Volltext Seite (XML)
Schönburger Tageblatt UNd Filialen: in Altstadtwaldenburg bei H«r» und Wal-enburzer Anzeiger Freitag, den 13. September 1901 214. ^t dtcn Venia Lunzenau, Ltchtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Zugleich weit m m Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- Altstadt-Waldenburg, Bräunsdors, m^derwiera tberwiera, Liberwinkel, Lelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberharn, ^rwrer^ . Wolkenburg und Ziegelheim. Fernsprecher Nr. «. , Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Hern» Wrscheint täglich mit Ausnahme der Tage O Kaufmann Otto Förster; in Kaufungen bei nach Sonn- und Festtagen. I I . . . HD . . . . . Herrn Fr. Janaschek; in Langenchursdo f Annahme von Inseraten für die nächster- D DD I /H /P1^ / I bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn scheinende Nummer bis vormittags 1 l Uhr. II Mßl D RIID II III II L I / D 11 Ill I Wilhelm Tahler, Cigarrenfabrikant an der Ler Abonnementspreis beträgt viertellähr- HP-" I ch"V H v vT 4 Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl, lich 1 Mt. 80 Pf. Einzelne Nrn. b Pf. ' in Wolkenburg bei Herrn Herm. Wildenhain' Inserate pro Zeile 10 Pf., für auswärts 15 Pf. in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten rabellarischer Satz wird doppelt berechnet. —Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Tie nicht so gestehen welchem Deutschland, durchaus berechtigten Neigung zeigte, die normal zu betrachten, beten und verbündeten Mächte. Von dem Augenblick an, in unter Verzicht auf manche seiner Genugthuungsforderungen, seine ostasiatischen Dinge wieder als kam man in Petersburg von seinem Mißtrauen gegen uns zurück, das nie begründet war. Indessen, es ist doch dagewesen! Heute können wir, da diese Periode überstanden, nur hoffen, daß man in Rußland dauernd die außerordentliche Friedfertigkeit Deutschlands aner kennen und jenen traditionell deutsch-feindlichen Kreisen "Krieges waren Deutschland, Rußland, Frankreich in Ostasicn ein Herz und eine Seele; als die letzten chine sischen Wirren anhuben, war das nicht mehr der Fall, und in der zweiten Hälfte des verflossenen JahreS trat sogar ein ziemlich deutlich erkennbares Mißtrauen Ruß land's gegen Deutschland in den Vordergrund. Denn die russische Politik wird nun einmal unerbittlich von national-russischen politischen Interessen dictirt, und darum begann die nicht ganz geringe deutsch-englische Intimität an der Newa Verdruß zu erregen. Wer weiß auch, wer von den traditionell deutschfeindlichen alt russischen Kreisen seine Hand mit im Spiele gehabt hat. In jedem Fall kann es doch nur ein Blinder leugnen, daß Rußland mehr die Interessen China's in Ostasien mit seinen eigenen Absichten auf die Mandschurei ver band, als die Vertretung der Interessen der befreun- Nikolaus hat sich am Mittwoch unter dem Donner der Schiffsgcschütze unserer Herbstübungsflotte in der Danziger Bucht vollzogen. Die Ankunft der russischen Kaiseryacht .Standard" hatte bei Hela sich um einige Stunden ver zögert, da das Schiff auf der Fahrt von Kopenhagen nach der Danziger Bucht angeblich Maschinen-Havarie erlitt. Kaiser Wilhelm war seinem hohen Gaste auf der „Hohenzollern" entgegengefahren, begleitet von einer Reihe Torpedoboote, während die Flotte in Parade aufstellung des Eintreffens des Zaren harrte. Das Wetter war sehr schön, die See ruhig. Während des Passirens der beiden Kaiscryachten feuerten die Kriegsschiffe Salut, die Mannschaften paradirten und brachen in Hurrahrufe aus. Dir in Pulverdampf eingehüllten Schiffskolosse ge währten einen majestätischen Anblick. Nach dem Abfahren der Schiffsfront tauschten beide Kaiser Besuche von Bord zu Bord aus. Das Wiedersehen war ein besonders herzliches, Küsse wechselten mit Umarmung ab. Inzwischen hatte die Flotte die Anker gelichtet und folgte nun der Kaiseryacht „Hohenzollern" nach See zu, woselbst unter persönlicher Leitung des deutschen Kaisers und im Beisein des Zaren strategische Manöver vorgenommen wurden, die einen sehr exakten Verlauf nahmen und dem russischen Herrscher die Tüchtigkeit der deutschen Kriegsmarine in schönstem Lichte zeigten. Die Uebungen, die bereits am Dienstag unter dem Oberbefehl des Kaisers begonnen hatten, erfahren am heutigen Donnerstag ihre Fortsetzung. Ueber den Verlauf des ersten Uebungstages wird be richtet: Es ist ein wunderbarer Anblick, so in der Bucht, geschützt durch die Halbinsel Hela, die Flotte liegen zu sehen. Das Publikum, von Danzig per Dampfer ge kommen, war begeistert und brachte dem Kaiser, der sich auf dem Linienschiff „Kaiser Wilhelm II." viel leicht wieder einen unerfreulichen Einfluß zu wird. Politische Rundschau. Deutsches Resch. Begrüßung Kaiser Wilhelms mit Zar «Waldeuburg, 12. September 1901. Zar Nikolaus II. und das Oberhaupt des deutschen Reiches haben an der Ostsecküste in Gegenwart ihrer leitenden Minister einander begrüßt, dem Selbstherrscher aller Reußen ist auch ein überaus stattliches deutsches Kriegsgeschwader vorgestellt worden. Selbstverständlich kennt Nikolaus II. die Stärke der deutschen Seemacht bereits gerade so genau, wie er über die der fran zösischen Armee, die er demnächst aufsuchen wird, unter richtet ist, aber er wird gern sein Auge an den Streit kräften weiden, über welche die Rußland befreundeten Staaten verfügen. Deutschland ist Rußland befreundet, Frankreich verbündet, nicht zu kriegerischen Zwecken, aber immerhin verbündet. Unter allen begeisterten Schilderungen und Besprechungen der Kaiser-Begegnung -»Lsirn wir doch diese Thatsache im Auge behalten, auch dann noch, wenn wir gern anerkennen, daß der Zar es ist, welcher den revanchelustigen Chauvinismus der Franzosen still, aber wirksam zu dämpfen versteht. Die beiden Herrscher, wie ihre ersten Minister haben Unter dem wechselvollen Programm der Begegnung keine Zeit gehabt, ein neues politisches Programm zu entwickeln, hexen können auch sie nicht, am wenigsten unter diesen Umständen, aber sie haben das, was sich in den verflossenen Monaten bereits entwickelt hat, be- sprechen, vielleicht auch weiterführen können. Ueber Einzelheiten sick den Kopf zu zerbrechen, ist nutzlos; wie Deutschland und Rußland in der auswärtigen Politik stehen, hat man schon seit verschiedenen Monaten unschwer erkennen zu können, wie es bezüglich der Zoll- und Handelsvertrags-Politik bestellt ist, werden wir des Genaueren erst wieder beim Zusammentritt des Reichs tages vernehmen. Die Freundschaft der Dynastieen und Staatsober häupter sichert bei Weitem keine dauernde politische Freundschaft. Gerade mit Bezug auf das enge ver wandtschaftliche und nahe freundschaftliche Verhältniß zwischen den Hohenzollern und dem russischen Kaiser hause der Romanow's ist das mehr als einmal constatirt worden. Kaiser Wilhelm I. war mit den russischen Zaren ganz gewiß auf das Allerengste befreundet, so daß es ihm außerordentlich schwer wurde, seine Zu stimmung zum veutsch-österreichischen Bündnisse, welches in erster Reihe seine Spitze doch gegen Rußland richtete, zu geben, aber er gab sie, als ihm Graf Stollberg- > Wernigerode im Auftrage des Fürsten Bismarck davon überzeugt. Und der Vater des heutigen Zaren traf mit Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Franz Joseph in Skierniewice in herzlichster Weise zusammen und nannte sich ein halbes Dutzend Jahre später doch einen Ver bündeten der französischen Republik, der sein Sohn ge blieben ist. Die Thatsachen beweisen, daß die politischen Verhältnisse oft zwingender sind, als die persönliche Freundschaft der Monarchen, und daß ein freundlicher Tag nicht eine ernstere Zukunft verhindern kann. Auch an weitere Thatsache sei erinnert. Der zweite deutsche Reichskanzler Graf Caprivi »hat sich gewiß be- muht, in den Handelsvertragsverhandlungen mit den ^uwen Staaten einen friedlichen Vergleich zu finden, "" ru seiner Zeit mit Rußland einen "jl"" vor welchem wiederholte Begegnungen AH" Kaiser Alexander III. und Kaiser Wilhelm II. undP-^ Die Beziehungen zwischen Berlin bis sie es ein?« außerordentlich intim, Zur ^s mcht mehr waren. Zeit des Ausganges des chinesisch-japanischen Witternnasbericht, ausgenommen am 12. September, nachm. 4 Uhr. . ___ aus den Meeresspiegel. Ther,nometerstand -1- 16° 0. (Morgens 8 Uhr -f- 13,.° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Varometerftaud 760 MW. reducnt l . , 0 Windrichtung: Ost. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,0 wua. Lambrechts Polymeter 45 ^^rungsauSstchtev für den 13. September: Wechselnde Bewölkung, Niederschläge nicht ausgeschlossen. aufhielt, enthusiastische Ovationen dar, wofür der Monarch sehr freundlich dankte. Ter Kaiser hielt nach den Uebungen der Schiffe eine Manöverkritik. Tann wurde die Gruppe sämmtlicher Marineoffiziere und des Gefolges photographirt. Es war ein höchst malerischer Anblick in schöner Sonne, die durch den Wolkenhimmel brach. Alsdann empfing Se. Majestät die Offiziere der Chinadivision und unter hielt sich mit jedem Einzelnen. Das Alles spielte jfich ganz nahe der Dampfer ab. Nachher fand noch eine Flottcnruderregatta vor den Augen des Kaisers statt, bei welcher der Kutter des Kreuzers „Nymphe" den Kaiserpreis errang. Bei Beginn der Dunkelheit kehrte derMonarch auf die „Hohenzollern" zurück, die majestätisch schön in der Sonne gelegen hatte und später wunderbar mit ihren feinen Linien in Hellem Lichterglanz erstrahlte. Tie Zarin ist am Mittwoch mit ihren Kindern in Kiel eingetroffen und von ihrer Schwester, der Prinzessin Heinrich von Preußen, empfangen worden. Recht beunruhigend ist das Befinden der Kron prinzessin von Schweden, Tochter des badischen Großherzogspaares, in letzter Zeit gewesen. Die Aerzte fanden nach einem Berichte der Voss. Ztg., daß der chronische Lungenkatarrh sich weiter ausgedehnt hat. Ferner hat die Schlaflosigkeit zugenommen, und die Kräfteverminderung ist bereits jetzt bedeutend. Großherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg- Strelitz, der im nächsten Monat 82 Jahre alt wird, beging am Mittwoch den Tag, an dem er vor 60 Jahren in die preußische Armee eingereiht wurde. Er ist nächst dem Grobherzog von Luxemburg der älteste General der Kavallerie. Zur Danziger Kaiserzusammenkunft bemerkt die „Nat.-Ztg." u. a.: Immer von Neuem zeigt sich, und es kommt auch in derartigen Zusammenkünften der Staatsoberhäupter zum Ausdruck, daß in unserer Zeit kein großes Land seine Geschicke unlösbar mit denen eines anderen verbinden, seine Politik unbedingt an die eines anderen Landes ketten oder der eines andern Landes entgegenstellen will; unbeschadet der bestehenden Bündnisse und ungeachtet der allgemeinen bekannten Gegensätze bleibt überall der Grundzug der euro päischen Politik: Freie Hand unter Aufrechterhaltung des Friedens. Tas Begräbniß Miquels hat am Mittwoch Nach mittag unter Entfaltung großen Pomps, obwohl solcher dem Staatsmann Zeit seines Lebens wenig zusagte, stattgefunden. Ter Leichenzug, in dem sich drei Musik corps befanden, war geradezu unabsehbar. Von activen Ministern wohnten der Finanzminister v. Rheinbaben und der Justizminister Schönstedt der Trauerfeier bei. Noch ehe sich das Grab über der sterblichen Hülle des großen Staatsmannes geschlossen hatte, hatte die Presse eine Polemik über die wahren Gründe des Rücktritts des Ministers eröffnet. Es ist behauptet worden, daß nicht die Canalvorlage der amtlichen Laufbahn des Herrn v. Miquel ein Ende bereitet, sondern daß sich der Reichskanzler und preußische Ministerpräsident Graf Bülow des unbequemen College» im preußischen Staats ministerium habe entledigen wollen. Herr v. Miquel soll diese Meinung gehabt und geäußert haben. Die Acten über die Frage der Entlassungsgründe sind jeden falls noch nicht abgeschlossen und ein müßiger Streit darüber, was wohl das Zutreffende sei, ist angesichts des frischen Grabes jedenfalls nicht angebracht. Ueber Zolltarif und Kanalvorlage soll der Kaiser, wie der „Franks. Ztg." aus gut beglaubigter