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Sächsisch«» Land»O»A«tesser <She«uttzer.Veuer«» -Nute» ch « »s. Nr. 10. — 14. Januar 189L »nd durch diesen Beschluß die Petition«» der Herren Major Wehrhau und Hanptmann v. d. Planitz für erledigt zu erkläre«. Abg. v. Potenz begrüßte k» mit Freuden, daß die volliegeudeu Petitiouen, welche de» Landtag bereüS zwei Mal beschäftigt hatten, der Regiernng endlich zur Berücksichtigung »verwiesen werden. Da» Botin» der Deputation sei ei» Act der Gerechtig seit. — Abg. Stolle-Gesau (soc.) erklärte. gleichfalls für de» Antrag der Deputation stimme» zu wollen, knüpfte aber die Conseqnenz daran, daß die Staatskasse die Verpflichtungen staatlicher Beamte» und Arbeiter . Iberuehmen solle. Daher werde er den entsprechenden Antrag eiubringen, der sächsische Staat »läge die 4 eilräge seiner Arbeiter zur JnvalidilätS- und Alterekasse übernehme». Wae den. Eineil recht, sei dem Anderen billig. — Abg. I>r. Schill (nat.-lib.): Die vv» dem Borredner gezogene Cvnscquenz könne au» dem Beschluß der Deputation nicht abgeleitet werde». Drr »»- aekündigte socialdciuolratische Anlrag habe kei«« Aehnlichlcit »>>t dein vor- Itegkiid«» Falle. ES lestehe ein f»»dau:e»taler Unterschied: hier liege eine ländtSgtietzliche Bcstiinmniia vor. welche von früher her »och stehen geblicben sei, nicht aber eine reichSgcsepliche Bestimm»»», nm die e» sich bei dem an- »edentrten Anträge de» Vorredners hand. l» ivürde. Hier wolle man Beiträge abschrffen sür Otficicre, die keine Fra» lind Kinder habe», dennoch aber Bei träge zur Militär-Witliven- und Waijcnkasse zahlen müsse». Dies erscheine al« »ine Ungerechtigkeit- Dagegen zahle der Arbeiter doch die Beiträge zur Invalidität»- und Alters! >sse für leine Person und ziehe persönlich seine Boriheile daran», während der Osflcier im vorliegende» Falle Beitiäge sür Personen zahle,die gar nicht vorhanden sind. — Abg. Stolle-Gcia» er widerte. daß Tausende von Arbeitern heute schon ivüßlen, sie würden das 70 Lebensjahr niemals „reichen: sie müßten also auch für Etwas zahle», H»u dem sie niemals Borthcile habe» kSnnte». — Biccpräsident Georgi Wie» den vom Borredner bezüglich des Jnvaliditätsgesetzes erhobenen Vorwurf zurück, daß die versicherten Arbeiter keinen Nutze» ziehe» könnten, »eil sie voraussichtlich das 70. Lebensjahr niemals erreiche» würden; Habel werde doch vollständig übersehe», daß die Arbeiter im Falle her Invalidität schon vom 16. Lelnnsjahre an entschiedene Boriheile Laben könnten. Es sei «»begreifiich, wie der Borredncr obige Behauptung habe ausstellen können, obwohl das Gesetz und dessen ^ Wohlthaleu allgemein bekannt seien Aber es handle sich eben sür die Social- hemokraten nur darum, das genannte Gesetz in den Angen der Arbeiter her- »uterznsctze» und den Anschein zu erwecken, als ob ihnen Leistungen auscrlegt tvitrde», ohne daß ihnen Gegenleistungen zu Theil werden könnten. Ein stimmig wurde der Anlrag der Deputation aus Uebcrweisung der Petition 1«r Beiücksichtiginig angenommen. — ES folgte hieraus die Bcschlnhsassnng über de» Be icht der Finanzdepntalion L über Eap. «S und 70 des Decrets Nr. 3, einen Nachtrag zu dem ordentlichen Etat und dem Finanzgesehe ans bi« Jahre 1890.St betreffend- Abg. Schicker» jkons.) hielt sich sür ver- pflichttt, namens der Dresdner Bürgerschaft der Regiernng sür die Vorlage ' bezüglich der K»nstne»ba»tcn nnd dcr Finaiizdeplitalion ^ sür die beschleunigte . Berichterstattung zu danken- Im vorliegende» Falle, wo eS sich um künsilerisll e i- Leistungen handle, dürfe man nicht so streng nrtheilc», wenn der Voranschlag üherschrittcn worden ist. Ten» künstlerische Arbeite» ließen sich schwer von . vornherein ziffernmäßig tcurtbeile». Daß die künstlerische Ausschmückung in «ÜvaS reicherer Weise stattsmde, sei ganz in der Ordnung, den» die Stätten der Knnstpflege müßte» auch äußerlich ein aiigcmessenes Gewand tragen. — .Abg. Uhlmann-Stollberg gab seiner Besriediginig Ausdruck über die Opserwilligkeit und Wohlgewogenheit der Regiernng nnd dcr Landesvertretung den Künste» gegenüber. Angesichts des bedeutende» Objects, nin welche» es sich bei den Knustneubauten der Residenz handele, hätte man sür de» bild- , tierische» Schmuck nicht bleß 221,000 Mk., sonder» 321,000 Mk. bewilligen ' , köiine». Nicht gerechtiertigl sei cs, daß man dabei de» Knnsisonds in so be trächtlicher Weise in Ansprnch genomine» habe, den» eS liege die Befürchtung Nahe, daß dadurch die Ansprüche der Provinz an de» Knnsisonds geschmälert Würden. —Abg. Müller-Colbitz sprach den Wunsch ans, man möge, während man in der Residenz so viele Hnnderttansende zur Verbesserung des Aussehens dcr Gebäude ausgebe, in derProvinz nach dieser Richtung hin nichts» sehr kargen. Die ilkainmer bewilligte hieraus einstimmig 221,000 Mk. zur vollständigen Aus- sührung dcS bildnerischen Schmuckes für die acadeinischen Neubauten und 33,500 Mk. sür die Anbringung dieses bildnerischen Schmuckes. — Bei de» Nachsordernngen zu Capitel 70 (Errichtung einer neuen Irrenanstalt in Unter- Göltzsch) bat dcr Abg. Stolle-Gesan um Ausschluß da>über, wo nnd bei welchen Gewerben die in dem Bericht erwähnte Steigerung dcr Arbeitslöhne «M 10 Procent stattgesnnden habe. — Berichterstatter Abg. Starcke: Der Vorredner hätte sich seine Anfrage ersparen können, wenn er das Teeret 3 1» Ende gelesen hätte, denn dort heiße es: „Schließlich mag übrigens nicht unbemerkt gelassen werden, daß seit Beginn des Baues dcr Irrenanstalt zu llnter-Göltzsch eine nicht »»erhebliche Steigerung der Arbeitslöhne stattgesnnden hat, insösein, als vom 1. April 1890 ab aus Beschluß der freie» Vereinigung von Bangeschöstsinhabern in Zwickau »») Umgegend, wozu auch die Baustelle gehört, die Arbeitslöhne um 10 Proc. erhöht worden sind." — Abg. Stolle »»tgegucte, daß er sich uiit dieser Auskunft nicht zufrieden gebe, sondern sich eine Interpellation Vorbehalte. — Die Kammer bewilligte ferner noch folgende Petitionen: Nachträglich zur Errichtung einer neue» Irrenanstalt in Unter- Gölhich 1,250,000 Mk.: nachträglich für die Anstalt Eolditz zur Erbauung einer Wasserleitung Zschadraß an Stelle der Abzweigung der Bockwitzer Wasser leitung und dem damit verbundenen Umbau dieser Leitung 50,400 Mk.; »ach kläglich zur Herstellung einer Hochdrnckwasserleitiuig bei der Anstalt Huberins bürg 24,000 Mk; nachträglich zur Herstellung von Gartcnanlagen sür die Anstalt Unter-Göltzsch 79,000 Mk.; sür die innere Ausstattung der neuen Irrenanstalt 20o,00OMk. und zur Vorbereitung einer Erweiterung des Zellen« Hauses dcr Anstalt Zwickau 20,000 Mk- Schließlich beschloß die Kammer, ^ole Eesktzgibtnigs-Depnlalio» mit Rücksicht ans die ihr bereits überwiesene» "und noch zu überweisenden nmfänglichcn Vorlagen nur ei» Mitglied zu vcr> .stärken nnd mit der Wahl die erste Atthcilnng zu betraue». Gegen die Jesuiten. AnS Sachs«» läßt sich die „Kölnische Zeitung" das Nach folgende schreiben: Tc» Jesniien gegenüber hat der sächsische Volls- stan»» stets eine besondere Reizbarkeit besessen, die i» drr sächsische» Geschichte schn» öfter hell a»sfln»»»e»d zu Tage getreten ist. I» der VersasiungSiirkiiiide von 1831 ist zwar ausdrücklich bestimmt: „Es dürfen weder neue Klöster crrichlct, »och Jesuiten vdcr irgend ein anderer geistlicher Orden se»ials im Lande ansgenoinme» werde»." Gleichwohl hat man immer eine bcsvndere Wachsamkeit gegen jcsnilischc Umtriebe sür uvthig gehalten, nnd auch jetzt wird, trotz des scheinbar liefen kirchlichen Friedens, i» welchem die fast ganz protestantische Bevölkerung lebt, wieder zu Schulte» gegen die drohende Jesnitc»- gefahr ansgcsvrdcu. In Freibcrg hat sich der Neichslagsabgeordnelc Oberbcrgralh Mcrbach (Reichsparlci) der Bewegung angciiominc» und - zu einer möglichst allgemeinen Kundgebnug gegen die Jesuiten a»f- gesvrdcrt, da die Gefahr bestehe, daß das Ce»tru»> im Reichstag als Gegenleistung für die Zustimmung zu den Handelsverträgen nicht nur die »»beschränkte Aufsicht der Kirche über die Schule, svndern auch die Zlilüctbcrnfmig dcr Jesuiten fordern tverdc. Wenn dcr Reichstag aber die Zulassung der Jesniien sür das Dculsche Reich beschließe, so werde auch jene Bestimmung dcr sächsischen Verfassung uns nicht lange mehr schützen. Habe doch auch bereits der Bischof Wahl in Dresden i» dcr katholischen Hoslirche eine Predigt gehalten, i» welcher er die Scgiiimgen rühmte, die das Sachscnland den Jesuiten zu ver danken habe. A» Zustimmung z» der von dem Frcibcrger Ab geordneten beabsichtigten Kundgebung wird es auch diesmal nicht fehle», obschv» sich nicht verkenne» läßt, daß die Bevölkerung, die in ihre» lic ercn Schichten durch den Ruf „Ans gegen dic Gcoßcn!" und in ihren^ mittleren Schichten durch dcn Ruf „Auf gegen die Inden!" bereits Aarmirt ist, dem Ruf „Auf gegen die Jesuiten!" nicht mehr ganz dieselbe Theilnahme cntgegciibringt wie i» früheren Zeiten. . , St«idt-2ln seiger. krrundr unsere» Blattes werden ersttlbt. uni wichllge Beaedenhellen -ütl-ft «tt-othelkWd Chemnitz, dcn 13. Januar 1892 — Bevölk<»u«gö-Be»vegu«st. Im Meldca>» t des hiesigen PolizciamteS sind während des verflossenen Monats 103 Familien mit zusammen 359 Köpfe» (164 männliche», 195 weiblichen Ge schlecht») und 896 meistcNtheilS selbständige einzelne Personen (542 Männliche, 353 weibliche) als hier angezogen zur Anmeldung und 137 Familieit mit zusammen 461 Köpfe» (231 männlichen, 230 tveiblicheu Geschlechts) und 1814 wiederum meifleiitheilS selbständig« Üiijelne Personen (1098 männliche, 476 weibliche) als von hier fort gezogen zur Abmeldtnig gekommen. Demnach übersteigt die Abzug»- zahl diejenige des Anzug» »m 34 Familie» mit 102 Köpfen und 6 8 ciuzeliie Personen. Unier de» vorerwähnten nugezogeue» einzelnen Personen befinden sich übrigens als nicht von hier gebürtig 57 Kauf- lente, Techniker, Musiker re., 226 Geiverbsgehilfen und Fabrikarbeiter, 145 Arbeiterinnen und 60 Ticnstbote», unter den fortgczogeiien Per- sonen dagegen 54 Kauslente, Techniker, Musiker re., 749 GcwerbS- gchilfcn und Fabrikarbe tcr, 210 Arbeiterinnen und 127 Dienstboten. Außerdem betrug die Zahl der ans hiesigen Gasthäusern als hier überiiachict angemcldelc» Fremden 10169. Weiter sind im ver gangenen Monat 538 Geburts- nnd 420 Slcrbesälle angezeigt worden, demnach 118 Personen mehr geboren als gestorben. Im Jahre 1891 sind überhaupt 1885 Familie» mit 5525 Köpfen und 20169 ein zelne Personen als hier angezogen nnd 1572 Familien mit 5341 Köpfe» nnd 21792 einzelne Person?» als von hier fortgczog u Polizeilich gemeldet worden. Demnach stnd 13 Familien mit 184 Köpfen mehr an- als sortgezvgcn, während bezüglich der einzelne» Personen dcr Abzug den Anzug »in 1613 übersteigt. Uebcrdics sind im vergangcne» Jahre ans hiesigen Gasthäusern und Herbergen 137295 Personen al» dort übernachtete Fremde augezeigt worden. — Polizeiliche Lhäligkeit. J»> Jahre 1891 sind von der Schutzmannschast 2692 Personen sestgcnomme» und i»> Ganze» 11119 Anzeigen erstattet worden. Von den sestgenommenen Per sonen wurden 816 an andere Behörden abgeliefert. Auf die ver schiedenen Verbreche», Vergehen und Uebertrelungen vcrthcilt sich die Zahl der festgenoinmene» Personen, bezw. erstattete» Anzeigen u. A. wie folgt: Wege» MajestätsbelcidÜMg 2, Widerstands 77, Ge- fangenenbcfreinng 7, Hausfriedensbruchs 49, Münzverbrechen» 18, Siltlichkeitsverletzniig 29, Amt-chrenvcrletznng 35, Körperverletzung 73, Nöthignng und Bedrohung 7, Diebstahls 847, Unterschlagung 151, Betrugs 241, Urkimdensäljchung 15, Sachbeschädigung 60, vor sätzlicher Brandstiftung 3, fahrlässiger Brandslislnng 16, Ausgreisung steckbrieflich vcifvlgier und gesuchter Personen 139, Bettclns und Landstrcichens 705 (im Jahre 1890 508), Erregung »uhestörenden Lärmes und Verübung groben Unfugs 1043 (im Jahre 1990 1102), n egen uiiberechligtc» Bier- n»d Schnapsschanks 101 (im Jahre 1890 73), Soniitagsentheiliguiig 102, wegen Obdachlosigkeit 456, Trun kenheit 344, wegen Zuividerhandlung gegen die Vorschriften bezüglich des Fährverkehrs 736 und gegen sonstige Vorschriften der Straßcn- Polizeiordnuiig 689, wegen nnbefnglc» Schießens 73, Zuwiderhand lung gegen das Bicrstcucrrcgulativ 51, gegen die Die»st»>ci»»ord»»ng 41, gegen die Bahnpolizeiordunng 56, gegen die Droschkenordniing 86, wegen LanfcnlassciiS der Hunde ohne Maulkorb aus dcn Straßen 442, wegen vorgcko»»»ener Brände 98, verausgabter Münzfalsificate 91. Weiler wurde» bo>» Polizeiamt im Jahre 1891 5159 Straf verfügungen erlasse». Selbstmorde kamen 47 vor und Selbstmvrd- vecsnche 28. Unglücksfälle mit lödtlichem Ansgange ereignete» sich 28. Im Jahre 1890 betrug die Zahl der Selbstmorde 38 und die Zoll dcr Unglücksfälle mit tödllichem Ausgang 24. — Eingestellte Coucutsvcrfahreu. Nachdem sich ergeben hat, daß eine den Kosten entsprechende Masse nicht vorhanden ist, hat das hiesige Königliche Amlsgericht Abth. 8 nach Maßgabe von tz 190dcrConcurS-Ocduang die Einstellung des Eoncnrsvcrfahrens über das Vermögen 1) des SchankwirlheS Louis Friedrich Burk hardt nnd 2) des Tischlermeisters Ernst Max Schindler, beide i» Chemnitz, beschlossen. — Erledigt hat sich die den Bäckerge sellen Emil RobertOertelanS CH ein»itz betreffende Vorladung vom 8. d. Mts. — Coujuncture» des Baumwolletuarkles. Aus Chem nitz wird geschrieben: Die Baumwolle sinkt seit vierzehn Tagen von Tag zu Tag im Preise, und wenn auch Sachverständige wiederholt »leinte», die niedrigste Preisstufe sei bereits erreicht, so haben sie sich doch getäuscht; denn die Banmwoll« wurde immer billiger. Für unsere Rciumwollspinncreie», Webereien und Wirkereianstalte» wäre diese Nachricht gewiß recht erfreulich, wenn dabei nicht zu berücksichtigen wäre, daß noch große Banmwollvorräthe hier lagern, die nun weniger Werih haben als früher, nnd daß auch nnsere Jndnstriellen sich für längere Zeit hinaus schon mit Baumwolle versorgt haben, natürlich zn einem höheren Preise, als er jetzt bezahlt wird. Die Ursache des Preisrückganges ist die reiche Baumwollernte in Amerika, die dies mal nach Schätzungen englischer Baumwollindustrieller 8^—9,1 Millionen Ballen ergeben wird, während sic sonst mir 7'/z—7»/, Millionen Ballen betragen hat. Die Zufuhren von Baumwolle der neue» Ernle in New-Orleans sind derartig groß, daß noch jetzt kein Stillstand in dc» Preisen cingelreten ist. Die Haussiers wolle» die starken Zufuhren zwar iinr auf Znfälligkeilcii znrückführe», sie finden aber damit keine» Glanbcn mehr. Vielleicht trägt die billige Vanm wolle dazu bei, nnsere Banmwoll- und Wirkwaareniiidnstric recht zn beleben. — Pleihbach Neguliruttg. Nachdem dcr unter dem 22. Oct 1890 der hiesigen Köliigl. Amtshauplmannschaft crtheilie Auftrag für die Berichtigung des Pleißbachlanses in Allendorfer Flur auch ans die in dcr Stadtslnr Chemnitz gelegene Strecke desselben ausgedehnt worden ist, macht die genannte Behörde bekannt, daß der über diese Bachregntirnng ausgestellte Plan in dcr Canzlei derselben ansliegt nnd daß darauf bezügliche Anträge »nd Einsprüche bei deren Verlust bis znm 27. Februar a. e. daselbst mündlich oder schriftlich anzn bringen sind. — Verkehrölvesen. Die sogenannte „Schwarze Brücke" über dcn Chemnitzfluß i»> Zuge der Eckstraße, welche bekanntlich einem Umbau nntcrwvrsen war, ist von heute an dem Verkehre einstweilen wieder übergebe» worden. — Evangelischer Arbeiterverein Gruppe HI. J»> Vereinslocal dieser Gruppe — Cafö Friedrich — spricht morgen Donnerstag Abend Herr Schuldircclor Goldammer über „Mittel alterliche Enltnrznstände". Wie stets, sind auch an diesem Vortrags abende Gäste willkommen. — Chemnitz bei Nacht. Vo» dem hiesige» Mächtercorps sind im Jahre 1891 1047 (im Jahre 1890 1320) Personen ans die verschiedenen Polizeiwachen sistirt worden, und zwar im Monat Januar 45, Februar 55, März 7i, April 63, Mai 107, Juni 94, Juli 139, August 98, September 108, Octobcr 97, November 92, December 78 Personen. Darunter befanden sich 56 Weibspersonen (im Jahre 1890 133). Die Sistirte» wurden von den Polizeiwachen entweder dem städtischen Arresthause zugeführt oder sofort »ach NamenSfeststellung entlasse». Weiter wurde» vo» den Wächtern 8 Jeueransbrüche, 2 Gasrohrbrüche, 4 Wasserrohrbrüchc gemeldet »nd außerdem »och 42 Meldungen erstattet wegen Zuwiderhandlung gegen verschiedene straßenpolizeiliche Bestimmungen. — In da» städtische Arrest ha ns wurde» im Jahr« 1891 3193 Personen eingcliefert. Davon mußten 125 miltels Wagens transportirt werde», 17 vo» diesen waren tveiblicheu Geschlechts. Vo» dcn Eingelieferlen mußte» 1024 gereinigt werde». Die Einlieferungen i» den vorangcgangenen Jahre» betrugen im Jahre 1890 2981, im Jahre 1889 2710, im Jahre 1898 2471, in, Jahre 1887 2823 und im Jahre 1886 3033 Personen. Strafkammer - Verhandlungen — Chemnitz. 11. Januar — Strafkammer II. — Bors.: Herr Landgerichtsdtreelor JaSp i». Saspi Schwerer und einfacher Diebstahl. Der noch nicht vorbestrafte Fabrikarbeiter Earl Max Witte au» Bnchholz, 1870 geb-, stahl in der Nacht vom 28. zun, 2g. September v. I. a»S einer Baubude, an welcher er mehrere Bretter Ivsgeciffcn hatte, um einsteine,, z» könne». anS einem ver schlossenen Baukasten nach dessen Ansspreiigung 80 Mk.; außerdem stahl ec in Bnchüolz anS der Wohnung eines Buchbinders eine Eylindernhr mit Keil», tm Werthe von 22 Mk. Wege» schwere» nnd einsache» Diebstahls erhielt er 10 Monate 2 Wochen Gesängniß, wovon 3 Wochen als verbüßt angesehen wnrden; der bürgerliche» Ehrenrechte wnrde er auf st Jahre für verlustig erklärt. Einfacher Diebstahl. Der noch nicht vorbestrafte Bergarbeiter Earl Hermann Rudert ans Schloditz bei Oelsnitz, zuletzt in Luga«, 1874 geb., stahl in dcr Zeit vom 30. Mai zu», 2. Juni v. I. aus einem Wohnraume in Luga» 2 Pistolen im Werthe vo» 2 Mk. Wegen dieses einfachen Dieb stahls wurden ihm 2 Wochen Gesängniß zuerkaimt. Äußerte», war er noch wegen Ulkandenfäischung n»d Betrugs angeklagt. doch mußte in dieser Sache die Verhandlung wegen Nichterscheinens eines Zeuge» anSgeietzt w„den. Diebstahl «nd Bestechung. Der schon 7,»al vorbestrafte Maurer Carl Hermann Matthes ans Nc»wer»sdorf, z,«letzt in Altchemnitz, suhl in der Nacht z»»i 28. November v. I. a„S eine», rnigsnmschloffene» Bau platz nach Ueberstcsge» dcS Gartciizauues ei» Thürgerüst und eine Steife in, Werthe von 1 Mk. Als ein Schutz»,»»» ihn später überraschte, wie er gern e darüber war, die gestohlene» Object« zu zerhacken, versuchte der Angeklagie den Beamte» mit Cigarre» n»d Geld zn bestechen. Das Urtheil lautete ans 1 Jahr 3 Tage Gesängniß und 5 Jahre Ehrenrechtsverlust. 12. Januar — Strafkammer Hl. — Bors.: Herr Landgerlchtsdir. Frommholv. Schwerer und einfacher Diebstahl. Der noch nicht vob.-stcasir Handarbeiter Carl Friedrich Weiß ans Crottendorf, 1861 geboren, stahl in der Nacht zn», 20. November v. I. in Schcibenbcrg aus einem Hosrcmn, eine» Handwageii im Werthe von 12 Mark, in der folgenden Nacht aus einer verschlossene» Scheune, welche er ausgewuchtct halte, einen Dreschflegel im Werthe von 2 Mark, und am 3. December 2 Centner Getreide, 17 Mack werth, letzteres »ach Erbrechen eines verschlossene» Ranmcs in, Gasthosc zn Scheibcnbcrg. Wegen schwere» nnd einfachen Diebstahls erhielt Weiß 8 Mo nat« Gesängniß, wvvo» l Monat als verbüßt angesehen wurde. Nöthignng. Der »och nicht vorbcstrasle Zithcrspielcr »nd Barbier- Carl August Arthur Schäfer ans Nochlitz, zuletzt hier, 1872 geboren, hatte im In», v. I. in eine», Gasthos i» Allendors vergnügt gezecht. Als es aber an'S Bezahle» ging, halte er kein Geld. Der Wirth sntle sich dn-.cb Wegnahme der Zither einigermaßen sür den ihm schuldige» Betrag z» sicher». Schäfer aber gecieth, über diese Eatzichiiiig des melodisch klingende» Saitcn- iiistriimenls in solche Ansrcgmig, daß er den Wirth mit dein gezogene» Taschenmesser bedroh e. Weg«, Nöthignng wnrde» ihm 2 Wochen Gefängn st znerkannt, welche als verbüßt angesehen wurde,,. Schwerer Diebstahl. Der noch nicht vorbestrafte SchnlknabcFr iedri cl> Ar»» Spindler ans Chemnitz, 1878 geboren, siabl am Nachmittage keS 10. November aus eine», verschlossenen Pnllschnbkastc», welchen er ons.pr »gw, 2 Fünfmarkstücke. Diests Geld halte er theilnnise sür sich verwendet. Dar Urtheil lautete aus 6 Woche» Gesängniß. Fahrlässige Körperverletzung. Dcr schon »ichrsach vorbestrafte Flcischergesellc Eduard Stöbert Schuman» ans Chemnitz, jetzt in Leipzig. >866 geb., fuhr am Mittag drs IS. Sevtcinbcr v. I. mit eine», cinspäniii, e» Wage«, durch das Markigäßche». Dabei hatte er das Malheur, eine Um, entgegenkommende Fra» mit tem Wage» zu streife» und an die Wand zu drücke». Die Frau erhielt dadurch Verletzungen a» der Brust» an denen sie 14 Tage lang litt und sich in ärztu'che Behandlung begeben mußte. Das Urtheil lautete auf 2 Wochen Gesängniß. Gefährliche Körperverletzung, Widerstand nnd Beleidigung, Anffordernng zn einer strafbar«!« Handlung. Ter schon 3 mal vor bestraste Schlosser Theodor Heinrich Schciblich anS Meist», 187t» geboren, Halle sich wegen seines ganz außerorbcntlich rohe», genicingcsät >- liche» Benehmens zn verantworte». Am 23. November l8Sl verfolgte . > Nachlschutzmain, ans dcr Straße in Gablenz eine» flüchtig gewordene» Arrestanten. Der Beamte, der a» Scheiblich in seinem Laufe voriibcrkam, wnrde vo» diesem „»» ohne jeden Grund ausgehalle» »nd mit einer schwere» Zaunlatte so wuchtig über dcn Kopf geschlagen, daß dcr Getroffene betäubt zn Boden stürzte und blutende Verletzungen davontrng. Darauf ergriff der srcchc Bursche die Flucht, wurde jedoch von einem andere» Schutzmann ein- gcholt nnd arretirt. Ui» seine Absührnng zn verhüte», schlug Scheiblich mit ter Faust »ach dcr Brust »») de» Armen des Beamte», stemmte sich ei» »».> stieß auch wiederholt mit denFüßcn »ach jenen» setzte dies Gcbahren auch svr . als der erste Schutzmann, der sich inzwischen vo» seiner Brtänbnng criwli hatte, hinznkam. Schließlich versuchte er die beide» Wächter, als ihm je!-, r sonstige Widerstand »»möglich gemacht war, sogar zu beiße»! Während die Schutzleute mit Aufgebot ihrer Kräfte seiner Herr zn werden suchten, war uns dem Schauplätze eine größere Zlnzahl Arbeiter, ebenfalls mit Zaunlatte» tu wasfnet (!), cr'chiencn, »nd diese» ries Scheiblich zn: „College», kommt, ve - laßt mich nicht, schl-gt z», siecht die Hunde über dcn Hmifen!" Znm G n e sür die beide» Vcauitcn ließe» sich die Arbeiter aber doch nicht beweaen, znr Befreiung des Arrestanten cinznschrcilc». Derselbe erhielt »»„mehr cie Strafe vo» 3 Jahre» Gefängnis;, wovon 1 Monat als verbüßt angesehen wnrae. Sliks Rah »Md ft-ev,». — Eine romantische Geschichte. Ueber eine» Fall ro» absvnderlichem Geiz berichte» sibirische Zeitungen: Bei Irkutsk lcl ie in einer cinsachen Hülte der ehemalige Kaufmann S. Er hatte unr eine flüchte bei sich »nd war äußerst geizig. Er ivar ans irgenü einer anderen Stadt gekommen, mit ihm zugleich aber auch das Gerüchl, da;; er sehr reich sei. Aber S. begann in dcr Stadt a»f de» Plätzen und Straße» zn betteln. Seine Nichte ernährte sich durch Unter- rechte», nm ihrem Onkel nicht zur Last zn fallen, der ihr versicherte, daß er sein ganzes Vermögen durch Spekulationen verloren habe Dank dcn Stunden lernte die Nichte eine» Lehrer kennen. Die jungen Leute verliebten sich ineinand.r und heirathcte». Dcr Onkel Protest! le gegen diese Heiralh und verjagte die Nichte, als sie ihm nicht gehorchte, von sich. Seitdem schloß er sich zn Hanse ei», ging wenig ans, heizte »ie seinen Ose» und fror schrecklich. Plötzlich wurde er vom Schlage gerührt. Der Besitzer der Hütte benachrichtigte die Nichte, die mit ihrem Manne erschien. S. lag bewegungslos ans seinem Belte, brachte aber mit Mühe hervor: „Kall, heizt dc» Ösen!" Da cS Sommer und sehr warm war, erschien sei» Wunsch befremdend. Man öffnete die Ofculhür, sah darin das sertiggelegle Hvlz nnd beschloß, es keranszunehmen. Kaum war das erste Stück herans- genvittmc», so schrie der Greis, seine letzte» Kräfte aufbiclend: „Anznnden!" Dabei verschied er. Das Holz wurde ans dem Ösen eutsernt nnd »,a» sah Folgendes: Ter ganze Ofen war Vvllgepf.opst mit Werlhpapiercn nnd CreditbilletS im Gesammiwerthe von 1,290,«., i> Rubel. Die einzige Erbin war die Nichte. — Wnnfch und Erfüllung. Drei Stammgäste einer Wirth- schast in Berlin gaben sich i» einer der letzten Nächte da- Wort, daß Jeder den ersten „Befehl, welchen er bei seimr verspäteten Heimkehr von seiner Frau erhalle", unbedingt folgen wolle; Derjenige, welcher gegen dies Ucbcrcinkommcn handle, svlle am ander» Morgen ein Achtel Bier anslegcn. Am anderen Tage um 10 Uhr waren die Drei pünktlich wieder am Platze. Meister Bäcker erzählte nun, er sei im Dunkeln daheim über einen Backtrog gestolpert', und seine Fran habe ihm zugeriifcn: „Willem, tritt doch lieber jlcich in den Teig." — „Ganz wie cs Die beliebt, Alte," habe er erwidert »nd seine Beine erst in de» Teig nnd dann in das Bett gesteckt! Der Zweite, ei» Barbier, berichtete: „Meine Frau lag im Bett, als ick im Dunkeln a» die Möbel» stieß. Als sie dies hörte, rief sic mir injrimmig zu: „Wirf doch jlcich de» Jlasschrank um!" — Wird jcmacht, sagte ick, und Alles jing i» Scherben." Der Dritte, ein Schneider, machte ei» verlegenes Gesicht. Nach einigem Zögern rückte er schließlich mit Folgendem heraus: „Als ick, so wie Ihr, i»> Dunkel» hincinstvlpcrte, jab mich meiue Fra» deu nicht jauz christliche» Rath: „Brich Dich doch das J«»ick entzwei!" Wenn ick daS jelhan hätte, wäre ihr das doch über die Hutschnur jegangen, «nd deshalb bezahle ick lieber die Zeche." Verantwortlich: sür Politische», Oertllches nnd Fenlllelonisti'sches Juli»» Lhekß« für Sächsische»: Franz G ötz«; für den gerichtlichen Tkcil:O.Re»»«wktzr ftr de» Jnserateiilheil: der Verleger Alexanaer Mi cd«:stl»»»llich «nEbemnlV Wir nicht erbetene Zusendung«» sind Verlag und Redaktion nicht «erhiudllchil