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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, LichttMtein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirkc: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, tberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Kerssprecher Nr. ». Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 1901. 87. Dienstag, den 16. April Wltteruvgsbericht, ausgenommen am 15. April, nachm. 4 Uhr. Varometerstand 750 WM. reducirt auf den Meeresspiegel. Thennometerstand 4- 10,5° 6. (Morgens 8 Uhr -f- 8,5° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymetcr 46"/<>. Thanpunkt — 0,'.° 6. Windrichtung: Südwcst. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 1,« mm. Daher Witterungsausfichteu für den 16. April: Wechselnde Bewölkung, auch einzelne Schauer. "Waldenburg, 15. April-19OI. I» China ist es seit längerer Zeit militärisch ziemlich still; die Bestrafung von größeren Räuberhorden, die in dem Lande der Mitte von je keine seltene Erschei nung waren, bildete zumeist die Beschäftigung der Truppen, eine wohl strapazenreiche, aber doch nicht gerade gefährliche, und es ist auch nicht anzunehmen, daß sich hierin in absehbarer Zeit wieder ein Wechsel zum Schlimmeren einstellen wird. Die Nachricht, die beiden Haupt-Kanaillen von den vorjährigen Mastacres in Peking, Prinz Tuan und General Tungfuhsiang, hätten in der Mongolei einen Aufstand angezettelt, er wies sich sofort als das, was sie war, als eine Tartaren- Nachricht. Solche Dummköpfe sind diese beiden Leute nicht, daß sie jetzt, nach völligem Erlöschen des großen Boxer-Aufstandes, sich noch eine Privat-Revolte gönnten. Das wegen der russischen Festsetzung in der Mandschurei erhobene Kriegsbeil ist mich wieder begraben, und so könnte Alles nicht blos still, sondern auch leidlich schön fein, wenn nicht bei einigen Mächten sich wieder der Kitzel regte, gegen die übrigen zu intriguiren. Beson ders gilt cs Deutschland, dem man in China wenig, am liebsten gnrnichls gönnen möchte. Das ist wenig er freulich, aber es ist schwerlich auf Besserung zu hoffen. Deutschland hat viel um des lieben Friedens willen in China nachgegeben. Es wird noch in Aller Erinne rung fein, wie Graf Bülow im vorigen Sommer ein Rundschreiben an die Mächte richtete, worin er sagte, dem deutschen Reiche liege nichts an einer Hinrichtung verschiedener Hunderte von kleinen Schuldigen, wohl "der müßten die Hauptschuldigen dem Henker verfallen. Die übrigen Staaten waren indessen der Anschauung, daß die Hinrichtung der eigentlichen Rädelsführer Tung fuhsiang und Tuan nicht angängig oder nützlich fei, und so wurden die beiden Kerle degradirt und verbannt, was nicht hindert, daß sie nach wie vor am chinesischen Kaiserhofc leben, das Regiment noch immer in Händen haben und sich äußerst wohl befinden. Tie Mandarinen, die hingerichtet sind, waren nur die Werkzeuge dieser beiden Größen, und alle Berichte aus China stimmen ja darin überein, daß die Aburtheilung dieser Leute keinen besonderen Eindruck in der Bevölkerung gemacht hat. Deutschland gab eben nach! Nun sollte der Hauptprüfstein kommen, die Kriegs- tosten-Entschädigung. Wir haben mehrere hundert Millionen Mark für diesen Zug aufgewendet und wollen sie natürlich wiederhaben. Ohne Frage kann China auch zahlen, aber die Unterhändler, der Erzgauner Lihnng- tschang und der nicht viel bessere Prinz Tfching, heulen wie ein paar geprügelte Köter, es werde viel zu viel verlangt, die armen Chinesen müßten verhungern, wenn sie die verlangten Summen bezahlen sollten und was dergleichen mehr ist. Und wieder tritt ein, was während der ganzen Angelegenheit so beschämend war, China erhält Hilfe bei den christlichen Mächten. Rußland that überhaupt nichts mehr gegen China, seitdem es sich die Mandschurei sicher wußte, und jetzt sind es die Ameri kaner, die China offen beistehen, um im chinesischen Rohr ihre Pfeifen zu schneiden. Sie wollen die Deut schen aus Tschili fortbeißen, um nach ihrer Art in China das Hauptgeschäft machen zu können. Tas ist des Pudels Kern. Es ist eine Unverschämtheit, wenn amerikanische Zei tungen heute schreiben, Deutschland sei habgierig und wolle China mit seinen übertriebenen Entschädigungs ansprüchen ruiniren. Die Herren Yankees sollten doch lieber an die Rolle denken, die sie Spanien gegenüber gespielt; wir hatten einen viel triftigeren Grund zum Kriege gegen China, als die Amerikaner zu ihrem Feld zuge gegen Spanien, der garnichts Anderes als ein Geschäft war. Man wollte das reiche Kuba haben, und da es nicht anders zu bekommen war, wurde der Krieg beschlossen, und zwar schon lange zuvor, bevor das nord- amerikanische Kriegsschiff „Maine" vor Havannah in die Luft geflogen war. Deutschland war in China durch die Ermordung seines Gesandten auf das Schwerste getroffen, aber wir sollen uns Alles bieten lasten, wäh rend alle Anderen machen können, was sie wollen. Tas zieht nun nicht! Teutschland weiß, was es in China zu thun und was es von China zu fordern hat, es braucht keine Rathschläge. Tas fehlte noch, daß wir, nachdem mancher deutscher Soldat in chinesischer Erde ruht, uns mit einem Butterbrod begnügen und womöglich gar noch freudestrahlend abziehen. Was würde geschehen, wenn wir draußen wären? Wir würden hinterher gehörig ausgelacht werden, und das verdienten wir auch, wenn wir so handelten. Inter essant ist es aber, daß das liebe Albion, dem wir durch unser starkes Expeditionscorps so viel genützt, gar keine besonderen Anstrengungen macht, die deutschen Forde rungen als selbstverständlich zu erklären. Die lieben Vettern in London denken wohl im tiefsten Herzen: „Der deutsche Michel hat in China seine Schuldigkeit gethan, der deutsche Michel kann gehen!" Es ist wirk lich eine Lust, zu leben! Politische Rundschau. Deutsches Reich. Im Berliner Schloß herrschte Sonntag große Freude über den herzlichen Empfang des deutschen Kronprinzen in Wien; der Kaiser dankte dem österreichischen Mon archen für die seinem ältesten Sohne erwiesenen Freundlichkeiten. Die Majestäten besuchten den Gottes dienst in der alten Garnisonkirche und unternahmen nachmittags eine längere Ausfahrt. Der Aufenthalt des Kaisers in Bonn aus Anlaß der Immatrikulation des Kronprinzen als Student ist auf vier Tage berechnet. Ter Kaiser steigt bei seinem Schwager, dem Prinzen von Schaumburg-Lippe, ab. Mit Rücksicht auf den privaten Charakter des Besuches wird städtischerseits von größeren Empfangsfeierlichkeiten abgesehen. Tie Studentenschaft plant die Abhaltung eines Commerses. Am 25. April wird der Kaiser bei seiner Mutter in Kronberg erwartet. Die Königin von England, die dort ihre kranke Schwägerin besucht hatte, ist Sonn abend wieder abgereist. Tie Königin hatte sich fast gar nicht in der Oeffentlichkeit gezeigt. Vom Besuch der englischen Sondergesandtschaft in Berlin, die inzwischen vom König Albert von Sachsen empfangen worden ist, wird noch Nachstehendes bekannt: Als der Herzog von Abercorn dem Kaiser für den überaus gnädigen Empfang dankte, erwiderte dieser: „Ich habe in England stets so viel Gastfreundschaft genossen, daß das nur eine kleine Revanche sein kann." In einem Briefe an König Eduard schrieb der Kaiser, er glaube, die Mitglieder der Gesandtschaft werden sich in Berlin sehr wohl gefühlt haben. Tie aus München stets sehr gut unterrichtete „Frks. Ztg." schreibt: „Für das Leben des kranken Königs Otto von Bayern besteht keine unmittelbare Gefahr, aber daß die Möglichkeit eines Thronwechsels erheblich näher rückt, ist außer Zweifel. So lange die Krankheit des Königs nur in seiner geistigen Umnachtung bestand, seine inneren Organe aber gesund waren, mußte man noch mit einer langen Lebensdauer rechnen. Tie einzige Lebensgefahr konnte daher kommen, daß die fortschreitende Umbildung der Gehirnmaterie eine Arterie angreifen konnte. Nun besteht beim Könige seit etwa zwei Jahren aber auch innerliche Erkrankung. Insbesondere hat er ein starkes Nierenleiden, mit dem augenscheinlich andere Störungen in Zusammenhang stehen. Tas körperliche Befinden des nunmehr 53 Jahre alten Königs geht in Folge dessen langsam dem Verfall entgegen, und sein geistiger Zustand erschwert es ungemein, erleichternd und förderlich auf das körperliche Befinden einzuwirken. Man muß jetzt thatsächlich mit der Wahrscheinlichkeit ernster Wendungen in nicht zu ferner Zeit rechnen!" Reichskanzler Graf Bülow ist nach Berlin aus Italien von seiner Erholungsreise zurückgekehrt und wird also sofort im Reichstage zur Beantwortung etwaiger An fragen über den Zolltarif, die auch wohl kaum aus bleiben werden, erscheinen können. Ter Reichskanzler hat jedenfalls in seiner Unterredung mit seinem italienischen Kollegen Zanardelli die feste Ueberzeugung gewonnen, daß Italien ungeachtet aller hämischen Einflüsterungen — für jetzt wenigstens — dem Dreibund treu bleiben wird. Der Abgeordnete Rickert ist von seinem Erholungs urlaub in Italien in gebesserter Gesundheil nach Berlin zurückgekehrt. Tie Kosten der Reparatur unseres großen Kriegs schiffes „Kaiser Friedrich III." werden auf rund eine halbe Million Mark geschätzt. Das Leck erstreckt sich bei einer Breite von 60—70 om über ?/, der Schiffslänge. Tie erforderlichen Hauptarbeiten sind die Einziehung einer neuen Plattenbahn am Schiffsboden, Erneuerung des massiven, eisernen Stevens und sechs Locomotivkeffel, welche durch den Brand ausgeglüht sind. Für Auswechselung der Kessel müssen sämmtliche Schiffsdecks, darunter zwei Panzerdecks, durchbrochen werden. Die heimkehrenden Chinakrieger sollten heute bei ihrer Ankunft in Hamburg im Auftrage des Senates bewirthet werden. Es ist aber davon Abstand ge nommen, da der Gesundheitszustand der Heimkehrenden noch nicht recht für ein Festmahl paßt. Nachdem es in Leipzig und München schon zu scharfen Conflicten zwischen Aerzten und Krankenkassen gekommen ist, wird jetzt eine allgemeine Bewegung unter den deutschen Aerzten gegen die als unerträglich ge schilderten Verhältnisse ins Werk geleitet. Von München geht ein Rundschreiben aus, das sehr scharf gehalten ist. Es heißt darin, der Stand der Aerzte erhebe sich aller Orten gegen die ungeheuren Schädigungen, die ihm zu- gefügt sind. „Tie organisirten mächtigen Kranken kassen haben sich zu Brodgebern für die Aerzte heraus gebildet, zu Brodgebern mit terroristischen autokratischen Neigungen. Und der einzelne Arzt als Arbeitnehmer muß sich die Entlohnung vorschreiben lassen und die Bedingungen von Seiten der Kassenvorstände. Die Entlohnung wurde eine immer elendere, und der Dienst mann, der das Reccpt zur Apotheke trägt, und mehr für diesen Gang erhält, wie der ordinirende Arzt, ist eine ständige historische Person geworden. So gestaltete sich in den vergangenen 15 Jahren allmählich ein socialer Zustand für die ärztliche Gesammtheit heraus, der nun mehr unerträglich geworden ist: Tix Einnahmen wurden immer geringer, die Arbeitslast ward eine immer größere,