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und eine Tarantelle für 2 Klaviere (achthändig) von Rheinberger, eine Legende für Violine von Wieniawsky, »Erstes Begegnen", Melodie für Streichorchester von Grieg und Andante aus der ersten Symphonie von Beethoven für Streicherchor, Orgel und Klavier. Jede einzelne Nummer wurde in gediegener, erhebender Weise dargeboten, und es gebührt der Seminardirection für ihr Entgegenkommen, den leitenden Herren Musiklehrern und den ausführenden Seminaristen für ihre Mühe und Hingabe der beste Dank der zahlreichen Hörer für diesen musikalischen Hochgenuß auch an dieser Stelle. An das Concert schloß sich im Saale des Rathskellers ein Fest mahl an, welches durch begeisterndes Wort und fröh lichen Sang gewürzt wurde. Es sprach der Vorsitzende des Vereins auf unsern allverehrten König, Cantor Uhlig auf die Seminardirection und die Herren Musik lehrer des Seminars, Cantor Müller auf die Gäste, Cantor Krauße auf Herrn Schulrath Lötzsch, Oberlehrer Kaeseberg auf die Ehrenmitglieder, Oberlehrer Cantor Hesse auf die Damen, Oberlehrer Göhler-Meerane, Pastoren Werner und Heinze auf den Verein, Musik director Reichardt auf das junge Deutschland und Cantor Krauße auf den Vorsitzenden des Vereins. Auch eine größere Anzahl Glückwunschtelegramme waren eingegangen und gelangten zur Verlesung. Mit einem Festball endete die Jubelfeier. * — Gestern Morgen sank das Thermometer hier bis auf wenige Grad über Null. Stellenweise trat Reif bildung ein. Es hat beinahe den Anschein, als sollte sich die Prophezeiung, daß wir einen zeitigen Winter zu erwarten hätten, bewahrheiten. * — Eine üble Angewohnheit bei den Kindern ist, die Kerne von Aprikosen, Pflaumen und Pfirsichen von der Schale zu befreien und zu genießen. Diese "Kerne enthalten Blausäure, ein Gift, das schon ganz schlimme Erkrankungen hervorgerufen hat. Die Aerzte warnen dringend vor dem Genuß dieser schädlichen Kerne. Es sollten deshalb alle Eltern während der Obstzeit in dieser Hinsicht ein wachsames Auge auf ihre Kinder haben! * — Gestern vor siebzig Jahren, am 4. September 1831, wurde die von König Anton und dem Mitregenten Prinzen Friedrich August im Einvernehmen mit den alten Ständen dem Königreich Sachsen verliehene Ver fassung als Landesgesetz verkündet. * — Bei den Postanstalten sind neue Kartenbriefe zur Ausgabe gelangt. Sie haben bläuliche Farbe und die Größe einer Postkarte mit Rückantwortkarte. Frauken, 5. September. Herrliche Festtage bildeten für unsere Gemeinde die ersten beiden Septembertage. Am 1. September wurde das Erntedankfest unter einem überaus zahlreichen Besuch im festlich geschmückten Gottes hause gefeiert, am 2. September das Sedanfest. Mit letzterer Feier war ein Schulfest verbunden. Unter Vor antritt der Lindner'schen Capelle aus Altwaldenburg be wegte sich der Festzug von der Schule durch den Ort Franken nach dem eingeschulten Schlagwitz, wo an der Friedenslinde die Kinder auf die Bedeutung des Tages hingewiesen wurden. Darnach begaben sich die Knaben und Mädchen je in das Haus des beim letzten Schul- fest durch glücklichen Vogelschuß König, bezw. Königin gewordenen Kindes, wo die frohe Schaar mit Kaffee und Kuchen bewirthet ward. Im Anschluß hieran wendete man sich nach dem Festplatz am Pohlers'schen Gasthofe, wo durch mancherlei Vorbereitungen die Fröh lichkeit nicht nur der Kinder, sondern auch Erwachsener zum Ausbruch gebracht wurde. Mit einem Lampion zug der Kinder endete die schöne Feier, um deren Ge- lingen Herr Kirchschullehrer Lamprecht sich große Ver- dienste erwarb. Am Abend desselben Tages veranstaltete am gleichen Orte der Militärverein „König Albert" von Franken und Umgegend seine Sedanfeier. Herr Ge meindevorstand Nagel eröffnete dieselbe durch fesselnde Erzählung eigener Erlebnisse auf dem Schlachtfelde von Sedan, worauf nach entsprechender Wciherede des Herrn Ortspfarrers Benke 2 vom Verein angekaufte Büsten — Kaiser Wilhelm II. und König Albert — enthüllt wurden. Dieser Augenblick wurde besonders festlich auch dadurch, daß 2 Festjungfrauen, Kränze über den Büsten haltend, das Ganze zu einem von Rothfeuer be strahlten lebenden Bilde gestalteten. Auf ein an Se. Majestät den König Albert gerichtetes Huldigungs telegramm erfolgte von Schandau aus folgende gnädige Antwort: „Ich danke dem Militärverein „König Albert" zu Franken und Umgebung kameradschaftlich für den mir zugesandten freundlichen Gruß. Albert." Noch manches Wort, gesprochen und gesungen, erfreute die Festversammlung und bezeugte, daß man hier festhält an der Feier des Sedantages. — In der Nacht zum Montag ist zwischen Boerln und Heyda bei Wurzen die Arbeiterin Hedwig Apitz, 16 Jahre alt, vom Dienstknecht Reinhold Nitzschke aus Heyda im Walde ermordet worden. Der Thäter, 24 Jahre alt, mittelgroß, ist flüchtig. Die Leiche ist noch nicht gefunden. Aus dem Sachsenlaude. — In der Nacht zum Mittwoch sank im oberen Vogtlande das Thermometer zum ersten Male in diesem Sommer bis unter Null (—1 bis 2° li). Starker Reif und stellenweise eingetretener Frost haben ver schiedene Früchte und Blumen vernichtet, und das zu einer Zeit, in welcher wir dem Kalender nach noch Sommer haben. — Das aus Dresden wegen großer Betrügereien im Betrage von 10,000 Mk. steckbrieflich verfolgte Ehe paar Silkrodt-Forstner wurde in Zürich verhaftet. — Zu dem folgenschweren Unglücksfall auf dem Bahnübergang der Magdeburger Bahn in Leipzig- Gohlis am Sonnabend Nachmittag, über den wir be reits berichteten, ist noch Folgendes mitzutheilen: Ter Milchhändler Franz Mischke ist seiner Ehefrau in den Tod gefolgt, er hatte einen Schädelbruch und schwere Beinverletzungen erlitten. Frau Fichtler hat keine äußeren, sondern anscheinend nur innere Verletzungen, sie klagt über Schmerzen im Leibe und im Rücken, an den Händen hat sie Hautabschürfungen. Willy Fichtler hat eine Armquetschung, Martin Fichtler eine Wunde an der Stirn, sowie eine leichte Beinquetschung davon getragen. Den Bahnwärter Körth dürfte ein Verschulden treffen, da er die Barriere nicht zeitig genug geschlossen haben soll. — Vor der 1. Ferienstrafkammer des Landgerichts Chemnitz begann am Dienstag Vormittag ein Proceß, welcher in weitesten Kreisen großes Aufsehen erregt. Als Angeklagter kommt der erst 24 Jahre alte Getreide händler Eugen Louis Nicolai in Frage, welcher es ver standen hat, eine große Anzahl Chemnitzer Geschäftsleute in empfindlichster Weise zu schädigen. Nicolai, welcher seinem Vater als Handlungsgehilfe zur Seite stand, machte schon im Alter von 20 Jahren erhebliche Schulden, wurde erfolglos ausgepfändet und drei Mal zur Leistung des Offenbarungseidcs veranlaßt. Im Jahre 1898 verheiratete er sich und nachdem seine Frau von ihrer Großmutter ein Vermögen von 32,000 Mk. geerbt, fing er ein Getreidegeschäft an. Seine Frau kaufte sich in Niederrabenstein für 41,000 Mk. eine Villa, auf welche sie 10,000 Mk. anzahlte. Das Ehepaar führte nun dort trotz des schlechten Geschäftsganges ein feines Leben, hielt sich Dienstmädchen und Hausmeister und gerieth immer tiefer in Schulden. Die Gläubiger machten gegen Nicolai nicht weniger als 59 Klagen auf Zahlung an hängig und ca. 65 Mal erfolgte Auspfändung. Der Angeklagte verübte nun, um Geld zu erlangen, eine große Anzahl Schwindeleien. Es wird ihm vollendeter Betrug in 32 Fällen zur Last gelegt. Ursprünglich war auch eine Klage wegen Meineids erhoben worden, diese zog die Staatsanwaltschaft zurück. Seit 6. Nov. v. I. befindet sich Nicolai in Untersuchungshaft. Da er jede Schuld leugnet, sind 37 Zeugen zur Beweisaufnahme geladen worden. Das Urtheil dürfte heute Donnerstag gefällt werden. — Der Ruf „Los von Rom" hat anch in Ein siedel bei Chemnitz Widerhall gefnnden. Vier Familien väter haben, nachdem sie aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten und vom dortigen Ortspfarrer in der evangelisch-lutherischen Lehre unterwiesen worden sind, am Sonntag, 1. September, während des Vor mittagsgottesdienstes durch Genuß des heiligen Abend mahles vor versammelter Gemeinde sich als Glieder der Landeskirche bekannt. — Dem Kgl. sächs. Militärverein in Hoheusteill- Ernstthal ist von einem seiner Ehrenmitglieder ein Geschenk von 1000 Mk. mit der Bestimmung gestiftet worden, daß die Zinsen hilfsbedürftigen Vereinsmit gliedern zufließen. — Ter Schulausschuß, in Hainichen wählte in letzter Ausschußsitzung den Schuldirector Otto Hafner in Brunn döbra einstimmig zum Tirector der dortigen Bürgerschule. — Am 22. und 23. September hält der Landes verband des Evangelischen Bundes seine diesjährige Hauptversammlung in Dübeln ab. Mit derselben ist ein Festgottesdienst verbunden. — In einfacher aber würdiger Feier beging der Kgl. Sächs. Militärverein Frankenberg sein 60jähriges Stiftungsfest unter Betheiligung feiner gesammten Mit glieder und vieler Ehrengäste. — Eine Stiftung von 30,000 Mk. hat der in Mitt weida verstorbene Stadtrath Berger und besten Ehefrau zu Gunsten des dortigen Bürgerasyls ausgesetzt. — Am Sonntag, den 8. September, findet in Klingenthal die diesjährige Hauptversammlung des Vogtländischen Verbandes Gabelsberger Stenographen vereine statt. Es sind an ca. 30 Vereine des Vogt landes und der böhmischen Grenzstädte Einladungen er gangen. — Aus Altenburg wird unterm 4. d. berichtet: Gestern Abend traf vom Amtsgericht Prettin an den Stadtrath ein Telegramm aus Torgau ein, daß in der Elbe ein Leichnam angeschwemmt worden sei, welcher nach den bei demselben aufgefundenen Papieren Herr Oeconomierath Dr. Seifert aus Altenburg sein müsse. Es ist heute Jemand nach Torgau abgereist, um die Persönlichkeit der Leiche festzustellen, doch ist nach Allem leider kaum ein Zweifel, daß sie die des Herrn Oeco nomierath Seifert ist. Derselbe hatte seinen Urlaub an getreten und wollte Verwandte in Döbeln besuchen, reiste aber hier bereis in großer Nervosität ab, welches Leiden sich bei ihm in letzter Zeit schon öfters bemerkbar ge macht hatte. Dieser Zustand dürfte den in weiten Kreisen hochgeschätzten und sehr beliebten Mann auch in den Tod getrieben haben. Vermischtes. Allerlei. Ter zweite Sohn des Herzogs von Cumberland und ein Enkel des letzten Königs von Hannover, ist in Gmunden in Oesterreich einer Blind darmentzündung erlegen. Prinz Christian war am 4. Juli 1885 geboren. — Die größte Wette, die bisher bekannt ist, wurde dieser Tage in Newyork abgeschlossen, nämlich 1 Mill, gegen 600,000 Mk. Mr. Mustin, der Präsident der Pittsburger Börse, wettete im Auftrage einer Anzahl amerikanischer Millionäre mit Mr. Kings ley aus London, daß die engliche Segel-Aacht „Sham rock" den Amerika-Pokal nicht gewinnen wird. — Ein Grubenunfall ereignete sich im Regierungsbezirk Frank furt a. d. Oder. Auf der Zeche „Volldampf" bei Drebkau wurden 4 Arbeiter verschüttet; davon ist einer todt, die übrigen kamen mit Verletzungen davon. — Aus Köln: Ein bei dem hiesigen Infanterieregiment dienender Musketier schoß auf seine „Braut" und richtete dann die Waffe gegen sich selbst. Er wurde sterbend in's Lazareth gebracht, der Zustand des Mädchens ist gleichfalls bedenklich. Ursache der That ist getäuschte Liebe. — Bei Büren (Westfalen) entgleiste ein Per sonenzug, und die Maschine stürzte die Böschung hinab, wobei der Heizer verletzt wurde. — In einer Be leidigungsaffäre kam es in Frankfurt a. M. zwischen dem Leutnant Weiland und dem Referendar Walter zu einem thätlichen Zusammenstoß. Walter versetzte dem Offizier Stockschläge, worauf dieser seinem Gegner Säbelhiebe über den Kopf versetzte. — Aus Paris: Infolge der wirthschaftlichen Krisis greift der Nothstand nm sich. Für 520 Wegewärterstellen meldeten sich 21,965 Personen, darunter einige Ingenieure! — Offiziere und Mannschaften unseres Schulschiffes „Stein" sind in San Sebastian in Spanien sehr gefeiert worden. Die Damenwelt überbot sich in Aufmerk samkeiten: begeisterte Hochs auf Deutschland und seine Marine wurden ausgebracht. — Zur Zeit kreuzen sämmtliche deutsche Schulschiffe („Stein", „Stosch", „Moltke" und „Charlotte") an der Küste Spaniens. — Or. Friedrich Chrysander, der durch die Herausgabe der Werke Händel's bekannte Musikgelehrte, ist Mittwoch in Bergedorf bei Hamburg gestorben. Er war ein geborener Mecklenburger und hatte am 8. Juli d. I. das 75. Lebensjahr vollendet. Sein Sohn Rudolph war Hausarzt und Geheimsekretär des Fürsten Bismarck. Telegramme. Chemnitz, 5 September Heute Vormittag wurde aus dem Schlotzteich ein männlicher Leichnam ge» zogen. Es scheint Selbstmord vorzuliegen, den« in ven Laschen »er Leiche wurden grötzere Stein« ge» sunden. Das Alter wird ans 35-40 Jahre ange geben. Die Identität deS Todte« ist «och nicht fest- gestellt. Trene«, 5. September. Die „Nachr. f. Lr." schrei be«: Das am Sonntag hier allgemein verbreitet gewesen« und von uns in der Mittwoch Nummer erwähnt« Gerücht, ei« Einwohner von GanSgrü« habe eine« Artilleristen erschlagen, soll sich glück licherweise nicht bewahrheiten. Wahrscheinlich hängt die Entstehung des Gerüchtes mit der plötzliche« Erkrankung eines Artilleristen in Lhosfell zusam men: Dortselbst fand man in der Nacht zum Souu« tag einen Artilleristen mit steifen Glieder« n«d wie leblos in seinem Bette vor. Doch soll die Erkrank««- nur eine vorübergehende gewesen sei«. Berlin, 5 September. Der Prokurist des A. Schaaf« hauseusche« Bankvereins, Leisl, hat sich dem „Kl. Jour«." zufolge gestern Abend 11 Uhr in de« «ureauräumen deS Bankvereins erschossen. Di« Motive zur That find «och unbekannt. — Eine ge waltige Feuersbrunst wüthete gestern von Nach mittag an auf dem Kohlen-Lagerplatz der Greifs« walderstratze. DaS Feuer kam aus einem Kohlen« Platz auS und erfatzt« bald eine« zweiten. Der Schaden wird auf mehrere 1VO,VVV Mk. geschätzt. Mau ist geneigt, den AuSbruch deS Feuers auf Selbstentzündung zurückrnführeu. — Der ,,L.»A." berichtet aus Gumbinnen: Der Dragoner Marte« wurde gestern nnter starker Bedeckung in ein ans« Wärtiges Grfängnitz transportirt. Der Ort ist «och unbekannt. — Nach einer Depesche des „L-A." über London aus Kapstadt wurde ein deutscher Be amter im Regieruugöburea« gestern als Spion im Dienste der Buren verhaftet. Es solle« belastend« Schriftstücke i« seinem Besitz gefunden worden sei«. Hamburg, 5. September. Der Streik der Kupfer schmiede von Hamburg-Altona ist «ach 18-wöchiger Dauer gestern für beendet erklärt worden. Der Streik ist für die Arbeiter resultatloS verlauft«. Wie«, 2. September. Das „Fremdenblatt" be spricht a« leitender Stelle de« Empsaug der chine fischen Sühnemissto» in Berlin «n» spricht zu« Schluffe die Hoffnung aus, datz, nachdem Prinz Tfchung seine Aufgabe zu beiderseitiger Zufrieden heit gelöst, China i« gebührender Form für da schwere Verbrechen Genngthuung geleistet habe, di« ganze A«gel«genheit abgetha« uno in der ostasta tische« Frage kein« nene« Verwicklung«« entstehe« möge«. Budapest, 5. September. Grotze Bestürzung erregt der gestern in Fiume erfolgte Tod eiues Matrose«, der fich als Pestverdächtiger in Quarantäne befand. Paris, 5. September. DaS amtliche Programm für den 2«. September ist «och nicht festgelegt. ES wird allgemein angenommen, datz die Besprechung zwischrn der französtschen Regierung «nd dem