Volltext Seite (XML)
Weiligen Consumfähigkeit, sowie der Ernten des Jn- und Auslandes, endlich die Unsicherheit der Tendenzen des Spelulationshandels Factoren zu wenig fest be stimmter Art find. Sollte übrigens eine Erhöhung der Brotpreise wirklich erfolgen und damit eine fühl bare Vertheuerung der Lebenshaltung besonders der Handwerksgesellen Platz greifen, so müßte nachgewiesen werden, daß seit Abschluß der Handelsverträge, d. h. der Herabsetzung der Getreidezölle die Löhne nicht mehr gestiegen sind als die Preise der von den Gesellen ins- gesammt verbrauchten Gerbrauchsartikel. Dies ist nicht der Fall. Die Handelskammer kommt daher zu dem Schluß, daß in der Regel eine Getreidezollerhöhung eine entsprechende Brotpreissteigerung so wenig nach sich ziehen werde, wie eine Brotpreiserhöhung die Lebens stellung der Gesellen bei den bestehenden Löhnen unge bührlich vertheuern würde, noch eine Vertheuerung der Lebensstellung der Gesellen einen entsprechenden Aus druck in den Löhnen finden würde. Vitale Interessen der Handwerker würden also durch eine Zollerhöhung nicht berührt. Zum Berliner Milchkrieg wird der „Nordd. Allg. Ztg." des Weiteren gemeldet, daß in einer Versammlung der Milchhändler der Vorsitzende mittheilte, er habe sich im Auftrage des Vorstandes beschwerdeführend an den Polizeipräsidenten und den Minister des Innern gewandt wegen der von dem Milchring erlassenen Bekanntmachung betreffs Milchverfälschungen. Ta die Milch in den Berliner Geschäften durch Schutzleute revidirt würde, so läge in jener Bekanntmachung eine schwere Ver dächtigung und Beleidigung der betreffenden Polizei beamten. Tie Milchcentrale, so nennt sich der agrarische Milchring, soll, wie ferner mitgetheilt wurde, am ersten Kampftage 8000 Liter Milch verkauft und somit 92,000 Liter lleberschuß gehabt haben. Tie Absicht, 300 Verkaufsläden in Berlin zu eröffnen, habe die Centrale aufgegeben, und statt dessen sich an die Bäckereien gewandt mit dem Ersuchen, den Milchverkauf zu übernehmen. Es findet täglich eine steigende Zufuhr ringfreier Milch statt. Oestcrreich-Ungarn. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich und König Karl von Rumänien haben soeben in Wien Besuche ausgetauscht. Zwischen beiden Fürsten fand eine mehr als einstündige Unterredung statt, wobei jedenfalls die schwebenden politischen Fragen erörtert worden sind. Frankreich. Zum Tode des Präsidenten Felix Faure ist die Be hauptung aufgestellt worden, der Präsident sei keines natürlichen Todes gestorben. In dem in Paris so eben herausgegebenen Buche eines anonymen Verfassers wird nämlich erklärt, Eingeweihte wüßten, daß der Präsi dent an einer Cyankali-Vergiftung gestorben sei. Dieses Gift konnte durch eine Cigarre eingenommen werden. Es wird dann, wie die „Franks. Ztg." bereits mit- theilen kann, weiter erzählt, daß unmittelbar vor dem Tode von Felix Faure die lange Unterredung mit dem Fürsten von Monaco erfolgte, der gerade aus Berlin kam und die ausdrücklichste Versicherung brachte, daß man in Berlin nichts von Dreyfus wisse. Diese Mit- theilung erregte den Präsidenten außerordentlich, er ver gaß sich dem Fürsten gegenüber vollständig, rief einmal über das andere, das ist unmöglich und gewann seine Selbstbeherrschung erst wieder, als sich der Fürst erhob, um sich eiligst zu entfernen. Faure ging darauf in fein Cabinett zurück, wo ihn wenige Minuten später der Tod ereilte. Die französische Kammer wird entgegen anders lautenden Angaben nach einer officiösen Erklärung des Pariser „Temps" doch schon im October, und zwar am 22. d. M., ihre Berathungen wieder aufnehmen. Tie Ruhezeit für Waldeck-Rousseau und dis übrigen Cabinettsmitglieder ist also nur noch kurz bemessen. Tann hat das Ministerium einen Sturmangriff nach dem andern zu gewärtigen, und Niemand kann voraus sehen, ob es diese überdauern wird. Die Wirkung des Zarenbesuchs hat diesmal auf die Position des Cabinetts wesentlich weniger günstig gewirkt als vor 5 Jahren. Herr Waldeck-Rousseau mag sich also zum Kampfe um Sein oder Nichtsein rüsten. Von den französischen Ordenscongregationen, denen das Vereinsgesetz den Aufenthalt in Frankreich untersagt, hatten bis kurz vor Ablauf der den Congrega- tionen gestellten Frist für die Einreichung von Ge nehmigungsgesuchen 64 Männerorden mit 3001 An stalten und 532 Frauenorden mit 6777 Anstalten dem französischen Unterrichtsministerium solche Gesolche ein gereicht. Von diesen Congregationen waren 458 bis her überhaupt nicht genehmigt. Ihre Gesuche werden dem Vereinsgesetz gemäß dem Parlament vorgelegt werden. England. König Eduard von England soll, wie dem Kopen hagener Blatt „Samfundet" berichtet wird, an einem unheilbaren constitutionellen Leiden erkrankt sein. Spanien. Spanien, das Land der chronischen Geldverlegenheit, das auf diesem wenig angenehmen Gebiete ein würdiger Genosse der hohen Pforte ist, trägt sich mit weitgehen den Finazprojecten. Wie nämlich die „Voss. Ztg." von einer zu dem spanischen Ministerium in nahen Be ziehungen stehenden Seite gemeldet wird, hat die spanische Finanzverwaltung Verhandlungen wegen Aufnahme einer Anleihe im Auslande im Betrage von nicht weniger als I4/z Milliarde Pesos ausgenommen. Diese Anleihe, die mit 5o/o verzinst werden soll, unter Abzug der spanischen Steuern von 20°/g, also 4»/g netto tragen würde, soll als Specialgarantie die Zolleinnahmen er halten, welche künftig in Gold bezahlt werden müßten; auch bestände die Absicht, den Inhabern der gegen wärtigen ausländischen Schuld, die etwas über eine Milliarde Francs beträgt, den Umtausch ihrer Titres gegen obige Anleihe zu offeriren, um die Reclamationen der Spanier wegen der Steuerfreiheit der ausländischen Schuld zum Schweigen zu bringen. Es bleiben als dann circa 450 Millionen übrig, aus deren Erlös ein Theil der Schuld des Staates bei der Bank von Spanien gedeckt werden soll, um die Circulation der Banknoten zu vermindern. Die „Voss. Ztg." meint, in dieser Form werde das großartige Finanzproject schwerlich durchführ bar sein. (Wir rufen Jedermann, ob das Project in dieser oder einer anderen Form durchgeführt wird, zu: Hand weg!) Asien. Der chinesische Hof wird morgen Singanfu ver lassen und mit außerordentlichem Pomp die Rückkehr nach Peking vollziehen. Mehrere tausend Pferde und Maulesel sind requirirt worden, um das kaiserliche Ge päck nach Peking zu transportiren. In allen Städten, wo während der Reise Rast gemacht wird, werden be sondere Paläste für den Kaiser errichtet. Um die Un kosten für diesen echt asiatischen Pomp zu begleichen, soll Lihungtschang einen ganz gewöhnlichen Pump vor nehmen und als Gouverneur von Tschili ein paar Millionen bei den anderen Provinzen des Reiches borgen. Afrika. In einem aus transvaalischen Kreisen herrührenden Briefe an den Pariser „Matin" wird die Lage in Südafrika, wie sich die „Voss. Ztg." telegraphiren läßt, folgendermaßen geschildert: - Ter Krieg wird seit dem Beginn der schönen Jahreszeit kraftvoller als je geführt. Tie Kämpfer der Republiken waren nie zahl reicher und entschlossener, sie hatten nie größeres Ver trauen auf den Sieg. In Transvaal stehen 15,000, im Oranjefreistaat 12,000 Buren unter den Waffen. Sic sind reichlich mit Allem versehen. Nahrung bietet das Land, für Waffen und Schießbedarf sorgen die ab gefangenen englischen Bahnzüge und Kriegsgefangenen. In der Kapcolonie wird der Ausstand allgemein. Seit Paardeberg, dem Orte, wo Cronje gefangen genommen wurde, haben die Buren keine einzige ernste Schlappe erlitten, dagegen dem Feinde öfter vernichtende Nieder lagen bereitet. Europa mag sich auf uns verlassen, wir werden Sieger bleiben. In den militärischen Kreisen Londons ist man da von überzeugt, daß die Kämpfe bei Fort Jtala, Pro spekt und Moedwill überwältigende Siege der Buren waren. Ter Angriff auf Fort Jtala wurde, wie nachträglich gemeldet wird, von Louis Botha mit allen seinen Generalen und Offizieren geführt. Der Kampf dauerte 19 Stunden und gehört zu den schwer sten in der jüngsten Phase des Krieges. Die Ver- theidigungstruppe des englischen Majors Chapman be stand nur aus 200 (?) Mann. Die Buren überschütte ten das Lager mit furchtbarem Feuer und schnitten den Wasservorrath ab. Nachdem die Buren abgezogen waren, flüchtete Chapman mit dem Rest seiner Leute, von denen 60 gefangen genommen, 20 getödtet und 80 verwundet Worden waren, nach Nkaudah. Dies der Sachverhalt, aus dem Lord Kitchener eine englische Siegesnachricht zu schmieden fertig gebracht hat. Die standrechtliche Füfilirung des ehemaligen Staats anwalts Von Transvaal Broeksma erfolgte wegen einer von diesem verbreiteten Flugschrift, in welcher den Buren empfohlen wurde, einen Eid abzulegen, daß sie mit dem Niederschießen der Engländer so lange fortfahren woll ten, wie Gott ihnen Brod gebe. Auch wurde in der Flugschrift erklärt, daß die den Engländern in der Zwangslage geleisteten Eide für die Buren nicht bindend seien. Ein todeswürdiges Verbrechen wird in diesem Appell eines Buren an seine Landsleute kein rechtlich denkender Mensch zu erblicken vermögen. Ans dem Muldenthale. ^Waldenburg, 5. October. Tie innerhalb der deutschen Lehrerschaft lebhaft besprochene Haftpflichtfrage findet für die sächsischen Lehrer eine erfreuliche Er ledigung durch den vom Vorstande des sächsischen Lehrer vereins in seiner letzten Sitzung gefaßten Beschluß, vom 1. October 1901 ab den Haftpflichtschutz für alle Mit glieder des sächsischen Lehrervereins auf die Hauptkasse zu übernehmen. *— Gestern Nachmittag ist ein Radfahrer aus Leitels- hain, welcher im schärfsten Tempo den Callenberger Berg hercingefahren kam, schwer verunglückt. Unterhalb der Restauration zur Wilhelmshöhe stürzte er mit seinem Rade und blieb mit blutender Kopfwunde auf der Straße liegen. Der Verletzte wurde in das genannte Gasthaus transportirt und dort verbunden. Auch das Rad ist stark beschädigt. * — Der Weidensdorf-Breitenbacher Communications- Weg wird wegen Erneuerung einer Schleuse in Remser Herrschaftsflur vom 7. bis mit 10. d. für den Fähr verkehr gesperrt und letzterer über Remse und Pfaffroda verwiesen. * — Nachdem seit dem 19. September bis gestern fast ununterbrochen heiteres Wetter geherrscht hatte, trat heute Morgen bei nebligem Wetter ein feiner Sprühregen ein, der sich bald darauf zu einem anhal- denden Landregen verdichtete. Die bis zum Nach mittage 1/^4 Uhr niedergegangene Regenmenge betrug 25,6 rum, oder über 25*/z Liter pro Quadratmeter. * — Der von Wolkenburg nach Hermsdorf führende Communicationsweg in Flur Wolkenburg wird für die Zeit vom 4. bis mit 9. d. wegen Beschotterung gesperrt. Der Verkehr wird über Kaufungen und Mühlwiese ver wiesen. * — Die Staatseisenbahn-Verwaltung läßt jetzt auf dem Hauptbahnhofe Dresden Versuche mit einer neuen Fahrkarten-Stempelpresse austellen, welche die einfachen Fahrtkarten mit dem Datumstempel des Ausgabetages und die Rückfahrkarten außerdem noch mit dem Stempel des Tages des Ablaufs ihrer Gültigkeit versieht. Durch die letztere Maßnahme wird nicht nur vielfach geäußer ten Wünschen des Publikums entsprochen, sondern auch eine Erleichterung für die Schaffner bei Ausübung der Fahrkartencontrolle geschaffen. Wie das „Chemn. Tgbl." erfährt, beabsichtigt die Staatseisenbahnverwaltung, bei einem günstigen Ergcbniß des Versuchs noch weitere größere Stationen mit dergleichen Fahrkarten-Stempel- pressen auszurüsten. Altstadtwaldenburg, 5. October. Ein bedauerlicher Unglücksfall mit tödtlichem Ausgang trug sich am Diens tag in der Schneider Riedel'schen Familie hier zu, indem in einem unbewachten Augenblicke da? 6 Jahre alte Söhnchen derselben aus einer frei in der Wohnstube stehenden Flasche, in der sich Branntwein befand, so viel zu sich nahm, daß es nachmittags an den Folgen einer Alkoholvergiftung starb. Kaufnngen, 4. October. Heute überreichte der hiesige Rentner Johann August Winkler, um das Andenken seiner Heimgegangenen treuen Gattin zu ehren, dem Kirchenvorstande 500 Mark zum Besten der Kirche zu Kaufungen. Dank sei dem edlen Schenkgeber, der seiner entschlafenen Lebensgefährtin eine so Pietätvolle Ge sinnung und seiner Kirche und seinem Gott und Heilande eine so große Liebe beweist! Ehrenhain, 5. Octobcr. Im Gasthof hierselbst fand am vorigen Donnerstag ein von der Waldenburger Stadtkapelle unter Leitung des Herrn Musikdirector Heinrich ausgeführtes Concert statt, welches allseitigen reichen Beifall erntete. Tas aus meist klassischen Num mern zusamengesetzte Programm kam freilich im Garten, in dem das Concert stattfand, nicht so zur Geltung, wie dies im Saal, wofür die Aufstellung des Programms auch berechnet war, der Fall gewesen wäre. — Ter Schuhmacher B. in Glauchau, Meeraner- straße wohnhaft, hat sich am Mittwoch, wie das „Gl. T." meldet, unter Umständen aus seiner Wohnung ent fernt, welche vermuthen lassen, daß er sich ein Leid an- gethan hat. Der Vermißte ist 35 Jahre alt, mittlerer Statur, hat braune Haare und schwarzen Schnurrbart. Bekleidet war B. mit braungekästeltcm Jackett, dergl. Weste, grauer Hose und blaugestreiftem Hemde. — In Glauchau ist gegenwärtig mehrfach falsches Geld im Umlauf. So wurde in einem dortigen Ge schäft ein falsches Zweimarkstück angehalten und auf dem Postamte ein 50 Pf.-Stück. Auch in Jerisau ist ein falsches 50 Pf.-Stück confiscirt worden. Tie Falsifikate greifen sich durchweg etwas fettig an. — In der Nacht zum 30. Juni d. I. hatte sich der 39 Jahre alte, in Neudorf bei Oberwiesenthal geborene Handarbeiter Hermann Ullmann in Zwickau in die an der Crimmitschauer Straße gelegene Berthold'sche Gärtnerei begeben und dort gegen 700 Stück Edel dahlien im Werthe von etwa 1000 Mk. mit den Füßen niedergetreten und dadurch völlig vernichtet. Dies soll er aus Haß gegen den Besitzer, bei dem er früher einmal gearbeitet hatte, gethan haben. Der Uebelthäter wurde jetzt dafür von der Strafkammer zu Zwickau mit einer Gefängnißstrafe von 8 Monaten, wo von 2 Monate Untersuchungshaft abgehen, belegt. — Auf sämmtlichen Werken des Zwickauer Stein kohlenreviers treten wegen matten Geschäftsganges die Winterpreise vorerst nicht ein; eine eventuelle spätere Preiserhöhung hängt vom Stande der Conjunctur ab. Sämmtliche Gruben haben gegen das Vorjahr einen verminderten Absatz namentlich in Jndustriekohle. — Im Kreiskrankenstift zu Zwickau starb am Donnerstag das 4jährige Töchterchen des Schlosser meisters Müller in Bärenwalde, das Tags zuvor vom Zuge überfahren worden war. — Die geplanten Thalsperren im Gebiete der Zwickauer Mulde und die damit zusammenhängende Verbauung und Berichtigung der Wasserläufe in dem ge nannten Flußgebiete erstreckt sich auf die Zwickauer Mulde von der Quelle bis nach Zwickau, große und kleine Syra, Wilschbach, Rödelbach, große und kleine Bockau, Zschorlaubach, Schwarzwasser, Steinbach, große