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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189201140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920114
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-01
- Tag 1892-01-14
-
Monat
1892-01
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.01.1892
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Nr. 10. — 12. Jahrgang. Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Datum der folgenden TageS) zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-Slnzeiger": mittäglich einem Extra-Beiblatt 1- Mes«e Botschaft L. Sächsischer Erzähler ». Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei ». Jllustr. Nttterhaltuttgsblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 7V Pfg., bei den Post-Anstalten 75 Pfg. Sächsischer MiikS-AllMM Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hanptblätter der „Sachs. Landes-Auzeigers" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch i» einer billigeren Sonder-Ansgabe alsi „Chemnitzex Genernl-Anzeigee" fürCheinnitz monatlich 40 Pfg. frei,'nSHaus; außerhalb Chemnitz monatlich 60 Pfg. mit Zntragen. Postzeitnngspreisliste slir 1892: Nr. 1342. Donnerstag. 14. Januar 18S2. Der SSchs. LandeS-Anzelger ist für da< Jahr 1892 eingetragen in der deutsche» Post-Zeitungs-Prei'rliste unter Nr. 6580, in der österreichischen unter Nr. 2651. FürAbonuentenerscheintjeeinuialimJahr: Jllustr. WeihnachtSbnch (JahreSbuch). Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. Telegr -Adr-: Landes-Anzeiger, Chemnitz. pfg., für außerhalb Sachse» wohnende Inserenten 20 Pfg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Petitzeile) 30 Pfg. . , ^ ... - — Pfg- ^ Anzeige» können mir bis Vormittag angenommen werde», da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Die Anzeigen finden ohne PreiSausschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ansgabe der Hauptblätter des „Sächsischen LandeS-AnzeigerS" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter). Anzeigenpreis: Raum der Sgespalteneu Corpuszeile (ca. 10 Silben fassend) für In Sachsen wohnende Inserenten 15 - Unter „Kleine Anzeigen die «gespaltene Pctitzeile (ca. 8 Silben fassend) 10 "" "" ' Deutsche und amerikanische Justiz. Chemnitz, den 13. Januar 1892. In der zweiten Hälfte des verflossenen Jahres ist im Drntschen Reiche gar Manches passirt, waS Vielen nicht gefallen hat, und dem berechtigte» Unwille» über gemeine Bertrauensbrüche und ähnliche Sachen ist häufig recht kräftiger Ausdruck gegeben worden. Aber Niemand ist im Zweifel darüber gewesen, mag er auch noch so sehr diese Erscheinungen beklagt habe», daß den Schuldigen die verdiente Strafe zu Theil werde» würde, in bei» Umfange und dem Maße, in welchem sie das geltende Neichsstrafgesetzbuch vorschreibt: daß die deutsche Justiz keinen Unterschied, auch nicht den geringsten, zwischen Hoch und Niedrig, zwischen Arm und Reich macht, ist ihr alter Ruhm. Mag auch Manches in unseren Einrichtungen »och so sehr angegriffen und geschmäht werden, hierüber kann keinerlei Bedenken bestehen. Bo» großem Interesse ist esinun.jgerade jetzt die bezüglichen Zustände, mit denen i» einem Staate z» vergleichen, der auch i» Deutschland vielfach als der freieste der ganze» Welt gerühmt wird, mit der nordamerikanischen Union. Es sind in Deutschland im letzten halben Jahre eine ganze Reihe von Schwindeleien von Männer» aiisgeführt worden, die bis zur Entdeckung ihrer Slrasthaten ganz besonderes Ansehen in den weitesten Kreisen der Bevölkernng und zum Theil auch i» denen der Geschäftswelt genossen. Ihre Slrasthaten haben sie degradirt, sie sind vv» der Justiz sestgenomme», und es wird ihnen ganz selbst verständlich das zu Theil werden, was sie verdiene». In de» Ver einigten Staaten von Nordamerika, der „großen und freien" Republik jenseits des Wassers, ist es dem Namen nach wie in Deutschland, i» Wahrheit werden dort Reiche und Arme mit so verschiedenem Maß gemessen, wie in keinem anderen Staate der Welt. Die Mehr zahl der nordamerikanischen Advocaten weiß ganz genau die Hinter- Ihnreii, durch welche ein strafbarer KrösuS den Bestimmungen des Strafgesetzbuchs entgehe» kann, und an Geschworene», welche sich von Scheiiigründen betäuben oder bereitwillig blanke Goldstücke stillschweigend i» die geöffneten Hände gleiten lassen, fehlt eS in dem gepriesenen Lande der Freiheit nirgends. Es lassen sich eine ganze Reihe solcher Must erleistungen der »ordamerikanische» Justiz aus den letzten Jahren auszähle», aber nieinals ist dies schamlose Verfahren mit einer solchen Deutlichkeit in das Licht gctrrten, wie in einem soeben be endete» Processe. Ein Bankier Field i» New-Iork hatte, nach unsrem Gelbe, neun Millionen Mark unterschlage». Der Kerl war ei» so gemeiner Schwindler, wie die bekannten Berliner Koryphäen dieses Genres; über seinen Betrug war eine allgemeine Entrüstung ein- gelreteu, es konnte gar kein Zweifel obwalten, daß in diesem Falle die Gerechtigkeit einmal tüchtig zufasscn und de» Verbrecher unnach- sichtlich zur Bestrafung bringen werde. Und nun das Ende von der Sache? Kaum zu begreifen ist es freilich, abcr Thatsache darum doch: die Geschworenen haben sich dahin entschieden, daß der Ange klagte Field zu der Zeit, lvo er seine Betrügereien begangen, geistes gestört gewesen ist. Der „bcdaiiernswerthe" Verbrecher wird nun i» eine Heilanstalt gebracht werde». Ist der jetzige Vorfall vergessen, und das dauert in einer Stadl, wie New-Iork, doch nicht mehr als einige Monate, so wird der Mann als geheilt entlassen, behält seine zwei Millionen Dollars ohne Ersatzpflicht an irgend einen Gläubiger in der Tasche» und wehe Dem, wer ihn später auch nur von der Seile anznschcu wagt. Was kann er denn dafür, wenn ec geistes schwach wird und dann stiehlt wie ein Nabe? Und was bei dieser Comödie das Aergste ist, man hat sich nicht einmal die Mühe ge- «ommcii, durch eine längere Beobachtung die Richtigkeit der Be-- hanptung von der Begehung des Betruges im Wahnsinn zu begrün de». Einige Verwandte 4ind gute Bekannte haben als Zeugen vor Gericht cinsgesagt, Field sei bei der Begehung seiner Schwindeleien sehr aufgeregt gewesen. Einige gut bezahlte Sachverständige haben erklärt, es komme ihnen auch so vor, als ob es mit dem Angeklagten nicht recht richtig sei, und zwar ist diese Erklärung nach einer etwa zehn Minuten lange» Beobachtung abgegeben. Auf dies „gewichtige" Material hin habe» dann die „Verschworenen" den Millioneu-Be- trüger und Schwindler außer Verfolgung gesetzt. Wer die Verhält nisse drüben bisher als goldene und eimvaiidfreie betrachtete, wird von seiner Anschauung nun wohl kurirt sei», und zwar recht gründlich. Politische Rrm-schan. Chemnitz, den 13. Januar 1892. Deutsches Reich. Der neue Erzbischof von Posen Gnesen vr. v. Stablewski ist am Dienstag im Berliner Schlüsse vom Kaiser in feierlicher Audienz empsangen worden. Der Erzbischof hielt zunächst eine längere An sprache nud legte alsdann den Huldignngseid ab. Der Kaiser sagte zu dem Erzbischof: „Ich habe cs für angczeigt gehalten, Sie, hoch- »vürdiger Herr, bei Antritt Ihre» Amtes persönlich zu empfangen und das feierliche Gelöbniß, welches Sie soeben abgelegt und mit Ihrem Eide bekräftigt haben, selbst entgegen;,,nehme». Die Aus gabe», welche Ihrer harren, sind schwer. Sie erfordern bei den ei'gcnthümlichen Verhältnissen Ihrer Diözese in besonderem Maße Weisheit und Treue. Wenn ich Sie, hvchwürdiger Herr, Seiner Heiligkeit dem Papste zur Berufung auf den erzbischöflichen Stuhl von Posen-Gucseu in Vorschlag gebracht und Ihnen nunmehr meine landesherrliche Anerkennung crtheilt habe,- so ist dies in dem Ver trauen geschehen, daß Sie in Ihrem verantwortungsvollen Amte allzeit die Grundsätze bethäligen werden, welche Sie als Christ und Untertha» mir, Ihrem Landesherr», und dem Staat, dessen Bürger Sic sind, schulden. Ich erivarte, daß eS Ihnen gelinge» wird, soweit die» Ihres Amtes ist, die Gegensätze zu versöhnen, welche bei Kindern eines Landes keine Berechtigung haben, und daß Sie iu de» Jhrer bischöflichen Obhut anvertrauten Diözcsanen den Geist der Ehrfurcht «nd Treue gegen mich und mein HauS, deS Gehorsams gegen die von Gott geordnete Obrigkeit, der Achtung vor den Gesetzen be händes, sowie der Eintracht unter den Bewohnern desselben pflegen tz»d gühren werden. Ich hege diese Erwartung mit um ko größerer Zuversicht, da Sie diese Grundsätze selbst als die Ihrige» ohne Scheu verkündet^ und mir dadurch die Gewähr geboten haben, daß der Hirtenstab der Erzdiözese fortan in einer feste», treuen und gerechten Hand ruhen wird. In diesem Sinne heiße ich Sie, hoch- würdiger Herr, in Ihrem Amte willkommen und wünsche Ihnen zur Führung desselben den Segen Gottes!" Nach dem Eide wurde Ör. von Stableivsky auch von der Kaiserin empfangen und später zur Tafel gezogen. Holländischer Besuch au, Berliner Hofe. Es ist jetzt entschiede», daß die beiden Königinnen von Holland dem Kaiser iu Berlin den Besuch erwidern werden, de» er ihnen im Juli v. I. gemacht hat. Wenn die Gesundheit der Königin Wilhelmine sich dem nicht entgegenstellt, wird der Besuch in allernächster Zeit statt- finden. Die Theo,»rede, mit welcher am Donnerstag die Eröffnung des preußischen Landtages erfolgen wird, wird etwas Besonderes nicht enthalten. Sie wird die schon hinlänglich bekannten Gesetzesvorlagen aufzählen, auch eine» beruhigenden Passus über die auswärtige Politik enthalten, im übrige» sich aber ans schon bekannte Thatsache» beschränke». Der Reichskanzler von Caprivi wird mit dieser Thron rede znm ersten Male das preußische Parlament eröffnen. Die „Krenzzeitung" bestätigt die Nachricht, wonach zwischen Preußen und Mecklenburg-Schwerin Verhandlungen über Abänderungen in der Militärconveniion vom 19. December l872 stattfinden. Nach welcher Richtung hin die Schweriner Bestrebungen zielen, wird als ei» militärisches Geheimniß behandelt. I« dem nette», Weingesetze soll, der deutschen Wcin- zeitung znfolge, der Declarationszivang für verbesserte Weine schärfer zum Ausdruck komme», als dies bisher der Fall war. Zu dem deutsch-schweizerischen Handelsdeetrag bringt die freisinnige Pariei einen Antrag im Reichstage ein, i» welchem die Reichsregierung ersucht wird, mit den Vertragsstaaten eine Vereinbarung dahin zu treffen, daß ein Schiedsgericht eingesetzt werde, welches alle bei der Auslegung und Anwendung der Handels verträge etwa entstehende» Streitigkeiten gütlich bcizulegen hat. Die Vorarbeiten über die Abänderung der Be stimmnugen, betreffend den Unterstntzungswohnsitz, sind zwar noch nicht abgeschlossen, doch soweit gefördert, daß ohne Zweifel die Vor lage dem Reichstag« noch so zeitig zugehen wird, daß sie, auch wenn die Session zu Ostern geschlossen werde sollte, jedenfalls würde zur Verabschiedung gelangen können. In Bezug auf das Gesetz betr. die Bekämpfung der Trunksucht finde» augenblicklich im Reichsamt des Innern noch Berathungeii statt, welche einige in der letzten Plenarsitzung de- Bundesraths in Vorschlag gekommene Abänderungen der Ausschußanträge zum Gegenstände habe». Die Berathnnge» dürften im Laufe der nächsten Tage beendet werden, so daß der Gesetzentwurf in der am Donnerstag stattfindenden Plenarsitzung des Bnndesraths wird er ledigt werde» und ollsdann an den Reichstag gelangen können. In der Conferruz des Colonial-Ansschnfles, die am 9. Januar in Neuwied statifand, wurde» den Theilnehmer» Mittheilung von dem Aufbruch der Excditiviieii Fischer, Baumann und Borchert gemacht. Alle drei Expeditionen haben den Zweck, die Verhältnisse des Landes aufzuklären und sowohl Wege zu bahne», als auch den Victoria-Nyanza auszapeile», wie daselbst eine Schiffs werft anzulegen und einen Dampfer dorthin zu bringen, für welchen die Mittel durch das Peterscomitä in Verbindung mit denen des Colonialcomitäs gesichert sind. Außerdem wird sich der Bergrath Or. Busse »ach Kairo begebe», um wegen des in Saadani liegende» Dampfers mit Major von Wißman» z» verhandeln. Oesterreich Ungarn. Im österreichischen Abgeordnetenhaus« hat am Dienstag die Plenarberalhung der neuen Handelsverträge begonnen. Die Tschechen und Consortcn bereiten heftige Angriffe vor, während die große Mehrheit des Hauses für die neue» Abmachungen entschieden eintritt. Die definitive Annahme ist unbedingt gesichert. Die Ver handlungen werden wohl diese ganze Woche in Anspruch nehmen. — Die Lohnbewegung der streikenden Bergleute in Steiermark ist noch immer nicht beendet. Alle Versuche eines gütlichen Ausgleichs sind gescheitert. Italien. Die in Venedig tagende Gesundheitseonferenz setzte die allgemeine Berathnng der Vereinbarung über die Passirung des Suez-Canals im Quarantäiicfalle fort. Die Delegirten Rußlands, Frankreichs, Spaniens »uv Belgicns äußerten verschiedenartige Meinmigen; betreffs des österreichisch-englisch.'» Abkommens war in dessen überall der lebhafte Wunsch »ach Verständigung ersichtlich. Schweiz. In der Schweizer Nalionaldersammlnng ist die Annahme der neuen Handelsverträge ebenfalls gesichert. Die bezügliche Commission erklärt, daß der Wortlaut der Verträge durchaus nicht allen Wünschen entspreche; sie empfiehlt ans höhere» Gründen aber doch die unver änderte Annahme. — Der nächste internationale Arbeiter- Congretz Wird in Zürich tagen. Wie dem „Vorwärts" ei» Telegramm auS St. Galle» meldet, hat die zur Organisation des nächsten Congresses niedergesetzte Commission cinstimmig Zürich zum Congreßort gewählt. England. Der älteste Sohn des Prinzen von Wales, der Herzog von Clarence, der, wie wir gemeldet habe», schwer erkrankt ivar, hat die Krisis überwunden, wird also seine in vier Wochen bevorstehende Hochzeit feiern könne». Die Dublin« Behörden haben einen Hoch- zeitsglückwnnsch abgelehnt. Frankreich. Ans Tanger in Marokko wird depeschirt: Obwohl die vom Sultan nach der Oase Tnat gesandte Expedition gescheitert ist, hat der Sultan doch seine Ansprüche auf dies Gebiet erneuert. Der französische Vertreter hat dieselbe» rundweg abgewiesen. — In einer Pariser Gerichtsverhandlung über ein Lieberdrama thrilte der Staatsanwalt eine Statistik mit, wonach in de» letzten 13 Monaten W im Durchschnitt alle achtuudvicrzig Stunden ein Revolverattentat eines Mannes aus eine Frau oder einer Frau auf einen Mann in Parks vorgekommcn sei. Portugal — Spanien. Der portngiefifche Finanz,ninister ist wegen Differenzen mit seinen College» auS dem Amte geschieden. Der Posten wird vor« läufig provisorisch besetzt. — Eine Untersuchung des General-Capilän- über den iu der Nacht zum Sonnabend stattgehable» Anarchistenputfch i» Xeres ergab Folgendes: Wege» Slcuerverwcigerniig waren mehrere Bauer» verhaftet und in's Gefängniß gebracht worden. Die übrige« Bauern versuchten, unterstützt von einem Theile der städtischen Ar beiter, die Gefangene» mit Gewalt zu befreie». Die Anarchisten be mächtigten sich der Bewegung und erzielten durch die Unfähigkeit des Gouverneurs und dte Anfangs schwankende Haltung der Besatzung eine» vorübergehende» Erfolg. Heule ist die Gefahr beseitigt. Rntzland. Die russisch-französische Freundschaft. Rigaer Blätter bringe» folgende Bekanntmachung des livländischen Gouverneurs Si» »owiew, welche die russisch-französische Freundschaft in eigenthiimlichem Lichte erscheinen läßt: „Am 25. December, am Tage der Geburt Christi, wird zur Erinnerung an die Befreiung der Kirche und deSs russischen Reichs von dem Einfall des Feindes im Jahre 1812 in der Niga'schen Kathedrale »ach der Liturgie ei» feierliches Dankgebet abgehalten werden. — Paradeuniform." — AnS Petersburg wird berichtet, daß immer neue Verhaftungen wegen Verdachts der Theil- habcrschaft an einem Dynamitattentat gegen de» Zaren erfolgen. Die Negierung hüllt sich in tiefstes Schweigen. Noch wunderbarer scheint es i» Russisch-Polen auSzuschen, wo man zweifellos einer große», polnischen Verschwörung auf die Spur gekommen ist. Bei den ,»>,- sangreichen Massenverhafiungc» kan» es sich nicht bloß um einige Nihilisten Handel». — Ans de» Nothstandsgedteten kommen nene Berichte von gewaltthätigen Ausschreitungen gegen die Inden. Orient. Sechs englische Panzerschiffe sind im Hafen von Alexan drien vor Anker gegangen, um den neuen Khedive Abbas von Aegypten beim ersten Betreten seines Landes feierlich zu „begrüßen". — Der türkische Sons-Chef des grotzen Generalstabes» Freiherr v. d. Goltz-Pascha, will aus den ottonlanischeu Diensten^ scheiden, weil er z» viel Aergcr hat. Die Alttacken hindern die deutschen Ofsiciere, wo sie können. — Nette Pntfchversttche in Bulgarien. In der jüngsten Zeit ist wiederholt die Rede davon gewesen, daß Flüchtlinge und russische Agenten eine» Putsch gegen Bulgarien vorbereiteten. Die Regierung in Sofia hat besondere Vor sichtsmaßregeln getroffen »ud sich auch mit de» Ministerien der Nach barstaaten zur Verhinderung von Anschläge» j» Verbindung gesetzt. Serbien wird, da es ganz in russischem Fahrwasser schwimmt, sicherlich de» Zankow, Gruew, Banderaw und Genossen, wenn sie einen Ein fall nach Bulgarien oder einen Meuchelmord gegen den Fürsten Ferdinand oder seinen Minister Stambulow ansklügcln, keine Hinder nisse bereiten. Dagegen zeigt sich Rumänien den Wünschen der bul garischen Regierung geneigt. Wie nämlich ans Sofia gemeldet wird, fand zwischen Bulgarien »nd Rumänien ein Notenwechsel statt, nach welche», das rmiiänische Cabinct sich verpflichtet, die bulgarische« Flüchtlinge zwar nicht a»sz»ll'cfcr», aber keine», derselben mehr de» Auscnthalt ans r»»,ä,iischem Boden zu gestalten. Die eiste deutsche Post nach Inner-Slfrika. Am 8. Dceeniber ist vom Kaiserliche» Gouvernement mit der Firma Schölle und Mayr ein Vertrag abgeschlossen worden, wonach diese Firma eine monatliche Postverbiudmig „ach Bukoba, der deutschen Station am Wcstufer des Victoria-Nyanza, zn unterhalte» hat. Die Postcxpeditioiicn sollen nur aus fünf besonders zuverlässigen Leuten „nd einem Führer bestehen, die allmonatlich nach Eintreffen der deutschen Post von Bagamoyo abmarschirc». Zeitungen und Briefe werden für die einzelne» Stationen gesondert in wasserdichte Leinwand eingenäht. lieber 35 Psund dürfen diese Pallete nicht schwer sein, ui» die Leute möglichst wenig zu belasten und zu erhöhten Marschleistungen zu befähigen. Von Bagamoyo wird zunüchst Mpnapua aufgcsucht nnd dort die Post für die Station »nd die englische „nd französische Mission civgeliesert; dann wird der Marsch über Tabor» »ach Bukoba fortgesetzt und von dort kan» mit den Briefe» und Be richten aus dem Innern sofort der Rückmarsch augetretcn werde». Die Expedition marschirt täglich 11 Stunden und soll die Strecke vv» Bagamoyo »ach Bukoba und zurück in der unglaublich kurze« Zeit von 100 Tagen znrücklegeii. Ein von Berlin nbgesaudter Brief wird daher künftig nur 71 Tage bednrie», um nach der äußersten deutschen Station am Victoria-Nyanza zn gelange». Die Antwort kann dann schon »ach Monat in Berlin einlreffcii. Als äußeres Abzeichen erhalten die Träger ein Messiiigschild a» einer Kette um den Hals, welches die Aufschrift „Kaiserliche Gonvernementspost" trägt. Zu», Schutz gegen feindliche Angriffe werden sie mit Mauser- Carabinern ausgerüstet. Die erste Expedition wird Anfang Januar von Bagamoyo aufbrcche». > Sächsisches. — Errichtung einer sächsischen Boden-Creditanstalt. Herr Kammerherr Freiherr von Friesen hat der Negierung und den Kammern einen Gesetzentwurf vorgclegt, welcher bezweckt, di« jetzt de» Schulgemeinde» als Dotation überwiesene Hälfte der Grund steuer anderweit, und zwar zur Errichtung einer sächsische» Bvden- Creditanstalt z» verwende». Tie beide» ersten Paragraphen deS Entwurfs lauten: „Die Sächsische Vvdeii-Creditanstalt hat den Zweck, die Cullur und Bebauung des Bodens in, Königreich« Sachsen im Interest« der Gesammt-Bevölkernng desteben, fown namentlich die feste Ansiedelung der industriellen wie landwirthschasb lichen Arbeiterbevölkeruug zu fördern und zu unterstützen und Be amte» zu billigen und zweckmäßigen Wohnungen zu verhelfen. Sk
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