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MM 74 - mm D««d« «r SOS. Nr. 20 chmtttagS. r » >4 s 4< Die Wshle» >«d das Aaslaud. In seiner Rede über die Reichstagswahlen hat Fürst Bülow zweierlei mit besonderem Nachdruck betont: Die Herbeiführung einer von der Zcntrumspartei und der So zialdemokratie unbeeinflußten nationalen Reichstags mehrheit, welche in den großen Fragen, die die Ehre und Würde des Reiches betreffen, nicht versagt, und die Rück sichtnahme auf die Anschauung des Auslandes über die in nerpolitischen deutschen Zustände, die durch ein unerfreu liches Wahlergebnis herbeigeführt werden tvürden. Der Reichskanzler kann in Fragen der auswärtigen Politik ganz gewiß nicht als ein Schwarzseher betrachtet werden, man hat im Gegenteil immer gemeint, er äußere sich zu rosig; wenn er also heute seinen Ton ändert, so kann man nicht behaupten, es habe sich bei ihm um einen Versuch ge tändelt, in letzter Stunde die Wähler durch Graulich machen zu beeinflussen. Wer Franzosen und Engländer und andere liebe Leute, die leicht die Besonnenheit verlie ren, wenn auf Deutschland die Rede kommt, kennt, der muß zugeben, daß dort jedesmal ein vergnügtes Jauchzen Neikße Eniziijsr. Dem im Herbste zusammentretenden sächsischen Land tage wird eine Regierungsvorlage über Aufbesserung der Bezüge der unteren und mittleren Beamten zugehen. Durch einen Depeschcnwechsel zwischen London und Washington sucht man dem Zwischenfall von Kingston jede Schärfe zu nehmen. In Madrid ist cs wegen Brottcuerung zu großen Ruhestörungen gekommen. E Herz uni, Mund zu -Et» s'ch mittag nur dem 8»,off. na» dtmÄe"^"7 Eri»utt»gru » Mmls. Bon Georn Paulsen. (Nachdruck verboten.) Kommenden Sonntag feiert unser Kaiser seinen 48. Geburtstag. Im nächsten Jahre, wenn der Rosenmonat iüs Land zieht, werden bereits zwanzig Jahre verflossen sein, daß er auf dem Throne seines Herrscheramtes waltet. Heuer werden zwanzig Jahre verstrichen sein am 22. März daß Kaiser Wilhelm I. zum letzten Male seinen Geburts tag feierte. Der alte Kaiser, den nun schon eine ganze in zwischen herangewachsene junge Generation nichts mehr von Angesicht zu Angesicht gekannt hat, stand damals mit seinen beiden ältesten Urenkeln, blonden Knahen, am histo rischen Eckfenster seines Arbeitszimmers in dem.einfachen Palais Unter den Linden in Berlin, und die Kinder war fen der huldigenden Volksmenge Kußhände zu. Von den beiden Knaben ist der älteste, der deutsche Kronprinz Wil helm, fsitJetztem Sommer selbst bereits glücklicher Vater deS strammen Jungen, de^ nach menschlichem Ermessen einmal. Wilhelm IV., höutscher Kaiser und König von Preußen, heißen rpixd. ' 7 ' ' " - Diese letzte Geburtstagsfeier deS alten Kaisers stand aber bereits unter'einem trüben Schatten tiefer Sorge. Sie galp nicht dein VamolS neunzigjährigen Kaiser, von dem haS deutsche Volk fest und zuversichtlich hoffte» er werde einer angeblichen Prophezeiung gemäß hundert Jahve alt werdet sondern dein hochverehrten deutschen Kronprinzen, dem nachmaligen FrühlingSkaiser Friedrich. Zwanzig Jahre sind es her, daß sich die ersten Anzeichen jenes tückischen Leidens geltend machten, dem der edle Herr im Juni 1888 erlag. Es war jene Zeit, in der auch der unerquickliche Disput d^r Chirurgen anhob, ob die Krank heit heilbar sei.- Der berühmte Berliner Professor Dr. Bergmann vertrat die Anschauung, daß bei einer soforti gen Operation, die zwar gefährlich war, aber doch alle AuSsÄ für ein Gelingen bot, eine Heilung erfolgen könne, der zur Beratung herbeigerufene englische Arzt Dr. Mackenzie stellte dagegen die Notwendigkeit einer soforti gen Operation, wie einer Operation überhaupt in Abrede. Der alte Kaiser war tief bewegt, er war damit einverstan den, daß sein Sohn sich für ein Abwarten aussprach, gegen das auch die deutschen Aerzte nichts einzuwenden hatten. Aber auf der langen Reise, die der deutsche Kronprinz in der Begleitung des Dr. Mackenzie antrat, ward dann der letzte günstige Moment für einen chirurgischen Eingriff übersehen, und die traurige, allbekannte Zeit von San Remo folgte. . . . ' ' Die letzte Geburtstagsfeier deS asten Kaisers war gewis- sermaßen auch ein Strich unter die alte Zeit; das war ein patriarchalisch - gemütliches Familienfest beinahe, in dem die Gestalt des ehrwürdigen Monarchen wirklich im vollsten Sinne deS Wortes im Mittelpunkt des Tages stand, DaS konnte so nicht bleiben, in dem brausenden Weltstadtverkehi^der modernen Zeit mußte sich alles von scM ändern, aber schön war eS doch. Damals konnte alle r U M '2'8 M"8» «1S8 ömttavlw Vallc SN äis Riskluena traten, um ru dswoirsn, äs»8 äaa llsivkoa Lima unä ünIsimn auek äss Linralnan kkra i8t. <s s » Welt dem greisen Herrn seinen Gruß unmittelbar zch» beln, die Menschenmenge vor dem Palais gehörte gewis sermaßen mit zu dem GeburtstagSgästen, denen keine notwendige polizeiliche Absperrung den Platz streitig machte. Heute verschwindet die ganze feierliche Gratulm« tions-Gala hinter den Mauern deS alten Kaiserschlosses der Spree, und auch nur Wenigen ^ist eS verhälttliSmähiG er sich mittags auS dem Schlosse nach dem nahen Zeug hause zur Parole-Ausgabe begibt. Aber das ist nun ein mal nicht zu ändern, unvermeidlich ist eine Absperrung, denn unmöglich ist eS, für die heutigen BolkSmassen der Millionenstadt bei einer solchen Gelegenheit ungehemm ten freien Verkehr zu lassen. DaS würde ein Wirrwarr ohne Grenzen werden. . Kaiser Friedrich hat als Kaiser keinen Geburtstag gefeiert. Kaiser Wilhelm II. liebte eS in den ersten ren seiner Regierung, auch die Bevölkerung zu überraschen. Vom 27. Januar datieren sich die kaiserlichen Erlasse über die Errichtung der Standbilder in he^ Berliner CiegeS- allee, wo heute alle brandenburgischen Herrscher und Kö nige von Preußen auf den Beschauer herabsehen, über die. Aussetzung von Preisen für künstlerischen mch sportlichen Wettbewerb, und vor allem über die Schaffung deS Wett- gesannes der deutschen Mannerchöre. Seit mehreren Iah- rcn Jahren ruhten diese kaiserlichen Überraschungen; vielleicht kommen sie noch einmal wieder. em»«-, cMia ».««,» -nck ». . 0'"" cv««n UN<I SÜOI-U. «" «nö E Donnerstag, den 24. Januar 1907 durch das lseflprei . ... schauungen bringen, wenn sie gleich nicht wagen, den < deutschfeindlichen Agitatoren mit der erforderlichen Ener gie entgegenzutreten. Nun könnte Jemand sagen, was kümmern unS solche ausländische Preß- und andere Hetze*, reien, wenn die Haltung der Regierungen -eine korrekte bleibt? Zu fürchten brauchen wir diesen Spektakel ganz gewiß nicht, aber wie lästig er für die allgemeinen Bezieh ungen werden kann, daS haben wir schon in EnalaNd ge sehen. Im letzten Frühling waren die deutschen Zeitungs Vertreter drüben in London zu Gast, und allgemein hieß eS: „Jetzt wirds besser!" Aber wenn wir heute die wirklich eingetretene tatsächliche Besserung feststellen wollten, wir würden uns sehr bescheiden zeigen müssen. Und auch auf das letzte bischen könnten wir am Ende zu verzichten ha- ben, wenn den deutschen verbündeten Regierungen Hei den Wahlen eins „auSgewifcht" würde. Dann würde es höh nisch in den fremden Zeitungen heißen, nun sieht ja alle, Welt, wie es In dem vielgerühmten Deutschland steht; die Deutschen selbst sind mit ihren eigenen Verhältnissen nicht Der Reichskanzler hat wohl— nicht zu viel gehofft. reich bei der großen Menge weit weniger grassieren, als es noch der Fall ist, wenn man nicht falsche oder schiefe An-, , . , schauungen über unS hätte. Und auch die Engländer sehen Zufrieden! auf uns noch mit einer ziemlichen Portion Dünkel herab. Der Reichskanzler hat wohl nicht zu viel gehoffte sonst hätte vor einem Jahre der Zivillord der Marine, wenn er meinte, sein Wunsch auf Wahrung von Efste «ch Herr Lee, nicht seine berüchtigte Rede halten können, nach Würde des Reiches würde erfüllt werden. Nicht all^u . der bei einem Kriegsausbruch die deutsche Flotte im Nu besser situierte Deutsche kennen bereits die Zustände «G 2 überwältigt und eine englische Armee von hunderttausend die Stimmungen im Ausland, auch viele deutsche mtekk- Mann in Schleswig-Holstein auSgeschifft sein würde. Geht gente Gewerbegehilfen und Arbeiter haben draußen ffth — —: .. 69. Jahr«. entsteh«, wenn für uns ein großer Kladderadotsch in n-cht M^Hr-g-n^nm kstiM-olen. ,n serner Zeit prophezei, wird Di- Paris-- WmU wachsen eben jene °^-hrt^ sr"'dm bringen mit Vorliebe aus den ReichstagSreden dl 1 9 , phantastisch-übertriebenen Zuk f Hof , . Aeußerungen, durch welche unsere inneren den Bülow hat, was wohl zu beachten auf das abfälligste kritisiert und in Grund und I q^lpminaen nicht von den fremden Regierungen, A hinein schlecht gemacht werden, und ihre Leser nehm Dar gu 6 Auslandes gesprochen. Die Regier» allez sür bare Münze. Die Revanchelust wurde m F -k 1 pon^d Machchond de« Reiche« zu brauchen eine« Besseren darüber I alle einsichtigen Engländer und Franzofen ian«' «MMM» , I durch das Geschrei ihrer Landsleute nicht zu falfchyl..»^» Mo e!» Muw 1