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Susath t» Cotta, unser« »st«. «r Wwgmqneeff« 2Slasewt, Nr. 222 Sonntag, den 23. September 1906 1 68. Jahrg «edakti»«Sschüch r L Uhr Mitt««-. H» 1908. » der größte der fünf in 'den ddichtbetriebs- nnd 40 Anhängerwa- 160 Schaffner und z- r Feruj-rrcher: «mt Dresden Xr. 80». ber. Diel interessanter für das Publikum sind aber noch die technischen Einrichtungen, die uns in außerordentlich ver ständlicher Weise erläutert und vorgeführt wurden. Auf je dem Bahnhof werden sämtliche Wagen einer täglichen Revi sion unterzogen und zwar hauptsächlich bezüglich der Brems vorrichtungen. Außer diesen täglichen Revisionen finden zweimal im Jahr Hauptreoisionen — etwa 1000 im Jahr — statt, bei denen der Wagenkasten von dem Betriebsunterge stell abgehoben und dann alle einzelnen Teile bis ins kleinste genau geprüft bezw. notwendige Ausbesserungen und Neuer gänzungen vorgenommen werden. Zu diesem Behuf sind auf jedem Bahnhof große Reparaturwerkstätten eingerichtet. Da sieht man Schmiede und Eisendreher am feurigen Ofen, d« ist eine umfangreiche Tischlerei und Stellmacherei; neben- an riecht es nach Terpentin und Lack — dort geben fleißige und geschickte Hände den Straßenbahnwagen ihr geschmack- . . , die Sägen knirschen, in der elektrotechnischen Werkstatt brummen die Motore und knistern die Funken — eine Tätigkeit, von der der Fahrgast, der behaglich die Stadt von West und Ost durch eilt, sich nichts träumen läßt. So sorgen 2 Ingenieure, 16 Werkmeister und etwa 320 Handwerker dafür, daß dem Pu blikum kein Grund zu Klagen gegeben sei. Und ohne Unterbrechung sorgen die Ingenieure dafür, daß ein wichtiges Moment für die Straßenbahnen und ihren Verkehr immer niehr und mehr vervollkommnet werde: die Betriebssicherheit. Sie rasten nicht und wenn wir auch schon unendlich weit auf diesem Gebiete gekommen sind, immer neue Verbesserungen werden erdacht und erprobt. Das Hauptaugenmerk ist naturgemäß auf die Vervollkommnung der Bremseinrichtungen gerichtet. Was uns an Neuerungen und Versuchen hierin vorgeführt wurde, war außerordentlich interessant. Wir haben bei unserer Straßenbahn jetzt drei Schutzvorrichtungen gegen das Ueberfahren von vor den Wa- gen kommenden Personen: das Netz zum Auffangen, die Um schaltung von „Fahrt" auf „Bremse" und die Sandstreunng (die ein Weiterrutschen der Wagen verhindert). Unsere Straßenbahn ist jetzt so weit, eine Erfindung zu besitzen, die alle die drei Schutzvorrichtungen automatisch ohne Eingreifen des Fahrers auslöst, den Taster. Er besteht aus einem Brett, das vorn am Rande der Plattform dicht über dem Erdboden hängt. Stößt dieser Taster an einen auf den Geleisen lie genden Gegenstand, beispielsweise einen menschlichen Kör- 1>er (man denke an ein Kind, das beim Laufen über die Schienen hingefallen), so fällt im selben Augenblick automa tisch das Fangnetz nieder und fängt den Körper auf, der Strom wird aus „Bremse" umgeschaltet und vor den Vorder rädern der Wagen wird ein SandHauren ausgeschüttet. Wir konnten beobachten, daß der Wagen kaum einen Meter wei terrutschte voni Liegeplatz der einen etwa 10jährigen Kna ben darstellenden Puppe aus, die tadellos im Fangnetz lag — alles ohne Einwirkung des Fahrers. Das ist gut, denn nicht Jeder hat die Geistesgegenwart, bei einem solchen Vorkomm, nis die erforderlichen Griffe ungesäumt zu tun, auch fehlt oft die nötige Zeit dazu. Auch neue Bremsen wurden vorg> führt, darunter eine sehr aussichtsvolle Erfindung des Hrn. Ingenieur Martens, eine sog. Bandbremse, bestehend aus einen« einfachen Holzreifen, der sich um die Achse legt. Eben so lehrreich und interessant war der Vortrag des Herrn Oberinspektor Wolf über den Akkumulatorenbetrieb und den Einbau der Batterien in die Wagen. München und Dresden sind die einzigen Städte, die noch Akkumulatoren benutzen, und zwar unfreiwillig, zumal sich der Betrieb um etwa 50 Prozent teurer stellt, als Oberleitungsbetrieb. Da aber beim Passieren unserer Technischen Hochschule durch die Rück leitung des' Stromes vermittels des Erdbodens leicht Stor ungen an den dort aufgestellten 'empfindlichen Apparaten stattfinden würden, sind die Akkumulatoren, deren sich in j§- dem Wogen 200 äußerst subtil von einander isolierte Zellen befinden, noch nicht zu entbehren. Eine neue Erfindung dürfte ihnen, die immerhin nicht ganz ungefährlich sind, b^ ronlmi»«!« vkttSrn. M«ilrdmg VI«1erp»frItr, e»I»I» unck Lsr«d»<!t kochwilr, llieirrn km» unä küklru. . Urera» - ZMtttii unä Nrigrim. Druck und «erlüg: uch d ru cki,,t * »«ach »tz GarKuWirtschaft" * „Are»tz«, - Lifte". und Herman» veyer 2 So., «lasewttz; verantmortl. Redakteur: Wilhelm v. Buttlar, Blasamttz Unsere Straßenbahn. Wie bereits mitgeteilt, fand am Mittwoch nachmittag eine Führung von Mitgliedern der städtischen Körperschaften und der Presse durch den Straßenbahnhof Tolkewitz statt. Dem Rat der Stadt Dresden gebührt unser voller Dank für diese hochinteressanten und lehrreiclien Führungen im allge meinen, und in diesem speziellen Fall vor allen .Dingen den Herren Strnßenbahndirektor Clauß und Oberinspektor Wolf für ihre Mühewaltung und ihre Erklärungen. Es dürfte von allgemeinem Interesse sein, lvas wir dort im Tolkewitzer Bahnhof zu hören und zu sehen bekamen. Der Tolkewitzer Straßenbahnhof, Dresdner Straßenbahnhöse, beherbergt stunden, also nachts, etwa 80 Mvtor- gen. An Fahrpersonal gehören hierzu etwa 15 Aushilfsschaffner (für den Sonntagsdienst), sowie 134 Fahrer. Der Dienst dieses Personals ist in mustergilti- ger Weise geregelt. Jeder ohne Ausnahme hat ans die Mi- nute 10 Stunden Dienst täglich und jeden 7. Tag dienstfrei. Von großem Wert für das Fahrpersonal ist es natürlich, oft schon längere Zeit vorher, zu wissen, auf welche Tage diese dienstfreien 24 Stunden fallen, auch wann der Dienst an die sem oder jenem Tage beginnt und beendet ist. Um diesen berechtigten Wunsch zu erfüllen, ist eine grossartige Einrich tung bei unserer Straßenbahn getroffen. In jedem Bahn hof, in dem geräumigen und wirklich schön ausgestatteten Aufenthaltsranm für vorübergehend dienstfreies Personal be- findet sich eine gewaltige Tafel, die die Dienstpläne enthält, die derart ausgearbeitet sind, daß jeder Schaffner und jeder Fahrer auf Wochen hinaus ganz mühelos seinen Dienstantritt bezw Dienstende und seine Feiertage ablesen kann. Welche Fülle von angestrengter Arbeit in diesen Dienstplänen steckt, vermag der Laie kaum zu erkennen und zu würdigen. Und ebenso praktisch sind die übrigen Einrichtungen im Betriebsgebäude getroffen, beispielsweise die abendliche Ab- gäbe der Tageskasse der Schaffner und die Kontrolle hierü Reiche Enigiißt. r«r auhkiori«ntlich« LoiwtLg Les Herzogtums Bnwu- schweig ist am Freitag eröffnet worden. Aus der Königs. Münze in München find „ zum Freitag 130000 Mark gestohlen worden. Tie russische Regierung erklärt, allen finanziellen Schwierigkeiten begegnen zu können. Die Türkei trifft weitere militärische Maßnahmen gegen Bulgarien. Der marokkanische Kronprätendent Raifuli ist unter Vergiftungserschemungen erkrankt. Nordamerikanern so recht als Anlaß paßte, reiche ^»nsel zu annektieren, soll nun, um dies Ereignis zu oe^ Wcheischai. Mit unseren inneren Angelegenheiten steht es noch ruhig, auch Ser Koloniallärm ist verstummt, seitdem Exzellenz Dern- burg die Leitung der Kolonialverwaltung übernommen hat und vom Kaiser in Breslau in langer persönlicher Audienz empfangen worden ist. Man wartet nun ab, was kommen wird, und das kann sich ja deutlicher erst zeigen, wenn 'der Reichstag wieder seine Arbeiten ausgenommen hat. Jeden falls kann keine Rode davor« sein, daß wir die Kolonial-Flinke nun mutlos ins Korn werfen müßten, weil etu-as nicht g> stimmt hat! Die durch den Tod des Prinzen Albrecht von Preußen erforderlich gewordene Neuregelung der bisher von dem Verstorbenen verwalteten Regentschaft in Braunschrveig wird nach allgemeiner Errvartung im besten Interesse des Reiches erledigt werden, wir dürfen gewiß sein, daß nichts außer Acht gelassen wird, worauf es ankommt. Unser Kai ser hat sich zu seinem gewohnten herbstlichen Jagdaufenthalt nach seinem weltenfernen ostpreußischen Jagdhause Nomin- ten begeben, nachdem er mit der Kaiserin der goldenen Hoch zeitsfeier seines Oheims und seiner Tante, des greisen badi schen GrotzherzogSpaares, beigewohnt hatte. Dem um das Reich hochverdienten badischen Fürsten, -den« Schwiegersohn Kaiser Wilhelms I. und Schwager Kaiser Friedrichs, sind aus dem ganzer« Reiäre die herzlichsten Wünsche öargebracht, und nicht minder 'dem Herzog Georg von Sachsen-Meiningen, der -dem Großherzog von Baden im Charakter so ähnlich ist, zu seinem 10jährigen Regierungs-Jubiläum. Seinen 80. Ge burtstag feierte der Herzog von Sachsen-Altenburg. Fürst Bülow, der deutsche Reichskanzler, verweilt mit seiner Ge- mahlin noch für einige Woäjen in der schönen Taunusstadt .Hornburg, rvo der Kaiser seinem, ersten Minister das dortige Schloß zur Verfügung gestellt hat. Hier in Homburg er hielt Bernhard von Bülow auch vor sechs Jahren seine Er nennung zum Kanzler an Stelle 'des wegen seines hohen Al ters zurückgetretenen Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst. 'In der lombardischer« Hauptstadt Mailand tagt wieder einrnal einer von jenen Welt-Friedens-Kongressen, der die Kriege theoretisch beseitigen will und Heuer besonders für die Äbrüstung zur Verwirklichung der Erleichterung -der Militär- lasten eintritt. Wer sollte im Prinzip nicht dasselbe wün schen? Aber Niemand, der offene Augen und Ohren hat, wird dych verkennen, daß Theorie und Praxis sich nicht alle Male einiger«, so auch hier nicht. Kein Staat in Europa sitzt io, wie Deutschland, zwischen „Baum und Borke", und bis heute haben sich die Franzosen, wie allbekannt, noch nicht ein mal «dazu bequemen können, offen und ehrlich einzugestehen, daß Elsaß-Lothringen deutsch sind. Und was in Rußland alles möglich «verden kann, wissen wir heute noch nicht! Uns sollen einmal andere mit den Abrüstungen vorangehen, dann können wir desgleichen tuen; aber die Andren werden sich hüten, und selbst das seegewaltige England,.besinnt sich wohl weislich, von -er Theorie zur Praxis überzugehen, ^er Präsident der französischen Republik, Herr Jallibres, nahm bei seinem Besuä>e er französischen Kolonialansstellung rr« Parade über die dort vor Anker liegenden -. .^S'chtffe ab, unter Lenen sich auch englische, spanische und i hefauden. Daraus ist die sensationell« Meldung si>llte ein westeuropäischer Vierbund eingefädelt einstweilen hats mit den Bündnisgründungen ^lne große Eile, alle diese vier europäischen Weltmächte Tpezwl sorgen auf innerem Gebiet. In Jrank- Hroht der Kirchenstreit sehr ernst zu werden, die Bischöfe Widerstand gegen die Trennung von Staat und Kirche angekündigt, in Spanien zeigen sich Anzeichen »euen Karlisten-Aufstandes, und auch England und haben ihr« eigenen Angelegenheiten zu vertreten. Es «rucht eben überall «in bischen! Der Aufstand auf der Insel verche Insel zu annektieren, soll nun, um dies g.. hindern, von'dem Kubanern „ausgepustet" werden. Die Ha««- .. aber wohl doch schon eine Handhabe finden, das« volles Ausleben, die Schmiedehämmer dröhnen, KubaLSeichäft zu nwchen. Aus den« russischen Wirrwarr geht so viel ganz nnzlvei- deutig hervor, daß an der obersten Stelle des Reiches eine an dauernde, bedauerliche Unentschlossenheit besteht. Der Zar! hat eine Erholungsreise zur See unternommen, die ihm ja Niemand verdenken wird, die aber wegen ihrer Plötzlichkeit entschieden keinen guten Eindruck gemacht und zn allerlei Mutmaßungen veranlaßt hat. Es fehlt an ernsten Reform- Maßnahmen im «Zarenreiche, und so ist es kein Wunder, wenn die bestehende Zerklüftung unausgesetzt Fortschritte macht. Der plötzliche Tod des einflußreichen Palast-Gouverneurs Trepow scheint an der zuletzt befolgten Gewaltpolitik nichts ändern zu wollen, die in gewissem Maße gegen die Anarchisten auch nötig ist. -Daneben sollte aber auch den guten Elemen ten etwas Rechtes geboten werden, nicht immer Steine statt Brot! ft* M ftoe. rlMI slaumr« «GI lack ««I 1.— -.80 480 3- 1.40 -.80 3- 2.- —.E» 3 — 1.- 3V0 I.- 8 — 10.- 1.80 8 — 4- 1.30 1.— 2 50 «.SO 3.30 S.- 5.— >2- —. — — E» 7.- 3.- H ISO 1.80 r.io 1 SO I — M —.— U —— M —.— —- W — - W -.22 - «s U -.15 , I — . — -- —M. 2 50 2.20 I 3.- 3.- L 4.50 4.50 ft 2.80 1 so I 3.- 280 I — — — W »»». — —» W —.— M —'— M eise »chfte «ed. ri,«k lark Mack -.08 -.0? -.10 -.01 -.35 -.35 x -.SO -.85 k — — — L — — -.25 -25 — —I 1.00 1.35 I 1.S0 1.20 I 1.15 1 10 > -.18 -.18 I -.08 -.08 i -.80 -40 I -.18 15 I 1.20 1.20 W -.SO - 40 I -.30 -15 I -.30 -.18 D -12 -12 I -.25 -.20 -.05 - 05 I -.04 -.04 -.70 - SO D 1.40 -.SO 1 -.40 -.35 K -2« -.22 -.VO l.ZO 1.20 ! .10 -.o» V — i.- -.»5 —I.. 1.50 1.40 I -.25 -25 I -.70 -.40 I r.50 1.80 1.50 3.30 -.22 -.20 k -.24 -.18 .20 -.20 -.40 -.20 .24 -.20 k .30 -.20 L -.28 -.25 r -.24 -.20 I -.40 -.34 I -.40 -.15 8 fg Psg. — 13 13 1» 12 -E — — Uq 14, 14 13, 13 1»F 12 ir 10