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Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.12.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189112011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18911201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18911201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-12
- Tag 1891-12-01
-
Monat
1891-12
-
Jahr
1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.12.1891
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< 4 --Et. Nr. 279 - II.Iahracwk Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Datum de- folgenden Tages) zur Ver sendung gelangende unparteiische Leitung „Sächsischer La-»,»-«»»»»;-«»"' mit täglich einem Extra-Beiblatt 1. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler S. Sächsische Gerichtszeitung 4 Sächsisches Allerlei 8. Jllusir. untrrhaltungsblatt s. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei de» Ausgabestellen monatlich 70 Pfg., bei den Post-Anstalten 75 Pfg. Sächsischer Mes-Ansti-kl verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblätter der „SLchs. Lander-Anzeigers" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-AnSgabe al,r „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Pfg. frei ins HauS; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Psg. mit Z«tragen. PostzeitungrpreiSliste für 1891: Nr. 1315. Dienstag, 1. Demi,der 1891. Der Sächs. LandeS-Anzeiger Ist für dal Jahr 1891 eingetragen in der deutsch« Post-ZeitungS-PreiSliste unter Nr. 5419, in der österreichischen unter Nr- 3540. Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahrr Jllustr. Weihnachtsbuch (Jahrerbuch). Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. 8. Fernsprech-Anschlnß Nr. ISS. Telegr -Adr-: Lander-Anzeiger, Chemnitz. Bevorzugt« Stelle (Ispaltige Petitzeile) 30 Pfg. der großen Auslage längere Zeit ersordern. — Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter). Das deutsche Handwerk. Chemnitz, den 30. November. Ueber kurz oder lang wird eine neue Handwerkcrgcsetzgebung eingebracht werde», das ist kürzlich im Reichstage vom Staatssecretär v. Bötticher im Namen der Verbündeten Regierungen bestimmt an- geknudigt worden. In der Hanpisache steht der Bundesrath in dieser Frage immer »och auf dem Standpunkte, welche» er seit Jahren schon c.»genommen hat. Wiederholt sind i»> Reichstage bekanntlich An träge cingcbracht und auch angenommen, welche die Einführung des Befähigungsnachweises bei der Eröffnung des Handwerksbetriebes er strebten, sie scheiterten aber stets in der letzten Instanz, i»> Bundes rache. In dieser Richtung besteht heute dieselbe Ansicht wie früher. Herr v. Bötticher hat in sehr liebenswürdigen, aber trotzdem keine verschiedenartige Deutung zulasscnd.n Worten auSgcführt, die ver bündeten Regierungen könnte» in der Einführung von Zwangs- Innungen und des Bcsähignngsnachweises keinen wesentlichen Vortheil für das moderne Handwerk erblicke», würden also auch bezügliche» Bestrebungen nicht zuznstimmen in der Läge sein. Hingegen ist der Bnndcsralh nicht abgeneigt, eine Organisation des Handwerks durch die Bildung von Handwerker- und Gcwerbekammern hecbeizuführeii, »ud dieses Ziel wird nun mit aller Macht erstrebt werden müssen. Dem Handwerk hat, das war das allergrößte Leide», bis her eine feste Einigung gefehlt, die da auftrat und sagte: Das '.vollen wir und das machen wir, und damit Punktum! Die bisherige Uneinigkeit hat, das klingt bitter, bleibt aber nichtsdestoweniger Wahrheit, die Concurrrnz im Handwerk sehr gefördert, und zwar nicht die ieiljame und solide, — darum brauchte Niemand zu jammern, — sondern diejenige, welche nicht so war, wie sie sei» soll. Diese Uneinigkeit hat die allerlei kleinen und großen Untugenden des kaufende» Publikums gegenüber dem Handwerk gestärkt, diese Uneinigkeit hat der Coiicnrrciiz der Großbetriebe das Ucbergewicht gegeben, welches in verschiedene» Branchen ganz zweifellos besteht. Man kann die Fälle zählen, in welche» sich in einer Stadt oder gar in einem ganzen Bezirke das gesummte Handwerk zusamiiieiithat niib erklärte, was geschehen müsse, und dann auch au der Erklärung, die einmal abge geben war, entschieden festhielt. ES ist eine alte Sache: Wer allen Grund hat, Besserungen anzustrebe», der muß auch sein- Stimme laut crschallen lasse», und nicht einige Wenige dnrse» spreche». Alle habe» für Einen zu stehen. Daran hat er bisher gehapert, darin innß es anders werden, wenn es überhaupt besser werden soll, und die Haiidwerker-Kanimtrn werdet« hoffentlich dazu führe». Achtung vor dem Handwerk und vor seine» Mitgliedern ist das Zweite, wofür eine kräftige Organisation des Handwerkes zu sorge» hat. ES ist sehr leicht erklärlich, ja selbst ganz natürlich, daß ein einzelner kleiner Gewerbetreibender es schwer möglich machen kann, sich die Stellung zu verschaffe», die ihm im wirthschaftlichen Leben von Rechts wegen gebührt. Die Zeilen, in welchen die Jnnungsmeister mit dem Schwerte in der Faust nicht bloß dem Stadtrcgiment, sonder» auch vst genug einem lockere» Landesherr» den Standpunkt klar machte», sind vorbei, und daß heute der Kleinbetrieb arg zu kämpfen hat, wenn er nicht ganz niedergedrückt werden will, ist außer aller Frage. Eine Handwerkerkammcr, die Vertreter aller Handwerker ihre- Be zirks in sich schließt, kan» dem große» Publikum ganz ander- die Binde, welche über manche» Augen liegt, forlnehmen, sie kann durch energische Beschlüsse schon dafür sorgen, daß Behörden und Publikum aufmcrke». Es liegt Manches sehr darnieder; wir haben gerade im Klein betriebe recht viele kleine Mißverhältnisse, die zusammengenomme» einen sehr großen Mißstand bilden, und dadurch ein kräftiges Weiter- blühen verhindern. Alle Aeußcrlichkeiten könne» nichts nützen, wenn der wahre Kcru fehlt. Dem Handwerlsmeister Hilst kein Handwerkerparlament, wenn er fortwährend sorgen muß, wie er zu seinem Verdienst kommt, selbst, wie er seine Leute pünktlich am Lohntage bezahlen kann. Hier liegt das Hanptarbcitsfcld der Handwerkcrkammern. Es sollen ja auch noch gesetzliche Reformen statifindcn, Hausircrwcscn, Abzahlungs geschäfte, Snbmission-wcse» sollen ihrer Auswüchse entkleidet werden, aber cs giebt auch außerdem »och viel zu thnn. Es ist ganz richtig, daß man Niemandem borschreiben kann, zu welchem Preise er seine Waarcn vcrkauscn soll, aber es ist sehr am Platze, daß vor einer " Körperschaft, wie die Handwerkerkammcr es sein soll, auch Dinge zur Sprache gebracht werden, die nicht mehr nach einer reellen Ge schäftsführung schmecken. Wir haben auch, besonders in großen deutschen Städten, Verhältnisse, die ganz entsetzliche Bilder ans dem Handwerkcrlcbcn biete». Zum Mochenschluß kann man oft genug die Meister von einem Magazin „nd von einem Bazar zum ander» pilgern sehen, um einige Mark ci'iiziinehmen, und wie dabei solche ar»e Teufel gedrückt werde», das ist schon seit Jahr und Tag ein unerhörter Scandal gewesen. Jeder weiß cs, Keiner erhebt seine Stimme. Nun, wen» wir eine feste Handwerker-Organisation haben, Wird auch solchem Treiben gründlich ein Ende gemacht werde» können. Aufklärung und Gewinnung des Publikums für das Hand werk, auch das ist eine wichtige, segensreiche Aufgabe der Hand- werkervertrctungeii. Geschieht heute etwas in diesem Sinne, wird hcnte etwas für das Handwerk Günstige- vorgcschlagen, so legt man's im Publikum meist einfach zu de» Acten. Und doch ist gerade diese Agitation im Interesse des Handwerks von hohe», Werlh, denn es ist eine Agitation zn Gunsten der ehrlichen nnd soliden Arbeit, die durch ihre Haltbarkeit weit billiger wird, als äußerlich gkänzender, in Wahrheit »nbranchbarer Flitterkram. Um so mehr muß für dar Handwerk mit Wort und Schrift eingetrcten werden, al» es die- in, vollsten Un,fange verdient. Es giebt kann, einen im Großbetrieb hcrgestellten Artikel, den eben so gut herzustellcn da- Handwerk nicht befähigt wäre; eS tritt n»r die Preisfrage hindernd ein. Wenn ein neues, frisches und rüstiges Leben im Handwerk erblüht, dann wird aber auch in dieser Beziehung Vieles anders werden. Da» Hand werk hat heute »och einen feste» Grund, seine Macht ist weit größer, als viele Handwerksmeister selbst glaube». Was fehlt, da» ist «ine befreiende Kraft, die den Alpdruck, der heute auf dem Ganzen liegt. Verscheucht, utid Alle zu neuem und kräftigem Thu» anseuert. E» fehlte vielfach bisher der Glaube an den Erfolg, darum fehlte auch der Muth zur That. Mag es in dieser Beziehung anders werden, mag zu Ehren wieder komme», was unserem Vaterlande eine große Zahlseiner allerbesten Männer gegeben hat — unser deutsche- Handwerk! Politische Rundschau. Chemnitz, den 30. November. Deutsches Reich. König Christian von Dänemark ist am Sonntag ans der Durchreise in Potsdam nngekommen und wurde auf dem dortigen Bahnhof vom Kaiser unter herzlicher Be grüßung empfangen. Der König trug die Uniform seines thüringische» Ulanen-Negiments, der Kaiser AdiniralS-Unisor»,. Auf dem Bahn- Hofe war eine Ehrenwache der Gardejäger ausgestellt, i>» Hof- des Stadtschlosse- -ine Compagnie des 1. Garde-Regiments. Der König begrüßte die Kaiserin August» Victoria im Neuen Palais »nd später hin die Kaiserin Friedrich, die an- dem Süden nach Berlin zurück gekehrt ist. Sonntag Abend war Galatascl z» Ehren des Königs im Neuen PalaiS» »ach welcher der König seine Reise nach Kopenhagen sortsetztc. — Die Verlobung der Prinzessin Margarethe von Preuße», jüngsten Schwester de» Kaiser-, mit dem Prinzen Christian von Dänemark, Enkel des König», soll beschlossene Sache sein. — Herr von Giers in Berlin. Die »Post" hebt hervor, daß der russische Minister de- Auswärtigen nur als Privatmann nach Berlin gekommen sei und deshalb auch kein Grnud Vorgelegen hätte, ihm zu Ehren besondere Festlichkeiten zu veranstalte». Dann fährt das genannte Blatt fort: »Und »ach Allem, was man aus halb hingeworfene» Bemerkungen» aus mehr oder weniger klaren An deutungen vernimmt, war diese Haltung dem ostensibelste» Leiter der russische» Politik gegenüber vollständig an, Platze, da Herr v. Gier- auch als Privatmann in Berlin, in Bezug auf FriedcnSzugeständnisse oder wirlhschaslliche, zwischen beiden Reichen liegende Fragen noch weniger Aufklärungen oder Zugeständnisse zu geben im Stande war, als der russische Minister des Auswärtigen das vermocht hätte. Was zwischen dem Kaiser, der Herrn v. Giers bei dessen Anwesenheit in Berlin nur ein Mal gesprochen hat, zur Sprache kam, ob bei dieser Gelegenheit die russisch-französische Politik verhandelt wurde, und ob in Bezug daraus Herr v. Gier» Versicherungen gab, die ans Bes«, tiguug von — wir wollen nicht sage», Besürchtunge», um nicht gegen ei» bekanntes Wort anzustoßc» — wohl aber jedes Argwohnes hin- zielten, das wurde im Empfangsgeiiiach des Kaisers bei verschlossenen ThüttU vexhundelt und entzieht sich selbstverständlich der'öffentlichen Kenntniß.- — Was die Zeitungen zn den Reden des Reichs kanzlers sagen. Die „Nordd. Allg. Ztg." »iciiit, die überzeugen den Ausführungen des leitende» Staatsmannes würde» verstärkt nach Außen wirke» und im AuSlande die Erkenntnis; fördern, daß der neuerdings wissentlich gepflegte Pessimismus der Berechtigung entbehrt; damit werde das Vertrauen zur Weltlage zurückkchrcn. Di- »Voss. Zlg." ist mit der allgemeinen Tendenz der Rede einverstanden, krilisir! aber einzelne Auslassungen derselben. Der Vorwurf der Unsietig- keit und Unsicherheit der jetzigen deutschen Politik entbehre nicht überall der Berechtigung. Mit seiner Rechtfertigung der neuen Politik gegenüber Polen werde der Reichskanzler wohl nicht die Mehrheit des Reichstage- überzeugt haben. Für die Acnßerungen über den Frieden wünscht das Blatt noch mehr zuverlässige Unterlage», als die Rede sie enthält, »nd die Entfernung aller Vorbehalte, welche von Caprivi bezüglich der Tauer des Friedens in die Rede einge flochten. Die „Nationaljtg." billigt die allgemeine Teiidenz der Rede, meint aber, das Bild sei zu schön, ui» ganz naturgetreu zu sein. Manches sei verschwiegen, was zur Vollständigkeit der Schil derung gehören würde. Als allzu harmlos nnd oberflächlich bezeichnet das Blatt den ans die Behandlung der Pole» bezüglichen Theil der Rede. — Ueber die geschäftliche» Dispositionen i»i Reichs tag wird niitgetheilt: Die erste Etatsberalhung wird voraussichtlich am Montag, spätestens Dienstag zu Ende gehe». Es werde» unter Anderen noch die Abgg. von Hnene, von Koscielski »nd Richter spreche». Es wird sich daran eine Colvnialdcbatte schließe», nachdem man allseitig übercingekonnnen ist, von diesem Gegenstand bei der eigentlichen Etatsberathnng möglichst abznsehe». Alsdann soll die Bcrathnng der Börscnanträge folgen, darauf di« zweite Lesung des Krankencassengesetzes fortgesetzt werden. Auch die nach Angabe des Reichskanzlers in der zweiten Dccemberwoche zu erwartenden Handels verträge denkt man vor Weihnachten »och wenigstens in erster Lesung zu erledigen. — Die „Post- erfährt ans Weimar: Mehrere deutsche Negierungen haben sich, auf einschlägige Gutachten gestützt, gegen die allgemeine Einführung der Einheitszeit erklärt. Diese ist hierdurch vorerst fraglich geworden. Oesterreich-Ungarn. Kaiser Franz Josef hat die neue iandwirthschastliche Börse in Wien besucht »nd seine Befriedigung über da» Gelingen diese» schönen Baues ausgesprochen.- Das Wiener ministerielle „Freindenblatt" bespricht die Rede de- deutschen Reichskanzlers und hebt dabei hervor, der Reichs kanzler habe darauf das Gewicht gelegt, daß die Mächte des Drei bundes vor einem Kriegsfälle sich nicht zu fürchten hätten. Da» Irtheil des Herrn von Caprivi über den Besuch der französischen Flotte in Kronstadt decke sich vollständig mit den vom Grafen Kalnoky abgegebenen Erklärungen. Die leitenden Persönlichkeiten müßten vor einem in gleicher Weise schädlichen, ungerechtfertigten Maße von Optimismus, wie vor Pessimismus warnen, weil beide» die Widerstandskraft des Volke» beeinträchtigen könnte. — Im Nachlasse des letzter Tage in Kärnten verstorbenen Feldmarschall. leutnantS Eugen von Müller fanden sich di« lange gesuchleu Memoiren de» Feldzeugmeister» Benedek, des Besiegten von König« grätz. Müller war 1866 Adjutant Benedek» und dessen ver- trautester Freund. — Die österreichisch« Lelrgntion hat da» Budget de» Auswärtigen angenomm««." Italien. Die römischen Heißsporne regen sich gewaltig wegen einer harmlose» Aeußerung des österreichischen Minister- Graf Kalnoky auf, die dieser vor den Delegirtcn gethn» hat. Der Minister sagte, er wünsche wohl eine Aussöhnung zwischen dem Vatican und dem jungen Königreich Italien, und dies« unschuldig« Bemerkung ist i» Rom von den Radikalen so gedeutet worden, al» wolle sich Oesterreich-Ungarn in die römische Frage cinniischen. Die Sache ist selbst im Parlament zur Sprache gebracht, dort aber von der Regierung auf de» wahren Sachverhalt zurückgesührt worden. Frankreich Die französische Dep utirtenkainmcr hat mit großer Mehrheit die Vorlage angenommen, welche die Regierung ermächtigt, mit dem König von Dahoincy in Westafrika, gegen welchen vor einigen Monate» ein Feldzug geführt wurde, den defini tive» Frieden-Vertrag abzuschücßcn. — Sonnabend Nachmittag fand in Paris das Bcgräbniß des verstorbenen dortigen englischen Botschafters Lord Lylton statt. —Der Streik der Bergarbei ter in Nord-Frankreich dehnt sich immer weiter ans. Die Streikenden drohen den wenigen noch thätigen Kameraden mit Gewakllhäligkeilen. Afrika. Ans Ostafrika kommt die Meldung, daß eine Expedition der englischen ostafrikanischen Compagnie am Nnwenzori- Gebirge unweit von Emin-Poscha's Provinz, Stationen errichtete. — Ban-Jnspector Hoch st etter, welcher im Aufträge des leitenden Ausschusses der Cvloiiialloltcrie eine Expedition zur Boruiitersuhung der geographische» Verhältnisse des Ukcrewe-SeeS (Victoria-Nyanza) führen sollte, ist der „Köln. Zlg." znsolge, einer Hautentzündung erlege», nach anscheinend ganz kurzer Krankheit. An seiner Stelle hat vorläufig Barvn Fischer, der als Topograph für die Land-Ver messung der Expedition zugetheilt war, den Befehl übernommen. Die Expedition ist vollständig marschbereit, ihr gehören an Weißen »och Leutnant Mäher und Steuermann Blatt a». RuftlattV. Da» Kaiserpaar ist aus der Krim in aller Stille nach Schloß Gatschina bei Petersburg zurückgekehrt. Die Be wohner der Notstandsgebiete können sich nach ihrem Landesvater sehnen. Orient. Kaiser Alexander vo» Rußland hat dem Sultan ein besonderes, sehr freundschaftlich gehaltenes Handschreiben übermitteln lassen. — In Bukarest hat der König Karl die Session der Kammern eröffnet. Die Thronrede äußert sich sehr befriedigt von der allgemeine» Lage de» Landes und Veto»! den friedliche» Charakter der Polikik der Regierung. Asien. Die in China anSgebrochene revolutionäre Bewegung greift in sehr bedrohlicher Weise i,m sich. Die Auf ständische» haben die Stadt Chayvyang eingenommen und »larfchiren auf die Residenzstadt Peking, zu deren Schutz Regieriingstrnppen z». sanimengezogen sind. Auch die Letztere» zeigen sich de» Christen ab« geneigt. Die Aufständischen haben 4000 Mann kaiserliche Truppen bei der Stadt Chayoyang geschlagen und alle dortigen Christen ermordet. Amerika. Die Absetzung des Präsidenten Fonseca hat die innere» Schwierigkeiten i» Brasilien »och nicht beseitigt. Der neue Präsident, General Pcixoto, gilt als ein Mann, der de» Mantel nach alle» Winde» trägt, und genießt kein Vertrauen. Bor allen Dingen weigert sich aber die Bevölkerung der Provinz Rio Grande dv Sul, die vor zwei Wochen vertrieben.' Provi.izialregi'ernng wieder anzuiiehmcii und will auch der neuen Cenlralregiermig be» waffncteii Widerstand leisten. Es werden ernste Verwicklungen be« fürchtet. Der Marschall Fonseca ist verbannt. De,rischer Reichstag. 129. Sitzung vom 38. Novembcr. 1'/« Uhr. Am Bnndc-rathslische: von Caprivi, von Bötticher, vo» Maltzahn-Giiltz, von Kaltenboen-Stacha» n. A. Das Haus ist nur schwach besetzt. Eingegangeii ist eine Sammlung von Actcnüücken beir- de» Bürger krieg i» Chile. Das Haus setzt die erste Bcrathnng des Reich'Haushalte- für 1892 9» sort. — Mg. tir. Buhl (uat-lib.): Ich erkenne gern an, daß die gestrige Rede des Herrn Reichskanzlers sehr diiiknsiverlhe Mitthcilnngcn bot nnd gewiß dazu beitrage» wird, manche Beniirnbignng zn zerstreue». Doch Hai der Herr Reichskanzler in einzelne» Punkte» wohl die Sachlage etwas zn leicht genommen; namentlich kann ich de» gestrige» Anssühningeii über di« Polcnsrage nicht znslimnieil Da aber die Erörterung dieses Gegenstände- in das preußische Abgeordnetenhaus gehört, will ich an dieier Stelle nicht weiter daraus cingeheu. Sehr spnipaihisch hat mich hingegen besonders die A>tfi,c!ii»g des Paßzwangcs sür Elsaß-Lolhri.igc» berührt, nnd ich hoffe zn- vcrsichtlich, daß sich daraus heilsame Folge» ergeben werden. Auch bcz. der Aiissnhriiiigcn über die auswärtige Politik »nd die Armee kann ich nur meiue volle Besriedignng anssprechen. Betrübt hat cs mich, gestern ans dem Munde des Mg. Nickcrt Worte von einer „verderblichen Polin!" des Fürsten Bismarck n hören. TaS hätte ich nie erwartet. Das deutsche Volk war durch den Rücktritt des Fürsten in der That bennriihigt und wird dem um das Vater land so hoch verdienten Manne ewige Dankbarkeit bewahre». Auch ich hasse, daß die deutsche 'Ration ihren Ausgaben gerecht werden und unbegründete» Pessimismus z» überwinden wissen wird; Aciißcrnngon, wie die dcS Nbg. Rickeit, können aber nicht erfreulich wirken. Was den Etat betrifft, so stehen auch diesmal wieder Mehrsordcrnngcu für Mililcirzweckc, lind zwar ln reiht erheblichem Umsange, obenan. Tic natioualliberale Partei hat cS stets al- ibre Pflicht betrachtet, Alles, was für die Förderung niiscrcr Wchikrasl un bedingt crsorderlich ist, zn bewilligen, sie wird das auch jetzt Ihn», doch bitten wir, genau zu prüfen, welche Ausgaben nicht ganz dringende sind, »nd die deshalb vermieden werden können. Die Militär-Ausgaben des Reiches habe» einen so hohen Stand erreicht, daß ganz niißerordcntlichc Vorsicht geboten ist. Eine besondere Aufmerksamkeit in der Budgclcommission wird di» Frage der vermehrten Hebungen erfordern, die nicht nur finanziell große Bedeutung haben, sondern auch die Militärpflichtigen schwer betiesse». Neuerungen in der Armee-Organisation, von welche» der Herr Reichskanzler estern andeutungsweise gesprochen hat, fasse ich so aus, daß von den Militär behörden die Frage der zweijährige» Dienstzeit erwogen wird. Er wäre recht wünschen-wcrth, wenn hierüber eine Einigung erzielt würde. WaS die Marine und die Vornahme neuer SchiffSbaiilen anbetrifft, so will er mir doch zweifelhaft erscheinen, ob wir stenerkrSflig genug find, neben einem bedeutenden Heer auch noch eine bedeutende Marine, wie fl« jetzt geplant wird, zu halten. Alle Marinesorderungen werden mithin mit ganz besonderer Sorgfalt einer Prüfung unterworfen werden müssen. Der voraussichtliche Au-fall an Zöllen In Folg« der neuen Handel-Verträge wird für Un- noch eine Extra-Veran lassung sein, bei der Bewilligung von neue» dauernden Ausgaben vorsichtig N sein- — Aba. Bebel (Soc.): Der stereotype Paflu»in den Thronreden, »aß kein Wölkchen den politischen Horizont trübt, ist un«, da diesmal kein« Thronrede verlesen, gestern vom Herrn Reichskanzler vorge,tragen worden. Aehnllch haben sich auch die Minister von Oesterreich-Ungarn nnd Italien,
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