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sil- «Ceben Sie In, Enhraim Szmnlka zu heißen 's« begann der Lufersnchnnqsrichter das Verbin- »Ihr Signalentent nebst Bildnis- ist ans einem Blatte des Verbrecheralbnms vernierkt.« -Dabei hob er den schmalen Carton mit einer aufgeklebten Photo i raphie, welchen ihm der Conimissar vorher eingehändigt hatte, n die höhe, so daß der Gesangene einen flüchtigen Blick dar iiber gleiten lassen konnte. Lehterer mochte einsehen, daß ein Ablengnen seiner Persön lichkeit ihm nichts nützen, sondern eher schaden könne; deshalb nieste er nach tnrzein Besinnen mit dem Kopf. »Nun ja, wenn es nicht anders geht, so will ich es einräumen —« ich bin Evhraim Vanilla-, versetzte er in der ihm eigenthiimlichen schnarrenden, das Deutsche wie ein sremdariiges Jdiom behandelnden Sprechweisr. »Aber ich sehe nicht ein, wie man mich hat verhaften können ?« »O, das ist einfach genug«, unterbrach ihn mit einem jur tastifchen Lächeln der Untersuchungs-richten ihn unverwandt dabei anschauend. »Jilncn fällt vor allen Dingen zur Last, an einer Reihe nichtswürdiger Verbrechen sich als Mitschuldiger und Whiiier beiheiligt nnd vor allen Dingen in der Nacht vor- Lsätzlig nnd mit Ueberlegnng einen Einwohner hiesiger Stadt, den nchinacher Fleischer, ermordet und ansgeranbt zu haben.« s Der Pole erhob die Augen ein wenig und mit stechendetn Glanze ruhte sein Blick secundentang auf dcn undurchdringlichen Zügen des Untersuchungsrichiers. Dann ging ein gepreßter Seufzer über seine wulstigeu Lippen, er preßte die Linie gegen iein Herz und begann krampfhast zu zittern. »So sicher weiß llun also schon, daß ich’s gewesen sein soll«, brachte er iu Irollendetn Tone hervor. .EB wird schwer fallen, mir das zu beweise-U »Es ist Jhuen schon bewiesen·, unterbrach ihn Dautnillek Nati- ·Der einzige Ausruf des Sterbenden bringt Sie, wenn FeJiFanJem Leugnen fortfahren, auf das Schaffott, bajiir bürge« M . i Szmnlka wechselte auffällig die Farbe; er trat von einem Fuß auf den andern und mit tückischem Ansdrucke glitt sein Blick im Zimmer umher. Er zerrte plötzlich an seinen Fesseln; es war, als ob er dieselben mit Gewalt wrengen wollte, aber das spröde Eier spottete seinen Anstrengungen. Mit einem neuen schmerz lichen Seufzer stand er von feinem Beginnen ab und ließ das» Kinn tief auf die Brust herabsinken-. l »Es bleibt für uns übrigens sehr gleichgiltig, ob Sie das Ihnen bereits auf den Kopf zugefagtc Verbrechen außerdem noch einräumen wollen oder nicht«, fuhr der Untersuchungsrichter in anscheinend kähiem, gelassencm Tone fort. »Es dürfte lediglich jin Jhkem Interesse liegen, durch ein wahrheitsgetrech Geständniß Edie Milde Jhtek Richter anzurufen-· Der Gefongme glchwiegfnoch immer. Dass böse Gewissen in m käntpftsmit der ugft feines Herzen-S und dem Zorn darüber, Lo ngifnell nnd unvermuthet ertappt worden zu fein, einen harten a . - Der Untersuchungsrichier gewahrte dies wohl nnd tanichte einen raschen, bezeichnenden Blick mit dem Commissar aus, dann aber sagte er in dem nämlichen kühlen Tone wie vorhin: »in-ber dies werden wir schnell Klarheit über die räthfelhaften nächtlichen Vorgänge der letztenZeit gewonnen haben, denn in dieser Stunde werden Jhre Mitschnldigen bereits verhaftct nnd jedenfalls mehr als Sie geneigt fein, der Wahrheit die Ehre zu geben, fei es» auch unr, um dadurch den eigenen Hals vor dem Beile des Nach-l richte-s zu dewahren.« l «Et hatte natürlich nlit den letzten Worten lediglich nur ans den Busch geflopr aber diese oft erprobte Finte be wähtte sich auch dem so hart gefottenen Verbrecher gegenüber aan Neue. Ein häßliches, höhnendes Zacken ging um die. wulstiqen Lippen des Bernafteten; dann athmete er gepreßt auf und trat rasch einen Schritt näher an den Tisch des Untersuchungs kichtets heran. «Jch sehe ein, daß mein Leugnen nichts mehr niitzt«, be gonn er tnit heiserer, unsicherer Stimme, während seine Augen unstet dor wie nach in den Höhlen umherirttcn. »Aber wenn doch einmal Verräther gespielt werden muß, dann kann ich es ebenso gut besorgen, wie jeder Andere, noch dazu, wo nur Schein gegen mich ist« Jch bin vollständig unschuldig an dem mir zur Last gelegten Berbrechen.· Der Unieksuchnngskichier sah ihn ungläubig an. Das zui beweisen dürfte Jhnen doch sehr schwer fallen-, hielt er ihm ent-« fegen, ·denn die Aussage des Stett-enden steht Jhren Worten chnurstrass entgegen und im Sterben pflegt man detanntlich nicht zu liegen-« Der Pole mochte wieder an die vergtastcn, entgeisterten Augen des Sterbenden dritten, denn ein Schauer glitt plötzlig durch seine fehnige Gestalt und es bedurfte Secunden, ehe er si völlig wieder gefaßt hatte. »Na«, iagte er dann, »ich behaupte auch nicht, daß jener Mann gelogen hat. Jch will es ein räumen, ich bin heute Nacht dabei gewesen aber ich war der Thäter nicht. Jener Mann hat sich getäuscht, er sah wohl mich, aber nicht Den, der den Dolch geführt hat.« »Und wer ist nach Jhrcr Angabe der wirkliche Mörder?« »Kein Anderer, als Edward Fox«, stieß der Pole rasch hervor und es leuchtete dabei in seinen Augen so rachsüchtig anf, als obf er sich freue, einen Mitichuldigen vor Gericht verrathen zn dür en. Der Untersuchungsrichter und der Commissar tauschten einen raschen Blick miteinander aus« »Edward Fox I« srng Daumiller alsdann, den Verhaftetcn scharf fixirend. »Wie sollten Sie dazu kommen, sich in Gesellschaft dieses offenbar den besseren Ständen angeyötigen Herrn zu bewegen ?,« »Bah, so Einer«, lachte Sztnnlka rauh auf, während es wieder höhnisch über sein fahles Gesicht glitt, »freilich, unter den feinen Herren ist er auch ein ganz nobler, aber wenn wir unter uns allein waren, zum Teufel auch, dann war er der Schlimmste von uns Allenl« »Ist Der, Von dem Sie reden, jener Edward Fox, der täglich im Hause der Griisin Korsakoss verkehrt, in deren Diensten Sie gestanden haben ?« mischte sich der Commissur, einen Schritt vor tretend, in das Verhör. Der Pole nickte mit dem Kopfe. »Er hat es überhaupt aus gedacht, was heute Nacht geschehen ist und die beiden vorigen Male sind auch fein Werk, und er hat es auch ausgeführt-« Der Untersuchungs-richtet schaute eine Weile nachdenklich vor sich nieder, dann winkte er seinem im Hintergrunde des Zimmer-Z iitzeudeu Schreiber zu, die Aussage des Polen zu Protokoll zu nehmen. »Sie behaupten also, daß dieser Edward Fox Jhr Mitfchuldiger au diesem Verbrechen gewesen ist«-« « s »Ich behaupte noch mehr«, stieß der Pole nach kurzem Still schweigen rauh hervor. »Auch Frau Griifin Korsakeff weiß darum. Jn ihrer Wohnung ist ja der ganze Schwindel auge zettelt worden-« s Der Commissar räusperte sich. Er wollte offenbar eine zhasiige Bemerkung einwcrfen, aber er hielt plötzlich wieder inne fund behielt die beicheidene Rolle des stummen Zithörers bei. »Sie erzählen ja da ganz ungeheuerliche Gefchichten«, ver setzte Daumiller, den Bekljafteten unverwandt anschauend. »Wenn Sie aber wollen, daß wir Jhnen Glauben schenken, dann be richten Sie uns in klarer und biindiger Weise, was Sie wissen. Sie befchuldigen nunmehr zwei·Personen: die Gräsin Korsaloff und Edward Fox, die Mitschuldigen des Ihnen zur Last gelegten Verbrechen-?- zn sein« Der Pole athmete tief auf. »Das thue ich und ich tvill erzählen, wie es gekommen ist. Die Frau Gräsin na ja, der Titel mag ja echt sein, aber das ist auch Alles - ich habe sie in Paris kennen gelernt. Damals trieb mich der Hunger ans die Straße und sie suchte einen Bedienten. Jn Paris unterhielt sie eine Art Spielsalon, da kamen die feinen Herren zusammen- Edward For war auch da, den hatte sie schon früher kennen ge lernt und der paßte anch vortrefflich zu ihr. Jch wartete anf, reichte Weine und sonstige Erfrischungen herum. Dabei hatte ich nun die beste Gelegenheit, den Herren in die Karten zu schauen und durch unmerkliche Zeichen For, der immer Bank hielt, zu verständigen So tvar es kein Wunder, daß Fox, der nebenbei noch ein vorzüglicher Voltenschliiger ist, in der Regel große Summen gewann. Ja, dazu konnte er mich gut brauchen - aber sonst war ich der polnische Hund. Nun aber freut es mich, daß ich es ihm einsalzen kann.« Er lachte grell aus und !stampste mit dem Fuße aus den Boden, dann versank er eine Weile in düsteres Schweigen Als keiner der beiden Ctiminal beamten ihm etwas entgegnete-, sondern Beide ihn nachdenklich nnd gespannt anschauteu, suhr er wieder fort: »Das ging so in Paris eine lange Zeit nnd tviire wohl noch länger gegangen, wenn sich nicht so ein dummer Gitnpel von Landedelinann, dem Fox ein ganer Vermögen abgenommen hatte, in den Salons der Grasiu eine Kugel durch den Kopf gejagt hätte.« »Das war vor ungefähr sechs Monaten Z« frag der Unter suchungörichter. Entsetzung folqy