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Schönburger Tageblatt Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herr« «nd Wal-enburzer Ameiger 1901 Donnerstag, Sen 29. August 201 W.r handelt. Der Erfolg kam nicht immer auf den ersten Seine besitzt, in der angenehmen Lage, auf das bittere Mittel des Krieges verzichten zu können. Er erlangt ohnedem, was er für nothwendig hält. Wir können erfreulicherweise auf friedliche, nachbarliche Verhältnisse mit Rußland rechnen, wir dürfen aber nicht erstaunt sein, wenn das Zarenreich auch uns im nächsten Jahr läßt ver- zehnt einige Ueberraschungen bereitet. Rußland nicht viel von seiner stillen Ausdehnungsthätigkeit lauten, aber es handelt . . Die Engländer sind entrüstet, daß Kaiser Wil helm eine Begegnung mit dem Zaren haben wird. Mit Deutschlands Hilfe hoffte England offenbar noch mancherlei in China zu erreichen, was ihm ohne fremde Hilfe im Hinblick auf die durch den Burenkrieg bedingte eigene Schwäche versagt bleiben würde. Die Danziger Begegnung zertrümmert alle Luftschlösser Englands und macht den Mißmuth und schlecht verhaltenen Groll John Bulls gegen Deutschland begreiflich. Papst Leo hat nunmehr den Abt von Maria-Laach Benzeler zum Bischof von Metz und Zorn von Bulach zum Straßburger Weihbischof ernannt. Professor Rudolph Hayne ist am Dienstag in Sankt Anton am Arlberg gestorben, wenige Monate vor seinem 80. Geburtstage. Hayne, ein geborener Grünberger, war Professor in Halle a. d. Saale und Herausgeber der Preußischen Jahrbücher. Er war auch eines der wenigen Mitglieder des Frankfurter Parla ments, die noch leben. Tie Erkrankung des chinesischen Sühneprinzen wird auf die angebliche Aeußerung des Kaisers zurück- geführi, er werde den Prinzen nicht früher empfangen, als bis das Schlußprotokoll in Peking unterzeichnet sei. Andererseits verlautet auch, daß Prinz Tschung darüber etwas verstimmt sei, daß er bei seiner Ankunft in Pots dam nur von dem Stadtcommandanten Generalmajor von Moltke und den Platzmajor Graf von Schwerin empfangen werden sollte, während er auf einen großen Empfang durch den Kaiser gerechnet hatte. Wir können uns nicht vorstellen, daß der Prinz so sehr die that- sächlichen Verhältnisse verkennen sollte; halten es da gegen für durchaus wahrscheinlich, daß dem Prinzen bedeutet worden ist, er könne vom deutschen Kaiser nicht eher empfangen werden, als bis die chinesischen Bevoll mächtigten das Schlußprotokoll unterzeichnet hätten. Bei nahe will es übrigens scheinen, als befürchte man an den zuständigen Stellen neuen Aufruhr in China. Die Reservisten der Marineinfanterie, welche jüngst in Kiautschau entlassen wurden, erhielten nämlich von ihren Bezirkscommandos die Weisung, bei eintretender Mobil machung sich sofort bei ihren betreffenden Truppentheilen zu stellen. Generalmajor Richter, der den Prinzen Tschung begleitet hatte, war zur Berichterstattung und Einholung von Befehlen beim Kaiser in Wilhelmshöhe. In amtlichen Kreisen scheint nämlich die Auffassung zu bestehen, Prinz Tschung suche sich von der Ausführung seiner peinlichen Mission zu drücken. Aber es wird dafür gesorgt werden, daß der Prinz seinen Bitt- und Bußgang, denn um einen solchen handelt es sich, und nicht um eine Vergnügungsreise, auch zur Ausführung bringt. Während die Revisionsaussichten im Gumbinner Prozeß vielfach als ungünstige bezeichnet werden, ist nach einem sachverständigen Urtheil des Oberkriegs gerichtsraths Wolf in Altona die Verweisung der Prozeß sache an das Reichsmilitärgericht als wahrscheinlich an zusehen. In diesem Gutachten wird der von demVer- thcidiger des verurtheilten Unteroffiziers Marten geltend gemachte Revisionsgrund, der sich bekanntlich auf die Besetzung des Oberkriegsgerichts durch die Offizier-Rich ter bezieht, als durchaus stichhaltig anerkannt. Es stehen soll die anstehende Grnmmetnuhuug auf den Parkwiesev parzellenweise versteigert werden. Versammlung beim Marstall. Fürst!. Gartenverwaltung Waldenburg. Handelte er anders, er wäre nicht Nikolaus II. Machen wir uns über die wahre Bedeutung dieser Tour kein x für ein U; sie beweist, daß der russische Kaiser in Europa zwar nicht über Krieg und Frieden gerade, wohl aber über die Annehmlichkeiten der diplomatischen Be ziehungen entscheidet. Er thut das, er hat die Franzosen so fest am Bändel, wie ein Herr seinen gut dressirten Hund; Deutschland, oder sonstwer, mag den Leuten in Paris alle möglichen und unmöglichen Liebenswürdig keiten erweisen, Nikolaus II. braucht nur mit dem Finger zu winken, flugs vergißt das leicht beeinflußte Völkchen jenseits der Vogesen alles Andere, auch uns Deutschen gegenüber. Es ist Viel vom Frieden angesichts dieser Reise die Rede! Nun, das Papier ist geduldig. Trotz seiner "Waldenburg, 28. August 1901. Fürst Bismarck hat für die deutsche Politik durch seine Erfolge ein für alle Male den Satz ausgestellt, daß es in der Erreichung großer Ziele keinen Haß und keine Liebe, sondern nur eine Nothwendigkeit gebe! Der erste deutsche Reichskanzler ist diesem Grundsatz stets gefolgt, er hat sich über persönliche Angriffe, Leiden schaften und ehrgeizige Bestrebungen leichthin fortgesetzt, wenn es galt, Großes zn erlangen; er hat auch auf allgemeine Freundschastsbetheuerungen wenig gegeben, wenn hinter diesen keine Thaten steckten. Von der ij-—energischen Wahrnehmung der deutschen Interessen gegen über Jedermann hat der Alte im Sachsenwalde nicht blos gesprochen, darnach hat er vor allen Dingen ge- Gruniinet-Versteigernng Freitag, den 30. August 1901, nachmittags 2 Uhr Gortschakoff war der ausgesprochene Vertreter der alten diplomatischen Schule, die in fein gesponnenen Jntriguen und sonstigen Kinkerlitzchen das Ideal einer meisterhaften Diplomatie erblickte. Bismarck trat offen auf, wollte Niemandem ein L für ein U machen, und das war jenen Herren unfaßbar. Daß der erste deutsche Reichs kanzler aber auf dem allerbesten und allerrichtigsten Wege gewesen ist, das ergiebt sich daraus, daß alle Nachfolger des Fürsten Gotschakoff, von Herrn von Giers an, dann Lobanow, Murawiew, Graf Lambsdorff nach Bismarck'schem Recept die russische Politik betrieben. Sic gingen gerade auf ihr Ziel los und thaten, was nothwendig war! Der vorletzte Kaiser von Rußland, Alexander III., hatte im letzteren Punkte schon einen weitgehenden Schritt gethan, indem er, der selbstherrliche Zar, in nähere Be ziehungen zu Frankreich trat. Sein Sohn, der heutige Kaiser Nikolaus, ist viel weiter gegangen, als sein Vater. Er ist thatsächlich der beste Schüler Bismarck'scher Politik; was zu thun nothwendig, das thut er ganz, er macht reine Bahn und hat den Erfolg. Nikolaus ist nach Paris gegangen, er geht wieder nach Frankreich; er hat mit Bulgarien bereitwillig Frieden geschlossen, er hält seine Hand schützend über Alexander und Draga von Serbien, er hat dem vermaledeiten Chinesen-Corps gegen über eine weitgehende Nachsicht walten lassen, er hat aber auch den gar zu unverschämt gewordenen Uankee's gegenüber bewiesen, daß bange machen nicht gilt! Mag Einer über die charakteristische Stellung des Zaren denken, was er will, mag er selbst überzeugt sein, daß Nikolaus II. Vieles gethan hat, waS sein Urgroßvater Nikolaus I. für unmöglich erklärt hätte, das Eine steht fest: Ruß. land hat einen Erfolg an den anderen gereiht, sein Emfluß ist colossal gestiegen, alle Eifersüchteleien und Rivalitäten anderer Staaten sind von Petersburg aus wit einem überlegenen Lächeln abgefertigt. Was Ruß land in Ostasien in Scheffeln gerettet hat, während die vrigen Staaten kaum in Metzen ernteten, ist ja allae- wein bekannt. " Der Zar reist nach Deutschland und nach Frankreich! Witterunasbericht, ausgenommen am 28. August, nachm. 4 Uhr. - . 7^ „.m reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstaud -ff 15° 0. (Morgens 8 Uhr -ff 14° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Barometerstand mm " ' 0 Windrichtung: Südwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 1,r nun. Lambrechts Polymeter August: Wechselnde Bewölkung mit Neigung zu Niederschlägen. ... ... . Städten Penig- Lunzenau- Lichtensteiu-Callnberg- und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Zugleich weit Callenberg St. Eqidien- Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken. Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- AltstadtMa denb^ Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, leuba-Niederham, Langenleuba-Oberhain, ^ed^wu^ Wolkenburg und Ziegelheim. A,r«sprechtr Nr. S. ' Politische Randscha«. Deutsche« Reich. Das Kaiserpaar ist Dienstag Mittag von Wilhelms höhe nach Potsdam zurückgereist. Die Majestäten dank ten huldvollst für die Abschiedsgrüße des Publikums. Einer Gefahr glücklich entronnen ist, wie die „Staats- bürger-Ztg." nachträglich erfährt, Kaiser Wilhelm mit seinem Gefolge auf der letzten Nordlandsreise. Die Herrschaften hatten sich die Zeit mit Fischfang Vertrieben und die Beute unmittelbar darauf auf der „Hohen- zollern" räuchern lassen. Sämmtliche Herren sind dann gleich nach dem Genuß erkrankt, zum Theil in der heftigsten Weise. Insbesondere war auch der Kaiser von starkem Unwohlsein ergriffen worden. Ter Mon arch ist erfreulicherweise bald nach seiner Rückkehr völlig wiederhergestellt gewesen, während von dem Gefolge noch heute einige an den Folgen der heftigen Erkrankung zu leiden haben. Ter bisherige dienstthuende Flügeladjutant des Kaisers, Kapitänleutnant von Platen ist seines Postens ent hoben und zum ersten Offizier des Linienschiffes „Wörth" ernannt. Von dem Gerücht, daß die Kaiserin Friedrich mit ihrem langjährigen Oberhofmarschall Grafen Goetz von Seckendorfs eine zweite Ehe eingegangen sei, nimmt jetzt auch die antisemitische „Staatsbg.-Ztg." mit dem Bemerken Notiz, daß ein amtliches Dementi des Ge rüchtes unbedingt erforderlich geworden sei, nachdem dieses auch in der Presse des Auslandes Aufnahme ge funden habe. Hieb, aber Bismarck hatte Geduld, wo diese Nothwen-! bekannten Anregung der internationalen Friedensconferenz digkeit war, vielleicht größere Geduld und größere Zähig-. im Haag würde Nikolaus II. keinen Moment einen keit, als Viele annehmen. ! frischen und fröhlichen Krieg, mit wem es auch sein Einer der größten Gegner Bismarcks ist der letzte! möchte, scheuen, wenn ohne den kein bedeutendes Ziel russische Minister des Auswärtigen gewesen, der den zu erreichen wäre. Der Zar ist aber in Folge des ge- Titel „russischer Reichskanzler" führte, Fürst Gortschakoff. waltigen, alles bestimmenden Einflusses, den er an der Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn «..ich m« ... Amtsblatt für den Stadtratff zu Waldenburg.