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Amtsblatt >ur ciie Kgl. H»trI>a»pt»»»»tcd»Ne» vreroe» UlttlsOt u. Neurlsckt, c>35 Kgl Umttgenclü vrercke». M öie Xgl. Zuperinlenöenlur vresäen >1, äie «gl. Forstsentämlek vresäen, Montrburg «»<1 ißf u« r^niMwe. SodMr. W«»«»«, Is»rKN»«ir. em»Nr, ce«d«ttr-n«««rtt« und ffl»MN-»r-vr-a» unck L-ttLl-i»»tiger für Vlarevitr, torchvttr. Kochvitt. weirrer stirrch. öüklau. öie törrniirgemrinäen, Vreräen Zttieren unck Neugrun«. ^Ftrnspncher:--^ BeNaa.v: .-tll«stri-rl-S U«te,h«l1»»«»bl«,t- .«och S-i-r«»e»d- H»>« »» «a»te»»lrtsch«ft- .S»e«de«.Siste-. Trlegramm - «drefle: Lnt Drr-den Nr. 80S. j Druck und Vrrlag: Elbgau-Vuchdruckrret und «rrlag-anpalt Hermann «eher L Lo., Wusrwltz; veravlw.: Wtlh v. Buttlar, Blase»,tz Llbgaupresse Blase»,tz. Nr. 106. Mittwoch, den 8. Mai 1907. 69. Jahr«. Ned»ktio«Sschl«ß r » Uhr Mitt««», rvre^ftunde der Redaktton: S-« Uhr Nachmittag». Nnette Erriqniße. In der gestrigen Reichstagssitzung teilte Präsident vraf Stollberg zunächst nut, dass der 2. Vizepräsident Kämpf sein Amt niedergelegt habe. Die Neuwahl ersolgt heute. Dann wurde über die Teuerungszulagen an die mittleren und unteren Beamten des Reiches beraten, für die alle Parteien eintraien. Der frühere Gouverneur von Togo, Horu^ ist von der Disziplinarkammer wegen Mißhandlung eines Negers zur Dienstentlassung verurteilt wordeu. Der Ausstand im mitteldeutschen Brannkohlenrevier hat sich sehr ausgebreitet. Zwischen Japan und Frankreich ist ein Abkommen über ihre ostasiatischen Interessen abgeschlossen worden. Die Niederlage der Abrüstvugsidee. Es ist besonders erfreulich, daß gerade iu Englaud die Rede des Fürsten Bülow von, 1. Mai über die Abrüst ungsfrage günstig ausgenommen worden ist. Der Gedanke, die Frage auf der Haager Konferenz zur Diskussion zu stellen, ging von der englischen Regierung aus, um Ver sprechungen einzulöscu, die von der liberalen Partei, be vor sie zur Herrschaft kam, gemacht worden waren. Zwar haben sich auch Spanien und die Vereinigten Staaten Vor behalten, die Begrenzung der Rüstungen im Haag zur Sprache zu bringen. Aber Spanien fährt dabei nur im Schlepptau Englands, und was die Regierung der Ver einigten Staaten betrifft, so ist es alte Tradition bei ihr, bei humanen und pacifistischen Bestrebungen nicht zurück zustehen. Aber die Amerikaner bleiben doch in erster Linie! Praktiker, und keiner hat besser die Notwendigkeit des Schutzes und der Selbsthilfe der Staaten erkannt als Prä sident Roosevelt. In seinen Botschaften von 1905 und 1906 sprach er klar aus: Es ist keine Wahrscheinlichkeit, daß irgend eine internationale Instanz errichtet werden könne, welche übles und feindseliges Tun wirksam unter drückte. So lange die Welt so wenig organisiert sei als jetzt, böten die Heere und Flotten der Völker, die für die Gerechtigkeit einträten, nicht nur die beste, sondern auch hie einzig mögliche Sicherheit für einen gerechten Frieden. Damit ist in Wahrheit der Abrüstungsidee das Urteil ge sprochen; denn es fehlt die internationale Instanz, welche das Maß der Rüstung für die verschiedenen Völker nach ih ren besonderen Verhältnissen gerecht abteilen und die Durchführung einer solchen Abmachung überwachen und erzwingen könnte. Deshalb glauben wir nicht, das; die Vereinigten Staaten die Diskussion im Haag beantragen, wenn Eng land darauf verzichtet. Letzteres ist aber nach dem Ein drücke der Rede des Reichskanzlers in England wahrschein lich. Nicht nur, daß ohne die deutsche Beteiligung die Dis kussion von vornherein unfruchtbar erscheint, die öffent liche Meinung in England erkennt auch an, daß die Ab lehnung der Diskussion vom deutschen Standpunkt aus be greiflich und berechtigt ist. Daher wird die durchaus sach liche und lovale Darlegung des Fürsten Bülow ihre Wirk ung auch auf die englischen Regiernngskreise nicht verfeh len und hoffentlich zu dem Entschlüsse führen, die Frage fallen zu lassen. Der deiUch-amerikauüche Hiidelrmrttii,. Das im Reichviag am heutigen Dienstag zur Bera tung gelangende deutsch-amerikanische Handelsabkommen gewährt in Artikel 1 alle Zollermäßigungen, welche nach Sektion 3 des Dingley-Tarifs einem fremden Lande zu stehen Sie beziehen sich auf Branntwein, Wein und Kunstwerke, in welchen Waren Deutschland eine erhebliche Ausfuhr nach der Union allerdings nicht hat. Artikel 2 behandelt die Aenderungen auf dem Gebiete der Zollver waltung, welche ohne Gesetzesänderung herbeigeführt wer- den können. Danach sollen z. B. die Bestimmungen, wo nach die deutschen Exporteure detaillierte Aufstellungen über die Herstellungskosten, die von ihnen gezahlten Preise, die Bezugsquellen u. s. w. machen müssen, gemildert wer den. Die Entscheidungen der Abschätzungsbeamten sollen in Zukunft nicht mehr ohne, sondern mit Angabe von Gründen den Exporteuren mitgeteilt werden, so daß diese Gelegenheit erhalten, ihren Standpunkt zur Geltung zu bringen u. s. w. Artikel 3 bezieht sich auf die deutschen Gegenkonzessionen. Bei der gegebenen Sachlage konnte nur eine Auswahl unter den Zollsätzen des geltenden Vertrags tarifs in Frage kommen. Ebenso mußte von dec Gewäh rung von Zollbegünstigungen abgesehen werden, deren die Erzeugnisse der Vereinigten Staaten schon jetzt nicht teil haftig und. Es war bei der engeren Auswahl die Ge währung der vertragsmäßigen Zollsätze für die wichtigsten Roherzeugnifse der Land- und Forstwirtschaft unvermeid lich. Die Molereierzeugnisfe wurden jedoch ausgenommen. Bei den Zollsätzen für Judustriecrzeugnisse erstrecken sich die Zugeständnisse hauptsächlich auf Leder, Kautschuk, Pa pier und Glas, sowie den daraus hergestellten Waren. — Die Geltungsdauer deS Abkommens ist auf ein Jahr be messen, mit der Maßgabe, daß, wenn innerhalb dieser Frist ein anderer Vertrag nicht vereinbart werden sollte, das Abkommen mit sechsmonatlicher Kündigung weiter läuft. Die „Voss. Ztg." bemerkt zu dein Aukommen: Im Ganzen trägt das Abkommen offen das Gepräge des Pro visoriums, des Notbehelfs. Es macht den Abschluß end gültiger und umfassender Vereinbarungen nicht überflüssig. Einstweilen genügt es, um einen unheilvollen Zollkrieg zwischen beiden Reichen vorzubeugen, auch einzelnen Schi kanen und Mißständen abzuhelfen. Von diesem Stand- Nim Otters bis Pfingsten in Ober-Italien. Al Ired Friedmann. (Nachdruck verboten.) Reisen im Frühling ist vielleicht das Schönste auf der Welt, nach dem Zuhausebleiben. Tie alte Erde hatte sich diesen Winter so morsch und klapprig gezeigt, daß ich meine Reiseschwingen nicht weit auszubreiten wagte, aus Furcht, auf ihr sterben zu müssen. Und so dauerte es gar nicht lange, da setzte ich den Fnß auf die uoch staubigen, regendürstcnden Hänge der Villa d'Este am Comer See, bei Cernobbio. Hinter dem alten Palast befinden sich allerlei Höh- lengängc, Katakomben mit Aschenurnen, Grabtempelchen; da stieg ich herum und las — für einen, der nicht sterben will — eine italienische Inschrift, die auf Deutsch besagt: Völker und Reiche zerfallen, nur dem Meuschen scheint das Sterben unangenehm zu sein. Aber schon am zweiten oder dritten Tag kamen Bü schel von Himmelsschlüsseln goldgelb aus dem alten ita lienischen Boden. Sie glichen kleinen Schalmeien, Trom peten, Tuben, die ein MendelssohnscheS Frühlingslied zu schmettern schienen. Ganze Buketts von Veilchen folgten mit süßem Duft. An den Roßkastanien taten sich klebrige, kleine Eier auf, ebenso am Oleander und Rhododendron, und bald stand all das zwischen Weißen und roten Kamelien in glühender Entfaltung. Die Villa b'Este ist heute ein vortreffliches Hotel. Sie liegt dem Orte Blevio gegenüber; man sieht bis Torno und fast um die Ecke — wären ein paar Pinien und Oli ven nicht — bis Como, dem einen See-Ende des alten La- rius. Man sieht auch die Villa Pliniana, nach dem alten römischen Gcschichts- und Naturforscher so genannt. Ein Brief von ihm ist dort an die Wand gemalt. Er erzählt von einer heiligen Quelle, die dreimal am Tage Ebbe und Flut aufwies. Das kontrollierte der alte Heide früh stückend; er legte seinen Ring auf einen Felsen und sah ihn binnen kurzem dreimal ngß-und wieder trocken werden. Der Hotelwirt stellte uns einen Benzinmotor zur Verfügung, der uns über die bald glatten, bald wildauf- rauschendeu Fluten des Larins dahin und dorthin führte. Ueberall an den Felsschroffen kleben kleine Orte, wie echt italienische Raubnester in Umbrien, oder nm Rom; Rauch steigt wie ein Gebet müder Seelen aus Meilern und Feu ern; Kirchenglocken der alten Campaniles hören wir klin gen, sehen wir schwingen. „Die Silberwolken, die an, Himmel stehen, sie liegen auch im Wasser drunten" — so fing ich ein Gedicht an, aber mir fielen keine Reime ans „stehen" und „drunten" ein; so ließ ich's sein und dabei bewenden. Herrlich sind die Ausflüge nach der Villa Carlotta. Tort steht die aus tauseird Kopien weltbekannte Gruppe der Psyche und des auf sie zufliegendenAmors, sowie Thor- waldsenS Alexanderzug mit seinen verzeichneten Pferden, dem Parthenonsries schlecht nachempfunden, und dort grüßt Canovas kühle Glätte. Wir denken an Moritz von Schwind und Cornelius und den raschen Wechsel der ewig alt und jung werdenden Mode, die es den Veilchen und Primeln nachtut. Bellaggio liegt wuuderschöu unter seiner waldigen Villa Serbeloni; die Villa Melzi grüßt herüber, und viele ungenannte Villen schließen staubige Schätze an alten Ma joliken, Truhen und Renaissancemöbeln ein. Eine alte luftige Stadt ist Como mit ihrem Tom. Eine der interessantesten oberitalienischen Kirchen, wie im mer im gotischen Anfang und Renaissance-Ausbau. Er ent hält schöne Bilder von Gaudenzio Ferrari und B. Luini und einen dem Donatello zugeschriebenen marmornen San Sebastian, dessen Gesichtsausdruck der verkörperte Schmerz ist. Von Burnate, der Drahtseilbahn aus, sieht man drei viereckige Türme, einen nut vier Stockwerken von Arkaden, die einst Bollwerke waren, und, gerade, an die schiefe Carifenda Bolognas erinnern. Der ganz alte ro manische Dom hat prachtvolle Runenreliefs an den Altä ren. Eine Statue Voltas erinnert uns, daß hier ein gro ßer Erfinder geboren wurde! Die Villa d'Este selbst ist ein mittelalterlicher Pa last. Kardinal Gallio aus Cernobbio ließ ihn 1668 nach Zeichnungen von Pelegrini au- Cernobbio errichten. Der Duca di Vito, Erbe Ptolomeo, überließ die Besitzung 1749 den Jesuiten, die dort ihre Messen lasen und bis 1769 ver weilten. Dann wurde der Prachtbau dem Grafen Marc Odaleschi bis 1778 vermietet. Er ging dann an General Marliani, den Marchese Calderara über, nnd 1815 kaufte ihn die Prinzessin Charlotte vou Wales. Sie hielt glän zenden Hof, änderte, brach ab, erweiterte. Eine breite Straße wurde angelegt, wo früher ein für Pferde nicht gangbarer Weg war; man gelangte eben damals nur zu Wasser an den säulenschimmernden Palast. Nun sind die Basreliefs, die Büsten griechischer Weltweifen verschwun den. Aber ein Muschelportal gemahnt noch an Rokoko- Zeiten, wie die in Bamberg oder Bayreuth, wo Jean Paul in der Eremitage dichtete. Hoch oben wirft ein Herkules nach Canova den Licas voll Wut in ein Bassin, das rechts und links 13 kleinere Bassins begleiten; eine Fontaine wandelt da plätschernd hinab und singt von Zeiten, die vergangen! In den hohen Säulen aber sind Bilder my thologischen Stoffes nach David, Statuen von Canova, und ein gelbseidener Napoleonsaal mit eingestickten N's plaudert von Macht und Größe. Jetzt speisen dort die Dienerschaften, wo einst, den Ueberlieferungen gemäß, der große Korse geschlafen, oder — schlaflose Nächte verbrachte. Von Como erreicht man in IV2 Stunden Mailand, das uns, weil schon zu bekannt, diesmal nicht fesselte. Da für lockte uns Padua, die Stadt des heiligen Antonius, und sogleich begann die Ttadtwanderung. Ein mächtiges Gewitter, wie es auch den Comer See eines Abends in eine blitzdurchfurchte Nacht cingehüllt, zog fernabgrollend ge gen den blauen Gardasee. Ein Teil des Himmels über Padua war ganz blau, die wolkenschwangere Ferne mit ih ren Entladungen aber sandte Farben über die wundersam stillen Kirchen, Bauten, Plätze der alten Universitätsstadt, die einfach so unsagbar wie unmalbar waren! Seltsames Grün, mit Blau und Violett gemischt, kletterte an den Fassaden der Schatzkästlein der Piazza d'Erbe herum; Häuser, genau wie solche am Canal Grande, schienen leben dig zu werden und aufzuflammen aus ihrem Jahrhundert schlaf. Auf die Marmorreliefs in San Antonio fiel noch mals ein Abglanz vom Himmel; die Arena mit den Fres ken Giostos schien ein Stück lebendigen Sebens aus der