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gestiftet und trägt die Farben schwarz-weiß-schwarz. Zum 60jährigen Stiftungsfest war 1.887 auch Prinz Wilhelm, der jetzige Kaiser, erschienen. In seiner An sprache betonte er damals: In der Armee sei das 1. Garderegiment dazu ausersehen, die Hohenzollern- prinzen in die Ueberlieferungen des Heeres einzuführen, sie an dessen Pflichttreue zu gewöhnen. Ein ähnliches Verhältnis habe sich im Laufe der Zeit für's Universitäts studium zum Corps der Bonner Borussen gebildet; es sei stets ausersehen, die Prinzen des kgl. Hauses während ihrer Studienzeit in sich aufzunehmen. Diese dem Corps gewordene Auszeichnung beweise, daß man hier und an der Bonner Hochschule den richtigen Geist ge funden und anerkannt habe. Am 1. Mai erfolgt die weitere Ausgabe von Jubiläums-Denkmünzen. Es sind nachträglich noch 369,000 Fünf- und 1,600,000 Zweimarkstücke geprägt worden. Die Reichscommission für Arbeiterstatistik tritt am 24. April in Berlin zusammen. Auf die Tagesordnung sind drei Gegenstände gesetzt, und zwar 1. Feststellung des Berichts über die Erhebungen betr. Sonntagsruhe bei der Binnenschifffahrt; 2. Berathung der Art der Er hebung über die Arbeitszeit in Contoren; 3. Geschäft liche Behandlung der der Commission ertheilten Aufträge zur Erstattung gutachtlicher Aeußerungen über die Vor nahme von Erhebungen über die Arbeitsverhältnisse im Fleischer- und im Fuhrwerks-Gewerbe. Im Verkehr mit dem Publikum sollen nach einer Verfügung der preußischen Eisenbahnverwaltung die Beamtan des Abfertigungsdienstes künftig stets volle Uniform tragen. Es kommen da namentlich in Frage die Schalterbeamten, die Güter-Expedienten, die Vorsteher der Güterstellen, die Stationseinnehmer, Kassenrendanten. Tas Tragen einer nach der Dienstkleider-Vorschrift an gefertigten Joppe soll bei wärmerem Wetter zwar ge stattet sein, niemals aber sollen zu derselben „Civil- Beinkleider" getragen werden. (Wenn nun das Eisen bahnwesen nicht gedeiht, ist die Verwaltung nicht Schuld daran.) Die deutsche Zuckerindustrie horcht hoch auf, daß man in England zur Deckung der Kriegskosten u. A. einen Zuckerzoll einführen will. England verbraucht jährlich für 385 Millionen Mark Zucker und Deutsch land ist dafür Hauptlieferant. Der Zoll sollte zehn Mark pro Toppelcentner betragen, doch wollen wir erst abwarten, ob es so weit kommt. Die „Kreuzztg." schreibt: In Frankreich (wo be kanntlich ein starker Theil der neuesten Reichsanleihe gezeichnet ist) sorgt die Regierung thalkräftig für die Unterbringung ihrer staatlichen Renten, indem sie besonders die Sparkassen und dergleichen anweist, französische Renten zu kaufen. In Deutschland dagegen kümmert sich die Regierung nicht um die Unterbringung der Papiere, sie bringt dadurch die Feststellung des Kurses dieser Papiere in völlige Abhängigkeit von den Schwankungen der Speculation! (Ja, wenn die deutschen Sparkassen ihre Einlagen in Consols anlegen sollten, dann würde wohl von Verdienst keine Rede mehr sein können. Die Sparer würden bei dem dann nur möglichen geringen Zinssatz sogar vielfach fortbleiben.) Gegen das Streikpostenstehen geht jetzt auch die Berliner Polizei mit größerer Strenge vor. . Bei dem Ausstande der Arbeiter in den Berliner Schuhfabriken sind in einer größeren Anzahl von Fällen die Streik posten polizeilich sistirt und in Strafe genommen worden, die zwischen 5 — 30 Mark beträgt. Die Fabrikanten hatten um Schutz ihrer Etablissements und der an Stelle der Ausständigen beschäftigten Arbeiter gebeten. Diesem Verlangen wurde durch Verdoppelung der Schutzmanns posten an verschiedenen Stellen entsprochen. Excesse sind bisher jedoch nicht vorgekommen, da sich die Streikenden ruhig verhalten. Ter Wiener Congreß der Alkohol-Gegner erörterte besonders eingehend die Nothwendigkeit der Errichtung Von Trinkerasylen. Dr. Bonne führte aus, an der Errichtung von solchen Asylen hätten Fürsten und Volk gleiches Interesse. Luccheni, der Mörder der Kaiserin Elisabeth, sei der Sohn eines Trinkers, der Schlosser Weiland in Bremen sei ein Epileptiker, und sein. Zu stand sei dem Alkohol zuzuschreiben. Prof. Masaryk erklärte, für ihn sei der Beweis erbracht, daß ein alkoholfreies Leben eine höhere Lebensauffassung und damit eine freudige, reinere Lebensstimmung und schließ lich eine schönere Lebensführung bringt. Tie Alkohol neigung ist die künstliche Herbeiführung eines Zustandes des Aberglaubens. Frankreich. Präsident Loubet wird froh sein, daß die Festtage an der Mittelmeerküste nun endlich vorüber sind und er in dem stillen Mont6limar, seiner Vaterstadt und der Stadt der berühmten Nußtorten, bei seiner Mutter sich etwas von dem Trubel in Nizza und Toulon erholen kann. Tie schönen Reden, die in den beiden Städten ausgetauscht sind, werden bald vergessen sein, aber einen unwillkürlichen Herzensausspruch Loubet's wird man gern im Gedächtniß bewahren. „Es ist doch eine schreckliche Verantwortlichkeit, einen Krieg zu provocircn!" rief der Präsident beim Anblick der furchtbaren Schiffsungethüme aus und er sagte damit, was lange vor ihm Kaiser Friedrich sind Bismarck ge sagt haben. Wäre diese Ueberzeugung früher in Herrn Loubet's Vaterland ebenfalls verbreitet gewesen, Europa hätte sich Milliarden und aber Milliarden sparen können. Auch heute denken die Franzosen noch nicht so, man weiß ja, was sie in dem Bündniß mit Rußland so hoch halten: Die Revanche! Von seiner Reise kann der Präsident etwas Besonderes erzählen: 40 Minuten, statt im Cylinder in der Reisemütze, fuhr er im Unter seeboote „Gustav ZÄ6" mit. Zum Glück ging Alles gut ab. Das Unterseeboot ist aber auch wieder ein solches Instrument für den Massenmord im Kriege! Trotz aller Wünsche für den Frieden reißt's mit den Vor bereitungen zum Kriege nicht ab. England. Wie dem „Berl. Tgbl." aus London depeschirt wird, sind alle 8 Torpedobootzerstörer der Devontport- Flotte nach einer Kreuzungsfahrt von 3 sehr stürmischen Wochen seeuntüchtig zurückgekehrt. Eins der Fahr zeuge, das noch ganz neu ist und anderthalb Millionen kostete, ist überhaupt nicht mehr zu brauchen. Es scheint, daß alle Boote dieser Kategorie schwerem Wetter nicht gewachsen sind. Aficn. Hauptmann Bartsch ist unweit Peking das Opfer eines Mordes oder Todtschlages geworden, daran kann kein Zweifel bestehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist er von dem Mörder, der auf der Straße hockte, erwartet und so aus allernächster Nähe von unten her erschaffen worden. Es scheint nicht, als ob Chinesen diesmal die Thäter gewesen wären, wenigstens wäre das doch sicher sofort hervorgehoben in der Meldung, es seien 6 Augen zeugen verhaftet. Vielleicht haben betrunkene Soldaten den unglücklichen Offizier belästigt, es ist zum Streit gekommen, der den bekannten Ausgang hatte. Welchem Kontingent die Soldaten angehören, kann vorerst nur gemuthmaßt werden. Am Freitag erfolgte unter großer Theilnahme das Begräbniß des Erschossenen. Haupt mann Bartsch war schon in Kamerun, wo er früher stationirt war, zweimal in Kämpfen mit Eingeborenen verwundet. Was die allgemeinen Verhältnisse in China betrifft, so dauern die gerüchtweise» Meldungen von einem theilweisen Zurückziehen der internationalen Truppen fort. Sie kommen aber meist von englischer Seite, und daß England seine Soldaten anderswo ge brauchen kann, ist bekannt. Für uns Deutsche ist jeden falls die Zahlung der uns zukommenden Kriegskosten die Hauptsache, und damit liegt es sehr im Argen. Wollen sich die Anderen mit ihrem Abmarsch blamiren, wir halten auf ehrliche Genugthuung. General von Ketteler sagt in seinem Bericht über den Zug nach Paotingfu, der von vollem Erfolge be- fleitet war: „In der ganzen durchzogenen Gegend hat ich die Bevölkerung durchaus friedlich und entgegen kommend gezeigt. Nur die Gebirgsdörfer, in welchen Truppen bisher noch nie erschienen waren, wurden zum Theil verlassen vorgefunden. Klagen über Bedrückung durch räuberisches Gesindel sind nicht mehr laut ge worden!" Die Angst vor den russischen Plänen in Ostasien will sich in London gar nicht geben. Die „Voss. Ztg." bringt folgende Auslassung in dieser Beziehung: Ruß land hat hinsichtlich des Mandschurei-Vertrages eine neue Haltung angenommen. Während es vorgebe, den Vertrag vorläufig fallen gelassen zu haben, sei sein Vertreter angewiesen, China durch allerlei Drang- alirungcn nachgiebiger zu stimmen. Li-hung-tschang sei ehr beunruhigt. Afrika. Nun wird man doch wohl aufhören, den englischen Berichten aus Südafrika noch irgend welche Beachtung bei uns zu schenken, nachdem constatirt ist, daß die ogenannte Depesche von Dewets geistiger Er- rankung eine hundsgemeine Lüge ist. DaS war das stärkste Stück unter allen bisherigen starken Lei tungen. Tewet mag etwas angegriffen sein, aber von Geisteskrankheit ist keine Rede! Und ebensowenig ist von neuen Friedensverhandlungen oder gar einer Bereit willigkeit Bothas zur Capitulation die Rede. Die eng lischen Regierungskreise in London sagen ganz offen herzig, es sei nichts davon bekannt. Botha, Dewet und Präsident Steijn haben unweit Heidelberg eine Be sprechung abgehalten, in welcher von Neuem festgestcllt wurde, daß der Krieg nach wie vor weitergeführt werden soll. Tie einzelnen Burenschaaren fangen auch schon wieder an, sich aus britischen Vorräthen zu verprovian- tiren. Die englischen Generale French und Plumer sitzen bei Pietersburg fest, ihre Truppen genügen nicht zu weiteren Operationen. Wenn General Kitchener nicht so viel Verstärkungen senden kann, daß die Ver bindungslinien von Pietersburg nach Süden gegen jeden Buren-Angriff gesichert sind, müssen Plumer und French wieder umkehren. Von einzelnen kleinen Scharmützeln machen sie inzwischen viel Wesen! Die Londoner „St. James-Gazette" schreibt: „Wir können den Krieg nur beendigen, wenn wir die Buren so jagen, daß sich ihre Pferde nicht mehr auf den Beinen halten können. Dazu genügen aber unsere jetzt in Afrika befindlichen Truppen nicht!" Der stellvertretende Präsident der Transvaal-Republik, Schalk Burger, hat den Sitz der Regierung von Pietersburg nach Leydsdorp verlegt. Diese Stadt liegt im Zontspan-Gebiet in den Drakenbergen, mitten unter den großen Goldfeldern, im Nordosten Transvaals. Tas ganze Gebiet ist ein Fieberdistrict. In Amsterdamer Burenkreisen legt man der Besetzung von Pietersburg keinen großen militärischen Werth bei, da die Widerstandskraft der Buren in den vom Fieber heimgesuchten Vesten Hontboth, Roosenekal und Leydsdorp nicht leicht zu brechen sei. Die Forts Botha, Schutte, Hendrina würden die Buren in Stand setzen, im Besitz des Landes zu bleiben. Bei Colesberg und bei Johannesburg brachten die Buren den Engländern Schlappen bei. Eine Johannesburger Mine ist zerstört. MS vem Muldenthale. "Waldenburg, 13. April. Ter hiesige Turnverein plant bekanntlich die Erbauung einer Turnhalle und soll hierbei auch darauf Rücksicht genommen werden, daß die Turnhalle Schulturnzwecken genügt. Es dürfte vielleicht interessiren, in welcher Weise ähnliche Verhält nisse in anderen Städten geregelt worden sind. So hat der Männerturnverein in Eisleben seine Turnhalle an sämmtlichen Wochentagen von früh 7 bis abends 7 Uhr an die Stadtgemeinde für jährlich 600 Mk. und den Turnplatz für 175 Mk. vermiethet; für Beschaffung und Unterhaltung der beweglichen Geräthe, sowie für Reinigung, Heizung und Beleuchtung hat die Stadtgemeinde zu sorgen; außerdem hat diese zur ersten Einrichtung des Turnplatzes 1000 Mk. und auch sonst öfters zu größeren Reparaturen Beiträge geschenkt. Tie städtischen Schulen benutzen die Turnhalle wöchentlich an 36 Stunden. * In der Nacht zum zweiten Osterfeiertag wurden aus einem Rundtheil des hiesigen Seminargartens 10 Stück hochstämmige Rasenstücke im Gesammtwerthe von 40 Mark vcrdachtslos gestohlen. *— Tie Niederschlagsmenge in der ersten Tecade des April betrug im unteren Thale der Zwickauer Mulde 18 mm (normal 16), im mittleren 14 (normal 17) und im oberen 26 (normal 22). An hiesiger meteoro logischer Station wurden 13 mm Niederschlag beobachtet. * — Tie Verwaltung der sächsischen Staatseisenbahnen läßt jetzt iu einigen Personenwagen versuchsweise Schil der mit der Aufschrift „Rauchen verboten" oder „Rau chen gestattet" anbringen. Diese präcise Angabe soll die häufigen Streitigkeiten beseitigen, die oft während der Eiscnbahnfahrt zwischen Rauchern und Nichtrauchern entstehen. Ebenso dürfte die elektrische Beleuchtung der Eisenbahnwagen nicht mehr allzulange auf sich warten lassen. Tie Verwaltung der Staatseisenbahnen hat jetzt in einigen Personenwagen erster und zweiter Klasse die elektrische Beleuchtung versuchsweise eingeführt und von den Resultaten dieses Versuches hängt es ab, ob diese Neuerung durchgeführt wird. * — Die kgl. Amtshauptmanuschaft Glauchau ver öffentlicht eine Polizeiverordnung, betreffend den Handel mit Brod, welche sofort in Kraft getreten ist. * — Für das Zuchtgcbiet Jerisau findet die diesjährige Stutenmusterung und Fohlenschau mit Prämiirung der 3- und 4jährigen selbstgezogenen Stuten, sowie der älteren Stuten mit mindestens 2 Nachkommen am 22. d. vormittags 9 Uhr am Gasthof zu Jerisau statt. * — Wichtig für alle Wehrpflichtigen ist die bisher geheim gehaltene, aber soeben zur öffentlichen Kenntniß gelangende kaiserliche Verordnung über die Beförderung der im Mobilmachungsfall Einberufenen. Nach dieser neuen Anlage zur Militärtransportordnung sollen alle Eisenbahnen Deutschlands verpflichtet sein, während des mobilen Verhältnisses die Einberufenen der bewaffneten Macht (Heer und Marine) und des Landsturmes ohne Fahrkarte zu kostenfreier Benutzung der Bahn nach dem Gestellungsort zuzulassen, und zwar: a) die Mannschaften des Beurlaubtenstandes gegen Vorzeigung des Gestellungs befehls oder anderer Militärpapiere; ft) die Mannschaften des Landsturmes innerhalb des betreffenden Corpsbezirks auf Grund ihrer mündlichen Erklärung, daß sie dem Landsturm angehören und eingezogen sind; v) Kriegs freiwillige und Freiwillige des Landsturmes auf Vor zeigung einer Bescheinigung der Ortsbehörde über Zweck und Ziel der Reise. Der Ausweis erfolgt den Organen der Fahrkartcncontrolle gegenüber. Die Bahnverwaltuugen sollen für diese Leistungen durch Gewährung von Pausch summen entschädigt werden. * — Zur Verhütung von Jrrthümern wird darauf hingewiesen, daß die am 1. April in Kraft getretene Ermäßigung des Eisenbahn-Fahrpreises für Soldaten vom Feldwebel abwärts auf 1 Pfg. für das Kilometer nicht zur Anwendung gelangt in Fällen, in denen nach den Personentarifen Civilpersonen Anspruch auf Be förderung gegen Lösung von Militärfahrkarten haben, z. B. bei Gesellschaften, Ausflügen zu wissenschaftlichen Zwecken, Schülerausflügen, Reisen von Kindern in Feriencolonien, Reisen von Mitgliedern öffentlicher Krankenpflegevereine, mittellosen Kranken und dergleichen. In allen diesen Fällen bleibt es bei dem bisherigen Fahrpreis von 1,5 Pfg. für das Kilometer.