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Sächsischer Landes-Anzeiger : 27.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189201278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920127
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-01
- Tag 1892-01-27
-
Monat
1892-01
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 27.01.1892
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Sächsischer Mittwoch, 27. Januar 1892. Die a» jedem Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tage») zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landts-Auzeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt 1. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler » Sächsische Gerichtezeit,mg 4. Sächsisches Allerlei e. Jllnstr. Unterhaltungsblatt 8. Sonntagsblatt 7. Lnstiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Pfg., bei den Post Anstalten 75 Psg. itOes-Ailiellirr. Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Dt« Hauptblätter des „Sachs. Landes-AnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-Ansgabe alS: „Chemnitzer General-Anzeiger" fürCheiunitz monatlich 40 Pfg. frei i'nS Haus; außerhalb Chemnitz monatlich SO Pfg. mit Z,«tragen. PostzeitnngSpreisliste für 1892: Nr. 1342. Der Sächs. LandeS-Anzeiger ist für daß Jahr 1892 eingetragen in der deutsche» Post-ZeitungS-Preisliste unter Nr. 6580, in der österreichischen unter Nr. 2651, FärAbouneutenerscheiiit jecinmal imJahr: Jllnstr. Weihnachtsbuch (JahreSbuch). Verlags-Anstalt: Alexander Wied« Chemnitz, Thealerstraße Nr. k. Fernsprech-Anschluß Nr. 138. Telegr.-Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Anzeigenpreis: Raum der 6gespaltcncn CorpnSzeile (ca. 10 Silben — Unter „Kleine Anzeigen" die Lgcspaltcne Petitzeilc (ca. 8 Silben Die Anzeigen finden oh»« PreiSanfschlag gleichzeitig Verbreitung durch Kaisers Geburtstag. Chemnitz, de» 26. Januar. Kaiser Wilhelm II. begeht am 27. Januar seinen 34. Geburtstag. Wie in den früheren Jahre», seit welchen der Monarch die RcichS- lrone trägt, die dem »inden Haupte des hart geprüften Kaisers Friedrich entglitt, so bringt anch diesmal die deutsche Nation dem energischen und jugendkräsligen Herrscher, der'entschlossen seine» Weg wandelt, ihre Glück- und Segenswünsche dar. Der jüngsten Herrscher i» Europa einer, gehört Kaiser Wilhelm doch zu den geartetsten »nter ihnen; seine uiiermndliche Energie, seine rastlose Arbeitskraft, sein Heller Scharfblick, der alle Kreise des Leben- dlirchdringt, haben de», Monarchen ein große» Ansehen verschafft auch in fremden Staale». Wohl ist es ein großer Abstand zwischen dem stillen und schlichte» Kaiser Wilt elm I. und seinem lebhaften und unermüdlichen Enkel, der selbst in die verschiedensten Verhältnisse einzugreifen liebt, anregt und Vorschläge macht, aber es ist zum Borlheil des Reiche», daß es ans seinem Throne einen Fürsten sitzen hat, dessen Wahl- fpruch mit Recht ist: Nitit raste» und nicht roste»! Kaiser Wilhelm II. .hat die allerbesten Absichten; wohl weiß er, daß es weder ihm, noch je einem Mensche» gelingen wird, alle Erdenbewohner zufrieden zu stellen. Aber darum soll doch das Nvthwendige gethau werden, damlt kein Vorwurf erhoben werde» kann, unterlassen zu haben, was möglich war. Nur sehr, sehr Wenige haben wohl diese schnelle Krast- entwicklnng in dein jugendlichen Enkel des greisen Begründer- des »cne» deutschen Reiches geahnt; um so größer kann der Stolz der Nation sei». Kaiser Wilhelm ist vor seiner Thronbesteigung aus schließlich Soldat gewesen, allgemein galt er als ein sehr schneidiger Officier. Er hat nach secner Thronbesteigung bewiesen, daß ihm das Loos des friedlichen Bürgers zum Mindesten ebenso sehr am Herzen liegt, wie das Wohl der Armee, die zu de» Vaterlandes Schutz und Schirm waffenkräftig erhalten wird. Es ist in Deutschland auf An trieb des Kaisers Manches anders geworden. Daß davon nicht Alles tadellos ist, liegt in der Unvollkommenheit der menschlichen Natur. Es ist ein schöner Zug im Charakter »nseres Volkes, die in's Herz geschriebene Anhänglichkeit an den Kaiser; sie steht fest und Niemand wird daran rütteln. Es wird so viel gesprochen und ge schrieben vom „alten Cnrs" »nd vom »neuen Cnrs«, Vieles gefällt, Viele- wird getadelt. Was der Eine hocherhebt, wird verurtheilt vom Andere». Allein die Person des Kaisers kommt nicht in Ver kettung mit der Politik seiner Regierung. Und gerade Kaiser Wil helm II. steht hoch und will hoch über allen Parteien stehen, wenn er auch gern im offene» Wort seine Ans,Hauungen klar legt, nicht verschmäht, das, was er denkt, dem allgemeinen Volksurthcil zu unter breiten. Der Kaiser hat die höchste Auffassung von seine,» erhabenen Berns, er erfüllt aber auch Iren die schweren Pflichten, welche ans dieser Auffassung heraus erwachse». Die Pflichttreue, die Arbeit samkeit unseres Kaisers ist in Wahrheit eine kaiserliche, sie kann jedem Bürger des Reiches als Vorbild hingehaltcn werden. Der Monarch beansprucht auch gar nicht für seine Worte und Pläne eine unbedingte Fehlerlosigkcit. Er hat ungeschminkt dargelegt, was seine Ueberzengiing ist, er hat sich aber durchaus nicht gescheut, anzner- kenncn, was besser war als das von ihm Gesprochene. Recht und Gerechtigkeit sind durch des Monarchen starke Hand geschützt; gut, daß er sich als kraftvoller Fürst fühlt, denn damit wächst auch Kraft und Selbstbewusstsein des gesaininten deutschen Volkes, und Kaiser und Volk gehören in, deutsche» Reiche nun einmal »nverbrüchlich zu sammen. Die deutschen Stämme würden zersplittern ohne die führende Spitze, und wieder»,» ist des deutschen Reiches Glanz und Herrlich keit nicht möglich ohne die starke und einige Nation. Sorgsam wacht Kaiser Wilhelm II. darüber, das; Jedem sei» Recht werde, und wir können es dem Kaiser „achrühmen, das; alle seine Energie und seine Rastlosigkeit ih» doch noch nie jene Schranken hat überlreten lassen, welche die Neichsv-rsassmig streng gewahrt wisse» will. Kaiser Wil helm 1. sah seine höchste Aufgabe in der Fürsorge für sein Volk, in der Erhaltung des Völkersricdens, seinen grösste» Schatz in der Liebe des Volkes zum ehrwürdige» Oberhaupt des Reiches. Und hierin ist Kaiser Wilhelm II. trotz mancher äußerer Verschiedenheiten das ge treue Cvutcrfei seines Großvaters und auch seines Vaters. Wohl Weht ein stürmischcs Wetter durch unsere Tage, Wohl Hadem Viele um das, was das Beste und Schönste, und es ist wohl möglich, daß sich i» künftige» Tagen manche heule kaum sichtbaren Wetterwolken verdichten und drohend Heraufziehen werden, aber treu zu einander stehen werde» doch in allen Tage» der Nvth und der Gefahr Kaiser und Volk. Und so feiern wir den» auch in diesem Jahre in froher Zuversicht des Kaisers Wiegenfest; mag ihm und seiner Regierung i» alle» kommenden Wochen und Monaten reicher Segen beschccrt sein, dem deutschen Volke ein neues Zeitalter »»getrübten Friedens! Politisch- Rundschau. Chemnitz, de» 26. Januar 1892. Deutsches Reich. Vom Kaiserhose. Ter Kaiser erledigte am Montag Vor mittag in gewohnter Weise Regierungsgeschäfte und widmete sich daun seinem Gaste, dem Könige von Württemberg. Letzterer empfing im Lause dc» Vormittags die znr Zeit in Berlin anwesende» oder dort hin commandirte» wü»ttci»bergischen Lsfieiere, sowie die ans Württem- bcrg stammenden Zöglinge der Ha»pt-Cadcileii-A»stalt, den württem» belgischen Ministerpräsidenten I)r. Frhr. v. Mittnacht und zahlreiche andere Herren und crlhcille mehrere Audienzen. Um 12'^ Uhr be gaben sich der König und die Königin von Württemberg, einer Ein ladung des Berliner Königlich würtlembrrgischen Gesandten zum Früh stück entsprechend, „ach dem wnrttcmbergischcn Gesandtschaslsholet. Aus der Fahrt dorthin statteten dieselben der Kaiserin Friedrich einen Besuch ab. Am Abend um 7 Uhr fand, ans Anlaß der Anwesenheit der Prinz heute, Dienstag, zum Geburtstag seine- Bruders, des Kaisers, »ach Berlin wird komme» können. Eine parlamentarische Conferenz. Der preußische CnltuS- minister Graf Zedlitz wurde Sonnabend Nachmittag vom Kaiser zum Vortrag empfange». Abends gegen 9 Uhr erschien alsdann der Kaiser unangemeldet in der Wohnung des Ministers. Auf Wunsch des Monarchen wurden alsbald anch Minister vr. Miguel, Graf DonglaS nnd Abg. v. Benda geladen. Der Kaiser verweilte i» der Unter haltung mit diesen Herren bis nach Mitternacht, obwohl der Wagen zum Abholcn bereits für 11 Uhr bestellt worden ivar. — Es hat sich wohl in der Besprechung um das neue Schulgesetz gehandelt. Das neue preuMche Volköfchulgesetz. Tie Berliner Schnldeputatio» hat beschlossen, den Gemeindebehörden vorzuschlagcn, mit größtmöglichster Beschleunigung beim preußischen Landtage mit einer Petition gegen de» neue» Bolksschulgesetzentwurf vorstellig zu werde». Mau darf gespannt sein, ob die Regierung an der bisher mit Hochdruck von ihr betriebenen Einführung dcS im ganzen Lande abfällig beurtheilte» »enen Votksschnlgesetzentwurfs fcsthalten wird. Preutztsches Abgeordnetenhaus. Am Mvntag wurde bei gut besuchtet» Hause die erste Bercsthung der neuen Schulvorlage begonnen. Abg. Wessel (freicons.) steht dem Entwurf nicht gerade direct ablehnend gegenüber, hat aber schwere Bedenken. Die Leist ungsfähigkeit der Gemeinden muß berücksichtigt werden; cS ist auch nnmöglich, die Simnltanschulen ganz und gar aufznhebcn. Weiter darf den Geistlichen nicht ein zu großer Einfluß auf Schulen nnd Lehrer cingcränmt werden, auch die Bestimmungen über die Privatschnle» gehen zu weit. Abg. von B n ch erklärt, daß die conservative Partei mit vielen Häuptpnnklen des Entwurfs einverstanden ist, besonders mit dem cvnscssioncllen Charakter der Volksschule, dem Verzicht auf die Simntlanschnten, der Aufsicht der Geistlichen über de» Religions unterricht. Wenn auf liberaler Seite gesagt werde» di« Volksschule solle der Kirche ausgcliefert werden, so sei das nur ein Schlagwort. Abänderungen wünscht Redner bei de» finanziellen Bestimmungen. Abg. Enneccerns (natliberal.) betont, daß das Gesetz für seine Partei in allen Thcilcn unannehmbar sei. Es opfere der Kirche wichtige Staatsrechte und mache die Lehrer zu Heuchlern. Die Haupt sache sei, daß der Lehrer nach seiner Ueberzeugung lehre. Das Ein treten der conservativen Partei für die Vorlage habe ihn tief betrübt; die nationalliberale Partei kenne aber ihre Pflicht und werde ent schlossen ihre» Weg gehen. Abg. Reichensperger (Ctr.) tritt dem Vorredner entgegen und führt ans, daß die Kirche ei» Recht auf die Uebcrwachliiig des Religionsunterrichts habe. Cultusminister Graf Zedlitz verthcidi'gt die Regierungsvorlage unter Hinweis darauf, daß es vor allen Dingen auf das allgemeine Wohl ankomme und nicht ans die Ansichten eines einzelne» Beamtenstandes. Abg. von Jadzewski (Pole) spricht noch für die Vorlage, wonach die Weiter- bcralhung auf Dienstag vertagt wird. Der Minister von Bötticher ist völlig hergestellt; er durfte sich gestern schv» einen kurzen Spaziergang in seinem Garten erlaube» nnd wird in der nächste» Woche seine amtliche Thäligteit wieder ans- nehme». Damit werden denn auch die Arbeiten des Bnndcsraths wieder lebhafter in Fluß kommen. Der Schwerpunkt seiner Arbeite» wird für die nächste Zeit in den Ausschüssen liegen, denen ans der Vorberathung des CheckgesetzeS und des Antrages Preußens hin sichtlich des Z uh älterw esens eine umfangreiche Thätigkeit erwachsen dürfte. Zweifellos werden diese Angelegenheiten in der jetzigen Tagung znr Verabschiedung gelangen. DaS Chcckgesetz dürfte eilte glatte Erledigung finde» und kaum eine iieniiensivcrlhe Verzögerung der Arbeiten hcrbciführen, da die Vorlage den vielfach im Reichstag hcrvorgetretencn Ansichten und Beschlüssen bezüglich der Materie entspricht. Oesterreich-Ungarn. Das Herrenhaus gcnchmigte einstimmig sämmtliche Handels verträge. — In Böhme» halten die Tscheche» jetzt Tag für Tag Hetzvcrsammlunge» gegen ihre deutschen Mitbürger ab. Vv» einem Ausgleich ist überhaupt nicht mehr die Rede. — Der ungarische Handelsministcr Barotz hat in seinem Wahlkreise eine längere Candidalenrcdc gehalten, in welcher er sich über die practischen und politische» Folge» der »cum Handelsverträge in bester Weise aussprach. Italien. J>» der Teptttirtenkammcr hat die Bcrathung des neuen provisorischen Handelsvertrages mit Spanien begonnen, der noch in dieser Woche znm Abschluß gebracht werde» soll, um am 1. Februar in Krast zu trete». — In Valletri in Italien haben erheb- liche Auöschrcitttttgen stattgcfnndc», weil die Bevölkerung wüthcnd war, daß der Leiter des Observatoriums das letzte Erdbeben vom Sonnabend nicht vvransgesagt hat. Infanterie wußte einschreiten. England. Auf einer soeialistischen Bersammlnng ln Chalfea entstanden Tumulte, weil die Volksmenge versuchte, eine von der Polizei verhaftete Frau zu befreien. Viele Personen haben leichte Verletzungen davougctrage»; die Rädelsführer sind verhaftet. Portugal. Die Gcldnoth steigt der portugiesische» Regierung bis an den Hals. Durch königliches Dccrct werden die Gehälter der Staats beamten aller Grade und Calegorien bedeutend verringert. In demselben wird auch eine Neugestaltung des gesammten Vcrivaltniigs- systems auf der Basis der Ersparnisse angeküudigt. Schweiz. Dev Rationale«»»!) begann die Berat ung der Handelsverträge. Die Berichterstatter Knenzli-Aargau und Nuffh-Waadt empfahlen die Annahme der Handelsverträge mit Deutschland nnd Oesterrcich-Ungar». Ei» Gegenantrag wurde nicht gestellt. Einige Redner krilisirte» jedoch die Verträge nach verschiedenen Richtungen hin. Gvbat-Bern des würlteinbergijchen Königs, im Weißen Saal des Berliner Schlosses! wünschte, daß alle «"s den Verträgen entstehende» Streitigkeiten durch -i" Caladiuer von ca. 190 Gedecken statt. «" Schiedsgericht erledigt würden. Prinz Heinrich von Pre«ihe» war in Kiel an der Influenza! Zeigten. («rankt; -- ist aber eine so wesentliche Besserung «ingelrctr», daß Der Ffina«,Minister äußerte, der dcntiche Reichskanzler er kenne loyal an, daß Deutschland exportbednrfti'g sei und darum da bisherige Wirtschaftssystem geändert werden müsse. Daraus erklärten sich die Belgien gemachten Concessiouen. Der Minister, auf da- Berhältni'ß zu Oesterreich übergehend, erklärte, daß die von letzterem Lande erzielten Vortheile den von Deutschland erlangten nicht nach- stäiiden. Er sei überzeugt, daß kein Deputirter e» wagen würde, eine Verantwortung der Ablehnung der Verträge zu übernehmen. Frankreich. Die französische Regierung wird in dieser Woche die Grundsätze veröffentliche», »nter welchen sie die neuen Handelsver träge abschließcn will. Bisher findet sie bei den Nachbarstaaten wenig Gegenliebe, besonders verhalten sich Belgien und Spanien ab lehnend. Mit der Schweiz sind »cne BertragSverhandlniige» ein geleitet, die aber mit großen Schwierigkeiten verknüft sind. — Ju Parts ist die Influenza im Wachsen begriffen. — Auf Guade loupe fanden Ruhestörungen statt, welche da- Einschreiten von Trnppcn erforderlich machten. Die französische Deputirteukammer hat der einzigen vom Senat noch anfrcchtcrhaltene» Abänderung des Etat» zugcstimmt Damit ist der Gesamintelat cndgiltig angenommen. Kammer nnd Senat empfinden jetzt dringend das Bedürfnis;, etwas aiisznrnhen. Sie haben sich bis zu», 16. Februar vertagt. Rußland. Todesfall in Petersburg. In Petersburg ist, wie wir telegrapisch bereit- gemeldet haben, i» der Nacht znm Montag der Großfürst Konstantin Nikvlajewitsch, welcher schon seit 2 Jahre» geisteskrank war, gestorben. Der Großfürst ivar geboren am 21. September 1827 als zweiter Sohn des Kaisers Nikolaus I., widmete sich dem Seewesen und wurde 1853 Großadmiral und Chef de» Marineministeriuuis. Im Krimkriege war er Oberbefehlshaber der russischen Flotte bei Kronstadt. 1862 wurde der Großfürst zum Statthalter i» Polen ernannt, wo er im Verein niit Wielopolski liberale Reformen dnrchznführen versuchte. Durch den polnischen Auf stand von 1863 aus Warschau vertriebe», ivnrse er wiederum Oberbefehls- Haber der Flotte und Präsident des RcichSraths, verlor aber diese Stellungen im Jahre 1880, nachdem im Marincininisterinin groß artige Unterschleife entdeckt worden waren. Stach zeitweiliger Ent fernung in der Krim versöhnt« sich der Großfürst wieder mit dem Zaren Alexander IU. — sämmtliche»» Jnfaffen der russischen Gefängnisse wird von jetzt ab der fünfte The.l ihrer Rationen znm Besten der Nvthleidenden abgezogen. De» Soldaten ging e- scho» früher so. Am Unrechten Ende wird in Rußland aber immer gespart! Das neue Checkgesetz. lieber den Entwurf eines Checkgesetzes, der dein BundeSralhe zngegaiigen ist, wird bekannt, daß darin die Vvrschr.fle» festgestellt werden, denen der Check entspreche» muß. Dazu gehören die in de» Text anfznliehmende Bezeichnung als Check, die Auf forderung des Ausstellers, aus seinem Guthaben eine bestimmte Geldsumme zu zahlen, die Bezeichnung de» Zcihliittgseinpfängers, die Unterschrift des Aussteller» mit seinem Namen oder der Firma, die Angabe de» OrteS nnd des Datums der Ausstellung. ES folgen dann nähere Festsetzungen über diese Vorbedingungen und die Uebcrtragbar- kcit des Checks durch Indossement. Der Check darf nicht acceplirt werden; darauf gesetzte Annahme-Vermerke gelte» als nicht geschrieben. Sogenannte Platz-Checks sind spätestens binnen 3 oder 5 Tagen zur Zahlung vorznlcgcn. Welche Checks de» Platz-Checks gleich zu achten sind, und welche Stelle» als Abrechnungsstelle» zu gelten haben, bestimmt der Bnndescath nach den örtlichen Verhältnissen. Ei» Widerruf des Checks durch den Aussteller hat keine rechtliche Wirk ling. Im Weitere» werde» die Rechte und Befugnisse des Check-In habers, der Bezogenen, der Aussteller nnd Indossanten geregelt. Ferner wird das Regreßrecht geordnet, und die Beziehung zur Wechsel ordnung festgestcllt. Rcgreßansprüche gegen den Aussteller und die übrigen Vvrmänner verjähren, wenn der Check in Europa zahlbar ist, in drei, andernfalls in sechs Monaten. Die falsche Begebung eines Checks »lacht den Aussteller in jedem Falle dem Inhaber de» Checks für alle» daraus entstandenen Schaden haftbar. Aus einem Check mit gefälschten Unterschriften bleiben Diejenigen, deren Unter schriften echt sind, verpflichtet. Ferner werden die Erfordernisse der im Anslande ausgestellten Checks- geregelt. Bürgerliche Recht-« streiti'gkcile», in welchen ans Grund des Checkgcsetzes geklagt wird, gehören vor die Handelskammer» bei den Landgerichte». Verhandlung und Entscheidung letzter Instanz wird dem Reichsgericht zngewiesen. Geldstrafen bis zu 1010 Mk-, falls nicht nach audcrweiten Be stimmungen eine härtere Strafe verwirkt ist, treffen den, der einen Check wider besseres Wissen oder ans grobem Verschulden bcgicbt, während ihm ein Guthaben» das zur Einlösung des Checks und andcr- wciter, auf denselben Bezogene» etwa begebenen Checks ansreicht, bei dem Bezogenen nicht znsteht, und den, der einen Check mit vor sätzlicher oder unrichtiger Ausstellung begicbt. Das Gesetz svll an einem noch offen behaltenen Tage des Jahres 1892 in Kraft treten und auf früher anfgestclltc Checks keine Rückwirkung haben. Die Bcdnrfnißfragc ist durch Hinweis auf die Thatsache gerechtfertigt, daß der Check i» Deutschland schon vollständig eingebürgert und seine wirthschastliche Bedeutung schon jetzt kan», geringer ist, als die deS Wechsels nnd der Banknote, vor welcher der Check den wesentlichen Vorzug hat, daß er sich vermöge seiner Ansfüllbarkeit durch den grade zu zahlenden Betrag dem Bednrfniß der einzelnen Zahlung genau anschmi'cgt. Während seit den letzten 30 Jahren eine ganze Reihe europäischer Staaten Checkgesetze erlassen habe», so Frankreich, Belgien, England, die Schweiz, Italien, Spanien, Rumänien, Por tugal, ist die deutsche Gese^gebuug aus diesem Gebiete hinter der de» Auslandes zurückgeblieben. Die Handelsorgan« Deutschlands, d!« gcsammte juristische Litteratnr hat auf eine gesetzliche Regelung de» Checkvcrkchrs gedrungen, di« nun nicht länger und ganz gewiß nicht mit Rücksicht auf gesetzliche Regelung dc- Chcckvcrkehr» durch da«
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