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fteühe, sobald sie sich den Schlaf aus den Augen gerieben, raumes zu öffneu. Sie drängten daher alle nach der ent- chätten. Der Montag Morgen Ham,-aber Schüler kamen > fernten Ecke dsS Saales, wo sie, übereinander g c - Seine. Das fängt schon gn, dachte ich. Ich wartete und wartete. Es wurde tt) Uhr. Endlich erschienen sic feier lich alle »miteinander in Begleitung eines Soldaten, alle frisch gewaschen und zum größten Teile glatt rasiert, so sauber, t»ß jedem Militärinstruktor das Herz im Leibe ge lacht hätte, Ich führte sic in das yeue Schulhaus, wies je dem seinen Platz an und schrieb ihre Rainen auf. Tann gab ich ihnen noch einige Ermahnungen über den Schul besuch und entließ sie. Das war der erste Schultag in Bamum, Montag dem 25. Jmli IVOS, Seither wird nun regelmäßig jeden Tag fleißig Schule gehalten. Die erste halbe.Stunde von 8—8V» Uhr wird geturnt, damit die kleinen Schlingel sich an stramme Haltung und Zucht gewöhnen. Dann werden Leseübungen an der Wandtafel gemacht. Die Schüler haben ihre Schie fertafeln, die zwar schon bestellt sind, aber noch nicht an- -gekommen, bereits bezahlt, jeder mit 300 Kaurimuscheln, dem in Bamum üblichen Geld. Im Singen haben wir bereits die Tonleiter erstiegen ohne zu stolpern und von der Melodie: „Großer Gott wir loben dich" die erste Zeile eingeübt. Es hat furchtbar schwer gehalten, bis die Stim men und Ohren sich an etwas Musik gewöhnt hatten. Auch einige biblische Geschichten habe ich ihnen schon erzählt. Meine Ermahnungen zu regelmäßigem Schulbesuch nahmen sic sich so zu Herzen, daß eines Tages einer seinen die Freie zu gewinnen. Ein Mädchen wogte den Sprung dprch r«e! Vie Flammen ich- kam mit brennenden Aschdern auf -dem des Hofe an; ihr Zustand ist hoffnungslos. Die von dem rä chst» pid um sich greifenden Muer- bedrohten Arbeiter vermoch- r morgens, ton auch nicht, die großen vergitterten Fechter deS Stanz- türmt, n i e d e r s a n k c n. Ein großer Aschehaufen, aus welchem nur noch die stärksten Schenketknochen und die Schädel der Unglücklichen zu erkennen waren, bezeichnete den Platz, wo 21 junge Menschen, 15 Mädchen und ll junge Männer im Alter von 15 bis 18 Jah ren, ihrcnTod gefunden haben. Durch die Tür konnte Niemand gerettet werden. Aus einem gegenüberliegen den Raume, der von dem Stanzraum durch einen Korridor getrennt ist, wurde durch Einschlagen vergitterter Fenster und Kreuzstücke dieRettung von stchs jungen Arbeitern und Arbeiterinnen ermöglicht. Auch in diesem Saale, aus Pack- und Zählraum bestehend, hatte das Feuer mit rasen der Schnelligkeit um sich gegriffen. Die durch die Fenster gitter gewaltsam hindurch gezogenen Mädchen und Knaben haben bei ihrer Rettung am ganzen Körper Verletzungen erlitten. Der Leiter der Fabrik, Umbrecht aus Geispols heim, befand sich beim Ausbruch des Brandes noch nicht in der Fabrik. Er hatte zwei Aufseher namens Dürr und Schahl bestellt, die jetzt einem gerichtlichen Verhör wegen der Verantwortungsfrage unterzogen werden. An der Brandstätte spielten sich herzzerreißende Szenen unter den ihrer Kinder beraubten Eltern ab. Der Materialschaden, der durch Versicherung gedeckt ist, beziffert sich auf 35 000 Mark. — Wie von anderer Seite gemeldet wird, ist der Brand durch eine Ofenerplosion entstanden. antworteten ale ftnfttmmia? Amr« Ja! Etwas abseits' tür des LWlHrquHi« stehende AbfaMste mit Tellpbaid- sah ich noch eine Reihe anderer Bürschlein stehen. Auf stLcke«, rmdsrfort wurde eine große Flamme vor dir Tür meine Frage, was denn mit jenen sei, sagte der König, sie gefegt. Von den Arbeitern und Arbeiterinnen, die sich in möchten auch m die Schule ausgenommen werden, er hätte dem Stanzoaum befanden, gelang es nur wLnigen, das ihnen aber bereits erklärt, sie kämen erst später an Reihe. Den AuserN'ählten sagte ich, die Schule beginne erst am übernächsten Tage, da Morgen der Ruhetag des Hofnarr; ihr Weißen Mannes fei, Hw man Hine Schule Lai morgen dagegen sollten sie kommeu, und Fvc älteren Bruder als Stellvertreter schickte, weil er krank heitshalber nicht selber kommen konnte. Der liebenswür dige Vertreter hatte sich stillschweigend an seines Bruders Platz gesetzt und beim Ablesen, als er besten Namen hörte, kräftig „hier" gerufen. Im ganzen bin ich mit meinen ersten Bamum-Schü- lern zufrieden. Nur einem mußte ich wegen ausgezeichne ter Dummheit wieder die goldene Freiheit schenken, was er mir gewiß nicht übel genommen hat. B« R«h »0 Feri. Ein furchtbares Brandunglütk hat sich, wie aus Straßburg gemeldet wird, gestern vor mittags gegen 6 Uhr in Geispolsheim, einem an der Bahn- Fulda, 11. Ian. Ter 10jährige Schulknabc Beck aus Schildeck, welcher am Weihnachtsabend auf dem Wege nach Gerade sich im Schnee verlaufen hatte und nicht mehr zurückgekehrt war, wurde jetzt durch zwei Burschen auf der Platzer Kuppe tot aufgefunden. Er hat vermutlich den Tod durch Erfrieren gefunden. Zeitz, 11. Jan. Im Hofe des hiesigen kgl. Stifts- gpmnasiums ereignete sich heute abend ein entsetzlicher Un glücksfall. Einige Schüler hatten sich mit Verstcckspiclcn vergnügt, als plötzlich einer von ihnen verschwunden war. Er war in die offenstehendc Abortsgrubc gefallen und hatte dort einen schrecklichen Tod gefunden. Die Grube war vor einigen Tagen geleert und nicht wieder zugedcckt worden. Der unglückliche Schüler ist der lOjähriae Sohn des Gutsbesitzers Tille aus Dobergast. strecke nach Basel gelegenem, etwa 15 Kilometer von Straß burg entfernten Flecken, zugctragcn. In der Oesenfabrik von Hubert u. Comp., einem nur etwa 150 qm. großen Komplex, welcher einer englischen Firma in London ge hört, entstand auf bisher noch unaufgeklärte Weise Feuer. Ein Teil der Arbeiter und Arbeiterinnen, alle jugendlichen Alters, hatten vor der Stanzmaschine bereits ihren Platz eingenommen. Ein kleiner Teil befand sich noch im Haus- ggnge. Das Feuer, anscheinend aus den, Ofen heraus kommend, erreichte sofort eine an der einzigen Ausgangs- Neuhausbei Sonneberg, 11. Jan, Vom Fördcr- torbc gefaßt und auf der Stelle getötet wurde auf Zeche „Sophie" der Freiherr!, v. Swaineschen Bergwerke der am Förderschachte bedienstete Anschläger. Er hatte verab säumt, rechtzeitig das Signal „Halt" zu geben. Den Ma schinisten, der die Förderung leitete, trifft keine Schuld. Der Getötete hinterläßt eine Frau und sieben noch unmün dige Kinder. Zellerfeld (Harz), 11. Jan. Auf dem Rück wege vom Johanneser Kurhause wurde gestern in früher Mvrgenstundc ettr hiesiger Bäckerlehrling von droi^polm- scheu Arbeitern überfallen, seiner Barschaft beraubt und schwer verletzt. .. Berlin, sl. Jan. Die Aussperrung der Berliner Automobildroschkenführer ist am Donnerstag in Kraft ge treten. Von den-streikenden Wagenführern Hatz kein ein ziger den von den Unternehmern auf Mittag 12 Uhr fest gesetzten Schlußtermin zur Wiederaufnahme der Arbeit be nutzt, so daß nunmehr der Beschluß des Arbeitgeberver bandes Geltung hat, daß.bis zum 1. Juli keiner der am Ausstand Beteiligten in Arbeit genommen wird. Von der Aussperrung werden rund 700 Führer betroffen. Köln, 11. Jan. Tie hiesige Strafkammer verur teilte den Bäcker Wershove, der bei Zubereitung von Ber liner Pfannkuchen die Pfeife rauchte und in das siedende Ocl für die Kuchen spie, zu 200 Mark Geldstrafe. Der Angeklagte erklärte, er habe dadurch immer fcstgestellt, ob das Ocl den nötigen Siedegrad besitze. Eine saubere Prü fung!! - Rothi. d. Rhön, 11. Ian. Ein Großfeuer äscherte 7 vollgefüllte Scheunen und 5 Firste ein. Es liegt ver mutlich Brandstiftung vor. Koblenz, 11. Jan. Auf der Strecke Koblcnz- Bovpard erfolgte nachmittags ein großer Berg rut s ch in der Nähe von Capellen. Ta weitere Rutschun gen eintrcten können, sind ausgedehnte Sperrungen vor genommen worden, um die dicht vorbeiführende Bahnlinie zu schützen. St. Ingbert, 11. Jan. Bei der Darlehnskaste Kleinkarlbach, die 50 Mitglieder, durchweg kleine Leute, zählt, sind Veruntreuungen in Höhe von Ist 000 Mark ver übt worden. Ter Kassierer wurde verhaftet. Budapest, 11. Ian. Ter Minister des Innern hat die internationale Svielbank in Bartfcld aufgelöst und deren Vermögen konfisziert. Brjansk (Rußland), 11. Ian. Ein von hier ab- aclasscner Perionenzug ist in der letzten Nacht von dem hoben Bahndamm herabgestürzt. Tie Zahl der Opfer ist noch nicht ermittelt. (4467 Slutsrmv, b^ervüss vr. XIl>pf«r-SE»- la /wolkakaa. vrog. — zVisssnsebLkrl I,itsr»tur kostsak»«. vr. Volkmar 8I«ps-r, Vro««1ra-bookil11». Lekts llavsns Ligarron vom «lxoooa, «llroktoa 1» rolokor ^vswalil ao dllllxsl^a omptodlea Im v am Haoptdabnkof Hodlo^tr, am Uxl. Sodloas. LtlTnnr katkausplal«. lernst den Mann früh genug kennen, wenn du noch einmal wieder mit ihm zusammen kommen solltest." „Da kommt Mutter," unterbrach ihn Hans Ti.strich, „und nicht wahr, ich darf den Säbel umbehalten? Ich lese jetzt solch eine schöne Geschichte von einem jungen Ritter, der hatte auf sein Schwert geschrieben: „Tapfer und treu" — und ließ es nicht aus der Hand." Bald darauf saß der Graf mit Gerda in ihrem Zimmer. Die Fenster waren weit geöffnet und ließen die abendliche Kühle und den Duft des Gartens herein. Er hatte ihr eine kleine, sehr ähnliche Zeichnung von Kurt zurückgebracht, die sie ihm auf seinen Wunsch gegeben hatte, um für sich das Bildnis kopieren zu lasten. Von dem Heimgegangenen handelte das Gespräch, das sich heute zum erstennurle etwas stockend hinzog. „Wie dankbar würde Ihnen Kurt sein für die an dauernde Treue, mit der Sie sich seiner Hinterbliebenen annshmen," sagte Gerda und sah mit einem herzlichen Blicke zu ihm hinüber. Plettens Herz, das seit Gerdas Eintritt in raschen, Tempo geklopft hatte, begann Sturm zu schlagen. „Sic gehen nicht irre, gnädige Frau, wenn Sic mich als einen treuen Freund anfchen," faßte er in mühsam ver haltener Erregung. „Ja, Sie können mich als den treuesten bezeichnen, den Sie au>f Erden besitzen." „Das weiß ich." Gerda hatte das leise, gedankenver loren gesprochen. Eine Pause entstand. Bang und schwül drückte sie auf Pletten. Im Gar ten schlug die Nachtigall, — sehnsuchtsvoll, sinnverwirrend tzvg der Gesang zu ihm herüber. Er fuhr mit der Hand über die Stirn, — nein — seine Fassung, seine Ueberlcg- ung wollte und durfte er nicht verlieren! „Als solch ein Freund möchte ich mir auch einen Rat Hans Dietrich betreffend erlauben. Er überflügelt Wolf nicht nur in jedem Fache, sondern auch durch seine ganze Persönlichkeit. Das tut nicht gut. Auf der einen Seite wird er durch den weniger begatten Knaben zurückgehalten, und auf der anderen Seite gewöhnt er sich zu sehr ans Herrschen. Es wird heilsam für ihn sein, wenn er nicht mehr lange bei Tottenbcrg bleibt." Vor Gerdas Augen trat jener Tag in Sassenheim, als Tottenbcrg ihr den Knaben abgerungen. Sie schau derte in Gedanken an das verhängnisvolle Papier, das böswillige Menschen noch nach Jahr und Tag benutzen konnten, um die Ehre ihres Lieblings zu beschmutzen und auf den Namen seines Sohnes einen Schatten zu werfen. „Ich bin der Tottenbergschen Familie viel Tank schul dig, — für Hans Dietrich wird doch auf das beste gesorgt," murmelte sie — „ich könnte mich so leicht nicht entschließen, ihn wegzunehmen." „Bald kommt die Zeit, wo das dennoch für den Knaben dringend geboten erscheint," beharrte Pletten voll ruhiger Festigkeit. Gerda sah nicht auf. In ihrem lieblichen Antlitze trat immer schärfer der gequälte Ausdruck hervor, der Plet- tcn so peinlich in Sossenheim berührt hatte. „Es ist zu Hans Dietrichs Bestem." fügte er freund lich hinzu. Tie junge Fran schüttelte den Kopf. „Nein, nein," rief sie in mühsam zurückgehaltener Bewegung, „ich glaube im Gegenteil, es würde ihm schaden, wenn ich ihn wegnehme. O, daß ich mein Liebstes hin geben mußte und nun so allein verantwortlich geblieben bin in jeder Entscheidung, so mutterseelenallein jeden Kampf durchringen muß!" Sie hatte in leidenschaftlichem Schmerze gesprochen und vergrub jetzt ihr tränenüberströmtes Antlitz in den Händen. Pletten stand auf. Es litt ihn nicht länger, so fest gebannt still zu sitzen. DaS Herz tobte zu wild, und zu verführerisch klang das sehnsuchtsvolle Schluchzen der Nach tigall vom Fliederbusche her. Aber warum zögern? War der Schmerz auch noch heiß und tief, der dieses schöne Haupt beugte, er wollte ihrem Entbehren ein Geben ent gegenstellen, dak den ganzen Reichtum seines Herzens über sie ausschüttete, und sein mußte dann auch ihre Liebe wer den. Es war ja auch gar nicht anders denkbar! Er war an sie herangetreten, und ehe er noch wußte, was er tat, hatte er leicht ihren Arm berührt. Sich zu ihr niederbeugend bat er: „Gestatten Sie ihrem treuesten Freunde, Ihnen in jeder Schwierigkeit, in Freud und Leid helfen zu können! Sie sollen nicht mehr allein und unbeschützt mit Ihren Kindern dastehen. Geben Sie mir ein Recht dazu, Ihnen zu jeder Stunde zur Seite bleiben zu dürfen, und ich will Ihnen mein Leben weihen und Ihnen dafür danken bis zum letzten Herzschläge! Gerda, wenn Sie nicht ganz ver sunken gewesen sind in der Welt Ihrer Erinnerungen, dann müssen Sic cs gesehen, gefühlt haben, wie mein gan zes „Ich" Ihnen gehört, und ich keinen anderen Gedanken, kein anderes Verlangen mehr kenne, als Sie mein eigen zu nennen." Gerda hatte bei den Worten das Tuch vom Antlitz genommen und ihn mit erschrockenen Augen angesehen. Jetzt war sie aufgestanden und streckte ihm abwehrend beide Hände entgegen. „Nein, nein, nur das nicht. Sprechen Sie nicht wei ter," flehte sie. Zum crstenmalc blieb er taub für ihre Worte. Wie der Bergstrom, der lange künstlich eingedämmt war, mit elementarer Gewalt die Hindernisse niederreißt und alles überflutet, so rissen jetzt die mächtigen Gefühle den Gra fen fort. Er hatte sich Gerdas widerstrebender Hand be mächtigt- und sie leidenschaftlich geküßt. Auch jetzt gab er sie nicht frei. „Ich will dich auf den Händen tragen, du geliebte Frau, jeden Stein dir aus dem Wege räumen, jeden Sonnenstrahl dir zuführen," flüsterte er in heißer Erreg ung. „Deinen Kindern will ich ein Vater sein mck) für sie sorgen, wie es nur der eigene gekonnte hätte. Nimm mich hin mit allem, was ich bin und habe, und gönne mir das Glück deiner Liebe." Atemlos, mit erblaßten Wangen, hatte Gerda ihm zugehört, vergebens bemüht, ihn zu unterbrechen. Jetzt aber machte sie mit einer entscheidenden Bewegung ihre .Hand frei. (Fortsetzung folgt.)