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W >— A Feierabend W O W W AnLerhaltrrngs-Veilage -er Sächsischen volkszeitnng Ur. 2k Sonntag den jo. Juli 1913 Die Walkmühle Zwischen Föhren, zwischen Fichten 6) Wachsen Moos und Süßwurzkraut, Anemonen mit den lichten Blütenkelchen, qucllbetaut. Mitten drinnen liegt die Mühle, Die ein Rosenbusch umträumt, Und durch frische Waldeskühle Hell und klar der Wildbach schäumt» Zwischen Föhren, zwischen Fichten Wohnt der lichte Sonnenschein, Lugt blauäugig aus den dichten Ranken in die Welt hinein. Wann seks ich dich, Mühle, wieder, Deines Sturzbachs lustig Sprühn, Und hör' wieder all die Lieder, Wenn die Heckenrosen blühn? ... Oskar Joseph von >»., ^-crnt. 9. Sonntag nach Pfingsten Evangelium: Jesus weint über Jerusalem. Lukas 19,41—47 Jesus weint über Jerusalem. Er, vor dessen Angesicht Vergangenheit und Zukunft offen dalagcn, wie die Gegen- wart, er sieht, wohin die Verblendung seine Zeitgenossen führen werde und ihre Kinder, so viele davon dein Heile Blicke und Herzen verschließen. Es sind die Tränen der reinsten Liebe, die Jesus ans dem Oelberge vergießt, einer Liebe, die so gern alle erlösen möchte und doch so viele Her zen findet, die der Erlösung sich nicht auftun. Es sind die Tränen der heiligsten Liebe, die Jesus auf dem Oelberge vergießt, einer Liebe, deren Macht und Segen durch die Verkehrtheit des sündigen Willens der Menschheit gehemmt wird. Es sind die Tränen göttlicher Liebe, die Jesus auf dem Oelberge vergießt, einer Liebe, die erbarmend den Brunnen ewiger Gnade allen auftut, die darnach dürsten, aber auch gerecht ihn allen wieder verschließen muß, die die Welt mehr lieben als Gott. So weint Jesus über Jerusa lem. Möchten wir von ihm lernen, zu weinen, wie Christen weinen müssen, damit ihre Tränen ihnen ein Bad der Wie dergeburt werden. Es wird viel geweint im Leben des Menschen, von seinem Anfänge bis zn seinem Ende. Wo ist der Sterbliche, dessen Auge nie eine Träne befeuchtet hat? Aber wie verschieden sind diese Tränen. Von Freuden- tränen reden wir hier nicht, sie werden ohnehin am seltensten geweint und wie oft müssen sie erst durch bittere SchmerzsnZ- iränen erkauft werden. Es gibt Tränen der Eitelkeit, des Eigensinns, der un ordentlichen Weltliebe, der Verzweiflung, weil der Mensch, da er auf Gott nicht vertraut, oder an ihn nicht denkt, oder gar an ihn nicht glaubt, da wo die Welt ihn getäuscht hat und er in ihr keine Hoffnung, keinen Trost, keine Erholung mehr findet, im Weinen seinem Herzen Luft machen will. Solche Tränen sind sündhaft, denn sie sind nichts anderes, als die Folge und das Zeugnis eines dem Himmel abgewcn- oeten, an die Erde verlorenen und in ihr versunkenen Ge mütes. Es gibt ferner Tränen der Schwachherzigkeit, der Verweichlichung, wobei es einer kleinen, unbedeutenden, oft kindischen Veranlassung bedarf, um den Blick zu trüben und die Augen zu befeuchten. Solche Tränen sind jedes Men. ichen, besonders des Christen unwürdig, welchen das Licht des göttlichen Glaubens mit jenem weisen Ernste und jener höheren Anschauung erfüllt, die ihn unter allen Verhält nissen des Lebens die würdige Fassung bewahren lassen. Es gibt auch Tränen der Trauer über den Untergang gerechter Lebenshoffnungen, über zerrissene, schöne Lebens kränze. über Trennungen, die tief ins Herz einschnerden, Trennungen oft durch Tod und Grab. Solche Tränen sind natürlich, wer wollte sie verurteilen, so lange wir nicht wei nen, wie solche, die keine Hoffnung haben, wie solche, die mit der Kreatur ihr alles verloren haben. — Es gibt auch Trä nen des Mitgefühls und der Teilnahme, die bei schweren Leiden, bei harten Prüfungen, bei gewaltigen Verlusten der gefühlvolle Mensch dem Geschick seiner Brüder nicht vorent halten kann. Solche Tränen ehren die Herzen, von deren Gefühlen sie Zeugnis geben. Auch der Heiland hat deren vergossen, da er am Grabe seines Freundes Lazarus weinte. Doch müssen wir uns hüten, diese Tränen als das einzige oder untrügliche Zeichen wahren Mitgefühles anzusehen. Es gibt endlich auch Reue- und Bußtränen, Tränen, welche die höchste Liebe in uns weint, die Liebe zu Gott und der ans dieser Liebe hervorgehende Schmerz über unsere Sün den, Tränen, wie dre des heil. Petrus, wie die des heil. Augustin, zu vergleichen dem reinigenden Wasser der Taufe. Sie sind die eigentlichen Heils» und Segenstränen, die unser guter Engel zum Himmel emporträgt, durch die wir dem über die Sünden Jerusalems weinenden Heilande am mei sten ähnlich werden. Tränen, welche die Welt uns weinen lehrt, gleichen dem Abendtau, auf welchen düster und unheimlich die Nacht folgt. Tränen, welche unsere Gotteslicbe uns weinen heißt, sind der Morgentau, in welchem segenverheitzend die Sonne eines neuen Lebenstages sich widerspiegelt. Geschmacksrichtung Humoristische Skizze von Th. B. Nachdruck verboten Völlig aus der Fassung brachten, sie ihn — seine sechs Cousinen nämlich — völlig aus der Fassung! Das spielte und sang, hüpfte und sprang, zeichnete und malte, dichtete und deklamierte, fiedelte und meißelte, politisierte, rezen sierte, medisierte, balgte und zankte sich — schauderhaft? Es war zum Haarausraufen? Und da heraus sollte er sich eine Frau holen? Doppelt schauderhaft!! — „Felir," hatte sein Vater gesagt, „du brauchst eine Frau, ein Kaufmann muß eine Frau haben, drum geh und such dir eine." „Lirl," hatte seine Mutter gesagt, „du mußt heiraten, das Jungesellenlcbcn paßt nicht für einen Kaufmann. Nimm dir doch eine von den Krondorffs, sind durchwegs schöne, feine Mädchen und mein Bruder ist gewiß froh, eine von feinen sechsen an den Mann zu bringen. Und weißt du, jetzt ist die günstigste Zeit dazu, die Familie ist bereits in der Sommerfrische, besuche sie auf einige Wochen, amü- siere dich mit ihnen und triff dann deine Wahl — es ist doch nicht so schwer, sich in ein hübsches Mädchen zu verlieben."