenen Tabaksorten Rechnung tragen. Hat er seine Auswahl getroffen, so geht es an die Her- nchtnng der Tabakblätter. Um sie für die Bearbeitung geschmeidig zu machen, müssen sie angefeuchtet werden. Tis einzelnen Tabakbündcl werden in dem sogenannten Feucht raum mit klarem Wasser besprengt oder, wie es neuerdings geschieht, durch die sogenannte Nebelvumpe durchfeuchtet. Die angefeuchteten Blätter kommen in große Zinkkasten und müssen hier längere Zeit (24—36 Stunden) „durch liegen". Tie Zigarre besteht ans drei Bestandteilen: der Ein lage, dem Umblatt und dem Deckblatt. Die Einlage stellt das geringere Material dar, während für Umblatt und be sonders Deckblatt die höher bewerteten Blätter verwendet werden. Die Deck- und Umblätter werden sorgfältig von den Rippen, auch Stengel genannt, befreit und, nach Far ben sortiert, übereinandergeschichtet. In größeren Fabriken mit Maschinenbetrieb laufen sie vorher noch durch eine Walzenpresse und werden geglättet und gestreckt. Nachdem alles vorbereitet ist, erfolgt die eigentliche Anfertigung der Zigarre, die nach dem Prinzip der Arbeitseinteilung vor sich geht. Ein Arbeiter rollt die Einlage in die gewünschte Form und legt das Umblatt herum, er stellt den „Wickel" her, während der zweite das Deckblatt um den Wickel rollt. Zu der Wickelanfertigung verwendet man neuerdings auch Ma schinen. Der auf dis gewünschte Länge geschnittene Einlage tabak wird auf einen Zuführungsgurt gelegt. Auf der ent gegengesetzten Seite der Maschine legt ein zweiter Arbeiter das Umblatt ebenfalls auf ein Rolltuch. Einlage und Um blatt werden durch die Maschine einander entgegengeführt und das Un-blatt so automatisch um die Einlage gerollt. Bis zu 1000 Wickel Pro Stunde können durch diese Maschine her gestellt werden. Doch wird Maschinenarbeit nur bei den billigen und mittleren Sorten beliebt. Tie bessere Qualität ist „Handarbeit". Natürlich ist die Leistung eines Arbeiters nicht annähernd so groß, wie die der Maschine. Immerhin liefert aber ein tüchtiger Arbeiter, der durch langjährige Uebung sich eine große Handfertigkeit erworben hat, bis zu 300 Zigarren pro Tag ab. Nach Fertigstellung der Zigarre erfolgt die wichtige Arbeit des Sortierens nach Farben. Wenn auch die Blätter schon vorsortiert sind, so ist dies doch nicht so genau ge schehen, daß die Nachsorticrung der fertigen Zigarren unter bleiben dürfte. Tie Fähigkeiten des Sortierers sind von tz oßer Bedeutung für den Fabrikanten. Erst durch längere Hebung und ein gewisses Talent im Unterscheiden der ver schiedenen Nuancen der braunen Tabakfarbe erreicht der Zorticrer diejenige Gewandtheit im Sortieren, die für seinen Beruf unerläßlich ist. Tie Auswahl erfolgt am besten in Räumen mit Nordlicht. Ter gewöhnliche Raucher unter scheidet fünf Farben der Zigarren: claro (ganz hell), colo- rado claro (weniger hell), colorado (mittel), colorado nia- dagegen kennt gegen 90 verschiedene Farbcnsckxittierungen. Um eine Kiste von 100 Zigarren der teueren Qualität zu füllen, ist eine Auswahl aus 15—20 000 Stück notwendig. Diejenigen Farben, die sich unter die gängigen Sorten nicht einreihen lassen, nennt man „Fehlfarben". Sie wer- duro (dunkel) und maduco (ganz dunkel). Ein Sortierer den entsprechend billiger verkauft. Die meisten Raucher meinen, daß man von der Farbe des Deckblattes auf die Schwere der Zigarre schließen könne. Doch ist diese An nahme irrig. Maßgebend für die leichte oder schwere Quali tät ist allein die Einlage. Ost werden sogar künstliche Mit tel angewandt, um ein Helles Deckblatt, das am meisten be liebt ist, herzustellen. Nachdem die Zigarren sortiert und gebündelt sind, er folgt die Verpackung in Kisten zu 25, 50 und 100 Stück. Größere Packungen sind im allgemeinen nicht beliebt. Zur Fabrikation der Kisten wird Zedern- und für die billigeren Sorten auch Erlenholz verwendet. Es ist eine eigene Zi garrenkistenindustrie entstanden. Allein nach Bremen wer den jährlich 15 000 bis 20 000 Kubikmeter Zedernholz im Werte von 2 bis 3 Millionen Mark eingeführt. Innen wer den die Zigarrenkisten mit Papier ausgeklebt und die Rän der durch Papierstreifen lustdicht verschlossen. Es hat dies den Zweck, daß das Aroma der Zigarren nicht leidet. Deckel- *eite und Kopf der Kiste werden meistens mit Bildern be klebt, auf die Längsseite wird die Farbenzeichnung, auf der einen Schmalseite die Anzahl der enthaltenen Zigarren ein gebrannt. In die so vorbereiteten Kisten werden die Zi- garrenbündcl hineingelegt und dann unter eine Presse ge- stellt, die einen leichten Truck ausübt, wodurch die Zigarren die allgemein beliebte kantige Form erhalten. Sie sind jetzt versandfähig. Als die besten Zigarren haben die von Havanna einen Weltruf. Sie verdanken diesen in erster Linie dem Um stand, daß die besten Havannatabake nickt exportiert, sondern im Lande selbst verarbeitet werden. Eine Bremer Firma (Up'mann) hat jedoch verschiedene Tabakplantagen auf Kuba erworben, und so in der Fabrikation von „echten" Havanna zigarren eine führende Stellung erlangt. Sehr gute Zigar- ren liefert auch der brasilianische Tabak, nur daß die besten Sorten ebenfalls iin Lande bleiben und nicht exportiert wer den. Die früher allgemein beliebte Manilazigarre ist wegen ihres trockenen Geschmackes etwas ans der Mode gekommen. Von ausländischen Zigarren haben sich die österreichischen Virginias ziemlich bei uns eingebürgert, namentlich in Süd deutschland. Rätsel, Bilderrätsel Auflösung des Bilderrätsels in Nr, 38: Zweckessen. Auflösung des Gleichklanges in Nr. 38: Versprechen. Auflösung des Visitenkartenrätsels in Nr. 88: Oberingenieur. Richtige Auflösungen sandten ein: Franziska Grahle. Vau? Wächter, Johannes Baron, Dresden; Wolrgang Lindemann, Emil Goldncr, Leipzig. Verantwortlich: Hauptredakteur Richard Laven. Rotationsdruck der Saxonia-Buchdruckerei. Derlaa deS Katholischen PreßvercinS, Dresden-A. 16, Holbeinstraße 4o.