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tage angenommen und am 1. October in Kraft gesetzt werden, möglicherweise sogar in verschärfter Form, um verschiedenen, in der allerneusten Zeit hervorgetretenen Unzuträglichkeiten ein Ende zu machen; aber keinesfalls ist die Behauptung richtig, es werde schon am 1. Jul kraft Bundesraths-Verordnung Geltung gewinnen. Von Seiten des Bundesrathes ist nach der wenig praktischen ersten Bäckerei-Verordnung fest versprochen, Entwürfe über gewerbliche Arbeitsruhe sollten stets erst der Volks vertretung zur Genehmigung unterbreitet werden. Also wird auch beim Restaurationsgesetz das Versprechen ge halten werden. Deutschlands Handelsdampferflotte hat im letzten Jahre eine bedeutende Verstärkung erfahren, und zwar um 16 vom Hundert. Dagegen hat die englische nur um 7 und die französische um 8 Proc. zugenommen, während die amerikanische sich sogar um 22 v. H. ver mehrt hat. Es betrugen die Handelsdampferflotten in Tonnen L 1000 Kilogr. für Großbritannien 11,8 Mill., Deutschland 2,169,000, Nordamerika 1,183,000, Frank reich 1,060,000. Deutschland steht also an zweiter Stelle. Die Lage der deutschen Arbeit läßt sehr viel zu wünschen übrig. Die Lebenshaltung breiter Bevölkerungs schichten ist gegenwärtig tief herabgedrückt. Betriebs beschränkungen und Arbeiterentlassungen sind heute so alltäglich, daß sie kaum noch Beachtung finden. In Berlin z. B. waren im Januar, wie wir einer Auf stellung des „Berl. Tgbl." entnehmen, in nur fünfzehn Erwerbszweigen von 83,910 organisirten Arbeitern, deren Verhältnisse man genau feststellte, 22,629 beschäf tigungslos. Man kommt den wirklichen Zuständen jeden falls sehr nahe, wenn man annimmt, daß überhaupt von allen in Industrie und Gewerbe thätigen Arbeitern der vierte Theil gegenwärtig entweder ganz feiern muß oder doch sehr ungenügend beschäftigt ist. Und die Aus sicht auf Besserung ist gering. Wir leiden nämlich nicht nur unter einer deutschen, sondern unter einer Welt marktkrise, die durch eine etwaige Beendigung der süd afrikanischen und chinesischen Wirren wohl eine Ab schwächung, aber keineswegs ihr Ende erreichen wird. Wie die Verhältnisse auf dem Weltmarkt zurückgingen, beweist auch die englische Handelsstatistik, nach der Großbritannien im letzten Februar für 40 Mill. Mk. weniger ausführte, als im gleichen Monat des Vorjahres. Ein neues Gebiet socialer Fürsorge hat die hessische Regierung mit einer soeben ins Leben gerufenen Ver sorgungsanstalt für staatliche Arbeiter betreten. Die neue Einrichtung bezweckt die Gewährung von Ruhe gehältern und die Hinterbliebenen-Versorgung für stän dige und Saisonarbeiter, die von den dem Finanz ministerium unterstellten Betrieben und Behörden, be sonders der Forst- und Bauverwaltung, beschäftigt werden. Eine Versicherung gegen Unwetterschäden in Preußen wird von Neuem in Anregung gebracht. Die zahlreichen Wetterschäden des vorigen Sommers gaben erneuten Anlaß dazu, die Behörden mit dieser Frage zu beschäftigen. Der Minister des Innern holt von den Provinzialbehörden Berichte ein. In der Bucht von Kiautschau sind von den Hafen dämmen, deren Gesammtlänge 4000 in betragen soll und deren Material aus den in der Nähe des Hafens gelegenen Steinbrüchen bezogen wird, 2500 in bereits fertiggestellt. Diese erste Strecke bildet die Verbindung des Ufers mit der Hafeninsel, nach der bereits die erste Lokomotive mit einem Bauzug abgelassen werden konnte. In Tsingtau hat vor dem Grabe des Gouver neurs Jäschke eine chinesische Huldigung stattgefunden. Frankreich. In Paris regt man sich immer noch ungemein lebhaft darüber auf, daß das in Toulon liegende russische Geschwader die Stadt unmittelbar vor Ankunft der italienischen Flotte verließ, die den Präsidenten Loubet begrüßen soll. Eine besondere Staatsaction ist hier keinesfalls beabsichtigt; die Russen wünschen eben, daß Italiener und Franzosen unter sich bleiben. Ter Wein könnte doch Unheil anrichten. Der Streik in Marseille ist mit einer vollständigen Niederlage der Streikenden beendet. Neuerdings zeigen sich Anzeichen, daß die großen Aus stände in Frankreich ihrem Ende nahe sind. Es ist auch hohe Zeit, daß sie erlöschen, denn die ent standenen Verluste gehen in die Millionen. So hat der Ausstand der Tüllarbeiter in Calais 30 Mill. Fr. ge kostet, von denen 20 Mill, den Industriellen und 10 Mill, durch Lohnausfall den Arbeitern zur Last fallen. Noch viel größer sind die Verluste in Montceau-les- Mines, wo seit Wochen Tausende von Bergleuten streiken, und in Marseille. In letztgenannter wichtigsten Hafen stadt Frankreichs beklagen Handel und Industrie einen wöchentlichen Ausfall von 25 Mill. Fr., während der Lohnausfall der Arbeiter wöchentlich mehr als 2 Mill. Fr. beträgt. Spanien. In Spanien sieht's immer noch unheimlich aus. In Barcelona, Granada und anderen großen Städten wurden die kirchlichen Processionen der Charwoche untersagt, da man Ruhestörungen befürchtete. Asien. Daß sich in China verschiedentlich Räuberbanden gezeigt haben, kann nicht Wunder nehmen. Eine chine sische Autorität besteht nicht, hochgeliebt werden die Fremden kaum sein, und so kann jeder Abenteurer einen größeren oder kleineren Haufen verwilderter Burschen hinter sich her ziehen. Selbstverständlich kann für alle Gefangene aus diesen Banden die einzige Strafe nur der Strang sein. Da auch noch Nachsicht üben, wie bei den vornehmen Schurken und Genossen, setzte der Sache die Krone auf. Zu ernsten Kämpfen geben diese Strolche keinen Anlaß. Schön klingts, wenn der ge fällige Telegraph behauptet, die chinesische Regierung habe endgiltig die Unterzeichnung des Mandschurei-Ver trages mit Rußland verweigert. Darauf ist nicht das Geringste zu geben; wer will denn die Mandschurei bereisen und nachschauen, wie es da aussieht? Glaube nur einer, was depeschirt wird, so merkt er, daß praktisch das Gegentheil wahr ist. Der „Franks. Ztg." wird aus Peking gemeldet, die Verhandlungen seien außerordentlich schwierig und der deutsche Gesandte habe die aufreibendste Arbeit. Der Prinz Tuan habe einen geheimen Beschützer an Rußland, denn Tnan sei es gewesen, der den Russen die Mandschurei in die Hände gespielt habe, die Rußland auch trotz aller Drohungen Japans be halten werde. Die Kaiserin Regentin und Tuan regirten noch heute im geheimen Einvcrständniß mit Rußland China. So Aehnliches ist wohl schon längst vermuthet. Afrika. Mit eben nicht lebhaft gesteigerter Osterfreude ver nehmen die Briten die glanzvollsten Nachrichten von der Besiegung einzelner kleiner Burencorps. So ziemlich jeden Tag wartet das Obercommando mit solchen Be richten auf, bei denen nur gcargwohut, aber nicht be stimmt controllirt werden kann, daß ein und dieselbe Geschichte wiederholt als Paradegaul vorgeführt wird. Hiergegen wirkt die fortwährende Einkleidung neuer Rekruten, so viel oder so wenig sich melden, doch etwas deprimirend, John Bull sieht, daß immer neue Opfer dem Kriegs-Moloch dargebracht werden, denn die bösen Buren wollen nicht nachgeben. Viel Geld — viele Menschen, es ist kein freudiges Ostern für Alt- England, trotzdem Ehren-Chamberlain immer von Neuem versichert: Wir müssen siegen! Aber wann? lautet da die unwillkürliche Gegenfrage. Englische Zeitungen stellen Vermuthungen darüber an, wenn es Botha und und Tewet gelingen werde, ihre Vereinigung herzu stellen. Es kann keinem Zweifel darüber unterliegen, daß diese Vereinigung bereits erfolgt ist. Lord Kitchener würde sonst nicht eine größere Truppenmacht in Be wegung gesetzt haben! Um Dewet's angebliche „400 Mann" werden nicht 8 bis 10,000 Mann aufgeboten von britischer Seite. General Botha soll einen Buren haben erschießen lassen, der Botha's Leute aufwiegeln wollte. Wenn überhaupt Jemand erschossen ist, ein Bur hat sich zu dem miserablen Geschäft als Aufwiegler icher nicht hergegeben. Die aus Afrika in Lissabon gelandeten Buren sind, wie briefliche Meldungen sagen, selbst in dem england- reundlichen Portugal mit Heller Begeisterung aus genommen. Die Leute haben Unsägliches ausgehalten, eine Anzahl ist hoffnungslos erkrankt. Ein deutscher Buren-Kämpfer ist irrsinnig geworden. Nach weiteren Meldungen haben sich Tewet und Botha bei Pietersburg, der nördlichsten Bahnstation n Transvaal, vereinigt, hierher hat Kitchener ein tarkes Corps geschickt. Tie Gegend ist sehr fruchtbar, aber auch wegen des Fiebers berüchtigt. Bis Nilstrom, den halben Weg, haben die Engländer ihren Marsch zurückgelegt. Schon früher waren sie im Besitz des Ortes, haben ihn aber aufgegeben, weil die Buren den Aufenthalt zu heiß machten. Ob die beiden Buren- ührer dies wichtige Gebiet hartnäckig vertheidigen, oder ich vor den überlegenen Streitkräften der Engländer weiter zurückziehen werden, bleibt abzuwarten. Jeden falls ist eine ernstliche Verfolgung über Pietersburg jinaus unmöglich, da der Proviant-Transport für eine auch nur einigermaßen genügende Truppenmacht nicht garantirt werden kann. Die englischen Generale French und Plumer theilen sich in die dornige Aufgabe. Auch in der Kapkolonie zeigen sich wieder stärkere Buren- chaaren. Amerika. Die manigfachen Gerüchte, der Jnsurgenten-Chef Aguinaldo sei mehr freiwillig, als überlistet in die ihm gestellte Falle gegangen, scheinen wirklich nicht einfach von der Hand gewiesen werden zu können. Jetzt in der Gefangenschaft zeigt sich der Tagalenführer außerordentlich entgegenkommend, derart, daß sogar ein unverblümter Aufruf von ihm zur Niederlegung der Waffen als wahrscheinlich angenommen wird. Aguinaldo hat wohl seine Sache vor der Verhaftung verloren ge geben! Aus vem Muldenthale. *Waldenbnrg, 6. April. Graf Strachwitz, welcher bei der Fürstlichen Herrschaft hierselbst zum Besuch ver weilte, hat sich am gestrigen Tage nach Dresden zurück begeben. *— Ostern wird sich machen, wenn man bescheidene Ansprüche stellt, wie sie in diesem Frühjahr nur natürlich sind. Es ist wärmer geworden, anregende Regengüsse sind dazu gekommen, das Grün des jungen Lenzes wird sich schon reichlicher also dar bieten, wenn nicht plötzlich Nachtfröste sich einstellen sollten. Grüne Weihnachten, weiße Ostern! sagt man. Weihnachten 1900 war noch grün, denn der gestrenge Herr Winter trat erst am Sylvester sein Regiment an, aber Ostern braucht darum nicht weiß zu sein. Es wird doch eine deutlich bemerkbare Ahnung vom Kom menden darstellen, und schon diese Thatsache bringt den wintermüden und lenzesfreudigen Menschen wieder auf andere Gedanken. Die Meisten sind in den langen Wintermonaten nervös geworden, oder etwas geärgert, mit den Einnahmen klappte es nicht immer, mit den Ausgaben ging es dafür nm so schneller, allerlei Malasten brachten die Kälte und der Schnee mit sich, der Arzt war in manchem Haus ein vielgesehener Gast, und darum hieß es oft: Wenn nur erst Ostern ist! Ab sonderlich für die Kinder, die neben ihren Schulfreuden kleine Lebensleiden erkennen konnten, die dem Ende des langen, langen Vierteljahres sich zuschnten, um endlich dem Frühling und Ostern entgegenlachen zu können. Versetzung und Censuren sind wohl auch oft nicht so streng kritisirt, der Winter bescheerte so viel Unliebsames, daß man wohl Nachsicht üben konnte. Nun ist es Ostern! Grüner Flaum und grüne Knospen, auch da und dort grüne Blättchen, dort einige Veilchen und Schneeglöckchen. Die Ostereier, wo sie im Freien versteckt werden können, sind dabei allerdings unschwer zu finden, denn der Raum ist begrenzt. Die Jungen strahlen, die Erwachsenen freuen sich mit. Es ist Ostern. Und nun die schöne Frühlingszeit, die dem hohen Feste auf dem Fuße folgt. * — Infolge des heftigen Regenwetters am Donners tag Abend und der dadurch bewirkten Schneeschmelze im oberen Erzgebirge schwoll gestern Vormittag die Mulde bedeutend an, der Pegel an der hiesigen Mul denbrücke zeigte 2 Meter über Null an, um aber be reits am Nachmittage wieder zu fallen. * — Gestern am Charfreitag Nachmittag 3 Uhr fand in Callenberg unter zahlreicher Bethciligung von Nah und Fern die Beerdigung des Gemcindevorstandes Herrn Chistian Franz Hoppert auf dem Kirchhofe daselbst statt. Hierbei nahm Herr Amtshauptmann Ebmeier aus Glau chau Gelegenheit, um am Grabe auf die vielfachen Ver dienste hinzuweisen, die sich der Verstorbene in seinen verschiedenen öffentlichen Aemtern und Ehrenstellen durch treue Pflichterfüllung und Hingabe, umsichtige und tüch tige Geschäftsführung und vielseitige Erfahrung erworben. * Nach neueren Meldungen sollen die diesjährigen Herbstmanöver für die 2. Division Nr. 24, Regimenter 139, 179, 106 und 107, in den Bezirken Plauen und Oelsnitz, für die 4. Division Nr. 40, Regimenter 104, 133, 134, 181, und 1. Kompagnie Unteroffizierschüler, in den Bezirken Oschatz und Döbeln stattfinden. * — Tas Minerialbad Hohenstein-Ernstthal bietet zu einem Osterausfluge eine schöne Gelegenheit. In dem herrlichen Kur-Saal werden an beiden Feiertagen größere Concerte abgehalten, am zweiten Festtage Ball. Die prächtige Lage des Bades, von mächtigen Waldungen umschlossen, lohnt es gewiß dem Wanderer, welcher das Bad zu einem Ausfluge ausersieht. Frohnsdorf, 6. April. Herr Pastor Günther hat, wie dies bereits schon viele Jahre von seinem Amts vorgänger Herrn Pastor Bretschneider geschehen, am vorigen Palmsonntag einen christlichen Familienabend abgehalten, welcher sich wiederum eines außerordentlich zahlreichen Besuches zu erfreuen hatte und an welchem auch die Confirmanden theilnahmen. All die Dar bietungen, wie die Begrüßung durch Herrn Pastor Günther, sowie der Vortrag von demselben über: „Ter dienende Gehorsam und seine Bedeutung für Staat und Kirche" und das Schlußwort, wie auch der Vortrag des Herrn Kirchschullehrcr Jehnigen über: „Der dienende Gehorsam und seine Bedeutung für Gemeinde und Familie", ferner die gntgeschulten Chorgesangsvor« träge vom löblichen Gesangverein und die vorzüglich dargebotenen Klaviervorträge vom Herrn Lehren Jehnigen und Herrn Seminarist Weber waren dazu angethan, diesen Abend zu einem echt christlichen Erbauungsabend zu gestalten. Welcher allgemeinen Beliebtheit sich diese christlichen Familienabende erfreuen, bekundete der zahl reiche Besuch von der hiesigen Gemeinde wie auch von den Nachbargemeinden. — In Glauchau ist am Dienstag Abend 10 Uhr das Beigut des Gutsbesitzers Andrae vollständig nieder gebrannt. Die Entstehungsursache ist unbekannt. — Das bekannte „Deutsche Haus" in Glaucha« am Markt ist am 1. April in den Besitz von Herrn Edmund Zeiß übergegangen. Der neue Besitzer war früher Oberkellner im Hotel Stadt Hamburg und so dann im Deutschen Haus daselbst. — Die Glauchauer Vergolderschulc, Vorm. A. Kull- mann, ist in den Besitz des Herrn Buchbindermeisters Geyer und des seitherigen Lehrers der Anstalt Herrn Johannes Petzsch übcrgegangen. — Tie Einwohnerzahl der Stadt Glauchau betrug am 1- April d. I. 25,814 Personen.