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Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.12.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189112022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18911202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18911202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-12
- Tag 1891-12-02
-
Monat
1891-12
-
Jahr
1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.12.1891
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eächsisck, er Landes-Anzeiger «Chemnitzer Generak.rltt,eiger). Nr. 280. — 2. December 13S1. bekämpfe». Es könnte ihnen doch dann völlig gleichgilcig sein, ob wir Ge treidezölle habe» oder nicht. Es kann aber tdatsächlich hente keinei» Zweifel inehr unterliege», daß einzig und allem «nisere Hohen Letrcidezölle uns das Brot übermäßig vertheneru, nicht aber etwa die Börse, wie jene Herren glauben mache» wolle». Daß ihre Ausführungen keine» Glaube» mehr finden, könne» Sie doch am Ausfall der letzte» NeichslagSersatzwahlen deutlich erkennen Die Börse spiegelt lediglich das öffentliche Lebe» wieder: mau braucht nicht an die Börse zu gehen und kann doch durch einen Commisfionar 6 Millionen Mark verspielt», während man daheim auf seine» G: ter» fitzt Man erschießt sich daun auch nicht, soiidern zwingt höchstens feinen Gläubiger» ein Moratorium auf. Wie können Sie sich über die Spielwmd an der Börse beklagen, weuu sie der Staat selbst durch seilte Lotlcrieen hervorrufi? D e Schloßlotlcrie ist kaum vorüber, und schon ist die Rede ro» einer neue» Schlvßlotterie! Und wo ist denn Jemand, der gegen die Spieliuchl am To talisator einschreitet? Vornehme Personen leihe» ihm sogar ihre llnierstützuug. Herr von Frege hat vor Kurzem in einer Versammlung eine sehr ovpoülionelle Siede gehalten, vorgestern war er sehr zahm, »nd wenn der neue Handels- vertrag kommt oder die Regierung die Hölle aushebeu will, dann werden sich die couservativen Herren zu einem ,J->" wohl oder übel bequemen müssen, dcnu die Negierung HM dabei die Mehrheit des Volkes hinter sich. Ter Redner »endet sich nun gegen die Socialdemokratie. Der Abg. Bebel ist in seinen Worte» jetzt sehr inkonsequent. Er erkennt die Nothwendigkeit der Erziehung teS Bolkcs zur KriegSsührung an, und dabei will er doch nicht die zur KriegSrüstung nölhige» Mittel beivilligen. Wird Alles verweigert, so wird aus dem nächsten Kriege ei» CnsaiismuS entstehen, der alle freiheit liche» Bewegungen auf lauge Zeit vernichten wird. So sanl, wie Bebel sie schildere, ist die heutige Gesellschaft doch nicht, Vcruntrcuunge» kommen auch bei den Socialdeniokraten genug vor, aber damit ist noch nicht gesagt, daß die Zustände in der Partei faule sind. Tie vielbesprochene Uu- znfri'cdenhei't besteht seit der Verabschiedung des Fürsten Bismarck nur bei de» Cartcllpartcien und zwar als Begleiterscheinung der Auslösung des Cartevs. Das Cartell zerfällt in dieser Beziehung in drei Gruppe»; 1) diejenige», welche rmlediugt gonvernemental sind, 2) die, welche noch un sicher find und darum ein neues Programm von der Regierung fordern, und 3) die, welche sich unbehaglich fühle» »nd abschwcnkcn möchte». Diesen rufe ich zu: Nur Muth, rS wird schon gehe». (Heiterkeit.) Herr Bnhl huldigt »och dem Bismarct'sche» EriniicrungScnltus und kan» von demselben nicht lvsko nmen. Wenn er aber glaubt, die Bevölkerung wünsche den Fürsten Bismarck zurück, da»» ist er ii» Jrrthnm. Nach der »enliche» Ausführung diS Henn Reichskanzlers scheint eS, als ob eine Erhöhung der Friedensstärke der Armee in Aussicht genommen sei. Das wäre aber um so weniger ver ständlich, als der Etat eine Vermehrung der Uebnngen in Aussicht stellt. DaS Treiben der militärischen Schriftsteller, welches der Reichskanzler so zu treffend vcrnriheilte, hat man namentlich bei te» Septennatswahlcn ange wandt. Die Wahlen würde» ohne dies anders gewesen sein. Gewüns.bt hätte ich, der Herr Reichskanzler hätte auch mitgelhcilt, tvie stark die deutsche Armee eigentlich i»> Kriegsfälle sei» wird. Jedenfalls war diese Rede ein wirksames Mittel gegen den Chauvinismus. ES wird sich bald zeigen, daß die Gegensätze hier gar nicht so unüberbrückbar sind, als cs scheinen will. Der Reichskanzler hat gegen zwei Fronten zu kämpfen; die eine scheint gegen Friedrichsrnh gerichtet, die andere gegen die freisinnige Partei. Allerdings bestehe» da wesentliche Meinungsverschiedenheiten. Ohne Aushebung der Kornzölle wird kein Frieden zwischen uns und einer Reichsregiernng sein- (Beifall und Zischen.) — Reichs kanzler von Caprivi: Ich will nur einige Ausführungen des Vorredners kurz beleuchten. Gegen den Fürsten Bismarck habe ich keine von meinen Aeußeniligru am Freitag gerichtet. Daz» liegt mich kein Grund vor. Herr Richter hat dann Weiler auf kaiserliche Erlasse ohne ministerielle Gegenzeichnung hingeivirse«. Wenn der Monarch dem Ministerium Anregungen giett, so ist daz» keinerlei Gegenzeichnung erforderlich. Der Monarch kan» seine Nenßermigen dem Minister mündlich oder schriftlich miltheilen, und gegen ti« Veröffentlichung solcher Aenß.rnngcn kan» auch kein Bedenken obwalle». Sie hat stets stattgcfundc». Wenn meine Morte in der That dazu beitrage» wer de», die Verschlingen hier im Hanse zu ruhige» »nd sachlichen zu mache», so ist ihr Zweck erreicht; etwas Anderes wollte ich überhaupt nicht. — Abg. von Fr«ge (cons.) erwidert dem Abg. Richter, er liabe den Inhalt seiner Soimabcndrcde verzerrt und entstellt wiedergegcben. Die conservativc Partei nerde auch in Znknnst unentwegt an ihre» wirthsclmftlichen Grundsätze» sesthallrn. Damit wird die Debatte geschlossen. Nach persönliche» Bemerkungen der Abgg. Rickert, Bebel, Koszielski, Frhr. v. Hnene und Richter wird der größere Theil des Etats der Vudgetcominission überwiese». Ter Nest soll direct im Plenum berochen werden. Nächste Sitzung: Dienstag 1 Uhr. Vom Landtage. Die Zweite Kammer erledigte am 30. November die allgemeine Vorbe rathnng der Regierungsvorlage, nach welcher die Zahl ter städtischen Ab geordnete» für die Stadt Leipzig von drei ans fünf erhöht werde» soll. Im Lause der letzten Jahre sind der Stadt Leipzig eine Anzahl Landgemcinden ciuveileibt worden, welche zusammen beinahe 175,000 Einwol ner umfassen, so daß diese gegenwärtig über 353.000 Einwohner enthält. Daher cnt'pricht lie Vertretung der Stadt Leipzig in der Zweiten Kammer durch drei Ab geordnete nirt t mehr den lei ihrer Festsetzung maßgebend gcwestnc» Verhält nissen- Der Durchschnitt der iäuuntliche» städtischen Wahlkreise beträgt z. Zt. 47,266 Einwohner, während der dcr trei Wahlkreise sür.die Stadt Leipzig ans 1>7,757 sich stellt. Es ist hiernach angezcigt, die Stadt Leipzig der Stadt Drcsden, welche nach der Volkszählung vo» 1890 sogar noch wcsenllich weniger, nämlich nur 275,085 Bewohner hat, glcichz»stelle». Infolge der Vermehrung der städtische» Abgeordneten von 35 aus 37 empfiehlt die Negierung, Len Ausschcidtingsulodus dergestalt gesetzlich zu ändern, daß vor dem aus die Wahl der beide» neuen Abgeordneten für die Stadt Leipzig folgenden zweit.» und dri.tcn Landtage — im Jahre 1895 und 1697 — je 12 und vor dein hieraus folgenden viertcnLandtage imJahr >899 — 13 Abgeordnete anszuschcidc» baden, so daß also einer der beiden »cncu Abgeordnete» schon vor dem ans ihre Mahl felgenden zweiten Landtage im Jahre 1895 mit anstritt und daß ter Anstritt durch das Loos unter diese» zwei Abgeordneten bestimmt wird. Abg. Ur. Schill (»at.-lib.! erklärte sich mit dem Gesetzentwurf nach jeder Richtung hin einverstanden- — Abg. Esche (sorlschr.) sprach im Name» seiner politischen Freunde den Wunsch »ach einer Neucintheilnng der Wahlkreise ans. Ter vorliegende Gesetzentwurf biete nicht tie Möglichkeit, der Bcvölkernngs- zuuahtnc auch in anderen Kreisen gerecht z» werden. Auch Chemnitz werde demnächst infolge der Einverleibung von Vororten vor der Frage der Vermehrung der Abgeordneten-Mandate stehe». — Abg. Gold stein (Soc.) wünschte statt fünf sieben städtische Abgeordnete für Leipzig. Selbst wenn sieben Abgeordnete für Leipzig festgesetzt würden, wcrde kiese Stadt anderen städtischen Wahlkreisen gegenüber noch imincr beuachthciligt sei». I» den nächsen zehn Jahren werde die städtische die ländliche Bevölkerung überholen, cs werke daher zu einer totalen Umänderung der Verfassung komme» müssen. — Abg. von Ochljchlägel (co»s.): Ter Vorredner habe ans Grund des eifrigen Stndinms der statistischen Nachrichten den längst bekannte» Nachweis gebracht, daß sich in den Bevötkerungsziffei» eine Verschlimmerung zn Un- gntistc» der ländlichen Bevölkerung ergeben habe- Eine Verfassungsänderung erscheine aber deshalb nicht »othircndig, da für die Abgrenzung der Wahl kreise nicht lediglich die Bcvölkerungsziffcr niaßgcbcnd sein dürfe. Die Vorlage wurde hieraus an die Gesetzgebungs-Deputatien überwiesen. fnnden wurde, ist festgeslellt worden. Es ist der seit dem 30. Sep lemder vermißte Tuchmacher Kossack aus LeiSnig. Mißliche Ver wögensverhältiiiffe sollen den i» Leisnig viel Thcilnah»« findenden Man ii in den Tod getrieben habe». Sächsisches. — ZahluttgSkiustclluttgk,,. Kaufmann B. A. O. Franz in Schweinsbiirg b. Crimmitschau. — Schneider E. H. CH. Röuick in Leipzig. — Bäckermeister E. Schmidt in Haseibrnun. — Weber F. F. Wctzcl in Pausa. — Kaufmann L. Lichlenslcin i» Lcipzig. — Tapezirer und Dccvrateur F. Th. Laulciibach in Leipzig. — Entwendete Sparkassenbücher wieder erlangt. In letzter Nummer wurde »lilgcthcilt, daß in Laubach b. Grvßciihain eiiiem Giilsbcsitzcr mittels Einbruchs außer einer ziemlichen Summe Geldes auch 18 Stück Sparcasscubiicher gestohlen worden seien. Wie jetzt bekannt wird, haben sich die Liebe dieser Bücher wieder ent ledigt, indem sic dieselbe» ans freiem Felde in der Nähe jenes Dorfes weggcworfcu haben. Dieselben rcptäsentiren eine» Werth von ver schiedenen Tausend Mark. — Vorzeitige Frühlingsboten. In cincin Garte» in Zwickau wurden am 30. November 3 vollständig entwickelte Maikäfer gefunden. — ltnglücksfall. Am Sonntage wurde der unweit des VahnhoseZ Jlöha stationirte Bahnwärter Hciuig von dem Abends halb 12 Uhr in Chemnitz eiutreffciidcn Annaberger Zuge überfahren. Der Vernnglückse ist vor dem Zuge hergelaufen, von der Maschine erfaßt und sofort grtödlct worden. — Selbstmorde. In Unterpirk bei Pausa wurde am 26. d. dcr Mittagsstunde der Gutsbesitzer D. in seiner Scheune erhängt anfgefundcn. Er hiuterläßt eine Frau und zehn Kinder. — Die Persönlichkeit des Erhängten, welcher am Montag gelegentlich eine» Jagd auf fiskalischem Revier bei Rschlitz ge. Chemnitzer Stadt Anzeiger. »u »rum», »Lstrr« «l»Nl» ««»«» «rv»«I «» Wien,« Lbemnitz, k. December. — Huldigung und Dank. Dcr Militärverei» »Prinz Friedrich Anglist" (ehemalige 104er) hatte seine»! hohen Ehrenmit gliede, dem Prinzen Friedrich August, Herzog zu Sachsen, an läßlich seiner Bermählniig mit der Erzherzogin Luise von ToScana ein geschinackvoll'aiiSgcstatleteS Glückwunschschreiben übersendet, worauf an de» Vorsteher Herrn Hoher nachstehendes Dautschreibc» er gangen ist: »Dresden, am 27. November 1691. Geehrler Herr Vorstand! Auf Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August theile ich Ihnen ganz ergebenst mit, daß Höchstderselbe für die freundlichen Glückwünsche der alten Kameraden vom Militärverein »Prinz Friedrich August" zu Chemnitz Höchstseincu herzliche» Dank sagen läßt. Hochachtungsvoll von Lindemann, Rittmeister und persönlicher Adjutant? — LittcrarlscheS. Der Verfasser der i» Leipzig im Renker che» Verlag (Gebhardt und Wilisch) erscheinenden „Bismarck Regesten", Gymiiasialoberlehrer I)r. Horst Kohl in Chemnitz, be gab sich, einer Einladung des Fürsten Bismarck folgend, letzten Donnerstag nach Friedrichsrnh und verweilte daselbst zwei Tage im engsten Verkehr mit der fürstliche» Familie. — Eine Ehenmitzerin am Hoftheater in Berlin. Fräulein Margarethe Hertwig, eine Tochter »nsereS auch i» weiteren Kreisen bekannten Mitbürgers Herr» Robert Hertwig, welche gegen wärtig Mitglied des StadtlheatcrZ zn Vremerhave» ist, hat ein En- gngement am Königlichen Hofthcater i» Berlin erhalle». —i—. Plaeatwescu. Mit dem heutigen Tage tritt das neue Regulativ betreffs dcr öffentlichen Anschläge im Bereiche der Stadt Chemnitz in Kraft, während das seither giliig gewesene Regulativ über das Placatwcsen gleichzeitig außer Wirksamkeit tritt. Von heilte an können also auch die neuerrichtctc» Anschlagsäulen unter den vom Rathe ausgestellten Bedingungen in Benutzung genommen werde». Außer diesen Anschlagsäulen ist bis anf Weiteres auch ge staltet, die Anschlagrämne an den Häusern Reitbahn- und Moritz- straßen-Ecke und Waisenstraße 5, Ecke des Dresdnerplatzes, sowie an dcr über die Schillerstraße führende» Eiscnbahnbrücke zn benutzen. Es tritt somit eine nicht unwesentliche und von Vielen gewiß freudig begrüßte Aeuberung i» unserem bisher recht primitiven Anschlag- wesc» ein. —* Wäsche gestohlen. In einem Hanse der Körnerstraße sind i» letzter Zeit ans Bodenkammern verschiedene Gegenstände, Tisch- und Betlweißzeng, Kleider rc. gestohlen worden. Die gestohlenen Gegenstände fanden sich kurz darauf in einem hiesigen Pfnndleih- geschäft verpfändet vor. — * Garderobe Diebstähle. In einer hiesigen Färberei sind in letzter Zeit mehreren Arbeiterinnen aus der Garderobe Umhänge tücher, Pantoffel, Schürzen rc. gestohlen worden. Die Erörterungen bezüglich des Diebes find im Gange. —* Diebischer College. Einei» Böttchergesellen, der in Lichlenloalde in einer Brauerei in Arbeit stand und von dort zu einer militärischen Uebiing cinbernfen worden war, war während seiner Abwesenheit ans seinem Koffer, welchen er in einer Schlaf- kammer genannter Brauerei hatte stehen lassen, eine neue Hose und ein Hemd gestohlen worden. Als Dieb wurde ein Branergcselle, der zur gleichen Zeit mit dem Bestohlenen in genannter Brauerei be schäftigt war, hier ermittelt und z»r Haft gebracht. —* Verletzt. Gestern Nachmittag erlitt ein Arbeiter, welcher in einem Hause, der Annabcrgerstraße am Gasmotor der elektrischen Beleuchtung beschof.igt war, dadurch eine bedeutende Vcrrenknng des linken Fußgelenks, daß er beim Jn-Bewegung-setzen des Treibradcs ansglitt und zu Boden stürzte. Der Verletzte wurde nach dem Sladt- krankeuhause gebracht. —* Eil» Tabakverehrer. Ans einem Cigarrcnladen der Dresdncrstraße wurden vor einigen Tagen in der Nachtzeit mehrere Kisten Cigarren, Tabak, Cigaretten und circa 6 Mk. Geld gestohlen. Der Dieb scheint durch ein Fenster, dessen Scheibe er eingedrückt hat, in de» Lade» eiiigesticgcn zn sein. —* Ei»r raffiuirter Schwindler. Am 25. November miethele sich ein anständiger und feingekleidetcr Herr bei einer in dcr Annabergerstraße wohnhaften Wittwe ein nnd theilw ihr mit, er sei Lehrer nnd hierher in die techn. Slaalslchranstalten versetzt worden Derselbe nahm auch Kost bei der Wiitwe, da er behauptete, als Lehrer nicht i» einer Kneipe essen zn können. Nach einigen Tagen bat er die Wittwe um ein Darlehen von 20 Mark, welche er zu Stenern brauche; er sei in rechter Verlegenheit, da ein Geldbricf, dcr oon München an ihn komme» sollte» noch nicht cingctrosfen sei. Die Frau gab ihm auch das Verlangte. Als diese »nn heute früh gegen 3 Uhr anfstaud, um in'L Waschhaus zu gehen, bemerkte sie, daß der Vorsaal von außen zugeschlosscn war und der Schlüssel draußen steckte. Sie ging darauf sofort in das Zimmer ihres Miethers, fand dasselbe leer und einen darin stehenden Glasschrank ausgesprengt. Eine in demselben verwahrt gewesene goldene Tamcnuhr und ein goldener Klemmer im Gesammtwerths vo» ca. 150 Mark waren ge stöhlen. Tie Frau machte sofort Anzeige nnd es gelang der Crimi- nalpolizci, den Schwindler heute früh im Warlesaal 3ter Classe dcS Hanptbahnhofes festzunehmen, als er eben im Begriff war, abzm dampfen. Derselbe, wie cS scheint, ein Hochstapler schlimmster Sorte, Halle die gestohlenen Gegenstände, sowie die 20 Mark noch im Besitz. Strafkammer-Verhandlungen — Chemnitz. 30. Nsv. — Strafkammer U. — Vors.: Herr Landgcrichtsdireclor Jaspis. Mnjestätsbcleidiguna «Getzcimsitzung). Dcr Strumpfwirker Carl Gotthilf Nothcr ans Klaffenbach, 1836 geb., »och nicht vorbestraft, hatte si b wegen Majcstätsbelcidigmig in 2 Füllen zu verantworte» und wurde wegen dieses Vergehens zu 1 Jahr Gesängniß verurlhcilt- NückfallSViebstahl. Der schon 3mal wegen Diebstahls vorbestrafte Zimmcrmann Paul Emil Kühn aus Chemnitz, 1871 geb.. stahl am Vor mittag des 4. Nov. d. I. in einer Stube eines HanscS auf der Hainstraße ans einem dort hängenden Paar Beinkleidern eines Gutsbesitzers eine» leinene» Beutel mit 247 Mk. 70 Ps. nnd l Taschenmesser. Aber noch in dem Haus flur wurde 1er Dieb erwischt und ihm die Beute abgcnoniine», Das Ur- thcil lautete ans 9 Monate Gesäugniß und 1 Jahr EhrenrechtSvcrlust. Schwere Urkundenfälschung «nd versuchter Betrug. Ter linal wegen Diebstahls vorbestrafte Kansman» und Maler Ernst Friedrich Lank »er aus Gablonz bc! Chemnitz, 1874 geb., machte sich am 16. Mürz d. I. dcr schwere» Urknndcnsülschnng »nd des versuchten Betruges schuldig Der Angeklagte war hier bei eine», Maschinenfabrik«»«-,, i» Stellung nnd hatte öfter Gelegenheit, für seinen Principal Gelder bei einen, hiesigen Bank- geschafft zu erheben. Doch die Versuchung war für ihn zn groß: er fertigte nämlich aiigcuaniltetn Tage -In QuittnugSsorniular über 2500 M.mit der Unter- N «»'S >,nd begab sich mit der Urkunde „ach dem «ankge- schüft. Der Inhaber hegte jedoch Bedenken, den, Ueberbringer so oh», Weiteres Phonisch erst tele« ch sofort di« bei dem Maschine,^abrikäntei, an. Natürlich ergab , Unwahrheit dcr Angaben des junge» MauueS. Au« Furcht vor Bestrafung wandte sich der Laukuer »ach Manche», wo indeß kürzlich seine Festnahine er folgte. Er erhielt 1 Jahr Gefängniß. —oä. Jubelfeier des Militärvereinö 1866er. Nachdem wir in letzter Nummer über de» Werlaus des am Sonnabend stattgehabte» CommerseS im Allgemeinen berichtet, sei hente über die weiteren Festveranstaltungen des Vereines, welche zu Ehren seiner Jubelfeier statt- fanden, Folgendes mitgetheill: Am Sonntag Vormittag begab sich der Verein unter zahlreicher Be- theiligmig seiner Mitglieder »ach dem neuen Friedhöfe, um einen den Verein hochehrenden Act der Pietät zn vollziehe». ES galt, der ans dem Leben geschiedenen Mitglieder anläßlich der Jubelfeier besonders zu gedenken und deren Gräber zn schmücken. Es wurden hierbei seitens mehrerer Redner tiefempfniidene Worte gesprochen. Der Nachmittag „nd Abend vereinte die Mitglieder und deren Fraven, wie Ehrengäste des Vereins zur Festtafel im großen Saale des Gasthauses »Zur Linde". Es nahmen mehr als 1000 Personen hieran Theil. Die Tafel verlief in befriedigendster Weise. Es wurde zwar »nr wenig gesprochen; doch wußte ma» sich hinsichtlich des Mangels einer größeren Zahl von Trink- sprüchcn mit de», Bewußtsein zn trösten, daß die Güte der materiellen Tafelgenüsse durch das Nichtvorhandensein all,„häufiger geistiger Anregang hierbei oft gar nicht beeinträchtigt zn werde» vermag. Namentlich wurde die »ach dieser Richtung hi» sich geltend machende Stimmung des Befriedig,» seinS »och gehoben durch die Wahrnehmung, daß die Darbietungen dcr Küche und des Kellers der „Linde" recht vorzüglich waren und di« Bedienung sich so flott und anfmerksam erwies, wie überhaupt möglich war. Es ist keine leichte Aufgabe, eine über 1090 Köpfe zählende Tafelrunde zn deren Zu friedenheit und namentlich in möglichst glatter Folge „abzuspeisen"; aber der Lindenwirth und seine Leute brachten dies Kunststück in beifallSwerther Weise fertig. Dcr Tafel folgte selbstverständlich,der bei dergleichen Anlässe» unvermeid liche Ball- Derselbe bot seinen Theilnehmern gleichfalls de» befriedigendsten Verlaus. Am dritten Festtage, Montag den 30. Nov-, fand abermals CoinmerS, diesmal im Beisein von Dame», statt. Die Theilnehmcr füllten wiederum den großen Lindensaal vollständig. Recht anregende Unterhaltung boten die Capelle des hiesigen Regiments durch bestgelniigene und gut gewählte Or chester-Vorträge, wie die Salon-Komiker Hecrcn Gebrüder Kühn von hier. Ein Tänzchen im großen, wie im kleine» Lindensaale beschloß endlich die um fangreiche Jubelfeier, aus deren günstigen Gesalumtverlauf dcr Verein mit Stolz »nd Geiittgthuuug zurückblickcn kann. Wir behalten »nS vor, eine Aufzählung der dem Verein »nd einzelnen Mitgliedern überreichten Ehrengeschenkeund erwiesenen Auszeichnungen in einer der nächsten Nummer» z» bringe». Zum Schluffe sei nachträglich noch bemerkt, daß während des am Sonn abend abgehaltcnen, einen ossiciellen Charakter tragenden Commcrscs siilcuS des Festvereins ei» Begrüßungs-Telegramm an König Albert abgesandt wurde. Zur Buchdrucker - Bewegung. Der „Allg. Anzeiger für Druckereien" hat zahlenmäßige Er hebungen über den Umfang des Buchdruckerausstandes veranstaltet, deren Ergebnisse i» folgendem Satze zusammengefaßt werde» : „Ruhig erscheine» alle Gebiete, wo der Lohn unter dem Mini»»»» und mitunter sehr gering (12—15 Mk. per Woche) ist, bei einer Arbeits zeit von meistens über 10 Stunden (11—12 Stunden). (Gründe für diese ausfallende Erscheinung bietet der Umstand, daß diese schlechter gestellten Gehilfe» ihrem Arbeitgeber gesellschaftlich gleich oder sehr nahe stehen, oft sogar HauS- und Tischgenossen sind.) Eine eigentliche Streikbewegung beginnt erst i» solche» Druckereien, wo der durchschnittliche Loh» nicht unter das Mini»»»» des Tarife- geht und die Arbeitszeit meistens 10 Stunden beträgt. Der Streik nimmt an Heftigkeit zu mit der Höhe der üblichen Lohnzahlungen und erreicht seinen Höhepunkt da, wo nach unseren Beobachtungen die höchsten Löhne gezahlt werden, wo aber auch daS Leben theurer ist. Allerdings setzen die streikenden Gehilfen den neunstündigen Arbeitstag in den Vordergrund ihrer Bestrebungen." — Wir sehen das Elend, das nach Weihnachten unter den jetzt an-ständige» Setzern ansbrcchcu wird, kommen, setzt die „Leipz. Zlg." hinzu. Aber aus Mitleid werden sie nicht rechnen dürfe». Denn die öffentliche Meinung ist enischieden gegen sie, und gewarnt, in wohlmeinendster Weise gewarnt worden sind sie genug. Drahtnachrichten «nseres Anzeigers. Vom 1. December. Port-TownSend. Der Kapitän eines amerikani schen Schooners, Namens Birthokm, berichtet, datz sich alle Fremden in China in die Nähe ihrer Gesandt schaften begeben habe», da sie eine»» Angriff befürchten. Capitän Birk Holm hält einen solchen im Laufe dieses Winters siir sicher. Die Missionäre werden als die Ur sache der Unruhen angesehen. Die Chinesen werden als sehr aufgeregt geschildert, sie find entschlossen, alle Misfio- «äre ans ihrem Lande zu vertreiben. (Vgl. auch in der „Polit. Rundschau" das unter „China" Gesagte.) Paris. Der Nuntius Ferrata hat gestern eine Znsammeukunft mit Rivot gehabt ans Anlaß der Agi tation dcr Bischöfe. Wahrscheinlich wird der Vatikan den französischen Bischöfen Anweisung schicken nnd ihnen Mäßigung anempfehlen. Wien. Den ungarischen Delegirten wurde ver traulich mitgetheill, der deutsche Kaiser werde den nächstjährigen großen Manövern bei Fünfkirchen bei wohnen und während 14 Tagen ans diesem Anlaß zu sammen mit dem Kaiser Franz Josef -er Gast des früheren ungarischen Cabinetsministers, Koloman Tisza, fein. Verantwortlich: für Politischer, OertlicheS und Fenillewttlstisches: Juli»» The, ß: süc Sächsisches: Franz Götzr; für den gerichtliche» Tl,cil: O. Ne»nemitz: kür den Jnscralcntbcil: der Verleger Alexander Wiede; sännntlich in Chemnitz. lFür nicht erbetene Znstttdnnge» sind Verlag und Redaktion nicht verbindlich.) Mt Leck Wen gm keim Willig davon, welche ernste Folgen niitnntcr ein veriiachlässigier Latarrh Iic» sich führe» kam, und ma» sollte in keine», Falle einen Caiarrh z leicht nehme». Nachdem uns die heutige Wissenschaft ei» Mittel a Händen gegeben, die Entzündung der Schleimhäute, dcr Luftweg (die Ursache des Catarrhs) in ganz kurzer Zeit (oft schon nac Stunden) durch Chiuin-Präparaie zu beseitige» und damit da Ucbcl selbst zu heben, wäre es Leichtsinn, sich di.ses Mittels, de Apotheker W. Voß'schen Catarrhpillen. nicht rechtzeitig zu bediene, Zn haben ü Dose Mk. 1 in den »leiste,, Apotheke». Zu haben i Chemnitz Johannis-Apotheke, Schloß-Apotheke, Adle» Apotheke, Germania-Apotheke, Anuabergerstr. 32, Nicolai Apotheke »nd Engel-Apotheke. Es stiebt viele Mittel gegen Husten, Heiserkeit, Catarrhe re., aber wohl kcinS, das sovic zahlreiche Empfehlungen von Aerzten und sonstigen compelentet Per sonen besitzt, wie vr. Nob. Bock'S Pect oral. In dieser Jahre wesentlich verbessert und sich bis zu ihrer gänzlichen Auslösu« jetzt länger als früher im Munde haltend, ist es von keinem Huste« mittel übertrosfe». Erhältlich ä Schach« (60 Pastillen) Mk. 1.- in den meiste» Apotheke«. Haupt-Depot: Dresden, Mohr« Apotheke,
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