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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189201140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920114
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-01
- Tag 1892-01-14
-
Monat
1892-01
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.01.1892
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Leili m Si llh ihen Lim des-Ä 1l- l« >er (C! MM Her Gel« M! l-I, lyeiger). Donnerstag, 14. Januar 1892. I — ivl -in.-' - ! — Verlag r Alexander «Siede in Chemnitz . — j Nr. . 10. — 12. Jahrga«g. Amtliche Anzeigen. Da» ii» Grmidbuche auf de» Name» Christian» Wtthelmin« verehel. Dittz geb. Schmidt eliiactraaeue Grundstück — Wohnhaus mit Gast» stnv», gewölbte,» Kuhstall nud in den! letzteren eingebauten Schweine» stall, Gemüsegarten, Keld und Steinbruch — Nr. 200 des Flurbuchs, Nr. 10b des Brandkatasters, Folium 13t des Grnudbuchs für Klaffenbach, geschätzt auf 7880 Mark, soll au hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werde» und es (st »er L«. Januar 1S92, Vormittag» 1«'/, Uhr als Bersteigernn-Stermin, sowie »er 10. Februar 1892, Vormittag» 11 Uhr als Termin »nr Verkündung de» Vertheilungsplan» anberannit worden. Eine Ueberstcht der aus deni Grundstücke lastenden Ansprüche und ihre» Rangvcrhältnisses lim» in der Gerichtsschreiberei de» nuterzeichucten Amts gerichts eiiigesehen werde». Königliche» SlmtKgerichr Chemnitz, Rbth. v.» am 7. Deceniber ISSl. Böhme. 8. öffentliche Sitzung »er Stadtverordneten. Donnerstag, den 14. Januar 1892, Abends 6 Uhr. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mittheilungeu, 2. Wahl der Mitglieder für die Ausschüsse. Der Stadtverordneten-Borsteher. Justizrath vr. Enzmann. Die Goldfee. Original-Roma» von Ennny Rosst. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. 8. Kapitel. «Nein, herzlicher Vater — ich kan» unmöglich mit dieser Angst im Herzen eine» Ball besuchen," klagte Adah, „ich bleibe bei Dir — O'Neill kann ohne mich gehen, Deine Krankheit entschuldigt mich." „Aber gerade heute Abend will ich Dich gerne an» dem Hause loS sein, mein Liebling, denn ich erwarle den Besuch eine» lieben, lieb:« Jungen, und De!» nnd O'Neill soll hinterher nicht sagen dürfen. Du wärest nnter dem Vorwand meiner Kränklichkeit zu Hanse geblieben, um eine Zusammenkunft mit Deinem Vetter zu habe». „Siduey kommt?" Freudiges Erglühe» zeigte sich aus ihre» immer so bleichen Zügen, sie legte ihr schönes Hm>pt an de» Vaters Brust und kämpfte mit Thränen des Schmerze- nnd der Freude. „Ja. ich wollte Dir erst Alles mittheilen, sobald ich Thatsachcn wußte. Sidney hat sein Examen glänzend bestanden — ob er hier in Dublin als Rechtsanwalt sich ctablircn wird, oder ob er eine andere Stadt wählt, wollen wir mündlich überlege», so wie es der Besprechung in »och vielen anderen Dingen bedarf. Ich wünsche, daß Sidney hier bleibt, schon um Deinetwillen. Du weißt, daß O'Neill alle Papiere, die auf mich Bezug habe», noch in seinem Besitz hat, daß er mich gewissermaßen al» Geißel behält. Vorgehe» wird er keinesfalls gegen mich, so lange ich sein Schwiegervater bi», doch die Papiere sind seine Garantie. Das Alles ändert sich mit meine»! baldige» Tode —' „Vater!" unterbrach Adah ihn, in lang verhaltene Thränen ans brechend. „Ja, mein geliebtes Kind, nud so schwer eS mir wird, Dich Engel zu verlasse», der Gedanke, daß Du frei von diesem Nichts Würdigen wirst, gicbt mir Trost im Scheide».., Und noch mehr die Hoffnung, daß Du bald in der treuen Liebe unseres Sidney Vergessen finden wirst für Alles, was Du ui» mich geduldet. De» Verstor benen mag O'Neill iinnicrhin auklagcn, obgleich er verziehen wird, selbst Erbe zu bleibe»; er ahnt nicht, daß die Grube, die er Anderen gegraben, selbst zur Falle für ihn wird — und Sidney soll Dein Rächer sein! Doch deshalb wirst Du, geliebte» Kind, heute Abend den Ball besuchen, nnd wenn Du nach Hanse kommst, erzähl' ich Dir, was Sidney und ich beschlossen haben." — Seit jenem Ucberfalle schlief Adah im Nebenzimmer ihres Vaters — die Zofe hatte sie entlassen, da ihr Verdacht rege geworden, ein bescheidenes junges Mädchen ersetzte Jancs Stelle. Adah sah die licfblasscn Wangen des Vaters, die dunklen Ränder ui» die lieben Auge», sic Hörle auch mit bangender Sorge das liefe asthmatische Athmen; trotz wiederholter Versicherungen seinerseits, daß er sich so wohl wie seit lauge nicht fühle, wurde cs ihr schwer, den Ball zu besuchen. Ihr liebevolles Tochterherz ahnte eine Katastrophe. „Darf ich Dir noch vorher Adieu sagen, Papa?" fragte sie endlich »achgebend. „Mit den, größten Vergnüge», mein Liebling, will ich meine Goldfee zinn Ball geschmückt sehen," entgegnctc heiter und galant ihre Hand an seine Lippen führend der alle Herr. „Mein guter Vater!" Sie schloß ihn in die Arme, sie küßte sein weißes Haar, seine Augen, seine Wangen, seine zitternden Lippen» cs war ein Abschied — und bcibe weinten bitterlich. „Fasse Dich, sei ruhig, meine Adah," bat er endlich, „cs thut mir so weh hierin der Brust, wenn Du weinst, zieh' Dich an, mein Liebling, mache Dich schön, morgen wird ganz Dublin von der Goldfee sprechen!" Er ahnte nicht,, in wie schrecklicher Weise seine Prophezciynng in Erfüllung gehe» sollte. Ihre Zose halte bereits alle Vorkehrungen zur Staats-Toilette getrosten, der Herr befahl es, er fürchtete, Madame könnte sich ver späten. Das neue weiße Atlaskleid lag dustig wie ein Brautkleid ansgcbreilct, blaßgelbe natürliche Rosen harrten in reicher Auswahl, zur Vollendung der Garnitur zu diene». „Frisiren Sie mich so ein fach wie möglich," befahl Adah, „beim Tanzen ist jeder künstliche Aufbau hinderlich." Die Zofe drehte das reiche Haar in einen ein fachen Knoten, dm sie mit kleinen goldenen Nadeln, die durch eben solche feine Kettchen »»'lciuander verbunden waren, befestigte. Eine große Rosenknospe durfte sich in dieses goldene Nest schmiegen, dann befahl die junge Frau: „Bringen Sie meinc Schatulle!" „O, wie viele köstliche Sachen," rief bewundernd die Zofe, die den reichen Schmuck zu», erste» Mal sah, — die naive Freude des jungen Mädchens amrisirte Adah, »nd welches junge Weib ist ganz gegen Eitelkeit gefeit? — sie nahm einen Einsatz nach dem andern ans der Schatulle und weidete sich an den Ausrufen des Entzückens nnd Erstaune»» der Zofe. „O, sicherlich, gnädige Fra», die Königin kann nicht schönere Sachen haben, wie glücklich müssen Sie sein," rief sie aus; „binden Sie doch diese Reihe Brillanten um den Hals — zu dem weiße» Kleid wird da» herrlich stehen." Adah wählte eine große Brillant-Spange für den Busen und cine dazu eorrespondirende für das Haar, alle» Andere schloß sie ein. „Und für den Hal»?" rief die Kleine. „Da trage ich den herrlichsten Schmuck, den ich besitze, die» Herz von Gold mit Irland» Wappen." Da» verstand die Zofe nun freilich nicht und wollte sich gar „O gnädige Frau, wie schön Sie sind, wie schön, e» ist unmög lich, daß eine andere Dame auf dem Ball so schön sein kan», wie die gnädige Frau." Adah lächelte schwermüthig und zog die langen Handschuhe an, dann wickelte sie sich in einen langen Spitzenshawl, nnd gefolgt von der Zofe, die de» Pelz trug, stieg sie die Treppe zu ihre» Vater- Zimmer hinab. Im Flur stand O'Neill, auch er war in Gala-Uniform eine brillante Erscheinung, sein Pelz hing ihm über die Schulter und verstärkte den Eindruck de» Imposante». Er verbeugte sich, als Adah ihn anredete. I» zwei Minuten bin ich bereit — nur Papa „Gute Nacht" sagen will ich." Dabei löste sie de» Spitzenschleier, ihre schöne Büste, ihre perlweiße» Arme tauchten vor ihm aus — aber er be gehrte sie nicht mehr — da» Grauen jener Nacht hatte seiner Leiden schaft ein Ende gemacht, er wußte, daß sie seine unversöhnliche Feindin war, und er vergalt ihr reichlich Haß um Haß. Wehe ihr, wenn sie jemals zu tödlichem Haß überging — er würde sie ver nichten, so schonungslos — wie sic selbst gegen ihn gewesen war. Nichts gleicht den, Haß, der an« verschmähter Liebe entstanden. „Wie geht eS Herrn Percy?" frng er artig conventioncll, al» sie zurückkehrte, da gewahrte er in ihren Auge» einen solche» Zauber- glanz, wie ihn nur das höchste Glück verleiht. „Es geht Papa sehr gut," cntgegncte sie trinmphirend, „Vetter Sidney ist soeben angekomme». — Gehen wir." „Ja, gehen wir." Die Zofe legte ihr den Shawl und dann den Pelz um und zog ihr die Pelzgaloschen über die seidenen Schuhe. Im Wagen nahm er das Gespräch auf. „Also Ihr Bräutigam war beim Papa?" srug er mit schneidender Ironie. „Ganz recht, mein Bräutigam war bei meine»! Papa" — „Seien Sie versichert, Frau Braut, daß Ihr Sivncy eher Hochzeit mit des Seilers Tochter machen wird, als mit Ihnen." Glücklicherweise ist er so rein und so hoch über Sie erhaben, daß Sie ihn nicht erreichen können." „Mein Haß ist himmelhoch und höllentief, — ich werde ihn erreichen, ihn nnd Sic." Tann lehnte» Beide sich wortlos zurück und verharrte» i» diesem finsteren Schweigen, bis das lichtstrahlende Vestibül des Ccntral-Hotels in ihre Equipage hinein seine Helle warf — sie sahen sich an, ein Blick wie zwei Gegner auf der Mensur, daun hob er sie artig ange sichts fremder Zeugen aus dem Wage» »nd folgte ihr in die Beletage zur Garderobe der Vallgäste. Nach vorn hinaus lag der Taiizsaal, das Buffet nnd einige Nebenränme, nach hinten hinaus kleinere Cabinels, die theilweisc für Garderobe, Separat-, Spiel- nnd Trink- zimmer eingerichtet waren — sie »lündetcn sämmtlich ans den breiten, langen Corridor, der wie eine Promenade sich zwischen Vor- und Rückseite des Gebäude» erstreckte. Und sämmtliche Cabinels hatte» Rollthürrn. „Ich habe mir ein Cabinet rescrvirt, damit wir nachher nicht so lange ans unsere Garderobe zu warten brauchen," sagte O'Neill und fühlte seine Fra» i» eine kleine, zcllenartige Cabine, die voll ständig leer war nnd nur große Haken an den Wänden hatte, welche zur Aufnahme der Garderobe dienten. „Das ist sehr praktisch", entgegncte sie, da Leutnant Brown zu gegen war, der sie bereit» oben erwartet hatte. Zwei Minuten später machte Herr Polizeichcf O'Neill, sein« zanberschöne Fra» am Arm, die Runde durch den Saal. Be wundernde Blicke nnd Geflüster folgte ihnen. „Wie schön sie ist." „Welch herrliches Paar — wie für einander geschaffen." „Sie sollen sich abgöttisch lieben — ja das begreift inan," „die Goldfee ist doch das glücklichste Weib auf Erden, so schön, so reich, die Gattin eines so schönen Mannes." — Es lag in der That aus Adah's Gesicht der Abglanz entzückenden Liebesglücks — sie sah nichts unter dieser vlelhnndcrtköpfige» Menge als de» Geliebte», wie er frcndig erschrak, als sie vorhin so Plötzlich in ihrer siegreichen Schönheit zu ihm hereintrat. „Adah." „Sidney." Als ob in ihren Namen allein Alle» das ausgesprochen läge, was sie sich zu sage» halte», Liebe, Treue, Freude des Wiedersehens und Schmerz der Entsagung — sie fanden nichts Anderes sich z» sage». Sie standen vor einander, aber sie faßten sich nicht einmal an den Händen — doch ihre Blicke küßten sich. Eine endlose Minute verging, in der sie die Ewigkeiten und Seligkeiten durchkosteten, dann riß sie sich von seinen Blicken los, aber alle Küsse, die ihm ihre Lippen verweigern mußten, überschanerten »nn des Bellers geliebtes Gesicht — dann unfähig zu sprechen, wandte sie sich fast fliehend zum Gehen. — Und als schon lange die Thür sich hinter ihr geschlossen, sah er ihr noch mit verklärte» Blicken nach, während sein geliebtes Bild sie nicht verließ. Sie lächelte jetzt immerwährend, sie lächelte sogar, al» der ihr so antipathische DoctvrMartigny sie n»i einen Tanz bat, sie tanzte wie im seligen Traum und hörte, ohne zu hören, die ge wählten Complimcnle, die er in seiner süßen, galanten Weise machte. Wissen Sie wohl, gnädige Fran, als ich Sie znm ersten Mal« sah, vor zwei Jahren etwa, ans dem Gesellschaftrball, da erging es mir wie Demjenigen, der zu lange dir Sonne gesehen. Ob man auch die Augen schließt, man sieht immer noch drinnen den goldenen Glanz, wohin man auch blickt, Alles wird von dem Sonnenlicht des Glanzes verklärt," sagte er zuletzt. Das halte sie gehört, das gab ihrem Gefühl am heutigen Abend genauen Ausdruck. „Ö, das ist hübsch gesagt," cntgegncte sie freundlich» „ich selbst fühle, daß es außerdem wahr ist — meine Angen sind heute Abend so mit dem Reflex des Sternenlichtes gefüllt." Ein anderer Cavalier cngagirte sie als Partnerin, sie erhob sich, Doclor Marti'gny blieb ganz entzückt zurück, eS war das erste Mal, daß sie freundlich gegen ihn gewesen war. „O'Neill war i» einer entsetzlichen Stimmung, die er zwar meisterhaft zu verbergen verstand, die ihn aber dennoch nicht verließ. Er brütete Tod nnd Verderben! Aber Adah hatte Recht, wie sollte er Sidney bekomme». Das war kein Verschwörer und Julrignant, er ging still und bescheiden seinen Lebensweg, — und doch — O'Neill hoffte mit dem fanatischen Glauben eines Fatalisten: „Es »»iß sei», also wird eS sein." Er beobachtete Adah, er ließ sie keinen Moment an» den Augen. Das war eine Andere, als das Weib, welche- jetzt ei» ganze» Jahr lang wie eine Eisjungfran neben ihm dnrch's Leben ging. Da» hell« Lächeln, da» sanfte Beuge» des Hauptes, die glänzende» Blicke, di« mehr nach innen als nach außen schauten, die« Alle» hatte di« eine karge Minute des Wiedersehens mit dem Geliebten hervorgezaüb«rt — aber anstatt vor der Allmacht solcher unendliche».nnd »n. nicht zufrieden geben, dann vollendete sie die Toilette auf der Herrin! ab« anstatt vor der Allmacht solcher unenbl ch«,n nnd «n. d'M. und al« der letzte Stich gethan die letzte Rose befestigt war,' wandelbaren Liebe edelmüth.g zn entsage^ r>«f sie bewundernd: z in'» Unendlich,. - (Fortschung folgt.) 1 Deutscher Reichstag. 148. Sitzung vom 12. Januar. 2V, Uhr. Am BnndeSrathsllsch: von Caprivi, von Bötticher und Tom« »ilssare. Präsident von Levetzow bringt den Mitgliedern de» Hanse» iiack träglich seine besten Wünsche znm neuen Jahre dar- AlSdaun wtrd in Tagesordnung eingetrcten. Auf derselben steht die zweite Berathung ReichShauShaltetatS für 1692/93. . Beim Special-Etat de» Reichstage» haben die Abgg. Banmbach ustd Genossen (freis.) de» Antrag gestellt, der Reichstag wolle beschließe», de» Bimdesrath zu ersuchen, eine Aendernng der Reich-Verfassung dahin herbelzn« führen, daß die Mitglieder des Reichstage» au» Reich-mittel« Diäten und Reisekosten erhalten. . s Avg. Ba» mbach (freis.) betont, daß der vorliegende Antrag blnn««- Knrzem sein fülifinidzwallzigjähriger Jubiläum wird sei«» kömien, so oft isi er ii» Hause cingebracht worden: Im Jahre 1867 machle der damalig« Bundeskanzler, Gras Bismarck, schon das Zustandekommen der Verfass»»' des uorddenischen BnndeS von der Ablehnung dieses Antrages abhängh Ihm ist der Bernfsvarlamentarler stet- nnd ständig ein Dorn Im Ange g< wesen. Inzwischen ist man aber doch wohl zu der Ueberzengmig gekomme daß der BerusSparlauientarier nicht so gar gefährlich ist, nnd vor Allein den Parlamentarier lloiwris «aus» nicht nachsteht. Al» ein couservatlve» Gegen gewicht gegen dar allgemeine, gleiche und direcle Wahlrecht gilt die Diät«»« ., losigktst zudem heute auch nicht mehr. Eine Bekämpfung diese» Wahlrecht« wird heute Niemand wagen wolle»; nicht einmal »Ine Eorrectur desselben wäre ans staalSinäiniIschc» Rücksichten raihsam. Die Diätenlosigkeit hat auch der Opposition hier im Reichstage nicht das Mindest« geschadet- Damit scheint mir doch der ursprünglich beabsichtigte Zweck der Diätenlosigkeit hinsällig ge worden zn sein, nud die NcichSregierung denkt darüber wohl ander», Ga«- keine Nolle spiele» kann heute die finanzielle Tragweite der Diätensrage; da« hat schon Fürst Bismarck seiner Zeit anerkannt. Begründet ist mich nicht Befürchtung, daß der Reichstag i» Folge Ailshebllng der Diätenlosigkeit seinem Ansehen verlieren kömile; da» preußische Abgeordnetenhaus erhält I seine Mitglieder Diäten, ohne daß Jemand eine Ermäßigung seine» Ansehen behauptet. Die Versagung der Diäte» bedeutet auch keine Verbesserung dl allgemeine» und directen Wahlrechts, sie bedeutet im Gegenlheil ei»»» Wider spruch gegen dasselbe, der nur zur Folge gehabt hat, daß selbst I» der soclal- demokrmischen Reichstagsfractio» nicht viele wirkliche Arbeiter sitzr». Dl« DiälengewShriing tvürde allerdings eine Stärkung des ParlamentariSMU«: bedeuten, diese aber ein« Stärkung der ReichSidce und damit de» Reiches / Abg. Habcrland (Ttr.) ist mit dem Antrag« einverstanden, »c»»euillch> i deshalb, weil dem Volksverireler schon ohnehin geling Ausgabe» angesonnk» werden, die ihn schwer belaste». Abg. von Bennigsen (»atlib.s ist prmclpiell mit der Bewilligung von Diäten all die NcichStagSabgeordnelen einverstanden, kan» aber die hierdurch bedingte VersassimgSändcriitig momentan nicht empschlc». Damit werden auch eine Reihe von andere» Frage» in Fluß gebracht, die heute besser unberührt bleibe». ,,/T Abq. von Behr (sreicons.) ist der Ansicht, daß die Gründe, welche früh« gegen di« Diätenbewilligling sprachen, mich heute noch bestehen. Redner wird deshalb gegen de» Antrag Banmbach stimme». Abg. von Helldors (cons.) vermag dem Antrag ebenfalls nicht beiz»« ' pflichte». Redner ist überzeugt, daß die Diätengewähriing nur das Ansehen de» Reichsparlmnentes schädige» und die Berns-Parlamentarier, die dnrchau« nicht erwünscht seien, vermehren würde. Das allgemeine Wahlrecht habe ja doch anerkanntermaßen schwere politische Nachthcile, die bei der DiätengewährtM« s mir noch stärker als bisher sich zeigen würden. Abg. vr. Lieber (Cir): Meine Partei wird, wie sie daS früher schon ansgesprochen, für die Bewilligung von Diäten an die Abgeordneten eintrete». Daß durch dieselbeit das Ansehen der Volksvertretung leide» könnte, vermag ich beim beste» Willen nicht emznsehc». Im Gcgcntheil sagt inan heute litt Volke, daß im Reichstage viele Leute sitzen, denen nur ihr Geldsack ermöglich^ ei» Äbgeordiieieninmldat, anjiinehme». Dieses Wahlmouopel wollen wir beseitigen. Wenn gesagt ist, das allgemeine Wahlrecht habe i» der Wahl agitation so manche Unjnträglichkeiten hervorgernfe», so fallen diese nicht dem Wahlsystem, sondern dem früheren Reichskanzler zur Last. Abg. Bebel isoc.): lieber die Diätensrage dürsen wir nicht »lehr debatlirc», sondern wir »lüsscn sie decrctirr»; dem Volksvertreter nölhlgt dl« Wahrnehmung seines Mandat» ohnehin schon Opfer genug ab. Wir fite unsere Partei haben ja genug, «in imscren Abgeordneten Diäten zn gewähren, wir könnte» »öihigenfalls noch anderen Parteien Geld abgeben. Jedenfalls hat die Diätenlosigkeit uns nichts geschadet. Die Diätenlosigkeit hat mich tu keiner Weise das Ansehen dcS Reichstages gemehrt, das >st die Folge de« allgemeinen »nd direkten Wahlrecht» gewesen, das mich imgeschmälert ausrecht z« erhalten ist. Im Interesse der Arbeiter werden wir aber für den Antrag stimmen. Die Diäten, welche die Mitglieder de» BnndeSrathes beziehe», habe» ja dessen Ansehen auch nicht vermindert, mich die Erhöhungen der Civilliste haben sich ohne solche Bemerkungen vollzogen. Abg. Werner (Antiscniit) Iritt für die Diätenbewilligmig ei»im Interesse der Wahl unabhängiger Abgeordneter. Wolle» die vornehmen conservative« Herren ans Diäicn verzichten, so können sie das ja recht gut. Sie brauche» das Geld ja mir de» Armen zn gebe». Die kleinen Lmidwirthe n»d Hand werker können aber hier wirklich nachdrücklich erst vertreten werden, wenn dl« Abgeordnete» Diäten cuipfange». Abg. Stöcker (cons.): Leider sind im Laufe der heutige» Debatte aber mals Angriffe gegen den Fürste» Bismarck gerichtet, die i» keiner Weise be rechtigt nnd auch nicht zn billigen sind. Fürst Bismarck hat ganz Recht gehandelt, wen» er aus einen groben Klotz einen groben Keil setzte. Ich kan» der Wahrheit um so eher die Ehre geben, als ich vom Fürsten Bismarck eher Hinderung als Förderung erfahren habe. WaS die Diätensrage betrifft, s» kan» ich meinem Fraciionsgenosse» von Helldorf nicht zustimmen. Ich halt« die Diäten für nützlich und »othwendig. Abg. Lieber (Cir ) bleibt dabei, daß Fürst Bismarck »nr durch sei» persönliches Verhalten de» Paricikampf zn einem so gereizten gemacht habe. Präsident von Levetzow erklärt, daß er solche BenierklMgen über ei» Mitglied des Hauses nicht dulde» könne. Abg. Richter (freis.): Die Ausführungen des Abg. Stöcker sind belanglos, denn cs ist Thatsache, daß Herr Stöcker überhaupt »nr mit Unterstützung des Fürste» Bismarck in den Reichstag gelangen konnte. Jetzt kommt e« nicht darauf an, ob Herr Stöcker den Fürsten Bismarck vertheidigt. Beider Uhr ist so wie so abgclaiifen. Abg. Stöcker (cons.» erklärt cs für »»richtig, daß Fürst Bismarck irgend welche» Einfluß ans die antiseniitischc Bewegung gehabt habe- Die antisemitisch« Bewegung sei vielmehr von jeher durchaus vollsthüinlich gewesen und direct ans dem Herzen des Volles gekommen. Abg. Richter (freis.): Das ist gleichgiltig, Thatsache ist, daß der Attiisruntisnms heute ausgesvieli hat. Er wird von imznfriedciieii Agrarier» »nr »och in solchen ländlichen Gegenden künstlich über Wasser gehalten, w» das antisemitische Schauspiel »och neu ist. Abg. Stöcker (cons.) bestreitet entschiede», daß die antisemitisch« Be wegung ans den unedlen Motiven hervorgegangeu sei, die der Abg. Richter ihr »ntcrgeschobcn. Abg. Pickend ach (Antisemit) wird dem Abg. Richter bei einer anderen passenden Gelegenheit eingehetid ans seine Angriffe aniworie». Thatsache seitz daß ehemalige Fortschritt«» sich dem Antisemitismus znwcnden, weil sie hier die Mahre Freiheit und den wahren Fortschritt erkennen. Abg. Singer (soc.) stinnnt mit jenem österreichische» Reichstagsmitglied« überein, das den Antisemitismus als den SocialiSmns der dumme» Kerl« bczeichnete. Wenn die Leute klar denke», werden sie sich zum Sociali'smn« bekennen. Er denke von dem AnIisemitismiiS, nach dem Worte FenerbachS: Von der Dummheit gehaßt zn werden, ist ehrenvoll, von der Gemeinheit ge haßt zu werden, ist dencidenswerth. Nach einer langen Reihe persönlicher Bemerkungen der Abgg. Pickenbach, Stöcker und Richter wird der Antrag Banmbach genehmigt, ebenso der Etat des Reichstages. Hieraus wird die Weiterberaihnng des ReichShauShalleS auf Mittwoch 1 Uhr vertagt. Von» Landtage. Am 12. Januar ertheilte die 1. Kammer dem LcmdtagsaiiSschuß z« Berwaltnng der Staatsschulden rücksichtlich der von demselben über diese Verwaltung auf die Jahre 1888 nnd 89 abgelegten Rechnungen Jnstlficatio». Bemerkt sei hierbei, daß die Staatsschulden am Schlüße des Jahres 1888 6b3,314,9b0 Mk. Ende 1889 dagegen »nr 617,888,900 Mk. betrüge». Die 2. Kammer beschäftigte sich am 12. Januar zunächst mit de» Petitionen de» Oberst z- D. Groh, des Majors z. D. Otto Wehrhan und de« Hanpimamis a. D. v. d. Planitz, Befreiung der pensionirtei, sächsischest Officiere re. ohne pension-fähige Frauen nnd Kinder von den Beiträgen zust ächsischen Mllltär-Witlwen« nnd Waisenkasse betreffend- Die Deputation beantragte, die Petition de- Oberste» «roh, in welcher di« Uebernahme der auntrn Beiträge, die dem Reiche -»fließen, auf dl« sächsisch« Staatskass en »viril^her StaatSiMerung zur Berücksichtigung
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