Volltext Seite (XML)
Mage m ZilGsche« Dorheitung md Wgauprelsr. Nr. 202. Freitag, den 3V August 1SV7. 6S. Jahr-. Unsre geehrten Post-Abonnenten bitten wir, die Bestell»»g pro September umgsksnll ru oeasuorn. Man abonniert ans die weitverbreitete, beliebte Läcksisctis vocfrsitung — unt kldgsuprsssv — bei allen PostanstaUen u. Briefträgern zum Preise von so?fg. slle Son »tonst. Unsre Agenturen und Boten nehmen ebenfalls Bestellungen zu jeder Zett gern entgegen. Sichßschk Aichrichte». ^Fortsetzung auL dem Hauptblatte.) —a. Die nationale Wählerversamm lung am Dienstag abend in Hammers Hotel, Augsbur- zerstraße, welche vom Ausschuß für die nationalliberale Kandidatur im Wahlkreise Dresden—Johannstadt—Strie sen—-Gruna und Seidnitz einberufen war, zeigte wiederum sehr rege Beteiligung. Den Vorsitz führte Reichstagsabg. Dr. Stresemann. Der Kandidat Rechnungsrat Anders fvrach über Sachsens Industrie, Handel und Verkehr, Mit telstands- und Lehrerfragen. Die an sich durchaus berech tigte Rücksicht auf die Landwirtschaft dürfe nicht höher stehen als die auf Industrie, Handel und Gewerbe, denn von den 656 000 wahlberechtigten Steuerzahlern entfielen -186 000 auf Industrie und Handel und nur 88 000 auf die Landwirtschaft. Der Industrie, 'demHandel und dem Hand werk sowie den wissenschaftlichen und technischen Berufen müsse eine ihrer Bedeutung entsprechende Vertretung in der 1. Kammer eingeräumt werden. Anzustreben sind fer ner Verkehrserleichterungen und Herabsetzung der Tarife, auch der Gedanke einer Betriebsmittelgemeinschasl ist nicht aus dem Auge zu verlieren. Mit Der Zulassung der 4. Wa genklasse an Sonntagen darf nicht länger gezögert werden. Gegen die Einführung von Schiffahrtsabgaben muß ent schieden Stellung genommen werden. Auf dem Gebiete der Schule sind zeitgemäße Reformen notwendig, beson ders dem Fortbildungs- und Fachschulwesen muß mehrBe- achlung geschenkt werden. Die Bestrebungen der Lehrer auf Vertiefung ihres Bildungsstandes und auf Beseitig ung der nicht-fachmännischen Schulaufsicht sind zu unter stützen und die Gehälter aufzubessern. Der Redner er klärte sich weiter gegen eine besondere Belastung der Haus besitzer, sowie für stärkeren Schutz des Handwerks und Ge werbes gegen unlauteren Wettbewerb. Im Falle seiner Wahl wurde er es als seine vornehmste Aufgabe betrach ten, das Interesse des Mittelstandes zu wahren. Der Rede folgte lebhafter Beifall. — In der Diskussion fragte Rechtsanwalt Kohlmann, wie sich der Kandidat zur Wert zuwachssteuer, Verringerung der Brandversicherungsbei träge usw. stelle. Rechnungsrat Anders sagte die Antwort hierauf für eine spätere Versammlung zu. Stadtverord neter Lehrer Beck verbreitete sich über verschiedene Schul ung) Lehrerfragen und stellte mit Genugtuung fest, daß der nationalliberale Kandidat die Hauptforderungen der Leh rer anerkannt und für sie einzutreten versprochen habe. Hr. Haase brachte Wünsche der Handlungsgehilfen vor und Töpfermeister Müller trat als Handwerker für die Wahl Des Rechnungsrgtes Anders ein. Nach einem Schlußwort des Kandidaten schloß der Herr Vorsitzende die Versamm lung mit einer Ansprache, in welcher er nochmals die Grundsätze und Ziele der nationalliberalen Partei ein gehend beleuchtete. vlRsewitz. —! Havarie. Der am Dienstag nachmittag auf der Stromstrecke zwischen der Dampfschiff-Haltestelle und der Seidnitzerstraße auf Grund gegangene, mit Basaltstein- Klgrschlag beladene offene Kahn des Schiffseigners Schinke aus Schandau, liegt etwa 10 Meter vom Ufer entfernt im seichten Wasser und stört den Schiffahrtsverkehr in keiner Weise. Die Ladung war für das Tiefbauamt Dresden be stimmt und sollte am hiesigen Ausladeplatz gelöscht werden. Beim Wenden des Fahrzeuges unterhalb des „Bellevue" ließen die Bootsleute den Anker fallen und derselbe bohrte sich bei dem seichten Wasser in Den Kahnboden. Das durch den Leck einströmende Wasser ließ das Fahrzeug rapid sin ken, sodaß die Bootsleute kaum noch ihre Kleider zu ber gen vermochten. Da das Wasser nicht über Bord reicht, wird man versuchen, den Leck zu verstopfen, das Wasser auszupumpen und den Kahn dann zur Ausladestelle zu dirigieren, um ihn dort zu entladen. Lsschwitz. — l Schwebebahn-Restaurant Losch- Witz-Höhe. Das gestrige letzte Konzert wies wiederum in den schöne- Anlagen des lebhaft frequentierten Etab lissements eine überaus zahlreiche Zuhörerschaft auf, welche den hervorragenden Leistungen der beliebten Kapelle un ter ihrem oeänenten Dirigenten Herrn Pittrich in dieser Saison so ost und gern gela-ischt und sich bei der gebotenen guten Bewirtung jederzeit wohl gefühlt hat. Auch an dem gestrigen ruhigen und milden Abend genoß man diese An nehmlichkeiten in vollen Zügen und die Kapelle zeigte sich erneut derart bravourös, daß der Beifall kein Ende neh men wollte und immer wieder „Einlagen" in das schon reichlich autzgestattete Programm eingefügt werden muß ten. Am Schluffe wurden aber der wackeren Musikerschar Blumenspenden in Fülle und ihrem Herrn Kapellmeister ein riesiger Lorbeerkranz mit grün-weißer Widmungs- Schleife überreicht. Jedenfalls aber gebührt der Direk tion „Elektra" besondere Anerkennnung für das Arrange ment der Sonntags- und Mittwochs-Konzerte, welche vom Publikum so gern besucht worden sind und man hofft all gemein auf deren Wiederaufnahme in der nächsten Saison. Wethe» Hirsch. —* Verwaltungs - Revision. Die hiesige Gemeindeverwaltung wurde heute seitens der Kgl. Amts- Hauptmannschaft einer unverhofften Revision unterzogen. L«»heO«ft. —a. Die Feier des Sedantages soll näch sten Montag vormittags 10 Uhr feiten der hiesigen Schule unter Leitung des Herrn Schuldirektor Weyngärtner in der Turnhalle abgehalten werden. Nach dem Gesänge des Kirchenliedes 530 Vers 1—6 hält Herr Lehrer Wilke die Festrede, woran sich nach dem allgemeinen Gesang: Deutsch land, Deutschland über alles usw. ein Vortrag über: „Des Deutschen Vaterland" und „Die Schlacht von Sedan" schließt. Allgemeiner Gesang: „Die Wacht am Rhein!" bildet den Schluß der schlichten Festlichkeit. Leihen. —* Zum Erntefest. Die Gemeindemitglieder Der Parochie Leuben werden gebeten, auch in diesem Jahre der alten schönen Sirte, das Gotteshaus am Erntedankfest mit Kränzen usw. zu schmücken, nachzukommen. Etwaige Spenden sind bis Sonnabend, den 31. August, nachmittags 5 llhr in der Pfarramtskanzlei abzugeben. Dohn«. —* Betriebsunfall. In der hiesigen Stadt ereignete sich heute vormittag leider abermals ein schwerer Unglücksfall. Der in der Schloßmühle beschäftigte Müller Karl August Henke rutschte neben der Fahrstuhleinrichtung aus und stürzte durch den Fahrstuhlschacht ab. Ter herbei gerufene Arzt stellte vorläufig Schädeldefekt und Bruch eines Fußes fest. Wahrscheinlich hat Henke auch noch in nere Verletzungen erlitten. Bei der Unterbringung im Jo hanniter-Krankenhaus war er noch besinnungslos. Der Unfall, an dem ein Verschulden niemand treffen soll, ist um so bedauerlicher, als Henke Vater mehrerer unerzoge ner Kinder ist. Löbtau. —* Radfahrer - Unfall. Ein Radfahrer, dem ein Hund ins Rad gelaufen war, kam gestern abend auf der Kesselsdorfer Straße zu Falle. , Außer einigen Hautabschürfungen schien derselbe keine weiteren Verletz ungen davongetragen zu haben. Sott«. —* Von einem Geschirr überfahren wurde ge stern Dienstag, vormittags halb 12 Uhr, auf der Lübecker Straße ein zwei Jahre alter Knabe. Er erlitt erhebliche Verletzungen und mußte in ärztliche Behandlung gegeben werden. Niede»>orbitz. —* ^ei der am 28. d. M. hierfelbst im Schumann- schen Gasthof abgehaltenen Gewerbegerichtswahl, wurden seitens der Arbeitnehmer 10 Stimmen abgegeben, wovon 2 auf die Vorschlagsliste 1 und 8 auf die Vorschlags liste 3 entfielen. Von den Arbeitnehmern machten 226 von ihrem Stimmrechte Gebrauch, und zwar entfielen 214 Stimmen auf die Vorschlagsliste 2 und 12 Stimmen auf die Vorschlasliste 4. 6 nicht wahlberechtigte Personen mußten zurückgewiesen werden. Dem Wahlausschüsse ge hörten an: HerrGemeindevorstand Buntemann aus Wahl vorsteher, Herr Bäckermeister Ulbricht als Vertreter der Arbeitgeber, Herr Steinsetzer Müller als Vertreter der Ar beitnehmer, Herr Gemeindekassierer Niehardt als Proto kollant. (Fortsetzung siehe Seite 8 ) jrhtr kelrMiMk. Hannover, 29. August. Nach dem Diner im Schlosse nahm der Kaiser Gesangsvorträge entgegen, und zwar vom Kgl. Schloßkirchenchor und dem Hannoverschen Männergesangverein in den Roten Sälen des Schlosses, und von einem gemischten Chor aus dem Lehrer gesangver- eine und 1000 Knaben der hannoverschen Bürgerschulen auf dem Schloßvorhofe. Der Kaiser dankte dem Dirigenten. Während der Vorträge begrüßte das Publikum den vom Schloßbalkon zuhörenden Kaiser mit lebhaften Huldigun ¬ gen. Der Kronprinz, und Prinz Oskar besuchten gestern die Kaiserin auf Schloß Wilhelmshöhe. Tiers (Tirol), 29. August. Der Regierungsasses sor Bauer aus Posen, der ohne Führer ging, Mrzte in der Rosengartengruppe ab. Die Leiche wurde geborgen. Sofia, 29. August. Das 20jährige Regierungsju- hiläum des Fürsten Ferdinand wurde gestern als Natio nalfesttag gefeiert. Morgens fand in Gegenwart des Für- sten auf dem Marsfelde Feldmesse und Truppenrevue statt. Der Kriegsminister überreichte dem Fürsten zur Er innerung an sein 20jähriges Jubiläum als Oberbefehlsha ber der Armee in deren Namen eine Medaille. Später nahm der Fürst Glückwünsche entgegen vom diplomatischen Korps, den Ministern, der Sznode, der Kobranje und den noch lebenden Mitgliedern der Konstituante von Tirnowo, die 1887 den Fürsten gewählt hat. Der Ministerpräsident überreichte einen gedruckten Bericht über die Ereignisse der letzten 20 Jahre. Zahlreiche Souveräne und Staatsober häupter sandten Glückwunschtelegramme. Der Fürst spen dete 100 000 Frcs. für ein Institut für Lungenkranke und 10 000 Frcs. für Armenfchulen. So f ia, 29. August. Der Fürst hat gestern früh ein Manifest veröffentlicht, das von der Bevölkerung freund lich ausgenommen worden ist. Darin zieht der Fürst einen Vergleich zwischen der Vergangenheit und der Ge genwart und erklärt, daß die erzielten Erfolge hauptsäch lich den bewunderungswürdigen Eigenschaften des Volkes ^u verdanken seien. Er fordert die jüngere Generation auf, das begonnene schöne Werk fortzusetzen, indem sie sich von dem Patriotismus der beiden letzten Generationen lei ten lasse, die die Freiheit zu schätzen wußten und es ver standen, die von Rußland für die Befreiung des Landes gebrachten Opfer fruchtbringend zu verwerten. L o n ü o n, 29. Äugust. Aus Tanger wird von gestern gemeldet, Mulep Hafid habe bekannt gegeben, daß er Vor bereitungen treffe, um für die Mordtaten in Casablanca Genugtuung zu leisten und sich mit den europäischen Mäch ten zu verständigen. Er habe den Stämmen verboten, die Franzpsen anzugreifen, falls diese nicht in das Gebiet des Schaujastammes eindringen. (Nach Schlich der Nedoktto» eixOettotfe».) Magdeburg, 29. August. Wie der „Magdeb. Z." von amtlicher Seite mitgeteilt wird, sind seitdem 28. Juli hier 28 Typhusfälle vorgekommen. Von den Erkrankten sind zwei gestorben. Hamburg, 29. August. In einer gestern abend siattgehabten Versammlung der Elektromonteure und Hilfsmonteure wurde in geheimer Abstimmung mit 417 gegen 3 Stimmen die sofortige Arbeitsniederlegung be schlossen, da Sie Unternehmer jede Unterhandlung mit dem deutschen Metallarbeiterverbande abgelehnt und sich den Forderungen der Arbeiter gegenüber ablehnend verhalten hatten. Köln, 29. August. Nach Mitteilung der Polizei verwaltung sind seit Ende März 1907 unter der Zivilbe völkerung Kölns 69 Genickstarrefälle vorgekommen, von denen 41 tätlich verliefen. Paris, 29. August. „Petit Journal" berichtet aus Casablanca: Die marokkanischen Reiter sammelten sich 5 Kilometer von Casablanca entfernt. Nach Meldungen einer anderen Zeitung aus Tanger soll in Fez eine Revo lution ausgebrochen sein. Der Sultan und seine Mini ster feien im Palast gefangen, und die Bevölkerung habe einen Sturm auf die Mauern versucht. Paris, 29. August. Die Agence Havas teilt auf Grund besonderer Informationen mit, General Drude verfüge zurzeit über annähernd 4500 Mann, von denen 500 Spanier seien. Die Entsendung von zwei Bataillonen zu je 800 Mann, die gestern beschlossen wurde, werde den Effektivbestand auf 6000 Mann bringen. Hierzu komme die Artillerie der französischen Schiffe, die sich augenblick lich vor Marokko befinden. In amtlichen Kreisen wisse man über die Absicht Muley Hafids nichts. General Drude könne jetzt seine Tätigkeit bis auf 20 oder 30 Kilometer längs der Küste ausdehnen. Dabei handle es sich aber keineswegs um ein Vordringen in das Innere. Der Ge danke, sich auf eine Eroberung Marokko einzulassen, sei Vdr französischen Regierung niemals gekommen. Paris, 29. August. Oppositionelle Blätter berich ten von einer Meuterei unter den Reservisten des 17. In fanterieregiments in St. Die. Der Kriegsminister er klärt dazu, vaß es sich lediglich um einen vereinzelten Fall vno Ungehorsam handle. L o n d o n, Ä. August. Wie die „Tribüne" aus Tan ger meldet, hat Raisuli jetzt eine gute Gelegenheit, in Tan ger einzufallen, da die scherifischen Truppen wegen der Rückständigkeit der Soldzahlung allgemein zu desertieren drohen. Wegen der damit in Zusammenhang stehenden Unsicherheit in der Stadt verließen die Familien des briti schen Gesandten und anderer in Tanger wohnhafter Euro- päer di« Stadt. Die Deutschen hielten Dienstag eine Ver sammlung ab, in der sie über Verteidigungsmaßnahmen berieten. Tanger, 29. August. Das Kanonenboot „Cha- mois" ist von Toulon hier eingetroffen. Unbestätigte Nachrichten aus Eingeborenenquellen besagen, daß Fez von feindlichen Stämmen überfallen worden sei und geplün dert werde.