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2.22 Donnerstag, den 1v. Februar ISIS. 72. Jahrg. Nr. 33 WchkitungObgllMkst Nlr <lie MUmttdsvMsnnrcdartenVrrrsten-Ritrtasttu.-NeartaOt,äarflg>.umrgerlcdtvrersen, /IlilrZVXrN ggl. Zuperinlenäenlur vreräen II, ck'e ügl. ?or§ttentäm1er vresäen, Montrbukg'm» ISr »I« ««»ei»»« > r,«d«g«i. vddsttr, wrcdvlir. m«»tk»„r>tt, üsittnvltt, Nil,Nr. Atlrslg, rcdSittl«, c«,d,Itt - Nriortt», e»r«d,,<«. ?>d»lr««»»r-vrg»» und r,„>./>,»tiger lm corch«ilr. k»ch«i>r, Weisses Hirsch, SWau, die Lösrniirgemeinden, vresden-ririeseii und Neugnnu. „Rach Seier-de»»". „Hei». ». NI»»e.,««»-. ». ch««e»»I^,ch^-. „Are»»-».».«««,-". z,m^-cha: N-» Au-»»d ünla,: ,Ib,-».»»chd-»-«--« »ad »«ila„a»«all H-,m-a» »-,«> L r°. : «igammsi« «al-.i, Redaktionsschluß: 2 Uhr Mittags. Sprechstunde der Redaktion: 5—S Uhr Nachmittags. Zuschriften in redaktionellen Angelegenheiten sind nicht an den Redakteur persönlich, sondern ausschließlich au die Redaktion zu adressieren. Wichtige Ereignisse. - — Vom Rhein und der Mostl wird steigendes Hoch wasser gemeldet. — Der Magistrat von Berlin will die Einkommen steuer auf 105 v. H. erhöhen. — Ter Oberbürgermeister von Danzig Ehlers ist heute nacht im 64. Lebensjahre gestorben. — Die Hambürg-Amerika-Linie vereinnahmte im letzten Geschäftsjahr rund 32 Millionen, von denen 20 Mil lionen zu Abschreibungen verwandt und 6 Prozent Divi dende verteilt werden sollen. — König Gustav von Schiveden mutzte sich gestern nacht im Stockholmer Schlotz einer Blinddarmoperation unterziehen. — Der böhmische Landtag wurde gestern, nachdem alle Versuche, ihn arbeitsfähig zu machen, gescheitert sind, vertagt. — Einer bevorstehenden Reise des Prinzen Heinrich nach England wird dort große Bedeutung mit Rücksicht auf die deutsch-englische Annäherung beigelegt. — In den beiden Häusern des amerikanischen Kon gresses ist die Antitrustvorlage eingebracht worden. — Infolge der in ^Nordamerika eingetretenen stren gen Kälte erfroren in Newyork acht Personen. — Ter australische Premierminister Deakin hielt eine programmatische Rede. Tie Verstärkung der französischen Flotte. Man sollte es eigentlich mit Freuden begrüßen, datz nun auch Frankreich sich bestrebt, den bisher stark vernach lässigten Ausbau seiner Flotte mit Feuereifer nachzuholen. Und es ist keine Kleinigkeit, wenn es sich entschließt, zu seinem regulären Flottenbudget noch eine allerdings auf zwölf Jähre verteilte Ausgabe von fast anderthalb Milli arden zu bewilligen, nämlich auf das Jahr genau 145 Millionen Franken. . Nun ist diese Rüstungswut ja allerdings wohl im Hinblick auf die Vervollkommnung unserer deutschen Flotte erfolgt. Wenigstens erklärte einer der französischen Flöt- tentreiber, datz Deutschland unbestreitbar die bedeutendste Flotte nach England besitze und daß Frankreich nicht da hinter zurückbleiben dürfe. Wir zweifeln jedoch daran, datz schon jetzt die deutsche Flotte der amerikanischen über legen ist. Wenn wir aber unsere Dreadnoughts verwend bar haben werden, dann wird auch die Union inzwischen genügend neue Schiffe vom Stapel haben, so datz sie dann ebenfalls nicht zurückgeblieben sein dürfte. Ebensowenig trauen wir der bescheidenen japanischen Flottenstatistik, zumal doch gerade bei Tsuschima und Port Arthur eine An zahl russischer Schiffe ihnen in die Hände fielen., die mit leichter Mühe wieder zu ihrem vollenGefechtswert repariert werden konnten. Sie sind jetzt unter andern Namen der japanischen Flotte eingereiht, für die sie einen höchst er wünschten und billigen Zuwachs bedeuteten. Tie verschla genen Asiaten dürften uns über die Anzahl ihrer Kriegs schiffe und ihre Bedeutung sicherlich nicht aus Wahrheits liebe aufklären. Jedenfalls aber hätte England genügend Anlaß ge habt, ich will nicht sagen, sich über die Flottenbauten Ame rikas und Japans zu beschweren, aber wenigstens auch diese Flotten als zwingende Gründe für seine beschleunigte Flottenvermehrung anzuführen und nicht immer und einig, wie noch im letzten Wahlkampfe, die deutsche Flotte als Schreckmittel zu benützen, um die weiteren Dreadnoughts bewilligt und ihren famosen „Zwei mächtestandard" aufrecht zu erhalten und womöglich noch zu überbieten. Aber sie wagten keine Anspielung, weder auf die amerikanische, noch auf die japanische Flotte, in der Furcht, diese Mächte zu verletzen und herauszufordern. Sie wuß ten recht gut, daß sie beide nicht so langmütig sind, wie der gute deutsche Michel, von dem man erwartet, daß er sich höflichst entschuldigt, wenn er auf die Hühneraugen ge treten wird. Anderseits sind ja auch diese beiden Mächte für die englischen Hauptkolonien im Stillen und Indischen Ozean unvergleichlich gefährlichere Gegner, und wenn es jetzt mit der Vorherrschaft Englands in diesem Gewässern aus ist, so verdanken sie das nicht etwa den übermäßigen Fortschritten der deutschen Flotte, sondern der bedrohlichen Entwicklung der Vereinigten Staaten und Japan in mari timer Beziehung. Das Bündnis Englands mit Japan zeigt genügend Englands Furcht und seine Würdigung der japanischen Seemacht. Mit zur See ungefährlichen Mach- ten würde Englands Hochmut niemals ein Bündnis schlie ßen. Die Aufnahme der amerikanischen Flotte in Austra lien zeigte England die ganze Gefahr dieser Rivalität. Hieraus entsprang dann die Kolonialkonferenz, welche die Stellung der Kolonien zur Flottenfrage regelte und Bei träge und Verhältnisse zur Empire-Flotte festsetzte. Natürlich können beide befreundete Mächte unter Umständen ebenso leicht Feinde werden, zumal Japan, das mit der Politik seines britischen Alliieren in Asien keines wegs überall einverstanden war. Bleibt aber die japanische Freundschaft aufrecht, fo könnte bei einem etwaigen japa nisch-amerikanischen Konflikt England sich leicht zwischen zwei Stühlen sehen. Es muß also über diese Verhältnisse ein Auge zudrücken und auf die daher zu holenden Beweis gründe vor dem Parlament verzichten, um jeden Konflikt zu vermeiden. 9kun aber legt sich auch Frankreich ins Zeug, um, wie stets im Anfang, mit hitzigster Energie seine Flotte, mit der es vermöge des üblichen gallischen Schlendrians, gegen wärtig allerdings recht traurig aussieht, mit einem Ruck in die erste Linie voranzutreiben. Vor allem soll der Bau großer Schiffe gefördert werden, der geraume Zeit vernach lässigt worden ist und überhaupt die Marine vollständig reorganisiert werden. Tas neue Flottenbauprogramm sieht für die Schlachtflotte 28 Panzerschiffe, 10 Aufklärer und 52 Hochseetorpedoboote, für die Küstenverteidrgung 94 Unterseeboote, für ausländifche Stationen 10 Schiffe vor (Avisos oder Kanonenboote) und zahlreiche Schiffe für be sondere Zwecke. Tas jetzige bis zum Jahre 1912 rei chende Flottenprogramm bleibt von der neuen Vorlage, deren Entwurf gestern vom Ministerrat bereits angenom men wurde und demnächst der Kammer zugehen wird, ganz unberührt. Das bedeutet also eine kolossale Steigerung der fran zösischen Seemacht, wenn der Eitzer in der Durchführung dem des Plänestadiums entspricht, was durchaus nicht sicher ist. Kunst, Wissenschaft, Musik, Vertrüge und Veranstaltungen. Mittei l u n g aus dem Bureau der Kgl. Hof theater. Im Schauspielhaus wird Donnerstag, den 10. Februar, außer Abonnement auf allerhöchsten Befehl Goe thes „Faust" (1. Teili aufgeführt. Die Titelrolle spielt Herr Wendt, die Margarethe Fräulein Treßnitz, den Me phisto Herr Mehnert. Anfang 6 Uhr. — Die für Sonn abend, den 12. Februar, angekündigte Aufführung des 5- aktigen Trauerspiels „Agnes Peruaner" von Friedrich Hebbel beginnt um 6 Uhr. "" R e s i de n zt h e a l e r. Donnerstag mrd Sonn abend finden Wiederholungen der erfolgreichen Operette „Miß Dudelsack" von Rudolph Nelson statt. Freitag geht die Operette „Ter Fürst von Marokko" von Heinrich Mannfred in Szene. Das Weihnachtsmärchen ist jeden Sonntag, Mittwoch und Sonnabend nachmittags bei er mäßigten Preisen zu sehen. " Das Konzert des Dresdner Le hrerge- sangvereins Mittwoch, den 16. Februar, im großen Saale des Gewerbehauses wird ausschließlich Schnlz-Beu- then gewidmet sein. Tas Hauptwerk ist „Der Nibelunge Not", tragisches Heldengedicht nach Worten des Nibelun genliedes für 3 Soli, 8 Frauenstimmen, Männerchor und Orchester (Gewerbehauskapelle). Die Soli singen Marga rete Kolma (Berlin), Marie Alberti (Dresden) und Alfr. Käse (Leipzig), die 8 Frauenstimmen Mitglieder des Dresdner Damenchores (Alexander Lange); Leitung Pro fessor Friedrich Brandes. * Volkswohl - Theater, Ostra-Allee, Eingang Trabantengasse. Donnerstag den 10. Februar, abends 8 Uhr, gelangt zur Aufführung: „Im weißen Rötz'l", Lust spiel iu 3 Akten von O. Blumenthal und G. Kadelburg. * Geheimer Hofrat Prof. Dr. Wülker gestorbe n. Geheimer Hofrat Professor Tr. Wülker, Ordinarius der englischen Sprache' und Literatur, sowie Direktor des englischen Seminars der Universität Leipzig, ist in der Nacht vom 7. zum 8. Februar in seiner Wohnung an den Folgen einer Halsinfektion im 65. Lebensjahre verstorben. Wülker habilitierte sich 1873 für englische Phi lologie an der Universität Leipzig und wurde hier 1875 zum außerordentlichen und 1880 zum ordentlichen Profes sor ernannt. Er hat zahlreiche Werke auf dem Gebiete der englischen Philologie herausgegeben und ist besonders be kannt als Redakteur der Zeitschrift für englische Philologie „Anglia". " Otto Ern st hat in dem Streit gegen den Kriti- ker der „HamburgerNachrichten", der ihn gelegentlich einer Aufführung seiner „Revolverjournalistcn" im Hamburger Schauspielhause so unsanft anfaßtc, klein bcigegeben; vor dem Hamburger Schöffengericht gab der beklagte Kritiker eine den klagenden Dichter zufriedenstellende Erklärung ab, und es kam schnell und leicht zu einemVergleich. — Wie rasch war Otto Ernst doch dabei, sein bescheidenes Können zu verteidigen, aber einen Ernst Moritz Arndt wagt er her abzuziehen. * Um die Heimat Walthers von der V o- gelwcide wird noch immer gestritten. Tirol schien zwar bisher ans dem Wettstreit siegreich hervorgegangen zu sein, und in Bozen wurde dem Dichter ein schönes Denkmal er richtet; aber neuerdings hat der Wiener Gelehrte Hofrat Tr. Hermann Hallwich nicht ohne Erfolg den Nachweis zu liefern gesucht, datz der grotze Minnesänger in Böhmen, in der Gegend von Dur, geboren worden sei. Tie Nach weise, die für scineAnnahme sprechen, decken sich im wesent lichen mit jenen, die für Tirol bisher den Ausschlag gaben, nur kommt Uoch dazu, daß sich u. a. in alten Durer Kir chenbüchern Angaben über die Familie der Vogelweider fanden, ja sogar der Name Walther von der Vogelweide. Böhmen sucht nun sein Anrecht auch äußerlich zu dokumen tieren, und man geht daran, dem Dichter ein Denkmal in Tur zu errichten. Der Entwurf zeigt Walther in der be kannten Stellung — ein Bein über das andere geschlagen, Kinn und Wange in die Hand gestützt, auf einem Steine sitzend, die Sängerharfe zu Füßen — in einer künstlerisch sehr wirksamen Auffassung. * Polarforscher Pcary. Tie Direktoren der National GcographicalrSociety haben die Einladung Pearys und des Arctic-Klubs angenommen, mit ihnen eine gemeinschaftliche Expedition zur Erreichuirg des Südpols zn unternehmen. Die zur Aufbringung der Mittel crfor- dcrlichen Schritte sollen unverzüglich eingeleitet werden. — Im Metropolitan-Opernhause erfolgte gestern abend eine nationale Ehrung Pearys als Entdeckers des Nordpols. Als äußeres Zeichen der Anerkennung wurde ihm ein Ge- ßbcnk im Betrag von 10 000 Dollar überreicht. Peary hielt darauf einen durch zahlreiche Bilder erläuterten Vortrag über seinen Vorstoß nach dem Nordpol.