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Südwestafrika wurde, ist wohlbehalten im Schutzgebiete eingetroffen und hat dort bereits vor einigen Tagen die Amtsgeschäfte übernommen. Bo« AmrUmd. Oesterreich - Ungar«. Auch ein Ersatz für Dr. Lueger. Bei der gestrigen Stichwahl in dem zweiten Wiener Gemeindebezirk wurde an Stelle des verstorbenen Bürgermeisters Dr. Lueger der Sozialdemokrat Schuh- meier in den Landtag gewählt. Frankreich. Das 2. Ministerium Briand. Die Besprechungen des Ministerpräsidenten Briand mit den neuen Ministern ergaben, daß alle Minister des Ka binetts über die Grundzüge des den Kammern vorzulcgen- den politischen Programms vollständig einig sind. Briand hat dem Präsidenten Fallieres die neuen Minister im Laufe des Abends vorgestellt. Die Minister werden heute zusammentreten, um den Wortlaut der ministeriellen Erklärung festzustellen, die in den Kammern verlesen wer den soll. — Das neue Kabinett setzt sich folgendermaßen zusammen: Präsidium, Inneres und Kultus Briand, Justiz: Girard, Aeußeres: Pichon, Krieg: General Brun, Marine: Admiral Baue de Lapeyrere, öf fentlicher Unterricht und Künste: Faure, Finanzen: Klotz, Handel: Da Puy, Ackerbau: Raynaud, Kolo nien: Mor< l, Arbeit und soziale Fürsorge Lafferre, öffentliche Arbeiten Puech. Die Unterstaalssekretärposten werden besetzt mit Guist han für die Marine, Andre Le- fevre für die Finanzen, Moulens für Krieg und Dujardin- Beaumetz für den öffentlichen Unterricht. England. Das koloniale Revirement. Amtlich wird bekannt gegeben: Der Staatssekretär des Indischen Amts Viscount Morley tritt von seinem Posten zurück und wird Lordpräsident des Geheimen Rates. Der Staats sekretär für die Kolonien Earl of Crewe wird als Nach folger Morleys Staatssekretär des Indischen Amts. An die Stelle Crewes tritt der Erste Kommissar für Arbeiten und öffentliche Bauten Lewis Harcourt, dessen Posten der Earl of Beauchamp übernimmt. Portugal. Der Rückzug der Regierung in Ver folgung Franco's. Aus Lissabon wird dem „Matin" ge meldet. die Regierung stehe der gegen Franco eingeleiteten gerichtlichen Verfolgung fern, habe sie jedoch nicht verhin dern können. Die Verfolgung Francos sei auf die Klage eines Privatmannes zurüÄzuführen, der im Jahre 1908 angeblich auf Veranlassung Francos ins Gefängnis gewor fen worden sei, da jeder Portugiese, der sich durch ein Ver brechen, auch durch ein politisches, geschädigt glaube, das Rech: hat, den Schuldigen persönlich vor Gericht zu be langen. Türkei. Die Anleiheverhandlungen und ein De menti. In Konstantinopel fand gestern eine Besprechung des Finanzministers Dschawid Bei mit dem Direktor der Deutschen Bank Helfferich statt. Nach authentischer Mit teilung ist bei der Besprechung als Basis für die finanzielle Transaktion zwischen der Türkei und den deutschen Banken eine Kombination von kurzfristigem Vorschuß mit Anleihe festgestellt worden. Nunmehr wird die Redaktion des Ver trages in Angriff genommen werden. — Tas Pariser „Journal des Tebats" schreibt: „Verschiedene Blätter ver zeichnen Gerüchte, wonach die französische Negierung die Anleiheoerhandlungen mit der Pforte wieder aufnehmen und jene Bedingungen fallen lassen würde, welche den Ab bruch der Verhandlungen verursacht haben. Diese Gerüchte können als durchaus unbegründet und tendenziös bezeich- nct werden. Kanada. Wiederaufnahme der kanadisch ameri» kanischen Verhandlungen. Akach einer amtlichen Mitteilung werden die Verhandlungen zwischen Kanada und den Ver einigten Staaten über einen Gegenseitigkeitsvertrag am Sonnabend in Ottawa wieder ausgenommen werden. Die Vorschläge werden sich, was Natur- und Rohprodukte anbetrifft, auf dem Boden des freiesten Handelsaustau sches zwischen beiden Ländern bewegen. An der Vorzugs- behandlung, die England genießt, wird in keiner Weise ge rüttelt werden. Honduras. Revolte und KriegSrecht. In Hon duras ist infolge der Revolte des Generals Valadares das Kriegsrecht erklärt worden. Nach amtlichen Mitteilungen, die im Staatsdepartement «ingetroffen sind, ist der Hafen Amapala (auf der Insel Tigre) «schlossen und auf der Insel der Belagerungszustand erklärt worden. Hen uad Mariae. Eiu bestrafter Heereskritiker. Der englische Leut nant Sutor, der vor einiger Zeit durch seine scharfen, sachlich aber vielfach zutreffenden Kritiken an der englischen Heeresverwaltung von sich hat reden machen, ist aus dem Verbände der Armee entlassen worden, „da Seine Ma jestät keine weitere Verwendung für seine Dienste hat", wie es in der königlichen Order heißt. Er wurde gestern abend aus der Haft entlasten. — Es ist eben ganz etwas anderes, wenn «in Admiral und Lord das tut, wie Lord Beresford i. I. 1902, oder ein simpler Leutnant, selbst im Lande der parlamentarischen Freiheit! Britische Schießübungen ans Unterseeboote. In den letzten Tagen unternahm die englische Marine Schießübun. gen auf Unterseeboote in der Nähe von Portsmouth. In erster Linie wollte man feststellen, wie das Abschießeu des Periskops, das zur Orientierung bei Untenvaßcrsahrt dient, auf das Boot wirkt. Zu diesem Zwecke ging eines der ältesten Boote vom Holland-Typ in See. Nachdem es von der Mannschaft verkästen tvar, wurde es geflutet und nun begannen Torpedobootszerstörer, auf das Periskop zu feuern. Es heißt, daß es nicht gelang, auf das allerdings sehr kleine Ziel einen Treffer zu erzielen. Das Untersee boot wurde später wieder aufgefischt und in den Hafen ge bracht. Tie Versuche sollen wiederholt werden. Gestern hat man ein anderes Unterseeboot, angeblich von der A- Klasse, auf eine Mine auffahren lassen, die natürlich explo dierte. Die Lehren dieses Erperiments werden geheim gehalten. Klane Chronik. Binnen 10 Jahren haben wir überall die Luftdroschke, so behauptete der amerikanische Flieger Graham White. Es liegt nur daran, daß ein einfaches Modell gefunden wird. Und wenn man denkt, wie umständlich erst Auto- mobile, selbst Fahrräder waren, so braucht man es nicht für unmöglich erklären, daß auch hier alles einfacher wer den kann. Der Amerikaner behauptet auch, daß man beim Fliegen kein Schwindelgefühl empfinde. Bisher hat wirk- lich Niemand von einem Schwindel-Anfall in der Luft be- richtet. — Wie in Berlin, werden auch in München Offi- ziere zu Aviatikern ausgebildet. Der erste, Leutnant Wild vom bayerischen Eisenbahnbataillon, leistete recht Gutes. — Der vr«htlose Telegraphen-Man« Marcoui konstruiert jetzt einen Aeroplan, von dein man bis zu 2000 Metern Höhe Depeschen aufgeben kann. Drahtlose Telegraphie soll auch der höchste deutsche Berg, die Zugspitze in den bayerischen Alpen, erhalten. Sie ist 2974 Meter hoch. — Umgekehrt wie Wellma««, will der amerikanische Flug maschinist Mac Curdy von Bord eines Dampfers aus auf tausend Kilometer Entfernung nach der amerikanischen Küste zu fliegen. Das läßt sich eher hören. — Uebertrje- bene Meldungen waren über den Brand in der großartigen Maschinenfabrik von Heinrich Lanz in Mannheim verbrei tet. Es sind nur Nebengebäude zerstört, die für den Be trieb weniger in Betracht kommen. Namentlich sind alle Modelle gerettet und auch keine großen Maschinen ver- brannt. Der Betrieb der Fabrik, insbesondere der Bau großer Maschinen, leidet keine Unterbrechung. — Der Wert der Frauenarbeit. Es wird immer bestritten, daß die weiblichen Buchhalterinnen den Männern Konkurrenz machen. In einem Streitfall in Berlin ist jetzt festgestellt, daß eine 24jährige Kontoristin monatlich 40 Mark Salär erhielt. — Dem großen Unwetter, welches die Westeuropa, ischen Küsten heimsuchte, ist ein reines Winterwetter in Tirol und Oberbayern gefolgt. Es gab Schnee, Hagel, Verkehrsstörungen bei Blitz und Donner. Tas wäre also der erst« regelrechte Schnee des Winters gewesen. — Rach bewllhrien Vorbilder« arbeiten die großstädtischen Einbre cher. Tas Oeffnen von Türen mit komplizierten Sicher heitsschlössern ist mühsam, zeitraubend und leicht Ent. decknngen ausgesetzt. Sie dringen daher lieber in unbe wohnte Ober- oder Nebenräume, durchbrechen Decken oder Wände und führen dann ihren Raub aus. Nach mehreren Jnwelcn-Diebstählen ist jetzt in dieser Woche eine große Menge Seidenstoff und Damenblusen in Berlin entwendet. In niederträchtiger Weile ist auch viel wertvolles Arbeits- Material zerstört. — Tie in der Spree bei Berlin aufgc fundene Frauenleiche ist jetzt allem Anschein nach als die eines Kindermädchens, aus Roßleben gebürtig, ermittelt. — Aus Schwermut sprang ein junger Handwerksgeselle in Berlin aus dem vierten Stock auf den Hof und war bald tot. — Ter Londoner Fraueamürder Crippen scheint sich in fein Schicksal gefunden zu haben. Er übertrug in einer ihm gewährten Unterredung mit seiner Geliebten Miß Neve dieser seine Hinterlassenschaft. Ko«t. mekl Via lttnüero«1»ilwn vorritgttess dadei u. leisen niebtee Verüiuvng5rlönmg. Und als Mabel mit niedergeschlagenen Blicken schwieg, fügte er hinzu, und seiner Stimme konnte man das Be dauern anhören, das er empfand: „Ja, ja, liebe Mabel, Dir kann cs nicht mehr leid tun, wie mir. Aber eine Tatsache ist nun doch nicht mehr zu ändern. Ich wünsche beinahe, einer von den Rebellen dort drüben hätte dieses Weib erschossen," schloß er un- christlich. Mabel hob ihren Kopf und sah ihm ernst in die Augen. „Gut," sagte sie, „bis Aokohama. Die Zeit wird vergehen, aber dann, was dann?" „Nun," meinte George, und versuchte seiner Stimme einen leichtherzigen Klang zu verleihen. „Nun, Tu gehst dann eben nach Tokio zu meiner "Schwester und bleibst dort, bis —" er stockte. „Bis?" fragte Mabel. „Bis ich zu Besuch komme," vollendete George. „Ich besuche meine Schwester, wenn — wenn — na, — wenn alles vorbei sein wird und dann — dann wird sich das übrige schon finden." Es trat eine längere Pause ein; dann raffte sich George auf. „Und nun wollen wir uns verabschieden, Mabel. Man kann mich oben vermißen. Mein liebes, - liebes Kjnd!" Er wollte sie an sich ziehen, um sie zu küssen, doch sie wehrte ihn ab. „Einen Moment, bitte, George," sagte sie. „Einen Moment, bitte. Ich habe eine große, große Bitte an Tich." „Nun?" fragte George. „Ich — möchte — ans — Land —" Der Fähnrich trat erstaunt einen Schritt zurück. „An's Land? Warum willst Du an's Land? Willst Tu uns verlassen?" „Nein," erwiderte Mabel. „Aber ich möchte gern wieder einmal festen Boden unter den Füßen fühlen." George dachte ein Weilchen nach. „Ja," meinte er, „aber liebes Kind, es gibt doch heute keinen Urlaub." „Tas weiß ich," erwiderte Mabel, und sich schnell verbessernd, fügte sie hinzu: „Ich habe es mir gedacht. Man wird keinen Matrosen gern an's Land laßen. Dennoch würde ich mich überglücklich fühlen, könnte ich einen Moment, ein Viertelstündchen, auf dem festen Lande spazieren gehen." Nervös schloß und öffnete George seine Hände. Er hätte dem Mädck)en, das er liebte, gern, nur zu gern seine Bitte erfüllt, aber er wußte nicht recht, es anzustellen. Und das sprach er auch ans. „Aber, Mabel, wie denn?" Ta schritt Mabel auf den jungen Mann zu, drückte ihren Körper gegen den seinigen und umschlang seinen Hals mit ihren Armen, — so fest, daß sich ihr? Gesichter beinahe berührten. Zärtlich blickte sie ihm in die Augen und sagte: „Soll ich Dir einen Vorschlag machen, George?" Fasziniert nickte George mit dem Kopse. Ta zog sie ihn noch weiter zu sich l>erab, dis ihr Mund sein Ohr berührte, und flüsterte: „Verschaffe Dir die Erlaubnis von Deinem Vater zu einer kleinen Rudcrpartie. Sag ihm, Tu brauchtest für Dein Wohlergehen die Dir so nötige körperliche Uebung.' Sag ihm, was Tu willst, nur sorge dafür, daß Du ein Ruderboot zur Verfügung bekommst. Und dann, wenn Tu das hast, rudere hinter das Schiff unter die große Fahne und fange mich auf. Ich werde mich ganz flach in Dein Boot legen. Tu wirfst ein Tuck über mich, bedeckst mich da- damit, und dann rudern wir hinüber zum Kai." Er unterbrach sie mit einem Kopfschütteln. „Mabel, der Kai ist voller Menschen. Tu kleiner Schwärmer, das ist doch alles ganz unmöglich. Tos geht doch im allerbesten Falle nur in Romanen, aber nicht in Wirklichkeit." Doch sie verschloß ihm den Mund mit ihrer kleinen Hand. „Unsinn!" flüsterte sic. „Lieber George, wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Und was in Romanen steht, ist manchmal lairge nicht so unwahrscheinlich, wie das, was Tage im Leben passiert. Du mußt mich an's Land bringen, und dafür verspreche ich Dir eine fürstliche Be- lohnung." „Und das wäre?" fragte George neugierig. „Das wäre," erwiderte Mabel, „daß Du mich wieder einmal in Fraucnkleidung durch die Straßen führen sollst. Ja, siehst Tu," fügte sic hinzu, „nun ist'L heraus. Ich halte es nicht mehr aus. Ich muß wieder einmal, wenn auch nur auf eine Stunde, Röcke um meine Füße fühlen." Da zog George das junge Mädchen an sich und drückte sie gegen seine Brust, daß eS sie fast schmerzte. „Du liebes, armes Kind," flüsterte er. „Ja, das. glaube ich, kann ich verstehen. Nun komm, was gemacht werden kann, wird gemacht! Ich werde sehen, wie ich mich mit dem Alten abfinde." Er zog seine Uhr. „Es ist zwölf Uhr. Vor Mitternacht tvcrden wir den Hasen kaum verlaßen. Also, wir treffen uns um 5 Uhr bei der großen Fahne. Ich halte das für den günstigsten Moment denn um diese Zeit nachmittags wird an Bord wahrscheinlich alles der Ruhe pflegen. Bin ich um 5 Uhr mit einem Boote nicht an Ort und Stelle, so wirst Tn wißen, daß es mir nicht möglich war zu kommen." „O," rief Mabel, „Du mußt kommen, George, —- sonst — Du — George —" George preßte einen langen Kuß auf ihre zitternden Lippen. „Es wird mir möglich sein. Lieb," murmelte er und verließ schnellen Schrittes die Kajüte. Und Mabel preßte die Hände auf die hochaufatmendc Brust und ein tiefer Seufzer entrang sich ihren Lippen: „Nun habe ich doch seine Liebe zum Werkzeug gemacht/" sagte sie halblaut, und ihre Augen starrten, nichts sehend, hinaus zum Bordfenster, vorbei an den Gästen, an der Kapelle, hinüber nach Honolulu. (Fortsetzung folgt.) ,L < . .