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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189201140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920114
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-01
- Tag 1892-01-14
-
Monat
1892-01
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.01.1892
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e sa> s«s 0, rr L!«, « d , r kt « »»lger <«hsm»itze eröffnet zu diesem Zweck für Grund- und Hausbesitzer u»d Gemeinde» nach Maßgabe des Weither ihres Grundbesitzer eine» Credit und gewährt innerhalb der Grenzen dieses Credit- Darlehne zu billigen Zinsen." — Zahlnttgseittstellungen. SchniltwaarcuHändler T. W. Morgenstern in Röhrsdorf bei Limbach. — Kaufmann Max Seyffert (Firma Seyffert L Sohn) in Greiz. — Architect F. R. Lchuricht in Langebrück. — Schnitlwaaren- und Produclenhändlerin P. L. veno Helmig in Stötteritz. — Todtenliste. I» Dresden starb im Alter von 75Jakren vr. Hermann Reinhard, bis vor 3 Jahren Präsibent der sächsischen Medikinal-Collegiumr. — Ein geistig gestörter Standesbeamter. In Kötzschen broda hatte sich am Montag ein Herr, welcher in eine Irrenanstalt wegen Geistesstörung gebracht werden sollte, au- seiner Wohnung entfernt, und war mit der Bahn nach Dresden gefahren. Hier fand man ihn aus dem inneren Neustädter Friedhof wieder. Er hatte seine Kleider abgelegt und auf de» Gräbern Unordnung gemacht. Er wurde nach dem städtischen Siechenhanse gebracht. Der beklagen-- Werthe Herr, Namen- Müller, fungirte in Kötzschenbroda, seit sich der frühere Standesbeamte. Gcmeindcvorstand Vogel, in einem Anfall von Geistesgestörtheit das Lebe» genommen hatte, auch als Königl. Standes bcamtcr. Da mau dir Krankheit schon mehrere Tage beobachtet haben soll, so ist man gespannt, ob sich die Einträge in die standes- amtlichen Register, die bekanntlich als Urkunden gelien, in Ordnung befinden. Der Vorfall macht natürlich in der Lößnitz begreiflicher weise großes Ausiehcu, »m so mehr, als Müller einerseits als hoch achtbare Persönlichkeit sich allgemeinen Ansehens erfreute. Ein dortiger achtbarer Einwohner hatte freilich schon bei der Anstellung Müllers alt Standesbeamter auf das Kranksein Müllers hingewiesen und Müller li«ß den Urheber dieses Hinweises bestrafen. — Vernrtheilung. Nach zweitägiger Verhandlung vor dem Landgericht Leipzig wnrde am 12. Januar Abends der Proceß gegen den praktischen Arzt Georg Gottlieb SuloriS an- Reudnitz (Nähere- hierüber in der neuesten Nummer unseres Beiblal.es „Sächs. Gerichts-Zeitung") zu Ende geführt. SutoriS wurde unter Frei ffrrechuug in einem Falle wegen vollendeten Betrugs in fünf Fälle» und versuchten Betrugs in einem Falle zu 4 Monaten Gesängniß derurtheilt. Der Antrag der Königlichen Staatsanwaltschaft, Snloris, welcher sich gegen Stellung einer Cantion von 6000 Mk. auf freiem Fuß befand, ivegen Fluchtverdachts in Hast zu nehmen, wurde vom Gerichtshof abgelehnt. —8. kelsnitz i. Erzgeb., 12. Januar. Am Sonntag Abend erfreute sich der hiesige Naturhcilverein eines Vortragsabends, z» welchem sich auch viele andere Personen im Gasthos „Znm braunen Roß" eiiigcfnnd.il hatte». Herr Lehrer Schumann aus Chemnitz hielt einen Vortrag über Scharlach und Diphtherits, welchem die Anwesenden aufmerksam lauschten. Hoffentlich sehen wir Herrn Schumann recht bald wieder in unscrcr Milte. — In der Sparkasse z» OclSnitz wurden im Jahre 1891 trotz des nicht günstigen Zeit punktes eingezahlt Mk. 135,806,31, zurückgezahlt Mk. 101,697,48, Capitalien wnrde» zurückgezahlt i» Hohe von Lik. 127,531 und ans geliehen im Betrage von Mk. 179,475. — Uebersicht der kirchlichen Nachrichten von Oclsnitz und Nenwicse im Jahre 1891: Geboren würden 740 Kinder, ausgebvten 135 Paare, getraut 95 Paare, und gestorben sind 484 Personen. Davon kommen auf Nenwicse 35 Ge burten und 43 Slerbefälle. Durch Verunglückung starben 13 Per sonen, durch Selbstmorde 2. Coiumunicantcn waren 3264, davon kamen auf Ncuwiese 370. Vor 100 Jahren (1791) wurden gebv.en 61 Kinder, 30 Personen starben. Aufgebote gab eS 13, getraut wurden 7. — Der hiesige Gcflügelzüchterverein wird seine Geflügel- Ausstellung vom 30. Januar bis 1. Februar ii» Gasthof „Zum braunen Roß" mit Vcrlovsung abhallen. — Vor einige» Tagen vcrnngliicklc auf einem hiesigen Stciukohlcnwerke der 16 Jahre alte Fördermann A»g. Becher ans Obcrlnngwitz dadurch, daß er von einem in der Strecke laufenden Kohleiihunde an eine Stütze gedrückt und ihm der linke Vorderarm gebrochen wurde. Becher wnrde in das Olto-Hospital gebracht. — Der Kohlcnvecsandt betrug durch Verladung pcr Eisen bahn im Lugau-Oelsnitzer Kohlenreviere vom 27. Dccembcr 1691 bis mit 2. Januar 1892 13,480 Ladungen. Glück ans! — Ki»chett«ach«ichten der Parochie Nenkirche» ans das Jahr 1891. Geboren wurden 543 Kinder (284 Knaben und 258 Mädchen), davon in Nenkirchcn 260 Kinder, i» Klaffenbach 90. in Adors 88, in Markersdorf 72, in Stelzendors 43. Aufgeboten wurden 109 Paare, getraut 99 Paare. Gestorben sind 447 Per sonen, davon i» Ncukirclen 207 Personen, in Klaffenbach 80, in Adorf 53. in Markersdorf 52, in Stelzendors 56. Darunter waren 30 Ehemänner, 28 Ehefrauen, 12 Willwcr, 11 Wiltnc», 2 Ge schicdcne, 10 Ledige. Die Zahl der Cvinmunicanlen betrug 3137, darunter 195 Ncnconfirmirte und 27 Hanscommnnivnc». Im Ganze» wurde» 18 Kinder mehr geboren, 64 Personen sind mehr verstorben, 4 Paare weniger getraut worden und waren 31 Com- mnnicanlen weniger als ii» Jahre 1890. — Eit« gefährlicher Einvrecher, welcher Papiere ans de» Namen Franz Weigel ans München führte, wurde in der Nacht znm Sonntag i» Cr im mils ch an auf frischer Thal ertappt »nd festgenommcn. Derselbe war in der Restauration „Consnmvercin" eingcbrvchen und durch den hcimkchrenden Pächter überrascht worden. Bei der Fest nahme hatte der Einbrecher 3 Hemde», 3 Paar Hosen, 2 Westen und 2 Röcke ans de», Leibe, außerdem 3 große scharfgcschliffenc Messer, Dietriche, Stemmeisen, Lochsäge, Zange und andere Werk zeuge. Von den Kleidungsstücken hatte der Dieb auch solche mit c»>- gezogen, welche in der Nacht vorher einem Gasthofsbesitzcr in Gosel gestohlen worden waren. Der Verbrecher ist etwa 40 Jahre alt, »ntersetzt und stämmig von Statur. — Btättvc. I» Obcrlnngwitz brannte das aus 4 Ge- bänden bestehende Gut deS Herrn Moritz Landgraf nieder. Das Feuer scheint am obere» Giebel der Scheune infolge Brandstiftung entstanden zu fein. Leider waren Scheune und Wohnhaus dicht ver bunden, so daß das Leben der Bewohner sehr gefährdet war. Doch konnte das Vieh und Geflügel, sowie der größte Theil des Inventars gerettet werde». Das bis ans den Grund nieder-gebrannte Gehöfte war infolge seines Alters »nd seiner weichen Bedachung nicht ver sichert. — I» LeiSnig brach in der Nacht znm Montag nach beendeter Tanzmusik in dem znm „Bad Mildcnstein" gehörigen Tnnz- salvn Feuer ans; dasselbe äscherte in kurzer Zeit den nicht massiv gebaute» Salon gänzlich ein. Die Entstehnngsursache des Brandes ist zur Zeit noch unbekannt. — ttngliicköfälle. In Niedernenschönberg wnrde der Todlcngräbcr Enlcnberg ans Olbernhan als Leiche ans dem stark au- geschwollenen Bielabach gezogen. Der Verunglückte ist wahrscheinlich i» der Trunkenheit in'S Wasser gefallen. — Der Waldarbeiter Carl Reichel, 43 Jahre alt, aus Sorga», wurde von einem fallenden Baumstämme in's Genick getroffen und auf eincn schon liegenden Stamm geschleudert, daß er hoffnungslos verwundet vom Platze ge schafft wurde. Das eine Auge war unter Anderem dem Bedauerns, lverthen vollständig zerstört. — Bei Leipzig ist der i» Buckau stationiric Hilfsbremser Grimm bei der Revision der Fahrkarten abgcstürzt und den Bahndamm herabgefallen. Grimm halte am Kopf, rechten Ober- uud linken Unterschenkel schwere Verletzungen erlitten. — Wieder ei« ttassenmarder. Aus Alten bürg wird kerichlet: Der Inspektor vom herzoglichen Amtsblatt, Namens Schack, ist überführt worden, aus der von ihm verwalteten, StaatScasse, sowie ans mchrere» Vcreinskaffen 10,000 bis 20,000 Mark unterschlagen zu Halen und ist deshalb seines Amtes entsetzt worden. Chemmtjeb Stadt Allzeiger. Dl» >«»»»» »»Nr«« vl»It»s »>r»«u »lucht. «»« »tchll,, V,,,d,ub-N» glAsZ »II>»I««t>» Lliemnlt», 13. Januar. — Sl«S unser«« Jiidustriebezirke. Wenn man die Ge suche um Patentertheilnngen dnrchsieht, wird man unwillkürlich auf den Gedanken gebracht, daß die stille Geschäftszeit die Techniker und Industriellen ganz besonders anspornt, über Vervollkomnunigen und Verbesserungen in der Fabrikation nachzndcnkcn; denn gerade unsere Wirkwaarenindnstrie ist bei diese» Gesuchen, ebenso auch bei de» Eintragungen von Mnsterschntzmarke» stark betheiligt. So hat I. Arzberger in Markersdorf eine Strickmaschine verbessert, auf der man verstärkte plattirte Sohle», Fersen und Spitzen au Strümpfen Herstellen kann; Philipp Thvmä in Hart mannSdorf tritt mit «mer Maschine zur Herstellung von Krcuzbodenbenteln auf; Fritz Wever hier hat eine Doppelranh- maschinc sür schlauchförmige Wirkwaaren gebaut und Emil Claviez liier hat eine Vorrichtung für mechanische Webstühle zur Bewegung der Plüfchrnthcn erfunden. In Betreff der Mnsterschntzeintragungen bemerken wir ein neues Slrickfabrikat, das die Firma Fischer, Maar L Kappa nf hier hecstellt und „Wollleinen" nennt. Es ist ja im neuen Jahre schon ein etwas flotterer Zug in das Geschäft gekommen, als wir ihn im alte» Jahre halten; allein so lange keine Preisbewegung »ach auswärts eintritt, wird eine allgemeine Besserung schwer zu erreichen sein. Hoffen wir auch in dieser Beziehung von der Zukunft das Beste. —i—. Slllgr,«einer Hansbefltzerverei«. In der gestern Abend abgehaltene» gut besuchten Monatsvcrsammlnng gelangte» zunächst einige Zuschriften zur Verlesung, in welchen unter Anderem auch eine den hiesigen Wohnungsgrnndbesitz lebhaft intcressirende Frage erörtert wurde. Dieselbe soll im Sinne eines zur Annahme gelangten Antrages ihre baldige Erledigung durch Vvrstelligwerden an geeigneter Stelle unter Beibringung statistischen Materials finden. Für de» bisherige» langjährigen BcreinLbote», Herrn Bobe, welcher wegen vorgeschrittenen Alters seim Amt niedergelcgt bat, machte sich die Anstellung eines neuen Inhabers dicses Postens nöthig. Unter de» auf öffentliche Aufforderung eingegangenen 113 Bewerbnn.s- schreiben wurde dasjenige des Herrn Schmidt (Schwiegersohn des bisherigen Boten) berücksichtigt. Im Weiteren kann,, zwei Dank schreiben vom HanSbcsitzervcrein Leipzig-Ost für die demselben anläßlich eines 25jährigen Jubiläums erwiesenen Aufmerksamkeiten zum Vor träge. Die in voriger Versammlung zurückgestcllle Frage wegen Anbringung eines Ventils vor der Uhr der Wasserleitung konnte der Vorsitzende, Herr Matth es, auf Grund von ihm eingezogener Er kundigung an zuständiger Stelle dahin beantworten, daß die Anbringung eines solchen Ventils allerdings zulässig, jedoch nur von der Verwaltung des Wasserwerkes auSzuführen sei. Als Vortheile dieser Einrichtung seien die Verhütung von Nohr- brüchen und der damit verbundenen Waffervcrluste, sowie des Abfrierens der Leitung durch Ermöglichung de- Entwässerns der Wasseruhr und die Ersparung von mancherlei Geldkosten zu bezeichnen, gegen welche der Herstellungspreis der Ventile gar nicht in Betracht kommen könne. Der Bericht über die bei der Selbsteinschätznng zur Bestenernng des Grundbesitzes zu beobachtenden gesetzlichen Bestimm ungen befindet sich bereits im Druck und wird demnächst den Mit gliedern zngeflelll werden. Das beschlossene FaslnachtSvergnügen soll in Concert der städtischen Capelle und darauf folgendem Ball bestehen. Der Eintrittspreis ist für di- Mitglieder nebst Frauen auf 25 Pf. für die Person, für die Gastkarte» (nur für Söhne oder Töcht r der Mitglieder) auf 1 Mk., bcz. 50 Pf. festgesetzt. Der Tag der Ab haltung desselben wird nach endgiltiger Feststellung zur Kenntniß ge bracht werde». I» Betreff der Geschäftsstelle konnte Herr Ancke miltheile», daß dieselbe »eben anderen Vorlheileu dem Vereine seit ihrem Bestehen 114 neue Mitglieder zugeführt habe. Mit derselben ist nach Verlegung des BnrcanS der Düngcrabfuhr Gesellschaft in deren Depotgcbäude anf Wunsch des Nalhes eine Meldestelle für die Gesellschaft verbunden worden, welche gleich der Geschäftsstelle selbst der fleißigsten Benutzung empfohlen wnrde »nd einen angemessenen Beitrag zu den Kosten der Letztere» bringen wird. Nach dem von Herrn Ancke erstatteten Bcr chte über die »othwcndig gewordene Erwerbung der Rechte als juristische Person für den Verein wird »ach erfolgter Umänderung der Statuten eine Generalversammlung einberuscn werden, welcher die weiteren Beschlüsse Vorbehalten sind. Im Fragekasten fanden sich 8 Zettel vor, welche theils sofort Be antwortung sanden, soweit sic sich aber mit der Düngerabfnhr bc- schästigicn, dem AnfsichtSrnthe der Gesellschaft zur Erledigung, bcz. Berücksichtigung unterbreitet werden solle». — Botttaft. Im Verein sür naturgemäße Gesund heitspflege und arzneilose Heilkunde sprach gestern Abend Herr Oberlehrer Ziminermann im „Elysium" über das Thema: „Wie erziehe» wir nnscrc Kinder in de» ersten Lebensjahren natur gemäß". Die recht interessanten sachgemäßen Ausführungen, wclche manchcn für Eltern und Erzieher dankcnswerthen Wink belr. des Gedeihens der Kinder enthielten, fanden den lebhaftesten Beifall seitens der Versammlung. —t—. Slttch ei« Streiklttstiger. Ein nicht allznhänfiger Anblick bot sich hcnte Vormittag in der >2. Stunde den zahlreichen Passanten des HanptmarktcS. Das vor einem vielleicht nicht gerade leicht beladenen Mage» gespannte Pferd verweigerte, dort angekommen, plötzlich den Gehorsam und war weder durch gütliches Zureden, noch durch „schlagende" Gründe zur Wiederaufnahme seiner gewohnle» Thätigkeit zu bewegen. Erst den vereinten Kräften mehrerer hand fester Männer gelang cs, das Fuhrwerk wieder flott zu mache» und das störrische Thier buchstäblich auf den Pfad der Pflicht znrück- znsühre». — Vagantcttwese«. I» de» Monaten Octvber» November »nd December 1891 sind beim hiesigen Polizeiamte 181 Be strafungen wegen Bettelns und Landstreichens erfolgt; 114 der Bestraften waren ans Sachsen, 34 aus Preuße», 14 ans Oester- reich, 5 aus Bayern, 3 ans Renß j. L., je 2 aus Sachsen-Altcnburg und Schlvarzbnrg-Sondershanscn, je 1 aus Meimar-Eiscnach, Coburg- Gotha und Elsaß-Lothringen. Die Gesammtzahl derartiger Be strafnnge» betrug im vorigen Jahre 611. Wegen derselbe» lieber- trctungcn wurden im letzten Vierteljahre 18 Personen (im ganzen vorigen Jahre 69 Personen) an die Justizbehörde abgegeben »nd 5 Personen (im ganzen Jahre 25) in Folge gerichticher Uebcrweisung an die Landerpolizeibehörde vom Polizeiamte in die ConectionSanstalt eingeliefert. Tie Zahl der im vorigen Jahre vom Polizeiamte aus Anordnung der Kgl. KreiShanptmannschaft nach vorgängiger Be strasung auf Grund HZ 361 und 343 des Strafgesetzbuch» in di« Correction-austalt eingelieferte» Frauenspersonen betrug 15. —* Pferd durchftega«ge«. Vorgestern Abend wollte ein Geschirrfllhrcr in einem Grundstück der Zwickaner Straße seine Pferde auSspannen. Hierbei scheute eines derselben, riß sich los und rannte anf die Straße hinaus, anf der eS eine Zeit lang hi» gallopirte, ohne jedoch irgend welchen Schaden anzurichten. E» wnrde dann von einigen Männern eingefangeu und dem Geschirrführcr übergeben. —* Entdeckte Sparkassenbttchfälschung. Am Montag er schien in der hiesigen Sparkasse ein Mann und wollte von seinen 40 Mark betragende» Einzahlungen 10 Mark erheben. Von dem Beamten wurde jedoch sofort bemerkt, daß die Eintragungen de» Buches gefälscht waren. Nachdem Anzeige erstattet worden, ergab, es sich, daß die Frau deS Bnchinhabers die falsche» Eintragungen bewirkt und das Geld schon früher erhoben hatte. —* Eittbr-uchödlebstahl. I» der Nacht znm 1. d. M. wnrde in einem Schuhwaarengcschäft in der Brückenstraße ein Ein- brnchsdiebstahl verübt. Der Dieb hatte sich, dem Anschein nach, im, Hofe einschließe» lassen und war dann »ach Anfbrechen eines Fensters- durch diese» in das Zimmer gelangt. Außer 15 Mark Geld sind 6 Paar Hcrrenstiefelelten, 6 Paar Damensticfeletlcn und 8 Paar Cord- Pantoffel» gestohlen ivorden. Durch Hinanfschicben des Rollladens hat der Dieb alsdann Ansgang erlangt. Denn der Rollladen wurde anderen Tags halb aufgezogen »nd durch ei» Stück Holz gestützt vorgesnnden. —* Ungerathene« Sohn. Gestern Abend kam ein bei seiner Mutter in der Angustusbnrgerstraßc wohnhafter Handarbeiter in an getrunkenem Zustande nach Hanse, sing mit seiner Mutter Streit an und mißhandelte die alte Fra» in der empörendsten Weise, indem er sie z» Boden warf und mit Schlägen tractirte. Der rohe Mensch wurde durch einen herbeigeholte» Schutzmann zur Haft gebracht. —* Ei« rabiate«- Mensch. A»> 10. d. M. früh in der 2. Stunde wnrde ein Handarbeiter ans einer Schankwirthschaft an der Hainstraße wegen ungebührlichen Benehmens an die Luft gesetzt. Der Angetrunkene fing nun dermaßen ans der Straße zu brüllen an, daß die Anwohner der Straße erschreckt znm Fenster heranssahc». Dem Nuhegebvt eines Wächters leistete der Krakehler nicht Folge. Als der Lärmmachcr darauf sistirt werden sollte, fetzte er seiner Ab führung den größten Widerstand entgegen, ging anf den Wächter los und schlug ihn mit geballter Faust in'S Gesicht. Erst mit Hilfe eines zweiten Wächters und einiger weiteren Personen war es möglich, de» wie rasend sich Gebcrdenden nach der Wache abzuführen. Der Nothstand in Russland. Wiewohl die russischen Zeitungen über gewisse charakteristische Vorgänge aus den Niiihstmldzgxbietc,, »ichtS veröffentlichen dürfe», ko dringen doch zeitweise Mitthcilungc» zu uns, die über die dort^ herrschenden Zustände geradezu erschütternde Thatsache» melden. In' vielen Bezirken herrschen Hunger- und Flecktyphus, die dortigen Aerzte klagen allgemein über die ungeheuere Kindersterblichkeit. Trotz der An strengungen, welche die Regierung, Munizipialbehördcn und die HilfS- ComiteeS mache», um die entsetzlichen Folgen der Hnngcrsnolh zu mildern, ist eine Besserung der Lage nicht bemerkbar. Freilich kan» dieser Umstand bei den in Rußland üblichen Belrugssystem nicht Wunder nehmen. Die furchtbarste Geißel Rußlands ist unstreitig die nicht-würdige Ausbeutung der hungernden Bevölkerung durch eine Menge von Händlern und sogar von Beamlen. Fast jede» Tag und überall werden große Uutrrfchleise entdeckt. In den Magazine» lagern große Vvrräthe von Getreide, die Besitzer bedienen sich jedoch der verwerflichste» Mittel, um die Preise in die Höhe zu schrauben, und sie verkaufe» nicht früher, als bis sie ihren Zweck erreicht haben. Andererseits kaufen die Agenten der Scmslwos und der Munizipal- behürden Mehl und Getreide auf, welches entweder gänzlich ver dorben oder mit allen möglichen ungenießbaren Substanzen, zuweilen sogar mit Sand und Erde, vermischt ist. So lieferte beispielsweise die Firma Dreyfnß in Odessa nach Samora Getreide, das Pnd zu 1 Rubel 7 Kopeken, welches laut chemischer Analyse 2,8 Weizen, 0,8 Roggen, 60,4 Kouiradc und 36 Procent Spreu enthielt. Bei viele» Lieferanten sind überdies ganz bedeutende Gcwichtsabgänge constatirt worden. Kurz, die Betrügereien hänfen sich derart, daß die GcuSdarmeeie beauftragt worden ist, auf die Eisenbahnstationen die strengste Contrvle über die Gctreidescndiuigcn zu üben. Zu diesen Unregelmäßigkeiten der Verwaltung gesellt sich nun noch in den Städten, wo es überdies an Nahrung und Heizmaterial fehlt, eine neue Plage. Vom Lande strömt eine Menge hungernder Leute in die Städte, welche vergeblich »m Arbeit und Unterstützung betteln, in Schmutz verkommen und epidemische Krankheiten verbreiten. Uebcrdies sind Städte und Dörfer der Schauplatz zahlreicher Räubereien, welche von den Nothlcidenden begangen werde». Aber nicht nur die gegenwärtige Lage, sondern auch der Ausblick in die Zukunft erscheint überaus düster, denn selbst nach den vorliegende» officiellc» Nachrichten ist der Stand der Wintersaaten ein höchst un günstiger und die Bauern, welche ihres Viehes beraubt, vom Hunger entkräftet sind und ihre Arbeitskraft nn> geringes Geld für lange Zeit verdungen habe», werde» kaum im Stande sein, im Frühjahre ihre Felder zu bestelle». Dies sind in der Thal traurige Zustände, die nur zu sehr ge eignet sind, selbst außerhalb der Grenzen Rußlands Bedenken zu erregen. Aus Nah und Feirr. — Lebendift begrabe«. Aus der Ortschaft Proschovitzak in der Provinz Kielcc in Polen wird ei» tragischer Vorfall berichtet. Auf dem Kirchhofe daselbst wnrde vor einigen Tagen der Ortsarzt begraben. Das Leichenbegänguiß fand Vormittags statt, und als die Cercmonie vorüber war, kehrten die Leidtragenden nach Hanse zurück. Am Nachmittag fand eine zweite Beerdigung statt; das neue Grab befand sich in der »mittelbaren Nähe des vor wenige» Stunden in Benutzung genommenen. Während de» Gottesdienstes vernahmen die Umstehenden zu ihrem Entsetzen ein seltsames nuterirdischcS Geräusch. Ehe sie sich von ihrem Erstaunen erhole» konnten, folgte eine Reihe halberstickter Schreie, welche offenbar ans dem anstoßenden Grabe kamen. Der Geistliche stellte sogleich seine Functionen ein, und die Todteugräbcr begannen unler Mithilfe der Anwesenden das Grab z» öffnen. Als sie znm Sarge gelangten, wnrde derselbe aufgcbrochcn, und man sah augenblicklich, daß der unglückliche Arzt lebendig be graben worden war und die Hilfe zu spät gekommen sei, da er bereits den Tod durch Ersticken gesunden hatte, während die Arbeiten zu seiner Rettung i,n Fortschreiten Ware». Man fand, daß sich der Verstorbene nach der linken Seite gewendet habe. In der Agonie hatte er sich bis anf den Knochen in die Finger gebissen und den Kopf an die Wände seines schreckliche» Gefängnisses gestoßen, bis seine Schläfen mit Wunden bedeckt waren. — Abgehungert. Ei» seit langen Jahren'in Erfurt lebender, anscheinend in den ärmlichsten Verhältnissen sich befindender und kaum sein Leben nothdürftig fristender ehemaliger Gutspächter verzog vor
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