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, !M. R«. r, »vese» seien. Einige umonistische Blatter verurteilen so gar dle Politik Greys- und verlangen deren schärfere Kon- trolle durch das Parlament. Sie wiederholen zum Teil die Forderung, Grey muffe zurücktreten, da dessen Miß. rrauen gegen Deutschland die Herbeiführung guter Be ziehungen zwischen den beiden Wmderu unmöglich mache. So erklärt das unionistische Blatt „Daily Graphit": „Wir haben keine Klage gegen die Rede. Sie hält an dem deutschen Standpunkt fest, ist gemäßigt und höflich im Ton und offensichtlich von aufrichtig friedlichem Geiste be seelt." Di« offiziöse „Westminster Gazette" wiederholt den auch in andern Zeitungen vorkommenden Gedanken, daß eine Ruhepause von einigen Wochen in der Diplomatie ein treten möge. Aegypten und Marokko seien aus der diplo matischen Gefahrzone verschwunden und wenn, was nötig sei, Deutschland und England einmal ruhig und geschäfts mäßiger die veränderte Lage ins Auge faßten und ihre Aufmerksamkeit auf die wesentlichen Bedürfnisse der Ge genwart und Zukunft richteten, denn dann hätte sie große Hoffnungen, daß Beruhigung und Mut zurückkehren würden. Sir Grey scheint übrigens die Rede des Reichs kanzlers auch richtig aufoefatzt, mindestens nicht übelge nommen zu haben. In einer Rede in Plymouth streifte er auch die auswärtigen Angelegenheiten und meinte, wenn Frankreich und Deutschland ihre marokkanischen Streit fragen geschlichtet hätten, so nrüßte ein solches Ergebnis auch auf die englisch-deutschen Beziehungen wohltätige Wirkung üben. Nach dem Verschwinden des marokkani schen Tiefstandes müßte der politische Barometer von selbst steigen. Aber es ist möglich, daß der Staatssekretär bei dieser Aeußerung die Kanzlerrede noch nicht kannte. Im merhin zeigt sie ihn in einer friedlichen Stimmung, die an sich für ein syinpathisches Verständnis der Bethmann- s«hen Rede einige Hoffnung gewährt. — Weit weniger Verständnis als in England findet der Reichskanzler in Frankreich. Die vergangenen 40 Friedensjahre, bei deren Konfliktsperioden nachweislich die Schuld auf französischer Seite Ivar, haben Frankreich noch immer nicht von Deutschlands Friedfertigkeit über zeugen können. Wenigstens geben sich die Franzosen den Anschein, als ob sie sich als die stets Gefährdeten und Un terdrückten vorkämcn, wenn sie auch im Innern sehr wohl von der übermäßigen deutschen Friedensliebe überzeugt sind, denn sonst würden sie sich sehr viel weniger dreist nnd unverschämt benehmen. Der „Eclair" meint, Deutschland leugne zwar seine Angriffsgelüstc, aber es wisse zu gut, daß der britisch Im perialismus weichen müsse, wenn Deutschland weiter tvachse. „Gaulois" ist der Ansicht, der Kern der Rede liege im Schluffe, worin deutlich gesagt sei, daß Deutschland von England Avancen erwartet hätte, und daß bei ihrem Aus bleiben die deutsch Politik in mißtrauischem Abwarten r»erl)arrte. Man wolle in Frankreich nichts dagegen haben, daß Deutschland eine weitere Ausdehnung der kolonialen und kommerziellen Sphäre als politische Richtlinie nehme (sehr gütig!), vorausgesetzt, daß Deutschland nicht eine Hegemonie über Frankreich beanspruche, wie Deutschland es jetzt unter dem Vortvande, seine eigenen Interessen in Marokko zu wahren getan habe. Kann man Leuten von solcher Hartnäckigkeit des Nichtverstehenwollens, vielleicht auch Nichtvcrstehenkönnens, überhaupt streiten? Und doch, sie sollten doch begreifen, daß, wenn sic mit einem jährlichen Geburtenrückgang sich ganze Reiche und Länder gebiete erwerben, eine Nation, die schon jetzt fast doppelt so stark ist und jährlich einen Geburtenüberschuß von 8- bis 900 000 Seelen ausweist, gebieterisch gezwungen ist, sich zum Mindesten neue Absatz- und Siedlungsgebiete zu er schließen. Wer ihm aber diese dauernd und in immer ver engernder Weise zu unterbinden sucht, der darf sich nicht Wundern, wenn ein Zeitpunkt kommt, der auch das fried fertigste Volk, wenu es stark ist und seine Anzahl immer mehr wächst an das Schwert appellieren muß, wie einst in der Völkerwanderung, um sich Bahn zu brechen und Luft und Licht zu schaffen. Wenn es dazu käme, wer würde uns heute stairdhalt-en? Hat nicht unsere Rasse in ihrer un klugen Jugendzeit schon einmal die Welt erobert und auf gefrischt, wenn sie auch im Süden lvälscher Tücke erlog! — Weit vernünftiger scheint uns die „Tribuna" zu ur teilen, wenn sie, weit entfernt, den Worten des Kanzlers lediglich rhetorische Bedeutung beizumeffen, vielmehr mit ritätsrechte geltend gemacht. Schon 1009 hätten Münchner Interessenten ihr Projekt bekannt gegeben. Es wären auch bereits umfangreiche Vorarbeiten geleistet worden. Au der Leipziger Versammlung hatte man diese Einwände energisch zurückgewiesen. * Ein k o n f: sz i er ter St uck. Aus dem Schau fenster einer Kunsthmcdlung am Maximiliansplatz in München haben zwei Polizeibeamtc eine Hanfstengelsche Nachbildung von Stucks „Schwüle Nacht", die unter tief blauem sternenfunkelndem Nachthimmel ein nacktes jun ges Menschenpaar darstellt, das von Glühwürmchen um schwärmt und auf einer Wiese stehend, sich küßt und innig umschlungen hält, konfisziert. Das Original, eines der schönsten Werke Franz v. Stucks aus jüngster Zeit, ist au' der letzten SeMssionsauöstcllung in München viel bewun dert worden. Wer da die Polizei wohlhingeschickt und — hineingelegt hat? Diesmal wird es jedenfalls einen gehö rigen Spektakel absehen, denn Stuck ist bekanutlich perso na gratiffima beim Prinzregenten und wird sich die Kon- fiskation unter keinen Umständen gefallen lassen. ! Mk » - . ... W» >, MMGPsH« V»rsAetr»D LLV WtNULNpreAI. Recht hervorhebt, daß Deutschland friedlieVend fei, aber einen Frieden bewahren wolle, der mit seiner Ehre und einer Sicherheit vereinbar sei. Es zeige sich heute mehr »enn je, daß die gegenwärtige politische Konstellation, die ich gegenseitig das Gleichgewicht halte, eine Notwendigkeit ei. — Dr. B. Sächsische Nachricht«. Den 8. Dezember 1911. Dresden. —* H o f n a ch r i cht e n. An der Kgl. Mittagstafel nahinen gestern Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde mit den Damen und Herren vom Dienste teil. — Der Kronprinz und Prinz Friedrich Chri- tian besuchten am Mittwoch in Begleitung ihres Gouver neurs Freiherrn O'Byrn den mathematisch-physikalischen Salon, um astronomischen Studien obzuliegen. Mit dem großen Refraktor von Heyde wurden die Planeten Mars und Saturn, sowie der Mond beobachtet. Ferner unter richteten sich die Prinzen noch über die Vornahme astrono mischer Zeitbestimmungen. —* Die D i n ter.fest li ch ke l te n in den Re- iräsentationsräumen des Ministerhotels, Sccstraße 18, bei )em Herrn und der Frau Siaatsminister Graf Vitzthum von Eckstädt beginnen am 8. Januar 1912 mit einem gro ßen Rout, dem sich am 17. Januar und am 14. Februar größere Ballfestlichkeiren anschließen. —* A t e l i e r be s u ch. Se. Durchlaucht Fürst Vik tor von Schönburg-Waldenburg besuchte am Mittwoch das Atelier der Firma Hahn Nachf., Hafphotögraph, zwecks photographischer Aufnahmen-. ' —* K re i sa u ss chu ßs i hu ng. Ter Kreisaus- chuß hält am Freitag den 15. Dezember, vormittags ^12 Ihr eine öffentliche Sitzung ab. An die öffentliche schließt ich noch eine geheime Sitzung. —* DieZiehungdcr2. Gcldlo.tterie zum Besten der Königin Carola-Gedächtnis-Stiftung findet am 15. und 16. Dezember 1911 mit behördlicher Aufsicht im Vortragssaale, Zimmer Nr. 154 des Neuen Rathauses zu Dresden-Altstadt statt. — Daselbst erfolgt auch tags vor der, den 14. Dezember, nachmittags 5 Uhr die Einlegung der Gewinnröllchcn und Losnummern in die Trommeln. —* Dresdner Nationale Ausschüsse u. Nationaler Landesausschuß. Am nächsten Dienstag, den 12. Dezember, findet bei Kneift (Große Brüdergasse) abends 8 Uhr eine Versammlung statt,-in welcher Herr Pastor Doehlct über den Jugendbund in Sachlen sprechen wird. Eingeführte Gäste sind will- kcimnen. —* M it b l u t ü b e r st r ö m t c m Gesicht be- j wußtlos aufgesunden wurde gestern früh in,einem Wartc- raum des hiesigen .Hauptbahnhofes gegen 5 Uhr ein unbe kannter Mann, angeblich ein Sticker aus Plauen i. V. Wieder in das Bewußtsein zurückqerufen, gab der Unbe kannte an, im Walde von Bannewitz bei Gittersee von einem fremden Menschen angeschosscn worden zu sein. Er habe sich zu einem Gastwirte in Bannewitz geschleppt, um sich verbinden zu lasten und sei dann nach Dresden gelau fen. Der Verunglückte wurde zunächst nach der Sanitäts wache auf der Wallstraßc und von da nach dem Kranken haus gebracht. Die Polizei stellt augenblicklich Ermittel ungen an, ob cs sich um ein Verbrechen oder nur um einen mißglückten -Selbstmordversuch handelt. —* Auto m obi! unfall. An der Straßenbahn haltestelle Stepnani en platz, Ecke' Nicolaistraße wurde gestern nachmittag ein aus der Schumannstraße wohnen der Knabe, als er von der Straßenbahn abgestiegen Ivar, von einer Automobildroschke angefahren und an die Bort- kante geschleudert. Hilfsbereite Leute trugen ihn in ein .Haus und übergaben ihn dann einem herbeigcrufenen Wohlfahrtsbeamten. Blasewitz. —* Tie Errichtung einer Geldvermit- t e l u n g sst e l l e ist für sämtliche Gemeinden, die dem sächsischen Gcmeindetage augehören, von Herrn Oberbür germeister Geh. Rat Dr. Beutler angeregt worden. Die Organisation ist ähnlich gedacht, wie sie für die deutschen Städte vom deutschen Städtetage geschaffen worden ist. Voraussichtlich wird die Angelegenheit demnächst dem Vor stand und im nächsten Jahre die Hauptversammlung des sächsischen Gcmcindetages beschäftigen. Im Hinblick auf die guten Erfahrungen, die man mit der Gcldvermitte- lungsstelle des deut selben Städtetages gemacht hat, steht zu Sonnabend, den S. ligiösen Vortrag im oberen Vereins^ rwmer von Kegels Restaurant ab. Der Eintritt ist frei. Pappritz. —* Wahlversammlung. Nächsten Sonntag nachmittags 3 Uhr findet in Pötzschkes Gasthof eine öffent liche politische Versammlung statt, in welcher der Kandi dat der rechtsstehenden Parteien im 4. Reichstagswahl kreis, Herr Glase^neister Stadtverordn. Wetzlich, sein Programm entwickeln wird. Niederpoyritz. —* Der Bezirks. Ob st bau -Verein „Obe res Elbtal" ladet für nächsten Montag abends 8 Uhr im hiesigen „Erbgericht" zu seiner Monatsversammlung ein mit folgender Tagesordnung: 1. Mitteilungen und Ein gänge an den Vorsitzenden. 2. Anmeldung und Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Praktische Vorführung über das Handhaben und Schärfen von erprobtem Handwerkszeug durch Herrn Obergärtner Thiele, Tolkewitz. 4. Ausstel lung von Winterbirnen. Die Mitglieder werden gebeten, Birnen zur Sortenkenntnis und Proben zum Verkauf mitzubringen. Die besten Sammlungen werden prämiiert. 5. Bericht des Vergnügungsausschusses über das Sonn abend, den 20. Januar 1912 abends im Erbgericht Nie- derpoyritz stattfindende Stiftungsfest. 6. Verschiedenes. Gäste sind willkommen. Laubegast. —* S i t t l i ch k c i t sv er g e he n. Der hier Haupt straße wohnhafte, im hohen Alter stehende Privatmann R., welcher sich an Schulmädchen gegen die Sittlichkeit vergan gen hat, wurde zur Anzeige gebracht. R. hat sich früher schon eines derartigen Vergehens schuldig gemacht. Niedersedlitz. —* Wahlversammlung. Nächsten Montaq spricht hier im Gasthof Herr Generalsekretär Dr. Westen berger (Leipzig) von der nationalliberalen Partei über „Die politische Lage und die Rcichstagswahlen". Die Ver sammlung ist öffentlich. Schullwitz. —" Bei der V i c h zähl u n g wurden hier 62 Pferd:, "70 Rinder, 188 Schweine und 43 Ziegen ermittelt. Mügeln. —* Für die Schulaufnahme Ostern 1912 sind hier jetzt bereits über 100 Kinder für die Elementar klaffen angemeldet. Am 15. d. M. läuft die Frist für die Anmeldung ab. Lockwitz. . —* Seefisch- Verkauf. Morgen Sonnabend von vorm. 9 Uhr ab und bis auf weiteres Sonnabends zu gleicher Stunde wird Seefischvcrkauf zum Selbstkosten preise abgchalten. Briesnitz. --/-i-v/..- —c. Ermäßigung der Gcmeindcste u e r n. Ter Gemeinderat bar in seiner letzten Sitzung beschlossen, die Gcmcindeaulagcn im Jahre 1912 mit 2 Proz. vom Grundwert und den einfachen Klasscnsatz vom Einkom men nur in sechsfacher Höhe zu erheben,^nachdem in den letzten beiden Jahren der Klasscnsatz siebenfach cingehoben worden ist. Uebigau. * Ein s chw c r e s U n g l ü ck hat sich gestern Don nerstag vormittag in der hiesigen Schiffswerft zugetragen. Als in der Probicrstation ein Windluftkessel auf seine Wi derstandsfähigkeit geprüft wurde, explodierte derselbe unter lautem Knall und riß dem Kupferschmiedcgehilfen Her mann Schrader die rechte Hand und den rechten Oberschen kel vollständig vom Leibe, sodaß der Tod des unglücklichen, 45 Jahre alten Familienvaters auf der Stelle eintrat. Radebeul. —* Ein Unglücksfall ereignete sich in den hie sigen Unionwerken dadurch, daß die Arbeiterin Kaiser mit der linken .Hand zwischen zwei Walzen geriet, wodurch die Hand vollständig zermalmt wurde. Die Verletzte mußte sofort in das Krankenhaus gebracht werden. Coswig. —* Wintersport. In hiesiger Gemeinde wird gegenwärtig ein Sportplatz hergcrichtet, der im Winter auch als Eisbahn benutzt werde" soll. Reicheuberg. —T ie E i su u yu n g der hiesigen beiden Ge- meindctciche kommt heute Freitag abends 8 Uhr nach Be kanntgabe der Bedingungen meistbietend zur Versteige rung. Sammelort der Bieter: Restaurant „Zur grünen Linde". ' . Dr-erttbrr^IvlH. erwarten, daß sich eine ähnliche Einrichtung vielleicht in noch höherem Maße für die mittleren und kleineren Ge- meindcn Sachsens bewähren wird. Wachwitz. —* Ein bedauerlicher Unglücksfall er eignete sich gestern Nachmittag in einem Grundstück der Pillnitzerstraße. Ter 1868 geborene Schlostergeselle Zieg ler aus Löbtau war mit einer Veränderung der Gaslei tung beschäftigt. Er hatte die Zuleitung geöffnet, wobei er von dem ausströmcnden Gas betäubt wurde, ohne daß jenrand etwas bemerkt hatte. Die von Herrn Dr. med. Schmidt in Wachwitz und mehreren Samaritern der Hel fenberger Fabrikfeuerwchr vorgenommenen Wiederbele bungsversuche waren, leider ohne Erfolg. Weißer Hirsch. —e. Der Titel Hoflieferant ist Herrn Flei schermeister Than hier vom Prinzen Eduard von Anhalt verliehen worden. —e. Tie landeskirchliche Gemeinschaft hält heute, wie jeden Freitag abends halb 9 Uhr einen re- Wilsdruff. —* S t ad t r a t sw a h l. In der Stadtgemei'irde- rats-Sitzung legte der Herr Staotrat Diendorf wegen vor gerückten Alters für Ende d. M. sein Amt nieder. Für ihn wurde Herr Kaufmann öouis Wehner zum Stadtrat ge wählt. —* Eine Wahlversammlung hält nächsten Montag abends halb 8 Uhr der hiesige Konservative Verein im Saale des Hotels zum Löwen ab, bei welcher der Reichs tagskandidat Profefestor Dr. Mammen-Dresden sein Pro gramm entwickeln wird. Die Anhänger der Ordnungspar teien des 6. Reichstagswahlkveises seien eingeladen. Mohorn. —* Brennendes Auto. Als ein Dresdner Ge schäftsmann am Dienstag eine Geschäftsreise in seinvn Automobil unternahm, geriet sein Kraftwagen auf der hie- sien Landstraße infolge Explosion des Benzinbehälters w Brand und wurde in ganz kurzer Zeit vollständig verni«» tet. Der Schaden beträgt 4000 Mark.