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WWWD^UWWWWWWWWWWWWWWWWWW Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse. nur um einen vereinzelten Mißgriff oder um Ungeschick handeln. -s- Strafbestimmungen gegen die Stö« rung der internationalen Beziehungen durch falsche Zeitungsnachrichten fovdert der Straßburger Univer- sttätsprofessor van Ealker in der „Dtsch. Juristen-Ztg.". Er nimmt dabei auf die Marokko-Angelegenheit Bezug. In diesem Falle sind doch aber wohl von der ausländischen Presse mehr unwahre und beunruhigende Nachrichten als von der deutschen verbreitet worden. Der Vorschlag findet vielfachen Widerspruch, schon weil die Sache schwer zu regeln ist und weil Kautschukbestimmungen vorausgesehen werden. -t- Aus dem Ruhrgebiet wird gemeldet, daß der Bergbauverein (Gemeinschaft der Grubenbesitzer) auf die Eingabe der Siebenerkommission um Erhöhung der Löhne der Bergarbeiter geantwortet hat, er könne mit der Kom mission nicht in Verbindung treten, da er in ihr die Vertre tung der Ruhrbergleute nicht erblicken könne. Jede Zechen- Verwaltung müsse selbständig die Schichtlöhne und Arbeits- leistung mit den einzelnen Kameradschaften und Arbeitern abschließen. Ungar«. -s- Budapest, 7. März. Tas Mitglied der neuen Partei, Eoetvoes, meldete seinen Austritt aus dem lei- tenden Ausschüsse der Koalition an. Der Austritt Baron Banffys wird allgemein als erster Schritt zur Sprengung der Koalition bezeichnet und als günstig für die weitere Gestal tung der Zukunft bezeichnet. Viele Blätter, auch oppositio neller Richtung, geben unverhohlen der Meinung Ausdruck, daß die Nation nunmehr zur Ausgleichsbasis von 1867 zurück kehren müsse, nachdem sich die Unabhängigkeitspolitik von 1848 als undurchführbar erwiesen hat. Banffy gilt allgemein als der kommende Mann. Rußland. -l- P e t e r s b u r g, 7. März. Tie Unsicherheit in Ruß' land ist noch immer eine große, trotzdem der Zusammentritt der Reichsduma gesichert ist und am 10. Mai erfolgen wird. In Odessa und Tiflis gab es aufs neue Ladenplünderungen und Bombenattentate, durch die viel Unheil angerichtet wurde, die Täter aber entkamen. In Lodz wurde ein Po- lizeibeamter getötet. Bei Behnen in Kurland verfolgten Dragoner eine Rebellenbande von 8 Mann. Die Spuren führten zu einem Bauernhof, dessen Besitzer heraustrat und erklärte, daß die Bande nicht dort sei. Als aber ein Dra goner das Haus betrat, wurde er laut „Voss. Ztg." sofort durch einen Flintenschuß getötet. Die übrigen Dragoner er öffneten daraufhin ein Gewehrfeuer, töteten alle Revolutio näre und brannten den Bauernhof nieder. — Ein soeben ver- öffentlichtes Gesetz macht den Angehörigen der römisch-katho lischen Kirche in Rußland mancherlei Zugeständnisse. — Dec Donnerstag, d« 8. März ISO«. allgemein verbindlichen Bundesbeschkissen in dem Sinne stel len können, daß ein solche» Begehren dem Gchweizervolk zur Annahme oder Verwerfung vorgelegt werden muß. Solche Jnitiativbegehren sollen zulässig sein in Form einer allge meinen Anregung oder eines ausgearbeiteten Gesetzentwurfs, und die Bundesversammlung soll dem Schweizervolke gleich, zeitig einen Gegenentwurf zur Abstimmung unterbreiten können. Ein verfassungswidriges oder mit den Staatsver- trägen in Widerspruch stehendes Jnitiativbegehren soll die Bundesversammlung befugt sein, von sich aus zurückzuweisen, ohne ihm weitere Folge zu geben. Frankreich. -i- Pa r i s, 7. März. Die Kammer begann in der gestri gen Vormittagsfitzung die Beratung des Ma rinebudgets. Admiral Bienaims wies auf die Not wendigkeit eines bestimmten Flottenprogramms hin und trat für das Turbinensystem, für Abschaffung der mittleren Ge schütze und für die Einheit des Kalibers für leichte Schiffs artillerie ein. Der Redner forderte, man solle aufhören, Pan zerkreuzer zu bauen. Heute brauche man große Panzerschiffe. Bienaim6 erklärte, mit einem Jahresbetrage von 325 Mill. Franken könne Frankreich die stärkste Flotte der Welt haben, wenn es nur große Panzerschiffe baute, und brachte schließlich einen Antrag ein, durch den die Regierung aufgefordert wird, ein vollständiges Flottenprogramm auszuarbeiten. — In der Nachmittagssitzung wurde die Beratung des Marinebudgets fortgesetzt. Lockroy bezeichnet das Flottenprogramm als un genügend. Wenn man sich mit diesem Programm begnügen sollte, würde die französische Marine weniger stark sein, als die deutsche. Wenn es unglücklicherweise zu einem Kriege zwischen Deutschland und Frankreich kommen würde, so würde der Krieg mit einer Seeschlacht beginnen. Die französische Marine müßte dann doppelt so stark sein, weil Frankreich sich zu gleicher Zeit in der Nordsee und im Mittelmeer verteidigen müsse. Spanien. -s- Madrid, 7. März. In Fraga, in der Provinz Huesch, kam es zwischen der Guardia civile und Aufständi schen, die Arbeit verlangten, zu einem Zusammenstoß, bei dem mehrere Schüsse abgegeben wurden, wodurch drei Aufständi- sche getötet wurden. -s-Algeciras, 7. März. Die von dem deutschen De legierten von Radowitz, sowie von den Vertretern Rußlands und Frankreichs in der Komitee-Sitzung am Montag abge gebenen Erklärungen bestärken die Hoffnung, daß auf der Konferenz auf dem Wege des Kompromisses eine allen Tei- len erwünschte Verständigung erzielt werden wird. -i- Biarritz, 7. März. Der König von England ist vorgestern abend hier eingetroffen. Expope Gapon befindet sich plötzlich wieder in Petersburg, wo er einer Arbeiter-Versammlung präsidierte. Als das Thema der verschwundenen 30000 Rubel behandelt wurde, die Gapon angeblich für die Entschädigung der am „blutigen Sonntage" benachteiligten Arbeiter erhalten und verteilt hat, erhob sich einer der Genossen und erschoß sich. Gapon will ein Verfahren gegen sich selbst beantragen, um die dunkle Ange legenheit arrfzuklären. -s- Lo dz, 7. März. Der Polizeikommissar Bachmann und ein Oberschutzmann wurden erschossen; die Täter sind entkommen. Schweiz. -s- Bern, 7. März. Der Bundesrat hat bei der Bundesversammlung eine Verfassungsänderung, betreffend die Einführung der Gesetzesinitiative im Bunde beantragt. Danach sollen 50 OM schweizerische Bürger das Begehren auf Erlaß, Aufhebung oder Abänderung von Bundesgesetzen oder Amerika. -t W a s h i n g t o u, 7. März. Präsident Roose- velt richtete mit dem vom Kriegs- und Marinerat über die Küstenvcrteidigung erstatteten Bericht eine Botschaft an den Kongreß, in der er empfiehlt, die besondere Aufmerksamkeit der Vertcidiguug der Einfahrt in der Chesapeake-Bai zuzu wenden. Der Präsident sagt weiter in der Botschaft, die in sularen Besitzungen der Vereinigten Staaten dürften nicht länger vernachlässigt werden, wenn die Vereinigten Staaten wirklich die Absicht hätten, sie zu halten. Der Bericht des Kriegs- und Mariuerats empfiehlt, die Einfahrt in der Ma- nilla-Bai, ferner in den Hafen von Pearl, Guantanamo, San Juan, Guam und Honolulu, sowie die Zugänge zum Pa- namakanal in Verteidigungszustand zu setzen. Ebenso wird die verstärkte Befestigung mehrerer Häfen der Vereinigten Staaten empfohlen. Die Kosten für diese Arbeiten werden auf 50 Mill. Doll, veranschlagt. m Seit» 6. ' be» Bündnisses sei. Eine andere Frage sei, ob Prinetti recht handelte, der durch ein System geheimer Einverständnisse für Italien über den Dreibund hinweg Verpflichtungen schuf. Die nachfolgenden Minister hätten sich aber mit Berlin in ehrlicher und beruhigender Weise quSoinandergefetzt. Seitdem sei! nichts geschehen, was das Einvernehmen Italiens mit Deutschland und Österreich und das Vertrauen der Zwei kaisermächte zu ihrem Bundesgenossen irgendwie getrübt hätte. Zur Haltung JtaUens, speziell in der Marokkokonfe- rcnz, heißt es weiter: Wäre Visconti Venosta nicht immer und um jeden Preis darauf bedacht, einen Ausgleich herbei- zuführen, den das starre Festhalten Deutschlands und Frank- reichs an ihren grundsätzlichen Forderungen immer wieder vereitelt, so hätte die Konferenz am Sonnabend wahrschein lich ihre letzte Sitzung gehabt. -t- Die Budget kommission des Reichstags hat das Flottengesetz mit großer Mehrheit in der Dienstags- Sitzung angenommen und beginnt am heutigen Mittwoch die Beratung des Marmeetats. Die Deplacements-Vergröße- rung und die im Etat geforderten 3 großen Linienschiffe wer den mtt allen Stimmen, mit Ausnahme der sozialdemokrati schen, bewilligt. Die Novelle zum Flottengesetz, die 5 große Ausla.-ds-Kreuzer und einen großen Kreuzer bei der Mate rialreserve fordert, wird gegen Sozialdemokraten und frei sinnige Volksparteiler angenommen. Die Vertreter der frei sinnigen Volksvartei erklärten jedoch ausdrücklich, daß sie die 6 Kreuzer bewilligten, die Novelle aber gleichwohl ablebnten, um gegen die gesetzliche Festlegung des Flottenprogramms zu protestieren. In der Debatte gab Staatssekretär v. Tirpitz zur Begründung der Vorlage vertrauliche Erklärungen über die strategische Bedeutung der Auslandsflotte ab, die weit hinter der der anderen Mächte zurückgeblieben sei. -1- Das Schweriner Regierungsblatt teilt mit, daß der Großherzog die Entmündigung des Herzogs Paul Friedrich zu Mecklenburg und seiner Gemahlin, der Herzogin Paul Friedrich zu Mecklenburg, geborene Prinzessin zu Win- drsch>Grätz, auf deren Antrag und nach Maßgabe des Para graphen 6 des Bürgerlichen Gesetzbuches durch das Ministe rium des großherzoglichen Hauses hat anregen lassen. Zum Vormund wurde Oberlandstallmeister von Stenglin bestellt. -s- Zum Besuche König Eduards in Paris schreibt die Wiener Allgem. Ztg.: „In hiesigen diplomatischen Kreisen wird die auffällige Tatsache, daß der König von Eng- land Delcasss zum Frühstück einlud, lebhaft besprochen. Bei der weltmännischen Gewandtheit des Königs wäre ein un überlegter Schritt gerade in der Frage des gesellschaftlichen Taktes ausgeschlossen. Der König hat Delcasss zu Tisch ge laden, trotzdem er wußte, daß Delcassö in Berlin als böser Geist Frankreichs und erbitterter Feind Deutschlands be- trachtet wird." -t- Auch der preußisch - anhaltinische Lot terievertrag ist zustande gekommen. Anhalt erhält von Preußen jährlich 133 000 Mark. Der dortige Landtag hat bereits zugestimmt, an der Annahme durch den preußischen ist nicht zu zweifeln. -s- Der Verband der deutschen Bahnhofs- Wirte ist am Dienstag zu seiner zweitägigen Hauptver sammlung in Berlin zusammengetreten. Auf der Tagesord nung steht das Alkoholverbot für die Bahnbeamten, die Be- steuerung der Bahnhofswirte, die Vergebung von Bahnhofs wirtschaften, Festsetzung der Preise für Speisen und Ge tränke. -s- Der sozialdemokratische „Vorwärts" hat wieder „dankbaren Stoff". Ec fordert die Berliner poli tische Polizei auf, 200 Mark von der Geschäftsstelle des Blat tes abzuholen. Diese Summe soll von einem Kommissar einem „Genossen" gegeben worden sein, damit er Parteige heimnisse verrate. Selbst wenn das wahr ist, dürfte es sich der Brücke kann sehr wohl von ihm ausgegangen sein nach meiner Ansicht." „Ich sage nicht allein: kann, sondern: muß!" sagte Schreiber und es lag eine überzeugende Zuversicht in dem entschlossenen Ton, in dem er dies sagte. „Daß die Leiche erst nach Wochen gelandet ist, findet seine Erklärung darin, daß sie von irgend einem Gegenstand, vielleicht einem ver- lorenen Anker oder einer Brückenkette im Wasser festgehalten wurde." „Wie aber erklären Sie es, daß sie von allen Kleidungs stücken entblößt war?" fragte der Assessor. „Dafür gibt es keine sichere Erklärung, sondern eben nur Vermutungen. Die Wellen können die Kleidungsstücke zerfetzt und allmählich fortgerissen haben; indessen ist die Möglichkeit keineswegs ausgeschlossen, daß die Leiche schon früher an einer anderen Stelle landete, dort aus Habgier entkleidet und wieder ins Wasser geworfen wurde; die Ge meinde ist arm, sie muß gesetzlich die Beerdigungskosten tra gen, wenn der Tote nicht rekognosziert wird, der Gemeinde vorstand hat außer den Kosten mancherlei lästige Schrei bereien, da macht man am liebsten kurzen Prozeß und schafft sich die ganze Geschichte vom Halse." „Dann würde man doch auch den Siegelring geraubt haben," warf der Assessor ein. „Wenn das hätte geschehen können, würde man es nicht unterlassen haben. Aber wie Sie selbst sich überzeugten, konnte es nicht ohne Verletzung des stark angeschwollenen Fingers geschehen, vor seicker Verletzung mag man denn doch -urückgeschreckt sein." „Sehr wahr," nickte Geier, der den Herren abermals eine Prise anbot und dann die Dose geräuschvoll zuklappte, „die Sache ist so klar, daß sie gar keinem Zweifel mehr unter- ' warfen werden kann, übrigens ist ja die Frage der Jdenti- tät befriedigend erledigt, ich kann eS mit einem Eide bekraf- Eigen, daß dieser Ertrunkene und der verschwundene Martin Grimm ein und dieselbe Person ist." „Sie sind leider kein unparteiischer Zeuge," erwiderte Schreiber. Die unsteten, stechenden Augen des Rechtskonsulenten hefteten sich mit einem lauernden, unwilligen Blick auf den alten Herrn. „Da möchte ich mir doch eine nähere Erklärung aus bitten," sagte er. „Nun, Sie sind es insofern nicht, weil Sie die Inter- essen des Erben vertreten, Sie werden das zugeben müssen." „Daß ich der Rechtsbeistand des Erben bin, bestreite ich nicht, aber dadurch wird doch die Glaubwürdigkeit meiner Aussagen nicht in Frage gestellt. Wenn Martin Grimm noch lebte —" „Beunruhigen Sie sich deshalb nicht," unterbrach ihn der Assessor. „Ihre Aussage wird ja bestätigt durch die Er klärung des zweiten Zeugen, der ebenfalls den Amerikaner gekannt hat." „Sehr genau sogar," brüstete der Kellner sich, der sein Bierglas bereits zum sechsten Male wieder füllen ließ, „ich habe ihn stets bedient, da muß ich ihn wohl gekannt haben." „Sie haben also auch denselben Siegelring an seinem Finger gesehen?" „Denselben — jawohl." „Auf den Ring möchte ich nicht so großes Gewicht legen," sagte der Inspektor, bedenklich das graue Haupt wiegend, „es ist ein einfacher Siegelring mit einem dunklen glatten Stein, wie sie in den Goldwarenfabriken schockweise nach demselben Muster angefertigt werden. Irgend ein besonderes Kenn zeichen habe ich an dem Ring nicht gefunden, genau denselben Ring sah ich schon an anderen Händen." „Das mag alles wahr sein," erwiderte der Assessor, „immerhin ist es für die Untersuchung von großer Bedeu tung, daß dieser Ring an der Hand dieses Toten gefunden wurde. In der Beweiskette bildet er ein wertvolles Glied und es genügt, wenn die Zeugen an der Hand Martin Grimms einen ähnlichen Ring gesehen haben." „Ich habe diesen Ring ziemlich genau betrachtet, als die Hand Martin Grimms auf meinem Schreibtisch lag," sagte Geier, dem alten Herrn einen zürnenden Blick zuwer fend, „ich bin meiner Sache sicher und weise jeden Zweifel mit Entschiedenheit zurück. Ich wiederhole, von einem Partei standpunkt meinerseits kann dabei keine Rede sein, schon das Verschwinden Martin Grimms mußte mir genügen, die An sprüche des Erben geltend zu machen und zu vertreten." „Ich habe dagegen ja auch nichts einzuwenden," er widerte der Inspektor, „ich wollte nur auf die Punkte auf merksam machen, auf die der Verteidiger Röders höchst wahr scheinlich sich stützen wird." „Es wird der Verteidigung schwerlich gelingen, den An- geklagten vor den Augen der Geschworenen rein zu waschen," spottete der Assessor, „sein Schicksal ist nun besiegelt." Die Ankunft des Zuges wurde gemeldet und bald darauf stiegen die Herren ein, der Abend dämmerte schon, als sie die Stadt erreichten. Trotz der vorgerückten Stunde ließ der Untersuchungs richter, sobald er in seinem Bureau angelangt war, den An geklagten vorführen. Hugo Röder war noch hagerer geworben; während der kurzen Zeit seiner Verhaftung schien er um Jahre gealtert. „Ich habe eine Entdeckung gemacht, der gegenüber Sie wohl nicht den Mut haben werden, noch länger zu leugnen," sagte der Assessor, den Blick fest und durchdringend auf den alten Mann heftend, „die Leiche Martin Grimms ist gelan- det, wir haben sie heute rekognosziert?* „Gelandet?" fragte Röder ungläubig. „Martin Grimm sollte in der Tat ertrunken sein?" Der Assessor zog die Brauen zusammen, hinter seinen Brillengläsern blitzte es zornig auf, er hatte offenbar eine andere Antwort erwartet. (Fortsetzung folgt.)