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sowie einzelne Mitglieder anderer Bundesvereine er schienen. Infolge dessen mußte auch da- beabsichtigte Preisfahren unterbleiben. Die Nichtbetheiligung ver schiedener Vereine ist auf mehrfache anderweite Veran staltungen für Radfahrer zurückzuführen. — Am Sonnabend Abend 9 Uhr 5 Min. wurde in Zwickau ein Meteor beobachtet, das, etwa von der Größe einer Kegelkugel, in bläulich-grünem Lichte strahlte und von Osten nach Westen zog. Nach ungefähr 3 bis 4 Secunden zersprang der Himmelskörper in mehrere kleine Theile, die alsbald verloschen. — Ganz bedeutenden Schaden verursachte das dies jährige Sedanfeuer der Bismarcksäule bei Zwickau. Zur Erzielung eines höheren Effectes wurde außer dem Feuer in dem Eisenbecken aus Anregung des Erzge- gebirgsvereinS — wie vor der Kuhbergsäule — auch auf dem Windberg ein Fassadenfeuer vor der Sänke abgebrannt. Große getheerte Holzmassen, die im Halb kreis vor der Feuersäule aufzeschichtet waren, loderten in Heller Gluth auf, zweifellos eine brillante Wirkung erzeugend. Indessen mußte man hinterher den nicht ganz unbedeutenden Schaden entdecken. Die Säule ist auf der Vorderseite arg mitgenommen. Tie mächtigen Qnader sind theils gesprungen, thcils locker geworden. Eine Deputation des städtischen Bauamtes hat den Schaden bereits besichtigt und auf 1200 Mk. geschätzt. Ms -em Sachseulande. — Am 10. d. wurde in Dresden der verantwort liche Redacteur der „Dresdner Rundschau", Carl Wil helm Quanter, wegen Beleidigung des Bureau-Assistenten König — er hatte behauptet, König habe durch fort gesetzte unmenschliche Mißhandlungen seine Ehesrau be seitigen wollen, um die Beziehungen zu einer Verkäuferin besser ausnützen zu können — zu zwei Monaten Ge- sängniß verurtheilt. — In dem vor einigen Jahren neu erschlossenen Viertel an der Münchener Straße in Dresden sind nicht weniger als 45 Neubauten feineren Stils entstanden. Dagegen sieht cs im Osten der Stadt, in der Vorstadt Striesen, trostlos aus. Hier giebt es ganze Straßen mit thcils halb, theils ganz vollendeten Neubauten, von denen die letzteren meist ganz leer stehen. Viele Häuser sind gerichtlich geschlossen oder befinden sich in Zwangs verwaltung, und noch täglich veröffentlicht das städtische Amtsblatt ganze Seiten von Zwangsversteigerungen. — Im September hält die alte sächsische Familie Klemm, zu der sich auch die bekannte schwäbische Pro- frfsoreu- und Pastorenfamilie rechnet, ihren zweiten Familientag zu Dresden (Zoologischer Garten) ab. Aus Anlaß ihres 700jährigen Jubiläums schlossen sich im Jahre 1897 eine große Anzahl Zweige dieses Ge schlechtes zu einem Verbände zusammen, der sich der Pflege der Familiengeschichte widmet. — Die erste Trinkerheilanstalt in Sachsen wird von cher Stadt Dresden in dem ihr gehörigen Rittergute Klingenberg errichtet werden. In der Dresdener Irren anstalt nimmt der Bestand der Kranken in erschreckender Weise zu und es ist erwiesen, daß die meisten der ein gelieferten Personen Opfer übermäßigen Alkoholgenufses sind. — Von einer Seite, die nicht genannt sein will, ist dem Rath zu Dresden eine Stiftung von 10,000 M. in Form einer Hypothek überwiesen worden, deren Zinsen zur Unterstützung würdiger aber verschämter und bedürftiger Wittwen und Jungfrauen verwendet werden sollen. — Der veranwortliche Redacteur der socialdemokra tischen Arbeiterzeitung Hermann Fleißner in Dresden Wurde am 10. d. von der 3. Strafkammer des Land gerichts wegen Beleidigung des Diaconus Steinbach in Plauen bei Dresden zu 800 Mark Geldstrafe verurtheilt. Derselbe war von einem Gewährsmann düpirt worden und hatte unwahre Thatsachen über eine Königs-Geburts tagsfeier veröffentlicht. — Der Bund deutscher Gastwirthe beabsichtigt be- kanntlich, seinem vieljährigen verstorbenen Vorsitzenden Hermann Facius in Ltipjtg ein Grabdenkmal zu setzen. Das Denkmal ist jetzt ferliggestellt. Es ist ein 2,40 m hoher Obelisk aus schwedischem Granit mit der Inschrift: „Seinem verdienstvollen Vorsitzenden Hermann Facius der Bund der deutschen Gastwirthe." — In Meeraue machte der Weber Schubert seinem Leben durch Erhängen ein Ende. — Ein Einwohner in Burgstädt zerkleinerte Holz im Hofe. Er wurde in den Laden gerufen. Während seiner Abwesenheit hackte sein siebenjähriges Söhnchen dem vierjährigen Brüderchen mit dem vom Vater acht los auf dem Hackstock liegen gelassenen Beile zwei Glieder vom kleinen Finger der linken Hand ab. — In Mülsen St. Jacob wurde am Sonntag eine öffentliche Protest-Versammlung gegen Vie geplanten Zollerhöhungen von dem überwachenden Polizeibeamten aufgelöst, weil der Vorsitzende das Verlangen des Be amten, ihm die eingebrachte Resolution vor deren Ver lesung zur Durchsicht vorzulegen, abwies. — Am Dienstag Nachmittag wurde aus dem soge nannten Gauteich in Lichtenstein an der Mülsen St. Niclaser Straße die Leiche eines ca. 20jährigen Mäd- chens gezogen. Ob Selbstmord oder ein Verbrechen vorliegt, konnte ebenso wie Name und Wohnort rc. des Mädchens noch nicht festgestellt werden. — Der Frauenverein in Lichtenstein hat sich ent schlossen, einen unentgeltlichen Unterrichtscursus im volks- thümlichen Kochen zu veranstalten. Eine vom Landes verein für innere Mission in Dresden entsandte, erfahrene Haushaltungslehrerin wird denselben leiten. Der Schul ausschuß in Lichtenstein hat die nöthigen Räume im Untergeschoß der neuen Schule freundlichst zur Verfügung gestellt. So kann der Unterricht am 3. Oktober d. I. beginnen. — Unter der Firma Crimmitschauer Tricotagen fabrik, G. m. b. H., ist in Leitelshain ein neues in dustrielles Unternehmen gegründet worden, welches die Anfertigung von Tricotagen, Wirkwaaren und ein schlagender Artikel ins Auge gefaßt hat. Zu Geschäfts führern sind bestellt die Herren Hermann Fiedler und Otto Schönherr, beide in Leitelshain wohnhaft. Das Stammkapital beträgt 200,000 Mark. — Am Montag Abend ist der Tischler Irmscher in Meißen von dem nach Leisnig fahrenden Zuge so un glücklich überfahren worden, daß ihm beide Beine vom Rumpfe getrennt wurden. Auf dem Transport nach dem Krankenhaus verstarb er. — Am Sonntag Mittag ^/,12 Uhr lief in Plane bei Flöha ein kleiner Hund mit Steuermarke „Glau chau" herum. Nachdem er mehrere Hunde gebissen hatte und man ihn einfangen wollte, biß er den Bahn- beamtcn Weißbrod in den Finger, sowie ein kleines Mädchen von 9 Jahren in die Hand. Das Thier wurde getödtet und vom Bezirksthicrarzt als höchst toll wuthkrank befunden. Drei Hunde, die von dem tollen Hunde gebissen worden waren, wurden vom Gendarm erschossen, während der Mann und das Mädchen am Montag zur Impfung nach Berlin gereist sind. — Die Plüschweber haben in Frohburg im Laufe dieses Jahres die Arbeit einstcllen müssen, die sich schon seit Jahren verringerte. Frohburg büßt dadurch eine seiner drei Hausindustrien ein, von denen sonach nur noch die schwach betriebene Töpferei und die schwung hafte Cigarrenherstellung der Stadt verbleiben. Noch 1893 arbeiteten 100 Webstühle. Die Weberei bestand hier seit dem 14. Jahrhundert. 1756 gab es unter 1450 Einwohnern 186 Webermeister. — Für ihre Heimatstadt Waldheim ließ Frau Agnes verw. Bergmann dem Rathhausbauausschusse die Mittel zur Beschaffung dreier bunter Glasfenstcr für den Sitzungssaal des neuen Rathhauses schenkungsweise zur Verfügung stellen. — Vor etwa vier Wochen starb in Oberschönau die Frau des Tagearbeiters Herklotz und wurde beerdigt. Nach der Beerdigung ging das Gerücht um, Frau Her klotz habe sich die Kehle durchschnitten. Es wurde daraufhin bei der Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet. Die Heimbürgin hatte bei Ausübung ihres Berufs auch nicht die geringste Spur entdeckt. Tie Todte war, als sie die Heimbürgin in Behandlung nahm, mit reiner Wäsche versehen und hatte am Halse nur einen kleinen Ritz, welchem die Heimbürgin weiter keine Beachtung schenkte. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft und im Beisein zweier Aerzte wurde die Todte am vorigen Freitag wieder ausgegraben. Es bestätigte sich, daß der Todten die Kehle churchschnitten war. Ob Mord oder Selbstmord vorliegt, wird die nähere Untersuchung er geben. — Die „arme" Reichsbank. Die Reichsbank hatte sich, wie wir in der „Deutschen Tagesztg." lesen, für ihre Nebenstelle in der Stadt Döbel« Befreiung von den städtischen Steuern ausbedungen. Daraufhin erklärte die Kreishauptmannschaft Leipzig, daß das Eingehen solcher Bedingung nicht gesetzlich sei, und das Mini- sterium hatte verfügt, es vermöge ebenfalls keine ge nügende Veranlassung zur Dispensation von dem be treffenden Paragraphen der Städeordnung zu entdecken. Die Rcichsbankhauptstelle in Leipzig erwiderte darauf, daß daS ihr von der Stadt Döbeln gemachte Zugeständ- niß durch die Entscheidung des Ministeriums nicht be rührt werde. Ter Rath möge Mittel und Wege finden, um, wenn auch indirect, den wohlerworbenen Ansprüchen der Reichsbank zu genügen. In der Stadtverordneten- Versammlung zu Döbeln erregte die Weigerung großen Unwillen; es wurde erklärt, es sei unverständlich, wie ein Institut, das den Actionären 11 Dividende ab- werfe, darauf bestehen könne, eine Vergünstigung zu verlangen, die gesetzlich unzulässig sei. Der vom Stadt- rath eingegangene Vertrag entspreche nicht dem Gesetze, infolge dessen sei er nichtig. Tie Versammlung beschloß, den Rath anzuweisen, den Anspruch der Reichsbank ab zulehnen. So die „Deutsche Tagesztg.", der wir die volle Verantwortung über ihre Angaben überlassen müssen. — Lie Stadtvertretung in Schneeberg war von der Aktiengesellschaft Elektra um Genehmigung zur Er richtung eines Elektricitätswerkes in Schneeberg ersucht worden. Einer solchen Genehmigung steht jedoch der seinerzeit bei Einführung der Gasbeleuchtung mit dem Unternehmer abgeschlossene Vertrag entgegen. — Für das Wasserwerk in Schneeberg wird eine neue Ordnung ausgestellt. Es sollen auch solche Haus ¬ haltungen, die keinen Wasseranschluß haben, Wasserzins bezahlen. Für die Hausbesitzer ist eine Herabsetzung des Wasserzinses vorgesehen, für die Miether dagegen eine Erhöhung. — Der Haase'sche Gasthof in Hohndorf ist für den Preis von 148,000 Mk. an einen Chemnitzer Herrn Namens Gräfe verkauft worden. — In der Nacht zum Sonnabend bemerkte ein Schutzmann in Altenburg zu ungewohnter Stunde Licht im Jnselrestaurant; erwartete einige Stunden und hatte dann das Glück, den nächtlichen Besucher, der im Kahn ans Land gondelte, abzufangen. Es war der Einbrecher, den man seit acht Tagen suchte und der be reits der Insel einen Besuch abgestattet hatte, denn er trug die gestohlenen Kleider; aber was man dann außer dem neuen Diebstahl noch entdeckte, war traurig: der Spitzbube war ein Sohn des Pächters, der zweimal aus Chemnitz dorthin gereist war, um die Kasse seines Vaters zu erleichtern, einmal um 100 Mark, einmal um 74 Mk. — Ucber den Lebenslauf des so früh dahingeschiedenen Oekonomieraths Or. Seifert in Altenburg wird noch berichtet, daß derselbe im Jahre 1846 in Kaisitz im Königreich Sachsen geboren wurde. Seine spezielle Aus bildung als Landwirthschaftslehrer erlangte er durch praktische Thätigkeit auf den Rittergütern Batzdorf bei Meißen, Ponitz bei Meerane und Trüntzig bei Werdau, sodann durch Studium der Landwirthschaft an den Universitäten Halle und Leipzig. Zum Director der Altenburger landwirthschaftlichcn Schule wurde er be rufen bei Grünvung der Anstalt im Jahre 1882, nach im ganzen 9jähriger Lehrerthätigkcit, und zwar an der praktischen Ackerbauschulc zu Badersleben, der Privat- austalt zu Burgstädt und den staatlich unterstützten landwirthschaftlichcn Schulen zu Bremcrvördeund Chemnitz. Während des Feldzuges war Herr Or. Seifert Offizier im Garnisondienste. Er wurde im Laufe der Jahre auch von vielen landwirthschaftlichcn Vereinen zum Ehren mitglied ernannt. — In dem neuerbauten Kohlcnwerke „Margaretha" zu Espenhain bei Rötha hat am 9. d. die Förderung begonnen. Tie tägliche Production ist auf 2000 Hecto- lüer berechnet. Das Kohlenmaterial ist von ganz her vorragend guter Qualität und gleicht dem der besten Meuselwitzer Marken. In der Hauptsache sind es Stück kohlen von ganz intensiver Härte. — Ter Gemcinderath zu Gera sprach sich in seiner letzten Sitzung auf eine Anregung des Stadtrathes, die der dortige Verein zur Feuerbestattung veranlaßt hatte, fast einstimmig im Prinzip für die Einführung der Feuerbestattung aus. Ter Stadtrath wurde ersucht, dem Gemcinderath eine entsprechende Vorlage mit Kostenan schlägen für Erbauung eines Krematoriums vorzulegen. Vermischtes. Allerlei. Aus Klosterneuburg berichten Wiener Blätter von einem großen Diebstahl in dem dortigen Chorherrenstift. Der im Stifte im Ruhestande lebende 80jährige ehemalige Pater Kellermeister entdeckte, daß die im Wohnzimmer befindliche Privatkassette aufgesprengt und leer war. In ihr befanden sich 75,000 Kronen in Werthpapieren, welche der Dieb der Kasse entnom men hatte. Tie Nummern der Papiere sind nicht be kannt. — Vom Knutenregiment in dem russischen Groß fürstenthum Finnland wird aus Helsingfor berichtet, daß fünf Senatoren ihres Amtes entsetzt wurden, weil sie gegen die Veröffentlichung des kaiserlichen Erlasses betr. die Wehrpflicht gestimmt haben. — Ein schweres Eisenbahnunglück trug sich in der Nähe der portugiesischen Station Faro zu. Ein Zug entgleiste, und sämmtliche Wagen gingen in Trümmer. Drei Reisende wurden entsetzlich verstümmelt und eine große Anzahl von Per sonen trug mehr oder minder schwere Belebungen davon. — Schauplatz eines Unfalles war auch der Bahn-Ueber- gang am Ferdinandsthor zu Hamburg. Tort hatte in der Nacht zum Dienstag der Wärter eben die Sperr kette vorgelegt, weil ein Zug herannahte, als ein Fuhr werk in schneller Fahrt den Uebergang noch passiren wollte. Ter Wärter eilte hinzu und gab das Warnungs signal mit seiner Laterne, jedoch die Pferde hatten be reits die Sperrkette übersprungen und wurden in dem selben Augenblick von dem Zuge erfaßt und getödtet. Zum Glück brach die Teichsel des Fuhrwerkes, so daß der Wagen vom Zuge nicht mitgeschleppt und zer trümmert werden konnte. Tie vier Insassen kamen mit dem bloßen Schrecken davon. — Aus Tünkirchen in Frankreich meldet man: Tas hiesige Fischereige schwader ist von seinem diesjährigen Stockfischfang aus Island zurückgekehrt. Ter Fang war reichlich, dagegen sind drei Schaluppen mit 61 Mann Besatzung unterge gangen und fünf weitere Schaluppen verschollen. — In Milwaukee ist die Hälfte der Stahlarbciterstreiker zur Arbeit zurückgekehrt. — Tas große Loos der preußischen Klassenlotterie im Betrage von 500,000 Mk. war in der vierten (letzten) Klasse der 204. Ziehung einem Großgrundbesitzer ans Rußland zugefallen. Dieser glückliche Gewinner ist aber nirgends aufzufinden gewesen. Da der Anspruch auf einen Gewinn in der preußischen Klassenlotterie am 90. Tage nach Schluß