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Zuschriften in redaktionellen Angelegenbeiten find nicht an den Redakteur persönlich, sondern ausschließlich an die Redaktion zu adressieren Ntil-k Erkigiifft. Im Prozeß Harden wurde gestern für die Verneh mung des Fürsten Eulenburg, des Grafen Moltke, der Frau von Elbe und der Frau von Heyden die Öffentlich keit und die Presse ausgeschlossen. Ministerpräsident Dr. Wekerle hat dem früheren Ju- stizminister Polonyi wegen des parlamentarischen Zwi schenfalls seine Zeugen geschickt. Die österreichische Delegation hielt -heute ihre erste Sitzung ab, in der der Voranschlag für das kommende Jahr vorgelegt wurde. Der englische Minister des Auswärtigen Sir Edward Grey sprach sich gegen jede Einmischung fremder Mächte in Persien aus. Von den bei der Dynamitexplosion in Palermo Ver schütteten stnd bisher 43 als Leichen geborgen worden. Die Frau, die einen Anschlag auf den Generalgou verneur verübte, wurde in Moskau hingerichtet. Wochenschau. Jeder Tag jetzt führt uns dem lieben Weihnachts feste näher und wenn es auch mit dem Wetter bisher ein wenig hapert, insofern wir uns ein rechtes Christfest kaum ohne Schnee und Tannengrün vorstellen können, so kommt es doch auf das Aeußcrliche weniger an, wenn nur der Geist der gegenseitigen Liebe, des gegenseitigen Ver trauens und Erfreuens in unser Herz eingezogen ist. Wenn wir es recht bedenken, ist ja die Geburt Christi sicher nicht bei Schnee und Eis in dem heißen Palästina erfolgt. Aber die vollständige Verschmelzung des Geburtsfestes Christi mit dem alten germanischen Wintersonnenwcnd — dem Julfest, war so innig und heimatlich, daß auch die hei mische Temperatur dieser Jahresepoche für unumgänglich zum Weihnachtsfeste gehörig gilt. In diesem Fest haben wir das Sinnbild der Vereinigung von Germanen- und Christentum, aber des Christentums ohne jeden dogmati schen, konfessionellen Beigeschmack, die reine Lehre Christi, welche in der Liebe der Menschen zu einander gipfelt. Da her stammt auch die schöne Sitte des gegenseitigen Beschen kens, denn für den Geist der Liebe ist in Wahrheit: Geben seliger, denn Nehmen! Und wieder empfinden wir es mit dankbar frohem Herzen, daß es die allgemeine politische Lage gestattet, auch in diesem Jahre das herrliche Fest in gewohnter Weise zu feiern. Der Friede ist den Völkern Europas erhalten geblieben und wenn Diesem oder Jenem vielleicht nicht alle Maßnahmen und Projekte der inneren Reichspolitik kritiklos behagen, der wird dvch zugeben wüsten, daß der Wille der leitenden Männer und Volks vertreter auf dem richtigen Wege ist. Ueber die einzelnen Fragen wird sich reden lasten. Im Allgemeinen dürfen wir mit Vertrauen in die Zukunft blicken. Die Arbeit für das Vaterland darf ja auch unter dem Weihnachtsbaum nicht ruhen, und so fehlt es denn auch in diesen festlichen Tagen nicht an politischen Vorgän gen, die das öffentliche Interesse in Anspruch nehmen. Pläne zur Verbesserung der ReichSsinanzen sind an den zuständigen Stellen mit rastlosem Eifer geschmiedet wor den, auch werden brauchbare Vorschläge bereitwillig erwo gen. Neben der Einführung eines Reichsbranntwein monopols denkt man in weiteren Kreisen auch an die Mo nopolisierung des Petroleums durch das Reich. Der Ge danke ist aufgetaucht und wird noch weiter verfolgt wer den. Allgemeines Interesse hat das Rundschreiben des Reichskanzlers an die Bundesregierungen über die Milde rung des Zeugniszwangsverfahrens erweckt. Die Anreg ung hat fast auf allen Seiten freudige Zustimmung gefun den, nur einige konservative Organe glauben gegen die Handlungsweise des Fürsten Bülow, in der sie eine An näherung des Kanzlers an den liberalen Flügel des Blocks erblicken, Bedenken äußern zu sollen. Dagegen hat der neue Entwurf über eine Verschärfung der bestehenden ge setzlichen Bestimmungen zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs nach Lage der Dinge gerade umgekehrt die Konservativen befriedigt und die Liberalen zum Teil ver drossen. Allen Leuten recht getan, ist aber eine Kunst, die niemand kann. Aber wie in der Mitte zwischen Geiz und Verschwendung die weise Sparsamkeit liegt, so befindet sich das Rechte und Heilsame allemal auf der mittleren Linie; wird sie innegehalten, so schreitet die innere Politik auf gutem Wege fort. Als ein sehr günstiges Symptom für die unlösbare Vereinigung des deutschen Südens mit dem Norden des Reichs konnte der Besuch des Prinzen Ludwig von Bayern in Berlin begrüßt werden, der die ganze Vorwoche vor dem Weihnachtsfeste ausfüllte. Die hohe Anerkennung für un seren Kaiser, die Prinz Ludwig gelegentlich der Festlich keiten des Deutschen Museums wiederholt zum Ausdruck brachte, ist uns allen eine herzwillkommene Bürgschaft da für, daß zwischen dem Norden und Süden des deutschen Vaterlandes Einvernehmen und innige Freundschaft herrscht. Diese Gewißheit bietet uns auch die Gewähr, daß die Krise im Deutschen Flottenverein ohne dauernde Fol gen vorübergehen wird. Die Einigkeit und Einheit des Reiches darf und wird nicht durch Meinungsverschieden heiten einzelner Personen erschüttert werden, so lange die Bundesfürsten und ihre Völker fest und treu zu einander stehen. In dem verbündeten Oesterreich hat es nach glück licher Beendigung der Ausgleichsfrage unmittelbar vor dem Feste noch eine bedauerliche Ministerkrise gegeben, an der die stärkste Partei des Wiener Reichsrats, die der Christlich-Sozialen, schuldig ist. Die von diesem beschlos sene Resolution, wonach die Deutschen Ungarns gegen die Willkür der ungarischen Minister Wekerle und Kostuth zu schützen seien, mußte im Hinblick auf den übertriebenen nationalen Dünkel der Magyaren als eine höchst gefähr liche Bombe erkannt werden. Die Explosion blieb auch nicht aus; die nachträgliche Erklärung des österreichischen Ministerpräsidenten Freihcrrn von Beck wurde in Buda- Meihllllihitn als bürgerliches M Bcn Ernst Berger ' lNachdruck verboten.) „Weihnachten ist das größte Fest der Christenheit." Gewiß, denn es verherrlicht die Geburt ihres Begründers. Als Zeit der Entstehung wird die zweite Hälfte des vierten Jahrhunderts angegeben, wo die langen Kämpfe, die des Arius Lehre entfesselt hatte, mit dem Siege der orthodoxen Kirche endeten. Man verband das neue Fest der Christen heit mit der schon vorhandenen heidnischen Feier der Win tersonnenwende, wie ja überhaupt viele heidnische Feste aus naheliegenden Gründen in christliche umgewandelt Worden sind, und so blieb es bis auf den heutigen Tag. Dys Weihnachtsfest hat ein bestimmtes kirchliches Gepräge, das seine Wirkung auf empfängliche Gemüter gewiß nie verfehlen wird. Wer sollte daran rütteln wollen? Die Poesie, gleichviel in welcher Form, war stets eine erhabene Wohltäterin der Menschheit, und Poesie enthält das Weih nachtsfest in Fülle. Es ist aber nicht nur das größte kirch lich, sondern auch das größte bürgerliche Fest, das wir keimen, und zwar haben Tradition und Gewohnheit es da zu gemacht. Der weltliche Charakter läßt sich hier sehr wohl von dem kirchlichen trennen, und wer Weihnachten nur bürgerlich feiern will, findet dabei nicht minder seine Rechnung, denn auch da wallet Poesie in großer Vielge staltigkeit. Es ist dann das Fest der allgemeinen Men schenliebe, die alle Erdenbürger gleichmäßig umschließt, und kann als solches von, allen Erdenbürgern gefeiert wer den — um seiner selbst willen. Charakteristisch für dieses Fest ist die gegenseitige Beschenkung — gewiß einer der schönsten Akte reinen Men schentum«. Dir begegnen ihm schon im Altertum, z. B. bei den römischen Saturnalien, dem großen Volksfeste zur Erinnerung an den sagen haften König Saturnus von La tium, unter dessen Zepter eitel Friede und Freude gewal tet haben soll, weshalb man ihn göttlich verehrte. Die Neigung, sich zu beschenken, hat einen sehr natür lichen Ursprung. Sie stellt sich ein, wenn der Mensch sich glücklich fühlt, wenn Frohsinn seine Seele beschwingt. Es ist der Drang, Andere an dem eigenen Wohlbehagen teil nehmen zu lasten, sie in den gleichen oder ähnlichen Ge mütszustand zu versetzen und dadurch das eigene Glücksge fühl noch zu steigern. Wir begegnen dieser Erscheinung bei den verschiedensten „freudigen Ereignissen". Wenn ein junges oder älteres Paar sich für das Leben verbindet, wenn ein neuer Erdenbürger in die Gemeinschaft ausge nommen wird, wenn die Familie Geburts- und andere Tage feiert, bei Vereinsfesten und feuchtfröhlichen Män nersitzungen — fast immer gedenkt man „auf der Höhe der Situation" der weniger Glücklichen und veranstaltet Sammlungen usw. für sie. Diese Betätigungen sind also gelegentliche; als ständige erscheinen sie zu Weihnachten, doch mit dem Unterschied, daß sie hier gewöhnlich mehr Mühe verursachen, weil sie einen persönlichen Charakter erhalten. Freilich, wer prinzipiell Geldgeschenke darbic- tet, die ja in vielen Fällen den Beschenkten am angenehm sten sein mögen, hat weniger Umstände; wer aber nach alter Familiensitte „einbeschert", wird in der Regel davon sehr in Anspruch genommen, denn da herrscht das Bestre ben, nur solche Dinge zu schenken, die den Wünschen der Empfänger entsprechen. Sind diese offenkundig, so erleich tert dies die weihnachtliche Geschenktätigkeit, sonst muß der „milde Geber" die betreffenden Wünsche zu ergründen su chen, ohne daß der so Ausgeforfchte die Absicht merkt. Das mag vielfach nicht schwer fein, es gibt aber auch humoristi- fche Angehörige, denen es Spaß macht, derartige Bemüh ungen zu vereiteln. Diese Situationen haben schon früh zur Erfindung des „Wunschzettels" geführt, der einst namentlich der Jugend willkommen war, heut aber wohl nur noch wenig in Gebrauch fein dürfte. Einige Zeit vbr Dem Feste erhielten die Kinder solche Zettel zur Ausfül lung von den Eltern, oder diese empfingen sie ausgefüllt von den Kindern. Es kam aber auch vor, daß die holde Unschuld förmliche Wunschbriefe „an das liebe Christkind im Himmel" adressierte und in den Postbriefkasten warf. Sind nun die Weihnachtswünsche endgültig ermittelt, so beginnt die Ausführung. Mama und Papa begeben sich heimlich auf die Weihnachtswandcrung, d. h., sie be suchen die Gefchäftsläden, um die Geschenke einzukaufen. Wie oft sind gerade die gesuchten Gegenstände nicht vor handen, müssen bestellt oder bei anderen Firmen gesucht werden! Nicht selten gehen Stunden, auch Tage hin, ehe alles beisammen ist. Die Damen des Hauses widmen sich daheim noch Spezialarbeiten: da wird gestickt, genaht, ge malt, in Holz gebrannt usw. — lauter Wcihnachtsgaben, und diese haben, weil die Geberinnen persönlich daran be teiligt, natürlich einen höheren Wert als die gekauften. Auch die jüngsten Familienmitglieder Pflegen sich früher — teilweise geschieht es wohl auch noch jetzt — zu Weih nachten „praktisch zu betätigen". Knaben, die bereits ein wenig zeichnen konnten, fabrizierten Transparente, in dem sie leuchtende Buchstaben in Pappdeckel einschnitten, die dann auf Holzrahmen gespannt wurden. Die In schrift lautete gewöhnlich: „Den lieben Eltern zum Weih nachtsfeste." Kleine Mädchen legten Proben ihrer Schreib kunst ab und wünschten auf Briefbogen mit allerlei Gold zierraten „Glück und Segen zu Weihnachten", was oft Mühe genug verursachte. Den Mittelpunkt einer „richtigen" Weihnachtsfeier bildet seit dem 17. Jahrhundert der Weihnachtsbaum mit Kerzen und allerlei eßbarem Behang, darunter vergoldete Aepfel und Nüsse. Die Vergoldung besorgt wohl meist am Spätabend, wenn die Kinder zur Ruhe gegangen sind, das Familienoberhaupt, dem die nicht selten mühsame Deko ration des Baumes zufüllt. Derselbe soll ja doch auch nicht zu genießende, lediglich für das Auge bestimmte Dinge anssveisen, dir recht bfttzen und glitzern. Darin hat sich in neuerer Zi^it eine große Industrie herausgebildet, di« oft verwunderliche Sachen ans Metall, Glas und anderem Material liefert. Bon größter Wichtigkeit ist die Beleuch-