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Neue Ereignisse. — Kaiser Wilhelm begibt sich heute Montag nach Baden-Baden, wo er mit der Kaiserin zusammentrifft. Gestern besichtigte er den Neubau der evangelischen Stadt kirche in Donaueschingen. — Ter deutsche Kronprinz ist von den Beisetzungs feierlichkeiten der Gräfin Marie von Flandern in Brüssel Sonncll»end abend wieder nach Berlin zurückgereist. — Das Protokoll über den Waffenstillstand von Tschataldscha wurde gestern (Sonntag) 2 Uhr nachmittags unterzeichnet. — Ter 3. Treadnought Oesterreich-Ungarns „Prinz Eugen" ist in Triest in Anwesenheit des Erzherzogs Peter Ferdinand vom Stapel gelaufen. — Die angebliche Erklärung Nutzlands in Wien, die serbischen Forderungen betr. Albanien und Adriahafen nicht zu unterstützen, wird auf bloße Mätzigungsratschläge an Serbien eingeschränkt. — Ter österreichische Armeeinipekteur Frhr. Conrad von Hoetzenoorf ist Sonnabend wieder von Bukarest nach Wien t'bgereist. — In maßgebenden serbischen Kreisen hält man ein weiteres Einlenken betr. Albanien für ratsam. — Ter Zar empfing in Zarskoje Sfelo Sonnabend den Tumapräsidenten Rodgianko in halbstündiger Au dienz. — Bon Belgrad wird amtlich gemeldet, daß die Ser ben Elbasan ohne Kampf eingenommen haben. 1 Uhr mitt««». Lprechft««tze der Reö«kti„: 4—S Uhr ««chmittegS. Zuschriften in redaktionellen Angelegenheiten find nicht an den Redakteur persönlich, sondern ausschließlich an die Redaktion zu adressieren. Bäuerlicher Mittelstand und Ueischversorgung. Im Mittelpunkte des parlamentarischen Interesses stand in den jüngst verflossenen Tagen die Frage der F l e i s ch t e u e r u n g. Ziemlich von allen Rednern wurde bei dieser Gelegenheit auf die Bedeutung der inneren Ko lonisation für die dauernde Sicherstellung unserer heimi schen Fleischversorgung hingewiesen. Besondere Beachtung fanden die Ausführungen des preußischen Ministerpräsi denten von Bethmann-Hollweg. Er hob u. a. in diesem Zusammenhänge hervor, daß es bekannt und erwiesen sei, daß für die Mengenproduktion von Schlachtvieh die Leistungsfähigkeit des Grundbesitzes ungefähr in umgekehr ten! Verhältnis zu seiner Größe stehe. Es dürfte daher kür die Leser von Interesse sein, an der Hand der preußi- schen Statistik die zur Hauptsache hier in Frage kommen, den Zahlen kurz zusammenzufafsen. : LS12 «velse dir radzesetrt. I»«» »rckioeo r lcsv I«I»V so las !N -Oeelcea (426S rer Hden-A. 16, Tel. 18652 »gebot! 4.30 5.50 6.00 7.00 8.70 l0.60 !3.00 ück franko!« >GOOO Mb r behaglich >rm. »»»Lage l Ne lodengenre. nchzur An derobe von StoNe». gst. Preisen. ;eprüfter ineidermsir. -thrnftr. 4, stplatz. («o. i^o -.74 -.70 l ZilltMk lZMw-.- ürhkltMg -«d GlbgWttjse H « trklLtt Nil clie tz-I. vrerae, mirtt« u. -veurlinll, llas D-I. ll»lrgetlcdl vreräe», FHMipvi«»» M Kgl. Zuperlntenäenlur vreräen ll, äsr llgl. koisttentrml vrescken »ß Sr sie Vlssewitz, Weißer Hirsch, Lauhezast rsttemitz, Dobritz, Wachwitz, Nieberpotzritz, Ho Derwitz, Pi Lütz, Weißig, SchA»felb, Leuhaitz-Reuostra. Publikati,,» - Orza« «Atz Lokal - A«zei-er für Loschwitz, Rochwitz, Bühlau, die Lößnitzgemrinden, DreLden-Striesen und Neugruna. »fti lagen: »Mliitzr. U«trrhaU«»,4tzlatt-. »Rach DoieuaSen»-. ,Ura»e»-«or«rsP,»Se»,-. »Hat«-». Mnhe»U«te»E. ^Hans. «. »artrnwirtfchaft-. »«»Mche Hrewhe». ». FmrfvreGer Amt Dre4L«r Rr. «rvv. Druck und Verlag: DlbgauNurvdruckerel und verlagsauttolt Herman« B,ye» L L». Telegramm-Ndreffe: Vlbgaupresie Wasewitz. >»> — .-'.--V ... 1.1 ! r— ' > . .. .. ' Nr. 281.1 Dienstag, den 3. Dezember 1912. j 74. Jahr-. kurspäische I^rise unil öalkankrieg. Oesterreich, England und die Großmächte. — Die Einstellung der Feindseligkeiten. — Ein mazedonisches Fürstentum? — Kleine Erfolge der (Griechen — Die (Greuel in Saloniki. — Der ägyptische Prinz Fuad albauesischer Dhronkandidat. Oesterrcichische Kricgsvorbereitungen, England und die Mächte. Die von der Regierung eingebrachten dring lichen Vorlagen über die Versorgung von Frauen und Kin dern eingezogener Reservisten, über die Beschaffung von Pferden für Militärzwecke und die Bereitstellung von Un terkünften von mobilgemachten Truppen wurden von dem Wiener Abgeordnetenhaus«: mit großer Mehrheit angenom men. Ein Ausfuhrverbot für Pferde wurde erlassen. Ueber die Besthaffung des für die Monarchie aus der auswärtigen Lage sich ergebenden Geldbedarfs wurden wichtige Beschlüsse in einer Konferenz der Direktoren der Wiener Großban ken mit den, Chef des Hauses Rothschild gefaßt. Der Geld bedarf für die allgemeine Mobilmachung in beiden Reichs hälften beträgt etwa 800 Millionen Kronen. Tie bisheri gen militärischen Maßnahmen verursachten rund 150 Mil lionen. Es werden datier auf Beschluß der erwähnten Kon ferenz im Laufe dieser Woche' 500 Millionen österreichischer Schatzscheine zur Subskription zu einem Zinsfuß von 4,5 Prozent aufgelegt werden. Alle diese Maßnahmen gelten, wie bekannt, ausschließlich Serbien, das sich nicht nur schwere Rechtsverletzungen gegen Oesterreich-Ungarn zu Schulden kommen ließ, sondern bis zum Schluß der vorigen Worbe auch au der Forderung eines Hafens an der Adria sesthielt. — Ter eigentliche Störenfried ist wieder Eng land, das trotz Friedensbeteuerungen auf Schwächung Teutichlands und Stärkung seines eigenen Einflusses nn Osmanenr.'iche hinarbeitet. Ta aber die englische Politik in Behinderung Rußlands niemanden hat, der ihr die Ka stanien aus dem Feuer holte, sich selbst aber die Finger nicht verbrennen mag, so wird sie die Entfachung eines Welt brandes n,cht erreichen.' Tas Programm des englischen Ministers des Auslvärtigen Grey für eine einzuberusende Bot'chafterkanferenz ist noch kein Beweis, daß England ernstlich den Frieden will. Die Interessen und Meinungsverschiedenheiten der Mächte laufen in der Balkanfrage so stark durch- und gegen einander wie nur denkbar, und es ist kaum abzusehen, wie einmal aus diesen, Hexenkessel ein dem Frieden Europas zuträgliches Gericht gewonnen werden soll. Wenn wir glcickmwhl an der Hoffnung auf eine friedliche Liquidation des Balkanwirrwarrs festhalten, so stützen wir uns dabei weniger auf die Kricgsbchinderung Rußlands, als auf die Kriegsstärke Deutschlands, die sich schon so oft und beson ders glänzend vor drei Jahren in einer der heutigen ganz ähnlichen Lage während der bosnischen Annerionskrisis als Hort der Friedenserhaltung erprobt hat. Und wir danken dem preußischen Kriegsminister, daß er amtlich und öffent lich im Deutschen Reichstage vor aller Welt erklärte: Im Deutschen Reiche ist für den Kriegsfall das Erforderliche in die Wege geleitet worden. Mit so schlichten und kurzen Worten ist gleich großes selten gesagt worden. Anstatt eines Waffenstillstandes wurde in Baktschiköj die Einstellung der Feindseligkeiten beschlossen, der alsbald der definitive Friedensschluß folgen soll. Nach diesen, sol len Adrianopel und Dedeagatsch der Türkei verbleiben. Nach Konstantinopeler Meldungen würde Bulgarien auch nicht Mazedonien bis herab zum Aegäischen Meere erhal ten, sondern cs würde ein selbständiges Fürstentum Maze donien mit der Hauptstadt Saloniki gebildet und Bulga rien lediglich mit dem Gebiet um Kirkkilissc und einer Kriegsentschädigung abgefunden werden. Diese Bedingun gen bleiben so wesentlich hinter den ursprünglichen Forde rungen Bulgariens zurück, daß dessen Hilfsquellen doch noch stärker erschöpft sein müssen, als man bisher annahm, da diese großartige Sclbstbeschränkung sonst unerklärlich wäre. — Für den Waffenstillstand keine bestimmte Frist geschlossen, da man von ihn, unmittelbar zu den endgültigen Fricdensverhundlungen übergehen will, die in Nizza ge führt werden sollen. — Nicht vollständig geruht haben die Feindseligkeiten während des Waffenstillstandes, sonst hät ten nicht uvei türkische Reservedivisionen auf der Straße zwischen Dedeagatsch und Demotika gefangen genommen werden und die Griechen einige kleine Erfolge in Epirus davon tragen können. Auch hätten dann die Serben, wenn auch ohne Widerstand zu begegnen, nicht den adriatischen Haseuort Turazzo eingenommen, von den, sie sagen, wie einst König Viktor Emanuel 11. in Rom, hier sind wir und hier bleiben wir. - llcbcr die „Vorgänge" in Saloniki, wie er sie nennt, uu, nicht das Wort Massaker zu gebrauchen, macht ein Be richterstatter des „B. T.", der selbst in der mazedonischen Hauptstadt geweilt hat, grauenerregende Angaben. Da nach haben sich sowohl griechische wie bulgarische Soldaten Mordtaten zuschulden kommen lassen, am schlimmsten aber sich die KomitatschiS gegen die wehrlosen Türken vergangen. Wenn auch kein Europäer das Leben eingebützt hat, so haben doch Deutsche, Oesterreicher und Franzosen Verluste an Eigentum zu beklagen, obwohl im Reichstag erklärt wurde, daß in Saloniki völlige Sicherheit herrsche. Ein Meinungsaustausch über die Besetzung des alba- uesischen Thrones hat römischen Meldungen zufolge zwi schen allen Mächten stattgesunden und die Kandidatur des ägnptiichen Prinzen Fuad, der, wie die ganze ägyptische Herrschersamilie, albanesisch'r Abstammung ist, habe die Billigung der europäischen Kabinette erlangt. — In Italien bringt man ihn, Sympathie schon deshalb entgegen, weil er seine militärisch Erziehung in Turin und Neapel erhalten hat und für einen aufrichtigen Freund und Be wunderer Italiens gilt. z Tie neuesten Depeschen lauten: Konstanti n opel, 2. Dezemtber. Die Melöuidg, daß der Ministerrat in seiner vorgestrigen Sitzung Sem Protokoll äiber einen Waffenstillstand zugestimmt Hat, be stätigt sich. Tas Protokoll enthält folgende Bedingungen: 1. Ter Waffenstillstand wird für vierzehn 'Tage geschlossen; 2. 'die dützki'sche «und die bulgarisch Armee verbleiben in ihäen Hegerttvärtsgen Stellungen; 3. keine der beiden Par teien darf in den Befestigungsarbeiten fortfahren! 4. -die belagerten Plätze Adrianopel und Skutari werden rvähreno der vierzehn Tage in der Weis§ mit Lebensmitteln versorgt, daß die Zufuhr !der Lebensmittel von Tag zu Tag erfolgt. — Die türkischen Unterhändler, unter ihnen 'der .Handels minister und ber Minister des Innern, begäben sich heute zur Unterzeichnung des Protokolls nach Tschataldscha. Kon st-a nti:, opel, 2. Dezember. Drei griechisch Bataillone, die zu Schaff von Saloniki nach Katerini be fördert worden sind, haben sich zur griechischen Grenze be geben, da dich durch Truppen .Kara Saud Paschas, der aus !)er Richtung von Kozäni lheran marschiert, bedroht ist. K o u sta n t i n o P e l, 2. Dezember. Nach den füng- sten authentischen Nachrichten sind die Cholera- und Tysrn- teriefälle in 'der Armee von Tschatabdscha erheblich zurückge gangen. J-m Cholerapar.k .von San Stefano sind gegen- avArtig 300 Kranke in Behandlung. In Konstantinopel 'sind gestern 11 neue Fälle und 19 Todesfälle vorgekommen. Bis jetzt beträgt die ^abl der Erkrankungen 795, von denen 398 einen tödlichen Aussang nahmen. K o n sta n t i n o pe l, 2. Dezember. Der Minister rat hat die Wiedereinsetzung «der aus Anlaß der Aprilrevo lution vom Jahre 1!»09 verurteilten Offiziere in ihrem früheren Rang genehmigt. K o nsta n t i n ope l, 2. Dezember. Der erste Flü geladjutant des Sultans hat sich in Begleitung anderer Flügeladjutanten nach dem Hauptquartier begaben, um den Offizieren die Grüße des Sultans und Geschenke zu über mitteln.