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mittag hat sich der Schuhmacher und Restaurateur Heinke durch Erhängen entleibt. Motiv zur Zeit noch un bekannt. — Bei der am Sonntag im „Grünen Baum" bei Glauchau stattgefundenen Concurrenz-Vorstellung im Ringkampf und Schwerheben warf im Ringkampf der Gastwirth Landgraf in Glauchau den Ringkämpfer Gehr- München. Welche Kräfte Herr Landgraf besitzt, beweist die Thatsache, daß er kürzlich beim Sturz zweier Pferde in Glauchau das eine Pferd an den Beinen festhielt, bis beide aufgerichtet waren. — Der neue Zwickauer Werkstättenbahnhof wird auf Lichtentanne und Marienthaler Flur errichtet. Für denselben sind 200,000 Gelände erworben worden. Die Erdarbeiten für den Bau haben begonnen. — Auf der Marienhütte zu Cainsdorf sind am 20. September erhebliche Betriebseinfchränkungen in Kraft getreten. Laut Anschlag im Werke wird u. A. die Arbeitszeit in der Maschinengießerei auf 8 Stunden täglich (von 8 Uhr früh bis 5 Nachm. mit einstündiger Mittagspause) herabgesetzt. Die Arbeitszeit im Maschinen bau währt von früh 6 bis Nachm. 4 Uhr. Im Walz werkbetrieb wird nur an fünf Tagen in der Woche ge arbeitet. Der Hochofen wird am I. October nieder geblasen und der Betrieb ganz eingestellt. — Ein Luftballon, der am Sonnabend Nachmittag gegen ^5 Uhr in Rochlitz beobachtet werden konnte, war ein österreichischer Militärballon, der früh 9 Uhr in Wien aufgestiegen war. Er hatte drei Insassen von der Luftschifferabtheilung, Führer war Hauptmann Kallab. Der Ballon war in schnellem Fluge mit dem am Sonn abend wehenden heftigen Winde über Prag und Chemnitz geflogen und hatte meist eine Höhe von 1500 rn inne- gehalten. In der Nähe von Halle erfolgte abends gegen 0 Uhr die Landung. Aus dem Sachsenlande. — Der größte Theil der ausständigen Glasarbeiter in Dresden, die im Streik unterlegen sind, hat sich bei der Tirection der Actiengesellschaft für Glasindustrie Vorm. Friedrich Siemens wieder zur Arbeit gemeldet. Die Leitung der Gesellschaft behält sich jedoch vor, den Glasmachern in einigen Tagen zu eröffnen, wer von ihnen die Arbeit wieder aufnehmen darf. — Das zweite deutsche Pistolenschießen soll in Chem nitz Mitte Mai 1902 abgehalten werden. Tie Vor bereitungen dazu hat der dortige Pistolenschützenverein übernommen. — Zu dem bereits gemeldeten Todtschlag in Chemnitz wird noch Folgendes bekannt: Ter Thäter heißt Rutt- loff, ist 41 Jahre alt, Eisengießer und wiederholt wegen Gewaltthätigkeitsdelicten vorbestraft. Er ist Vater von neun Kindern, von denen vier noch unerzogen sind. Am Sonnabend Nachmittag kam er mit seiner Frau in Streit und warf der nach dem Hofe Flüchtenden ein größeres Stück Holz mit solcher Wucht an den Kopf, daß die Getroffene sofort bewußtlos zu Boden sank. Am Sonntag ist dann die Frau im Stadtkrankenhause verstorben. Der Thäter wurde alsbald festgenommen und wurde am 24. d. Vormittag der Leiche seiner Frau gegenübergestellt. — Am Sonnabend Abend gegen halb 10 Uhr ging die im Tännicht bei Meerane neben der Gasanstalt gelegene von Herrn Fleischermeister Ackermann gepachtete BorncmannscheScheuueinFlammen auf. Als dieFeuerwchr erschien, war die mit Fnttervorräthen gefüllte Scheune bereits so weit niedergebrannt, daß nichts mehr auszurichten war und die Spritzen gar nicht erst in Thätigkeit gesetzt zu werden brauchten. Die Scheune ist mit ihrem Inhalt vollständig niedergebrannt. Der Pächter hatte versichert. Als Entstehungsursache des Feuers wird Selbstentzündung angenomryen. — Der 22 Jahre alte Kaufmann Franz Fischer aus Grünhainichen hatte als Contorist der SächsischenWaggon- fabrik in Werda» aus dem Genossenschafts-Geldschrank nach und nach gegen 3000 Mark Geld gestohlen, und auch 5 Mark Vereinsgelder unterschlagen. Das königl. Landgericht Zwickau verurtheilte ihn zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust. — Die Stadt Plaum i. B. zählte Ende August d. I. 75,803 Einwohner. Die Zahl der Zugezogenen betrug 1028, die der Weggezogenen aber 1099. — Am Sonntag Nachmittag wurde in Plauen i. B. die mit einem Kostenaufwand von 120,000 Mk. er baute städtische Turnhalle am Anger geweiht und der Benutzung übergeben. Die Weiherede hielt Herr Ober bürgermeister vr. Schroeder. An den Weiheact schloß sich ein Schauturnen von Mitgliedern der Turngemeinde und des Allgemeinen Turnvereins. — Nachdem der Bau des Bezirkssiechenhauses in Mittweida, das mit königl. Genehmigung den Namen „Albertstift" erhält, nunmehr beendet ist, erfolgt die Er öffnung desselben am 7. October. Das ganze große Gebäude macht in seiner einfach soliden Ausführung, mit seinen licht- und luftdurchflutheten Räumen in jeder Hinsicht einen anheimelnden Eindruck. Bei seiner Er öffnung werden 94 Betten bereits belegt sein, doch bleibt dann noch genügender Raum für ca. 60 weitere Personen zur Verfügung. — Am 21. und 22. September fand in Lötzttitz i. E. der 20. Verbandstag des Kreisfcuerwehrverbandes Zwickau-Glauchau statt, an dem auch Mannschaften der MeeranerFeuerwehr theilnahmen. An Stelle der durch Tod ausgeschiedenen Ausschußmitglieder Kuhn-Glauchau und Eisenschmidt-Werdau wurde Herr Branddirector Meyer- Glauchau und Herr Commandant Reinhold-Meerane ge wählt. Alle übrigen Verhandlungen waren interner Art. - — Der Luftschiffer Spiegel aus Chemnitz ist am Sonntag bei einer Auffahrt in Freiberg verunglückt und nicht unerheblich verletzt worden. — In Saultitz hatte eine Handelsfrau in einer Wirthfchaft ca. 1600 Mk. liegen gelassen. Kurze Zeit darauf kehrte die Frau nochmals zurück; doch das Geld war verschwunden. Ter Verdacht des Diebstahls lenkte sich auf eine Wirthschafterin, bei welcher man denn auch nach langem Suchen die Summe unter den Kleidern verborgen auffand. Das Mädchen wurde dem Amts gericht Nossen zugeführt. — Ein Pflichtfeuerwehrmann in Markneukirchen, der wegen Gehorsamsverweigerung seinem Dienstvor- gesetzten gegenüber vom dortigen Stadtrath mit 6 M. Strafe belegt worden war, ist auf dagegen erhobenen Widerspruch vom Schöffengericht zu 15 M. Strafe kostenpflichtig verurtheilt worden. — In dem eine Stunde von Reichenbach hoch gelegenen, zu Reuß ä. L. gehörigen Bauerndorfe Reins dorf brach Montag Mittag in dem Heuschuppen des Albertschen Gasthofes auf bis jetzt noch unermittelte Weife Feuer aus und legte denselben, sowie die fämmt- lichen zu ihm gehörigen großen Wirthschaftsgebäude binnen einigen Stunden trotz sehr schnell aus den Nach barorten herbeigekommener Hilfe vollständig in Schutt und Asche. Da in den Wirlhschaftsgebäuden reiche Erntevorräthe an Getreide, Heu und Grummet auf gespeichert waren, verbreitete das Feuer eine sehr große Gluth und war weithin sichtbar. Ter Besitzer hatte seine Habe versichert. Dem „CH. T." wird zu dem Feuer noch gemeldet: 200 Schock Roggen, diverse Wirth- schaftsgeräthe u. s. w. wurden ein Raub der Flamin:», während das Großvieh geborgen ward. Bei den Löschungsarbeiten erhielt ein Nachbar Alberts, der Be sitzer Möckel, durch eine stürzende Leiter eine sehr schwere Kopfverletzung. Das Feuer ist auf Brandstiftung zurück zuführen, verübt durch die beiden 13 resp. 14 Jahre alten Brüder Tschögner aus Aubachthal bei Greiz, die noch abends in der 6. Stunde ermittelt und festge nommen wurden und ihre ruchlose That auch gestanden. Sie hatten sie verübt, um anderwärts ungestört stehlen zu können, wobei sie aber erwischt wurden. — Ter Tcccrnent des sächsischen Seminarwesens, Geheimrath Grüllich, weilte vom Donnerstag bis Sonn abend in Frankenberg und unterzog das Frankenberger- Lehrerseminar einer eingehenden Inspektion. — Tödtlich verunglückte in Oberwiesenthal der Fleischermeister Karl Müller. Beim Grummctabladen fiel er vom Wagen und schlug so heftig mit dem Kopfe auf das Schleifzeug auf, daß er an den Folgen der erhaltenen Verletzungen starb. — In der Sahliser Rittergutsschmiede wurde letzter Tage bei einem Umbau ein 28 Pfund (!) schwerer Topf mit noch sehr gut erhaltenen Silbermünzen von einem Maurer gefunden. Zur Zeit der Revolutionsjahre dürfte das Geld dort verborgen worden sein. — Tas Schwurgericht in Halle verurtheilte den Bergmann Karl Schreiber aus Eisleben zum Tode und 10 Jahren Zuchthaus. Schreiber hatte in der Nacht zum 24. Juli seine Frau und sein Kind ermordet. Ter Mörder war geständig. — In der böhmischen Stadt Reichenberg hat sich eine entsetzliche Blutthat abgespielt. Als der Hausbesitzer Blaschke Abends nach Hause kam, fand er alle Thüren verschlossen. Nachdem er durch ein Fenster eingestiegen, entdeckte er, daß ihm aus einem Kasten 700 Kronen gestohlen worden waren. Nun wurde die Polizei herbei gerufen, und bei weiterer Untersuchung fand man die 56 Jahre alte Frau Blaschke in einer Blutlache mit einer klaffenden Kopfwunde. Kurz nach der Auffindung starb die Frau. Als der That verdächtig verhaftete die Polizei den bei dem Sohne des Hauseigenthümers be diensteten 17 Jahre alten Bäckergesellen Wenzel Kasper. — Am Sonntag Nachmittag wurde in Zinnwald in der „Biliner Bierhalle" eine evangelische Versammlung von Katholiken überfallen. Die Angreifer, darunter öster reichische Rekruten, schlugen mit Stühlen und Biergläsern auf Frauen und Kinder ein, von denen zahlreiche Ver wundungen davontrugen. Der Saal mit zerbrochenem Leuchter, Glasscherben, Stuhl und Tischbeinen glich einer Trümmerstätte. Die Angegriffenen konnten sich nur mit großer Mühe in Sicherheit bringen. Der Bürgermeister von Böhmisch-Zinnwald erklärte, dem „losgelassenen Pöbel" gegenüber machtlos zu sein. In den sächsischen Grenzorten herrscht wegen des Vorfalles große Aufregung. Jedenfalls wird der Vorgang ein gerichtliches Nachspiel haben. Verrutschtes. Allerlei. Wieder 7 Mill. Mk. zum Teufel, lieber den Nachlaß des verstorbenen Directors Gustav Kahlke der Königsberger Kornspiritus-, Getreide-, Preßhefe- und Margarine-Fabrik und über das Vermögen seiner Ehefrau ist das Concursverfahren eröffnet worden. Die Schulden betragen sieben Millionen Mk. (!!). Dem gegenüber steht eine Aktivmasse von nur einigen Tausend Mk. Das ist wirklich Alles, was sein kann! — Eine Feuersbrunst legte die Hälfte der dänischen Stadt Kallundborg in Asche. Der Schaden beziffert sich auf mehrere Millionen. Menschenleben sind nicht zu beklagen. — Bei einem Zugzusammenstoß in Schilowo (Rußland) wurden 53 Reservisten und Soldaten verletzt. — Amtlich wird jetzt festgestellt, daß die Ruhr nur auf dem Truppenübungsplatz Däberitz bei Spandau in euchenartiger Verbreitung beobachtet worden ist. Es ei möglich, daß die Krankheit aus Ruhrgegenden in das Lager verschleppt wurde. Auf anderen Uebungsplätzen eien in diesem Jahre ernstere Erkrankungen überhaupt nicht vorgekommcn, höchstens Tarmkatarrhe. — Ueber einen neuen Zusammenbruch wird aus Cannstatt in Württemberg gemeldet: Die große Viehhandlung Ge brüder Rothschild hat ihre Zahlungen eingestellt. Der vor wenigen Tagen verstorbene Hauptinhaber der Firma hatte sich Blankoaccepte, deren Betrag zusammen sich auf 300,000 Mk. beläuft, unterschreiben lassen und in Umlauf gesetzt. Zwei Stuttgarter Schlächtermeister sind dadurch, daß auf sie allein je 46,000 Mk. Accepte laufen, vor den Concurs gestellt. Auch verschiedene Bankiers, welche die Wechsel begeben haben, werden Verluste erleiden. — Nach einer Mittheilung aus Baden belaufen sich die Veruntreuungen des Tirectors Grußer von der Wiesenthaler Bank auf über 2 Mill. Mk. — In Bremen ist der Buchhalter Döring der neuen Sparkasse unter dem Verdacht, 75,000 Mk. veruntreut zu haben, verhaftet worden, und in Karlsruhe wurde der focialdemokratische badische Landtagsabgeordnete Opificius, der als Vorstand eines Lebensmittelbedürf- nißvereins 500 Mk. unterschlagen hat, zu 3 Monaten Gefängniß und zweijähriger Aberkennung der Befähigung zur Bekleidung eines öffentlichen Ehrenamtes verurtheilt. (Etwas viel Corruption auf einmal!) — Bei den Aus schachtungsarbeiten für das Justizgebäude in Halle a. d. Saale fanden Arbeiter Edelsteine, Perlen und Gold- fchmucksachen. Jeder nahm, soviel er nur konnte, an sich. Der Behörde wurde von dem Funde keine Mit- thcilung gemacht. Tie Schmucksachen sind größten- theils zerschlagen worden, was sehr zu bedauern ist, denn es handelte sich um Meisterwerke der Edelschmiede kunst. Nachdem die Polizei von der Sache Wind be kommen, sind die Arbeiter verhaftet worden. Telegramme. Dresden, 25. September. Vor dem hiesigen Amts gericht sollte heute der Prozeß gegen «ine« Mit arbeiter der socialdemotratischen „Sächsischen Ar beiter-Zeitung" wegen Beleidigung des Offizier« corpS stattfind««. Die Klag« rührt von der be« kanute« Astaire zwischen dem Hauptmann v. Benst un» dem praktische« Arzt Baumann her. Gegen den Angeklagte«, welcher nicht erschiene« war, wurde ein Haftbefehl erlassen. Bockwa, 25. September. Der von Kirchberg 8 Uhr 50 Min. hier fällige Zug ist in der Näh, der Station Bockwa entgleist. Der Materialschaden soll be deutend sein. Frankfurt a. M., 25. September Die „Krkft. Ztg." berichtet ans Brüssel» Obgleich ei« Streik voy 1000 Bergarbeitern in »er Provinz Lüttich in vollem Um fange ausgebroche« ist «nd auch ans Charleroi einzelne kleine Strelkmrldnuge« komme«, so ist doch ein allgemeiner Streik durchaus ««wahrscheinlich. — Dasselbe Blatt berichtet auS New-Aorkr In St. LouiS hat »in gewiffer Saftng, der wegen Diebstahl- verhaftet wurde, erklärt, er, Czolgosz «nd ei« anderer Man« hätten ei« Komplott gegen Mae Kinley angezettelt. Sein« Angabe« klingen un glaubhaft. Kiel, 25. September. Das Kriegsamt der Marine- Jnspection vernrtheilte de« BootSmannmaat Bort vom „Friedrich Karl" wegen vorsätzlicher Mißhand lung eines Untergebenen zu 3 Monate« Gefängnitz. Von einer Degradation wurde abgesehen. Wien, 25. September. Die Wiener Reichsdeutsch« Kolonie veranstaltet in den Räumen des Vereiu- „Nieverwalv" am 27. d. z« Ehre« deS ostastatische« Bataillons »ine« Bierabend, wozu «in Vertreter »,r deutschen Botschaft, der bayrischen «nd sächsische« Gesandtschaft erscheinen werden. Wie«, 25. September. In der gestrige» Gemeinde« ratyesttzung wurde Bürgermeister Lueger interpellirt, ob er geneigt sei, das dentsche ostastatische Bataiüo« im Rathhanse zu empfangen und zu bewirthe«. Lueger erklärte, er habe vor einer Woche Schritt« getha«, um diese Idee zu verwirkliche«, aber de« Bescheid bekomme«, daß der Empfang der deutsche« Truppen eine« rein militärischen Charakter habe. Außerdem sei das Empsangsprogramm so reich haltig und zeitanSfülleud, daß für «iueu Empfang im Rathhanse keine Zeit übrig bliebe. Civil-Per« son«n sollte« sich am Empfang überhaupt nicht b«» theiiige«. Goldap, 25 September. Die hier internirten Ein wohn,» eines Dorfes au der rnsfische« Grenze find einstweilen frei gelasten worden, weil sie anfällig« Leute find. Einer von ihnen ist Gastwirth. Di« beiden verhafteten Russen, die in Stallupöhne« fest« genommen worden, sollen wegen Einschmuggelung russischer Schriften der russische« Regierung über wiese« werden. Paris, 25. September. Der anarchistische Schrift steller und Redacteur deS Anarchistenblattes „Liber« taire" Namens Tailhade un» der Verwalter dies«-