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Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189201201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920120
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-01
- Tag 1892-01-20
-
Monat
1892-01
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.01.1892
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Nr, 15 — IS. Jahrgang. Sächsische» Mittwoch, 2«. Januar t8S2. Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden TageS) zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-Anzeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt 1- Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler » Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei 5. Jllnstr. Unterhaltnngsblatt 6. Sou«,tagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen nionatlich 70 Pfg., bei den Post-Anstalten 7b Psg. Der Sächs. LandeS-Anzesger ist für da« Jahr 1893 eingetragen in der deutschen Post-ZeitungS-PreiSliste nnter Nr. 6580, in der österreichischen unter Nr. 3651. FürAbounentenerscheint jeeininalimJahr: Jilustr. Weihnachtsbnch (JahreSbnch). Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblätter der „Sachs. Landes-AnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-Ansgabe als: „C hemnitzer Geneval-Anzeigev" für Chemnitz monatlich 40 Pfg. frei iuS Haus; außerhalb Chemnitz monatlich 80 Pfg. mit Zutragen. Postzeitiingspreisliste für 1892: Nr. 1343. Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 138. Telcgr -Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. .. . . - . - sg., für außerhalb Sachse» wohnende Inserenten 20 Pfg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Petitzelle) 30 Pfg. Unter „Kleine Anzeigen" die Lgcspaltcne Petitzeilc (ca. 8 Silben fassend) 10 Psg. — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werde», da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. — Die Anzeigen finde» ohne Preisausscklag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ansgabe der Hanptblätter des „Sächsische» Landes-AnzeigerS" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter). Anzeigenpreis: Raum der 6geip-llcncu Corpuszeilc (ca. W^Sstbe» sagend) für in Sachse» wohnende Juscreiitc» 15 - Politische Nnndscha». Chemnitz, de» 19. Januar 1892. Deutsches Reich. Dem BnndcSrath ist ein Entwurf, betreffend Aeuderungeu der AuSsiihrnngsbestiinmnngc» der Dienstvorschriften zu de.» Gesetze über die Statistik des Waarenvcrkehrs der deutschen Zollgebiets mit den. Auslände mit dem Anheimstellen zugcgangeu, behufs baldigen Inkrafttretens des Entwurfs die Beschlußfassung zu beschleunigen. Die Bo läge bezweckt die Ersetzung derjenige» Vorschriften, deren Ausführung auf Schwierigkeiten gestoßen ist, durch zweckmäßigere Bestimmungen über die Declaration der Helknuft und Bestimmung der ans dem hamburgischen Frcihafengebiete ein- oder dahin aus- gesührtcn Waareu; eine Beschleunigung der Herausgabe sowie eine Verbesserung und Erweiterung der monatliche» Nachweisunge» über den Waareuverkehr des deutschen Zollgebiet-; die Vereinfachung des Hauptwerkes der Waarenverkchrsstatislik (Jahresnachweisnngen) durch Beseitigung n. der Nachweisung des Waarenvcrkehrs »ach den Grenz- strecken des Eingangs und Ansgangs, d. der Nachweisung über die Act und Zahl der vorhandenen Niederlage» für unverzollte Gegen stände, o. der Uebersichten über den überseeische» Waareuverkehr in den wichtigeren Hafcnslätzc», <1. der Bewerthnug der unmittelbaren Durchfuhr und des allgemeinen Waarcuverkehrs und infolge hiervon insbesondere eine Beschleunigung der Veröffentlichung der Haupt ergebnisse der Statistik des Waarenvcrkehrs nach Menge und Werth wie »ach Ländern der Herkunft und Bestimmung; eine Verbesserung der Werthangaben in der Statistik des Waarenvcrkehrs; die Erlangung von Angaben über die bei der Abfertigung von Maaren in den freien Verkehr des Zollgebiets zur Anwendung gebrachte» Zollsätze sowie cine Vereinfachung der zur Berechnung des Zollertrags von den Zvllstellcn aufgestcllteu Nachweise und der vom Statistischen Amt veröffentlichten Berechnungen des Zollertrags. I» Berlin haben in voriger Woche zwischen preußischen uud Bremer Commissnreu unter Hinzuziehung von Commissaren des Reichs,nariueamts Verhandlungen slallgcsnnde», welche die Abtretung preußischen Gebiets zum Zweck der Hafencrweiternng von Bremer- Hafen betrafen. Sie waren eine Fortsetzung der Verhandlungen von Ende November v. I. in Bremerhaven uud haben, der „Wes. Ztg." zufolge, materiell zu einer völligen Uebereinflimmung der Commissarien über einen ihren Negierungen zur Genehmigung vorzulegcnde» Ent wurf geführt. Nach dem soeben erschienenen Berzeichnitz der Parteien im Hanse der Abgeordneten gehören 135 Mitglieder zur conservativen Partei, 98 zur Cenlrums-Partci, 84 zur nationalliberalen Partei, 66 zur steiconservativen Partei, 27 zur deutsch-freisinnigen Partei und 14 zu de» Pole»; 14 sind bei keiner Partei. Erledigt sind zur Zeit 5 Mandate (3. Osnabrück, 4. Hannover, 2. Berlin, 7. Posen nnd 3. Posen). Vor dem Schwurgericht in Münster begann am Montag der Proceß wegen des svcialdemokralischen Ueberfalls in Bner. Die Anklage lautet gegen sämiutliche Angeklagte ans Zusammcn-Rottnug; Nickt und Nolle sind als Rädelsführer angeklagt. Außerdem geht die Anllage gegen die Einzelnen auf vorsätzliche Tödtuug bezw. Tvdtungsvcrsuch. Alle Angeklagten leugnen, gestochen oder sich über haupt an der Schlägerei betheiligt zu haben. Die Aussagen der An geklagte» sind indessen theilweise widersprechend. Die Fürstin Hohenlohe, Gemahlin des Statthalters von Elsaß-Lothringen, verkaufte ihre aus der Fürst Wittgcnsteiuschen Erb« schast stammende» Herrschaften Lenin, Dziakowicze und Dzuczerewicze im Gouvernement Minsk a» einen Odcssacr Finanzier für eine Million achlhundertlansend Rubel. Die Eisenbahn in Dentsch.Ostafrika. Zur Aufnahme der Vorarbeiten für die Usambara-Eisenbahn (Tanga-Kovogwa) waren bekanntlich schon im August v. I. drei technische Beamte nach Ost> asrika gesandt worden. An der Spitze derselben steht der frühere großherzoglich mecklenburgische Eisenbahnbetriebsingcnieur Mittelstadt; ihn, waren »och die Ingenien» Homes und Friedrich beigegebe». Dieselbe» haben mehrere Monate i» der Nähe von Tanga an ihrer Aufgabe gearbeitet; sic haben, dem Vernehmen nach, gefunden, daß das Profil des Landes doch ein wesentlich anderes und schwierigeres ist, als mau nach den Schilvernngen des 1)r. O. Baumann annahm. Der Letztere hat die Bodenverhältnisse vom Standpunkte eines Geo graphen betrachtet; eine fachmännische Nntersnchnng giebt indes ein davon durchaus verschiedenes Bild. Chefingenieur Mittelstadt gedenkt daher in etwa zwei Monaten nach Deutschland znrückzukehrcn und seinen Auftraggeber» cine genauere Schilderung der angcstellten Ermittel ungen zu mache». Oesterreich-Ungarn. Die Berathuug dev Haudclöverträge ist am Montag im Wiener Abgeordnctenhanse fortgesetzt worden. — Die streikende«» steierischen Bergarbeiter verursachleu Ruhestörungen. Ein Ba taillon Infanterie stellte die Ordnung wieder her. England. Nus London wird zum Lcichcnbcgängniß für den Herzog von Clarcnce mitgctheilt, daß die Königin Viktoria, die Prinzessin von Wales nnd die Brant des verstorbenen Herzogs leicht erkrankt sind nnd deshalb auf ärztlichen Rath den Feierlichkeiten nicht beiwohnen werden. Der Leichenconduct wird am Mittwoch Nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr ans der Eisenbahnstation Windsor cinlresse». Bon hier aus setzt sich die Lcichenproccssivn unter Trauergelänt und Geschütz- salvcn nach der Georgs-Capelle in Bewegung. Das Spalier bilden Truppen. Die Bespannung sür den Leichenwagen wird die Artillerie stellen, während Husaren den Sarg vom Wagen abheben und in die Gruft tragen werden. In der Capelle habe» Infanterie und Marine den Ehrendienst. Frankreich. Die Kammer- discutirt den Versuch der Aushebung der Censur über die Theater für den Zeitraum von 2 Jahre». Die Anhänger de» Projektes wollen die Möglichkeit für die Regierung znlassc», Ge I sänge nnd Ausführungen zu verbiete», welche beleivigende Anspielungen auf auswärtige Staaten enthalten. Russland. Die an Nervosität nnd Influenza erkrankte Kaiserin befindet sich etwas besser; doch bleibt fortgesetzt große Vorsicht »öthig. — Die Meldung, der Deulschensresser Gurko sei von seinem Posten als Statthalter in Warschau abberufcn, bestätigt sich leider nicht. Da gegen hat der russische Uiitcrrichtsminister Deljanow die Schließung von 400 deutschen Privatschulen in den baltischen Provinzen verfügt. — Verhaftungen von Nihilisten in Rußland meldet der Tele- graph jetzt fast täglich. So wird über Wien neuerdings berichtet, daß in Wilna zahlreiche Verhaftungen vorgenomme» worden sind, und zwar in Folge einer dort verbreitelen Nihilisten-Proclamalion. — Der Hunger in Rntzland. Einem Petersburger Privatbriese zu folge, nehmen Hungersiioth und Hungertyphus in den Gouvernements Kasan, Simbirsk und Sfavatow eine» iuinicr größere» Umfang a». In mehrere» Kreisen dieser Gouvernements wüthet der Hungertyphus ärger als während des Kriinkrieges. Sämmlliche Lazarethe sind überfüllt. Orient. In Athen sind zwischen dem Könige Georg und dem Minister präsidenten Dclyannis» der zugleich Kriegsminister ist, wegen mili tärischer Fragen Differenzen cmsgebrvche». Der König verlangt vor allen Dingen, daß ein Officier Kriegsiniinster sein soll. — In Bel grad herrscht ei» lebhafter Zank zwischen Negierung uud Parteien. Selbst die halbvergessene Ausweisung der Königin Natalie soll noch mals zu», Gegenstand einer Kammerverhandlniig gemacht werde». — Ans Marokko wird berichlet, daß eine starke Truppeninacht gegen die Rebellen abgesandt worden ist, von welcher inan die Nieder werfung des Aufstandes erwartet. Amerika. Bekanntlich ist das deutsche Krenzergeschwadev von Montevideo nach Brasilien in See gegangen. Dasselbe wird an der brasilianischen Küste nur Sa» Franzisco anlaufe», da Santa Cha- tariua in Folge des Vorkommens von Pocken und Ruhr daselbst — entgegen der ursprünglichen Absicht — nicht besucht werden kann. Deutscher Reichstag. 150. Sitzung vom 18. Januar. IV. Uhr. Am Bmidesrathstische: von Stephan nnd Commissare. Das Haus ist nur mäßig besetzt. Die zweite Berathuiig des Ncichshaushalts pro 1892/93 wird beim Etat der Reichs-Post- und Telegraphciwerwallmig fort' gesetzt. A» Einnahme» aus Porto- und Telegraiiimqcbühre» sind 227,190,000 Mark eingestellt worden, gegen das Vorjahr IOV2 Million Mark mehr. Als Referent der Ändgetcomiiiissio» führt Abg. Buhl (nallib.) aus.daß i» der Commission Zweifel daran erhoben worden seien, daß die erwähnte Steigerung der Einnahmen wirklich erreicht werden würde; von anderer Seite sei aber die Summe als zutreffend bezeichnet, daher habe sich schließlich auch die Commission sür dieselbe ausgesprochen- Die von verschiedenen Seite» gewünschte Herabsetzung der Fernsprechgebühren habe der Staatssekretär des Rcichsposlamtes in der Commission dringend widcrrathcn, und auch die Commission habe sich aus finanziellen Gründen nicht entschließe» könne», cine solche Herabsetzung z» befürworten. Auch gegen das Verlangen, bei der An lage von weniger wichtigen Fernsprechlinien ans die Forderung einer Garan tie von Seilen der Interessenten zu verzichten, habe sich die Postverwaltimg ansgcsprochc». Was das Verlange» der Behörde betrifft, „ach welchem Gastwirthe ihren Gästen die Benntznng des Fernsprechers nicht gestatten solle», so hat der Herr Staatssecrelär eine »ochmalige Prüfung zngestgt. Ueber den Vertrieb der Zeitungen durch die Reichspost und die Gebühren hierfür soll dem Reichstage ein besonderes Gesetz unterbreitet werde». Die ordentlichen Personalausgaben de» Etat; erhöhen sich um 11V. Millionen in Folge erheblicher, aber auch »othwendigcr Pcrsoiialvcrnichrnngcn. Abg. Wilis ch (sreis.) befürwortet cine Herabsetzung der Depeschcngebührc» ans drei Pfennige pro Wort. Der Ausfall bei de» Einnahmen würde, bei Zugrundelegung des jetzige» Verkehrs, mir zwei Millionen pro Jahr be tragen. In Wirklichkeit werde ein solcher Einnahme-Ausfall aber gar nicht entstehen, da der Verkehr sich entsprechend-erhöhen werde, weil man dann beim Telegraphiere» nicht so, wie jetzt, mit den Worten spare» werde. Red ner wünscht ferner cine Herabsetzung der Gebühr der grauen Postansträge. Abg. Ur. Bachen, (Ctr.) beschwert sich über die Maßregelung von Mit gliedern des Post-Assistentcn-Vcrbaudes, der doch nnr eine Verbesserung der wirihschastlichen Lage seiner Mitglieder anstrebe. Redner wünscht cine öffeiit- liehe Erklärung, wie sich die oberste Poübehörde dein Verbände gcgenübcrstellt. So lauge die Postverwaltnng nicht juristische und wirthschastlichc Gründe gegen de» Verband hat, sind Maßregelungen, wie sie jetzt vorgekommc» sind, unbe dingt »»zulässig. Hinsichtlich der wüilschciiswerthcn Sonntagsruhe der Post beamte» ist allerdings schon viel geschehen, doch bestehen noch immer einzelne Mißstände, um deren Beseitigung der Redner bittet. Endlich weist Abg. Bachem »och darauf hi», daß das Durchschniltsgehalt der Postvermalter niedriger ist als das der Post-Assistenten ,u,d Obec-Assislenlen, obgleich die Postverwalter ans diesen entnommen werde». Aufklärung hierüber ist wünschenswcrth. Abg. Wollmer (sreis.) bringt verschiedene Unzuiräglichkeiten im Bricf- verkehr zwischen Berlin nnd seinen Vororten zur Sprache, die um so schärfer hervortrcten, als ein Anzahl Berliner Straßen »»r zu einem Thcil zu Berlin, znul anderen zu einem der Vororte gehören. Die Einveileibimg der Vororte in Berlin wird ja kommen, aber cs können darüber auch noch viele Jahre vergehe», weshalb eine Neuregelung der einschlägigen Verhältnisse recht wünschenswcrth ist. Staatssecrelär von Stephan: Daß die Wünsche des Herrn Vorredners viel Berechtigung habe», erkenne ich ja an, aber ihre gänzliche Verwirklichung wird doch erst mit der Einverleibung der Vororte in Berlin möglich werden. Der in Berlin arbeitende Postapparat ist heute schon ein ganz gewaltiger, nnd daß wir bemüht sind, den Wünsche» d, s Publikums Rechnung zu trage», beweist der Umstand, daß seit 1876 sich die Zahl dcr Postalistalte» in Berlin vervierfacht hat. Was die Sonntagsruhe dcr Postbeamte» belrifst, so ist das Möglichste bereits gethan. Abg. Ilr. LingenS (Ctr.) bestreitet das. Die Postbeamte» müßten einen völlig freie» Sonntag habe», damit sie mit Iran nnd Kindern den, Gottes dienst beiwohnen könnten. Eine Sonntagsruhe nnr am Nachmittag genüge nicht. Abg. Bebel (soc.) beschwert sich darüber, daß die Beamte» vielfach daS Nebengcwerbc als Musiker betreiben. Nicht weniger als 18000 Beamte in, deutschen Reiche sollen sich in dieser Weise noch Geld verdienen nnd schädige» hierdurch die Musiker von Berns. Dcr Staat soll aber leine Beamte» so bezahlen, daß sie ein Nebengewerbe nicht zu betreiben brauchen; bei aus reichender Bezahlung der Beamte» kan» auch recht gut dafür gesorgt werde», daß sie anderen Berufe» keine Eoncurreiiz machen. Unter der Ausübung eines solchen Nebenberufes leidet auch der Dienst. Dann möchte ich noch Eins erwähnen. Durch den Markenvcikans sür die Alters- nnd Invaliditäts- Versicherung sind die Postbeamte» i» der Thal schwer belastet worden- Zu erwägen iväre deshalb, ob nicht besondere Bureaus errichtet werden sollen, die ja dann den Markcnvertrieb übernehmen können. Dirccwr im Reichs-Postamt »r. Fischer: Die Postverwastnilg erkennt ihre Pflicht, sür eine ausreichende Sonntagsruhe ihrer. Beamten zu sorgen, im vollen Utnfangc an und sucht derselben nach Möglichkeit gerecht zn werden. Wir habe» schon sehr viel gethan, werden aber „»ans esetzt darauf achten, daß alle Einzelsälle berücksichtigt werden. Was nun das Verbot des Betriebes von Nebengewerbe» betrifft, woraus der Abg. Bebel hi'nwieS, so kann ein solches doch nicht allgemein.erlasse» werde». Dadurch würde doch zu tief in die persönliche Freiheit der einzelne» Beamten cingegriffen werden. Was di« Stellung der Verwaltung zmn Post-Assistenten-Verein betrifft, so ist diese Stellung heilte noch ganz gcnan dieselbe, wie im Vorjahre. Die Verwaltung kan» Agitationen von Beamten, die dem Verein angehöre», nicht dulden; sie kan» auch nicht dulden, baß die Mitgliedschast eine Beeinträchtigung des Dienstes zur Folge hat. Die Postverwaltcr werde» nicht ans den Ober-Post- Assistenten entnommen, ihr Gehalt ist der Stellung also angemeffeti. Abg. Stöcker (cons.) giebt zur Erwägung anheim, die Post auch deS Sonntags Abends von 5—7 Uhr geschloffen zn halte». Es würde damit nicht nnr den Beamten, sondert, auch Tansendc» von Commis, Kassenboten re. ein freier Sonntag gesichert werden. Auch dcr Kasscnverkehr sollte a» Sonntagen eingestellt werden. Geradezu Aergerniß erregend ist aber der Postpncketverkehr an Sonntagen, der häufig genug bis in die Kirchenzeit hinein andanere. Redner befürwortet schließlich eine Besserstellung der Post-Agenten. Staatssekretär von Stephan: Die Postverwaltnng würde gewiß gern aus die Wünsche des Herr» Vorredners cingebe», aber zuvor muß dieser daun erreiche», daß der Eisenbahnverkehr an Sonnt,cg-Nachmittagen nach allen Ländert, ciiigeslcllt wird. Weitere Erhöhungen der Gehälter würde ich gern vornehme», aber hierbei habe» doch auch »och dar Neichsschatzamt und der BnndcSr. th ein gewichtiges Wort ,nitzusprechen. ' / M Abg. Bebel (soc ) wiederholt sein Verlange» eines allgemeinen Verbote- der Ausübung deS Musiker- und andere» Nebcngewerbcs durch die Postbeamten. Die persönliche Freiheit kann hier kein Hindcrniß bilde». Wenn cs sich um die Zugehörigkeit der Beamte» zu Vereinen handelt, die -er Verwaltung nicht genehm sind, dann ist von persönlicher Freiheit keine Rede. Wen» die Grund- iätze der persönliche» Freiheit einmal proklamiert sind, müssen sie auch allge-V mein dnrchgesührt werden. Abg. Bache», (Ctr-): Ich entnehme der Ausführung des Herr» BuiideS- rathscomuiissarS, daß die Postverwaltimg gegen den Eintritt ihrer Beamte» i» de» Post-Assisienteii-Bereii, nichts einziiwendc» hat. (Staatssekretär von Stephan widerspricht.) Ja, da»» müsse» doch die Gründe angegeben werden könne,1, die gegen den Verein sprechen. Redner verlangt ferner Mittheilnng dcr Grundsätze, »ach welchen die Postverwaltnng den Beamten eine» Anspruch ans Sonntagsruhe zngesteht, »>,d schließt sich den Wünschen des Abg. Stöcker bezüglich der Sonntagsruhe a». Ans die Wünsch- der Kanflenle könne in dieser Beziehung nicht allein Rücksicht genommen werden, di.se würde» auch H l schließlich selbst ganz damit einverstanden sein. Je mehr die Ncichspostver-' walinng de» Wünsche» ihrer Untergebenen entgegenkomme, nm so weniger t Bcsorgniß bestehe, daß die Socialdemokratie in diesen Kreisen festen Fuß fasse- Director Dr. Fischer: Tie Verwaltung hat seit 17 Jahren schon die Grundsätze dargelegt, »ach welchen sic bei der Zncrlheilniig der Sonntags ruhe verfährt, Ich brauche also nicht weiter des Näheren darauf einziigehen- Erreicht ist heute, daß 99,52 Proccnt der Beamten jeden dritten Sonntag ganz oder von drei Sonntage,, zwei halbe frei habest. Die Ver waltung verbietet de» Beitritt zum Postassistentcii-Vcreii, nicht, aber sie billigt ihn deshalb noch nicht und hat hierfür s. Z. die Gründe klargelcgt. Abg. Richter: Es macht sich nicht gut, wenn versucht wird, de» Post- Assistenten-Vereiu von Hinte» her»,,, unmöglich zn machen. Lieber sollte man ihn offen uud ehrlich verbiete». Die Concurrenz, welche die Beamten de» Privatmusikcrn machen, ist nicht so bedeutend: am schlimmsten Concurrenz macht die Militärmnsik. Was die Sonntagsruhe cinbelaiigt, so kommt mä» vielfach z» Uebertreibunge». Wenn man die Couscquciizcn ans de» Aus führungen des Abg. Stöcker ziehen wollte, so müßte jeder Sonntagsverkehr aushören, auch die Thätigkeit dec Geistlichen, an die sich doch sehr viele materielle Beziehungen knüpfte». Er erinnere nur an Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. An, Sonntags-Nachniittags-Verkehr haben gerade kleine Leute, besonders Dienstboten, ei» Interesse, die Wochentags keine Zeit habe», ihre Briese zn schreiben und zur Post zu tragen. Abg. Ulrich (soc.) spricht sich dagegen aus, daß die Zahl der durch die Post frei zu überweisenden Zeitungen so sehr herabgesetzt sei. Uebrigens werde diese Bestimmung nicht einmal gleichmäßig dnrchgesührt. Abg. S amhamer (sreis.) bittet, dahin zn wirken, daß de» einzelnen Postämter» bei größere» Zahlungen nicht das Geld ansgche, wie cs hier »nd da Vorkviniiie. Die Ausgabe» der Centralverwaltimg werden hieraus genehmigt. Bei den Ausgaben der Bciricbsverwattung wünscht Abg. Singer (soc.) Erleichterungen sür die Landbriefirägcr. an »eile theilweise Znmnthniigen gestellt würdet,, die über die menschliche Leistnugsfähigleit hinansgche». Director 1>r. Fis eher: Die Landbri'esiräger sind durch die letzte große Pc,sonalvc,Mehrung ganz bedeutend erleichtert. Die tägliche Durchschnitts leistung seien 22 Kilometer, ivas nicht zn viel sei, wen» man berücksichtige, daß diese Beamte» keinen Nachtdienst habe». Abg. Diedrich (Eis) klagt ebenfalls über Ucberlastung der Laudbries« träger. Abg. Hinze (sreis.) wünscht zu wisse», ob eine Maxiinallcistmig sür Laudbricsträgcr festgesetzt sei. Bcii» Militär sei diese Leistling ans 21—23 Kilometer pro Tag angesetzt; das Marschiere» in dcr Truppe sei allerdings ermüdender. Staatssecrelär von Stephan erwidert, eine MaximaUcistniig könne nicht ziffer-mäßig festgelcgt werden I», Gebirge und aus weichem Acker könne man „uniögltch dasselbe leisten, wie aus glatter Chaussee. Jedenfalls werde den Leute» nicht zuviel zngemnthet, das beweise ja auch dcr große Andrang zu dieser Stellung. Die ordentlichen Ausgaben des Post- und Telcgraphcnelats werde» an genommen. Hierauf wird die Wciterberathung auf Dienstag vertagt. Sächsisches. — Vermehrung des Gewerbe Juspectious-PersonalS. Nach dem der Ständevcr!a»»»lu»g zur Beschlußfassung vorliegende» Staatshaushalts-Etat ans die Finanzperiode 1892/93 ist für das Königreich Sachsen eine nicht unerhebliche Vermehrung deS Gcwerbe- Jnspcciivns-Pcrsonals i» Aussicht genommen. Die JnspeclionSbezirke sollen von 7 ans 13 vermehrt werden, wobei für die Jnspcctvre» ein Jahresgehalt von 3909 bis 5700 Mark vorgesehen ist. Für die Assistenten, deren Zahl wie bisher auf 18 bemessen wird, beträgt die jährliche Besoldung 2100 bis 3900 Mark. Da anzuiiehnien ist, daß die anznstell-iidcn Inspektoren ans dem Kreise dcr bisherigen Assistenten gewählt werden, wird sich die Anstellung von 6 Assistenten erforderlich machen. Jngeniure, welche sich um diese Stellen bewerben wollen, werden gut thun, die hierauf bezüglichen Gesuche, die bei de», Ministerin», des Innern ciiiznrcichen sei» dürste», rechtzeitig an das Letztere gelangen zu lassen. — Was die Dresdner Polizeidireetiou dem Staate kostet. Den Ständckammcrn ist eine cmderweile Vorlage über den Etat dcr Polizeidireclio» zu Dresden zngegange». Danach ist sür diese ein Gcsammtzuschuß von 1,037,058 Mk. oder 386,219 Mk. mehr als in der Vvrpcriode erforderlich, wobei der von 90,000 ans 115,317 Mk. erhöhte Beilrag der Stadt Dresden schon Berücksichtigung gesunden hat. Der Mehraufwand wird folgendermaßen begründet: Infolge der Vereinigung der Landgemeinde Strehlen (2491 Einwohner) init der Stadtgcmeinde Dresden »nacht sich eine Vermehrung der
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