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— Der 50 Jahre alte Weber Ernst Hermann Alt wein in Gesau bei Glauchau wurde vom Landgericht Zwickau zu 6 Wochen Gefängniß deshalb verurtheilt, Weil er in seiner Eigenschaft als Agent der Vater ländischen Viehversicherungs-Gesellschaft in Dresden einen ihm von Frau Marie Gelbke in Gesau übergebenen Geldbetrag von 110 Mk. nicht an die Gesellschaft ab geliefert, vielmehr in seinem Nutzen verwendet hat. Ter Angeklagte hat theilweise Ersatz geleistet. — Wie dem „Pen. Tgbl." gemeldet wird, kam am MittwochNachmittag in Penig das ^jährige Töchterchen des Fabrikarbeiters K. auf dem Schloßplatz einem Last geschirr zu nahe, so daß dem armen Kinde durch das Ortscheit eines Pferdes der rechte Oberschenkel zerschmettert wurde. Aus dem Sachsenlande. — Die Landwirthschaftliche Feuer-Versicherungs-Ge- nossenschaft im Königreich Sachsen zu Dresden erfreut sich fortgesetzt einer gedeihlichen Entwickelung. In der Generalversammlung am 27. März o. wurde wiederum die Vertheilung einer Dividende von 15°/» auf das Jahr 1900 au die Versicherten beschlossen und dabei constatirt, daß der Dividendenfonds einschließlich der ihm zufließenden Fondserträgnisse eine gleich hohe Dividende schon wieder für die nächsten 5 Jahre garan- Krt. Tie den Versicherten bisher bewilligten Dividenden beziffern sich nun auf Mk. 820,000. Daneben sind denselben noch Mk. 778,952.40 für Prämicnfreijahre zu Gute gegangen, sowie Mk. 7,379,873.90 für Schäden- Vergütungen ausgezahlt worden. Auf häufige Aufragen sei noch erwähnt, daß die Anstalt auch Nichtlandwirthen sehr vortheilhafte Versicherung leistet, Fabriken aber ausschließt. — Der zu 9 Monaten Gefängniß vom Schwurgericht in Dresden vcrurtheilte Häuserspeculant Johannes Boden wurde nach Hinterlegung einer Cautiou von 4000 Mk. zur Kräftigung seiner stark gelittenen Ge sundheit von der Königl. Staatsanwaltschaft auf 14 Tage aus dem Gefängniß entlassen. — Tie Fahrt mit dem Versuchszuge von Dresden nach Leipzig und zurück wurde am Dienstag wiederholt. Ter Versuchszug hatte den Dresdner Hauptbahnhof vor mittags 10 sthr 28 Minuten und den Neustädter Bahn hof 10 Uhr 40 Minuten verlassen und traf in Leipzig, Dresdner Bahnhof mittags 12 Uhr 1 Minute ein. Die Rückfahrt erfolgte wieder 1 Uhr 24 Minuten, die An kunft auf dem Neustädter Bahnhofe 2 Uhr 45 Minuten. Während bei der ersten Versuchsfahrt am Sonnabend nur einige maschinentcchnische Herren der Staatsbahn- Generaldirection den Zug beobachtet hatten, begleiteten ihn heute mehrere Herren aus dem Königl. Finanz ministerium und der Generaldirector der Staalsbahnen Herr Geh. Rath von Kirchbach nebst mehreren Rathen auch aus der Verkehrsabtheilung. — Zu dem zwischen der Ortskrankenkasse und einem Theile der Kassenärzte in Leipzig ausgebrochenen Con- flict verlautet, daß die Kündigung für den 5. April aus gesprochen ist, also schon von heute Sonnabend ab die Kassenmitgliedcr von den betreffenden Aerzten nur als Privatkrankc behandelt werden würden, Tie bisher gepflogenen Einigungsverhandlnngcn haben zu einem Ergebnisse nicht geführt. Die Zahl der Kündigungen hat eine Erhöhung nicht erfahren. Von der Kassenver waltung wird übrigens die Kündigung als nicht zu Recht erfolgt aufgefaßt, und es werden Schadenansprüche Vorbehalten. — Ter Naturheilkundige Kühne, der im Februar nach sechstägiger Verhandlung vor dem Leipziger Land gericht von der Anklage wegen Betrugs und Körper verletzung srcigesprochen wurde, ist am Mittwoch Abend gestorben. — Dem Rath in Leipzig ist von der Firma Breit kopf L Härtel eine Sammlung von Kunstblättern zur Ausschmückung der Schulräume übersendet worden; gleich zeitig hat sich die Firma bereit erklärt, 200 dieser Bilder der Stadtgcmeinde schenkungswcise zu diesem Zweck zu überlassen. — Ter Kapellmeister der städtischen Kapelle in ChemnitZ, Herr Max Pohle, suchte sich zu erschießen, verletzte sich jedoch nur schwer. Der Grund zur That dürfte in anhaltendem Leiden zu suchen sein. — Am Mittwoch Abend in der 6. Stunde stürzte auf der Oststraßc in Gablenz bei Chemnitz ein 4^/, Jahre altes Mädchen aus dem Fenster des ersten Stock werkes in den Hofraum und blieb mit zerschmettertem Schädel todt liegen. Tie Mutter befand sich mit dem unglücklichen Kinde in der Wohnstube, von wo ans das letztere, ohne daß es die Mutter bemerkt hatte, in den Alkoven gegangen war, dort auf das Fensterbrett ge klettert und abgestürzt ist. Eine Hausbewohnerin trug der ahnungslosen Mutter das tobte Kind zu. — Einem Fortbildungsschüler (Maurerlehrlmg) war von einem Gemeindevorstand bei Äitsa wegen unter lassenen Besuchs der Fortbildungsschule eine Strafe von 30 Mk. cv. 14 Tagen Haft zugefertigt worden. Sein Antrag auf gerichtliche Entscheidung, daß er als ge borener Preuße nicht nöthig habe, die Fortbildungsschule in Sachsen zu besuchen, war ohne Erfolg, eS verblieb — Beschluß des königl. Schöffengerichts zu Riesa vom 27. März dieses Jahres — bei der vom Gemeinde vorstande ausgeworfenen Strafhöhe. Bemerkt sei noch, daß der Angeklagte wegen gleicher Uebertretung bereits mit einer Geldstrafe von 15 Mk., die er auch bezahlt hatte, vorbestraft war. — Mächtig loderte am Montag Abend das Höhen feuer empor, welches der Königlich sächsische Militär verein I auf der von ihm geschaffenen ersten vogtlän dischen Bismarcksäule in Markneukirchen angezündet hatte. Die Beleuchtung der Säule gelang diesmal ganz ausgezeichnet und das Feuer machte namentlich während der ersten 20 Minuten einen gewaltigen Eindruck. Das Leuchten in weitere Fernen dürfte durch den Regen, der sich am Abend eingestellt hatte und während der Be leuchtung anhielt, etwas beeinträchtigt worden sein. Während die mächtige Flamme der Bismarcksäule ihren Schein in die Straßen der Stadt warf, beging im Saale des „Reichsadler" die dortige Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes die Feier des Geburtstags Bis marcks unter riesiger Theilnahme der Bewohner der Stadt in schöner und erhebender Weise. — Im hohen Alter von annähernd 92 Jahren ist am Dienstag Abend der Ehrenbürger der Staot Borna, Herr Rechtsanwalt und Königl. Notar Gustav Mehr, Ritter des Königl. Sächs. Albrechtsordens, verschieden. — Wie jetzt zur Kenntniß der Staatsanwaltschaft ge kommen ist, hat der in guten Vermögensverhältnissen lebende Gutsbesitzer Franz Albin Sch. in Hauptmanns: grün seine 28 Jahre alte geistesschwache Stieftochter Anna Selma Tr. seit längerer Zeit in nothdürftigster Kleidung in eine finstere Bodenkammer eingesperrt, in welcher sich kein Ofen, kein Tisch, kein Stuhl, keine Bank, sondern nur ein mit Stroh und einer dünnen Decke versehenes Bett befindet. Nach der Aussage der Mutter der bedauernswerthen Person war die Letztere bis zum März 1900 in der Irrenanstalt Untergöltzsch untergebracht, wurde aber vom Stiefvater der hohen Kosten wegen von dort fortgenommen. In der bitteren Kälte des letzten Winters hat das arme Geschöpf in der oben beschriebenen dürftigen Behausung zubringen müssen. Die gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet. — Ein 26jähriger Dienstknecht aus Lugau, der im Auftrage seines Herrn, eines Gutsbesitzers in Erlbach, eine Wagenladung Getreide nach der Hermsdorfer Mühle fahren, dort dafür 500 Mark vereinnahmen und mit dieser Summe auf dem Rückwege ein von seinem Herrn gekauftes Pferd bezahlen sollte, ließ in Oberlungwitz das leere Geschirr im Stich und suchte mit dem Gelde das Weite. Montag Abend in der 6. Stunde wurde er in Chemnitz in einer Schankwirthschaft, in der er sich auffällig benahm, abgefaßt und festgenommen. — An Blutvergiftung verstarb im Stadtkrankenhaus zu Burgstädt nach langen qualvollen Leiden der 19- jährige Sohn einer dortigen Familie. Der junge Mann, Maschinenbauer von Beruf, zog sich nach einer leichten Verletzung an der Hand während seiner Beschäftigung eine Blutvergiftung zu, die so schnell um sich griff, daß bald mehrere Finger amputirt werden mußten. Leider konnte damit den schrecklichen Folgen der Vergiftung nicht Einhalt gethan werden, dieselbe führte trotz aller ärztlichen Kunst und Aufopferung den Tod des hoffnungs vollen Jünglings herbei. — Wie jetzt berichtet wird, bestätigt sich die Befürchtung glücklicherweise nicht, daß eine Händlerin aus Thon hausen auf dem Wege nach der Heimat im Schnee umgekommen ist. Die Frau hat vielmehr in einem anderen, am Wege liegenden Orte vor dem Unwetter Zuflucht gesucht und ist dort längere Zeit geblieben. — In der Nacht zum Charfreitag brannte in Meerane das in der Friedrichstraße gelegene, von der Stadt an gekaufte frühere Kretzschmann'sche Wohnhaus nieder. Es wird Brandstiftung vermuthet. — Am Sonntag entstand im Krankenhaus zu Alten: bnrg Feuer, welches leicht hätte eine schreckliche Kata strophe herbeiführcn können. Rasch hinzu eilenden Arbeitern und Soldaten gelang es, den in einer Baracke entstandenen Brand zu unterdrücken. Mehrere Schwer kranke wurden rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Vermischtes. Allerlei. Von einem furchtbaren Verbrechen wird aus Bendzin in Russisch-Polen gemeldet. Der Gruben besitzer Stephani wurde von seinem eigenen Wächter und zwei Helfershelfern niedergeschlagen, dann wurden ihm Hände und Füße mit Draht zusammengebuuden, in den Mund gossen die Bestien eine ätzende Flüssig keit, worauf sic den Körper in einen Teich warfen. Alle drei Mörder sind verhaftet. — Aus der Provinz Hannover kommen Meldungen über schwere Gewitter, verbunden mit Sturm und Hagelschlag. Der Schade ist beträchtlich. — Die Lawinengefahr in der Schweiz ist noch immer sehr groß. Die Simplonpost kann seit mehreren Tagen ihre Fahrten nicht ausführen. Auch die Post von Schuls nach Davos über den Fluela ist wegen starker Lawinengefahr ausgebliebcn. Ferner muß die Fahrt von Chiavenna nach Thusis über den Splügen wegen Lawinengefahr unterbleiben. — In Genua in Italien haben außer etwa 1000 Schifssausladern über 1000 Arbeiter der Gesellschaft für elektrischen Betrieb am Hafen die Arbeit wegen Lohnstreitigkeiten eingestellt. — Am Bismarck-Denkmal in Berlin ist die Zusammen fügung der einzelnen Theile der Statue beendet. Tie Arbeiter haben es übrigens sich nicht nehmen lassen, das behelmte Haupt Bismarcks mit einem frischen Lorbeer- und Eichenkranz zu schmücken. — Wie in Leipzig, so ist auch in München ein Conflict zwischen den Kassen ärzten und einer Ortskrankenkasse ausgebrochen. Infolge dessen befinden sich die Mitglieder der Ortskrankenkasse IV einstweilen ohne Aerzte. — Ein oft geäußerter Wunsch ist den Betreffenden erfüllt worden. Die Steuer freiheit der Beamten und Professoren der Universität Jena ist jetzt aufgehoben worden. — Zehn-Dollarscheine mit Eselsköpfen giebt es nach der „Voss. Ztg." in Nordamerika. Die Scheine zeigen einen Adler, der um gekehrt das wohlausgeführte Bild eines Eselskopfes er scheinen läßt. Der Urheber des boshaften Scherzes war ein englischer Graveur, der aus der amerikanischen Re gierungsdruckerei entlassen wurde und aus Rache dafür in den letzten Tagen noch den Eselskopf auf die Platte gravirte, was erst entdeckt wurde, als es bereits zu spät war. — Eine aufregende Scene ereignete sich an einem der letzten Abende vor der Kaserne des Königin Augusta-Regiments in Berlin. Ter obdachlose Schlosser Karl Sachs verwundete seinen Vetter, den Füsilier Otto Sachs, durch zwei Rcvolverschüsse schwer. Der Thäter ist verhaftet. Den Beweggrund zur That bildete Eifer sucht. — In Kapstadt sind bereits über 300 Pest fälle vorgckommen und über 107 Personen, darunter 22 Europäer, an der Pest gestorben. — Auf dem Bau terrain der internationalen Ausstellung für Feuerschutz und Rettungswesen in Berlin stürzte am Donnerstag Nachmittag in Folge des herrschenden Sturmes ein 44 Meter langes, 10 Meter hohes Holzgcbäude ein, wel ches zur Aufnahme von Dioramen bestimmt war. 15 Arbeiter, die im Inneren des Gebäudes zu ebener Erde arbeiteten, konnten sich retten, dagegen wurden vier Zimmerleute, die auf dem Dache arbeiteten, unter den zusammenbrcchenden Trümmern begraben, drei derselben wurden schwerverletzt hervorgezogen, während der vierte mit leichteren Verletzungen davon kam. Telegramme. Gera, 6. April. Die Gewerbebank zu Gera, 8. m. b. H., welche eine der größte« Gewerbebanke« Thüringens ist, hielt am Donnerstag ihre General versammlung ab. Nach den Berichten deS Vor standes ist im Jahre 1900 ein Umsatz von Mark 45,663,488.70 erzielt worden, gegenüber Mark 45,176,886.64 im Vorjahre. Der GeschäftSgewin« betrug Mk. 140,546.70, der Reingewinn ergab Mk. 120,406.70. 9 /» Dividende solle« zur Vertheilung gelangen. Ans neue Rechnung find Mk. 7522.80 vorzutrage«. Debschwitz, 6 April. Der hiesige, in seiner Mehr heit socialdemokralische Gemeinderath hat bei Ver gebung -er Arbeiten für eine Wasserleitung dem Unternehmer anfgegeben, daß den Arbeiter« bei der Rohrlegung und dergl. ein St»u»««lohn von 35 Pfg. zu gewähre« sei, aber vergessen, zu be stimmen, daß einheimische Arbeiter in erster Linie zu bevorzngen seien. Als sich nun die arbeits losen Debschwitzer Arbeiter beim Unternehmer melde ten, hielt dieser scharfe Musterung und nahm nur junge kräftige Leute, während er sie ältere« und schwächere», die gern auch für geringere« Lohn gearbeitet hatten, wcgschickte mit dem Bemerken, daß sie 35 Ps. in der Stunde nicht zu verdienen ver möchten. Da der Gemeinderath bei den letzte« Wahlen bereits einen harten Stoß erlitten hat, dürfte er sich hiermit -en Todesstoß gegeben habe«. Toulon, 6. April. Der russische Admiral Birilo« hat gestern mit russischer Eskadre den Hafen ver laffen. Petersburg, 6. April. Entgegen den officielle« Eommentaren zu der Abberufung der russische« Eskavre aus Toulon besteht in hiesige« diplomatische« Kreisen die Ansicht, daß die Abfahrt des Geschwaders kurz vor der Ankunft des Präsidenten Louset eine Demonstrarion gegen Letzteren wäre. Sicher ist, daß man in Petersburg mit Loubet und dem Kabinet Waldeck Rousseau recht unzufrieden ist und daß man deshalb nicht ansteht, dies« Meinung offen kund« zugebt«. Petersburg, 6 April. I« unterrichteten Kreise« verlautet, daß Graf Lambsdorf demnächst eine Auslandsreise antreten uns Berlin nud Wie« be suchen werde, um mit dem Reichskanzler Grafe« v. Bülow und dem Minister des Auswärtige« Grafen Golnchowski verschiedeue politische Frage« zu besprechen. Bukarest, 6. April. Behufs Behebung der finan zielle« Schwierigkeiten stellt der König einen Theil seiner Civilliste dem Ministerpräsidenten so lange zur Verfügung, bis die Schwierigkeiten behoben und sie Finanzen Wieser auf solider Grundlage gestellt seien. Sofia, 6. Avril. Gegenüber den Gerüchten, welche eine finanzielle Hilse Rußlands als bevorstehend bezeichnet, erklärt das Organ Karawelow'S, „Pra- porettj", daß eine solche Hilfe nicht zu erwarten sei. Belgrad, 6. April. Zwecks Besprechung ser Details bezüglich der bevorstehenden Berfaffungsäusernng wurden mehrere liberal« Parteiführer gestern vom König in Audienz empfangen. London, 6. April. Aus Peking wird gemeldett Aus guter Quelle wird berichtet, daß die chinesische Negierung in höflicher, aber energischer und end» giltiger Weise Rußland benachrichtigt habe, saß eS unmöglich wäre, sie Zuschriften der Vizekönige und die Einsprüche der vereinigten Mächte berücksichtige« zu laffen, und es daher ablehne« müsse, weitere Ver-