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die Verwendung der bisherigen und der neuen Anleihe und vertagten daher die Angelegenheit auf 14 Tage. Ms dem Sachseulande. — Nach den vorläufigen Festsetzungen betrugen die Einnahmen bei den sächsischen Staatseisenbahnen im Monat Juli d. I. insgesammt 12,396,006 Mk. Gegen den gleichen Monat des Vorjahres sind dies 450,871 Mk. weniger. Hiervon entfallen 4,635,814 Mk., weniger 31,715 Mk., auf den Personenverkehr, 6,465,550 Mk., weniger 305,036 Mk., auf den Güterverkehr; außerdem stammten noch 1,294,642 Mk., weniger 114,120 Mk., aus sonstigen Quellen. Vom 1. Januar bis mit 31. Juli bezifferte sich nunmehr die Gesammteinnahme auf 75,307,298 Mk., das sind 2,403,647 Mk. weniger als im selben Zeiträume des Vorjahres. Hierzu trugen der Personenverkehr 23,320,798 Mk., weniger 118,879 Mk., der Güterverkehr 42,625,767 Mk., weniger 1,734 008 Mk., und sonstige Quellen 9,360,733 Mk., weniger 550,760 Mk. bei. — Kommenden Sonntag, den 25. d., trifft Se. König!. Hoheit Generalinspecteur Prinz Georg in Leipzig ein, um sich am 26., 27. und 28. August zu den großen Kavallerie-Uebungen im Gelände von Wurzen zu be geben, Am 27. August findet in den Gesellschafts räumen der „Harmonie" dort ein Festmahl der Stabs offiziere sämmtlicher bei den Kavallericübungen bc- theiligter Regimenter statt, an dem auch Prinz Georg theil nimmt. — Das Collegium der Evangelisch-lutherischen Mission zu Leipzig hat auf die Kunde, daß etwa 400 gefangene Buren nach Tritschinopoli in Indien gesandt worden sind, den Beschluß gefaßt, zur Unterstützung dieser Ge fangenen, unter denen sich gewiß auch Glieder der deutschen lutherischen Gemeinden und Angehörige deutscher Missionsfamilien in Südafrika befinden, 1000 Rupien an-uweisen, deren Verwendung, so weit es die Noth erfordert, dem Missionar Dachselt in Tritschinopoli ge- - stattet ist. — Der in Leipzig im Duell gefallene Student Oelcipger hat in Plauen i. V. Verwandle, bei denen er erst vor einigen Tagen weilte. Sein Gegner ist ihvr damals nach Plauen gefolgt. Es soll zwischen Beiden auf dem dortigen Oberen Bahnhofe zu erregten Auseinandersetzungen und schließlich zu Thätlichkeiten ge kommen sein, die die Ursache zu dem Zweikampfe ge geben haben. 8tuä. jur. Oettinger ist der Sohn eines hochangesehenen Stuttgarter Fabrikanten, der sich vor kurzer Zeit zur Ruhe gesetzt hat. — Ter am Sonntag und Montag in Dessau tagende Congreß deutscher Kricgsveteranen, Präsidium und Sitz Leipzig, beschloß gemäß dem Antrag Berlin 1, eine Petition an den Reichstag rc. einzureichen, daß bei Ver- theilung von Beihilfe anderweitige Bezüge von Unfall» und Pensionskassen bis zur Höhe von 30 Mark kein -Hinderniß bilden sollen; ferner daß der Ausdruck „gänz lich erwerbsunfähig" aus dem Gesetze entfernt werden soll. Zum Orte des Congresses 1902 wurde Duisburg gewählt. — In der Halbjahrs-Generalversammlung des social- demokratischen Wahlvereins für den 12. sächsischen Reichstagswahlkreis (Leipzig) berichtete der Vereinsvor sitzende über die Lage des Vereins und führte dabei aus, daß das vergangene Halbjahr nicht günstig für die Entwickelung des Vereins gewesen sei und daß mög- licherweise die jetzige wirthschaftliche Krise hieran mit Schuld trage. Thatsache sei, daß die gewerkschaftlichen Organisationen in Leipzig sich eine größere Zahl An hänger erobert hätten, als die Partei. Die Zahl der Mitglieder des Wahlvereins betrage gegenwärtig 1100, gegen 1300 im vorigen Halbjahre, auch in den Kassen verhältnissen habe sich dieser Rückgang fühlbar gemacht. — Die in Chemnitz ermordete Frau Lachmuth ist am Sonntag früh in der Stille auf dem neuen Fried hof beerdigt worden, während die Leiche des Mörders Weihönig der Anatomie Leipzig überliefert worden ist. — Aus bis jetzt noch unbekannten Gründen tödtete sich am Sonnabend Abend gegen 7 Uhr durch einen Schuß in die linke Brust ein erst Freitag Abend in einem Chemnitzer Gasthof abgestiegener junger Mann, angeblich ein Artist aus Dresden. Derselbe ist bekleidet mit schwarzem Cylinderhut, hellgrauem, langem Sommer« Überzieher, weißer Weste und dunklem Rockanzug, hat dunkles, kurzgeschnittenes Haar und ist bartlos. Ter Leichnam wurde nach dem neuen Friedhof geschafft. — Auf der Chaussee von Meerave nach Guteborn, Meeraner Antheil, wurden am Freitag Abend gegen 7 Uhr zwei des Weges kommende Männer von zwei Nutomobilfahrern, welche es nicht für nothwendig ge halten hatten, ein Warnungs-Signal zu geben, beinahe überfahren. Hierüber aufgebracht, geriethen Erstere mit den Fahrern in einen Wortwechsel. Dabei zog einer der Automobilisten den geladenen Revolver und drohte, einen der Fußgänger niederzuschießen. Wie die Meeraner Polizei ermittelt hat, war dieser Menschenfreund ein Kaufmann aus Paris, der in Gesellschaft eines Chem nitzer Herrn von dort nach Meerane gefahren war. Letzterer wurde, als er die Stadt in der Richtung nach Chemnitz -verließ, polizeilicherseits angehalten, bestätigte den Vor fall und machte über das Personale seines Begleiters die erforderlichen Angaben. Der Franzmann wird seine Brutalität demnach noch büßen müssen. — Tödtlich verunglückt ist am Sonnabend Vormittag im Köhler'schen Granitwerke in Meißen auf dem rechten Elbufer der 1859 geborene Bruchmeister Steinbach. Während er, am Rande des Bruches stehend, sein Augen merk auf die Vorbereitung eines Schusses gerichtet hatte, beobachtete er nicht die aus dem Bruche ankommende Förderschale. Er erhielt eineu heftigen Stoß, der ihn in die Tiefe schleuderte und durch Schädelzertrümmerung seinen sofortigen Tod herbeiführte. Er hinterläßt seiner Frau neun meist noch schulpflichtige Kinder. — Am Sonntag, den 8. September wird in Meißen daS fünfte sächsische Posaunenfest abgehalien. Man er wartet dazu gegen 200 Mitglieder der 43 sächsischen Bläserchöre. An der Spitze des Festausschusses stehen Bürgermeister Or. Ay und Superintendent Gries hammer. — Wie die freisinnige „Zittauer Morgenztg." mit- theilt, ist dieser Tage das Rittergut Nieder-Strah- Walde, das etwa 130 sta umfaßt und dessen Werth gerichtlich auf etwa 200,000 Mk. abgcschätzt war, in der Zwangsversteigerung von Herrn Privatier Wehle aus Bautzen käuflich erstanden worden. Herr Wehle gab mit 155,000 Mk. das Höchstgebot ab. Um nicht weniger wie 45,000 Mk. bleibt also das höchste An gebot hinter der gerichtlichen Schätzung zurück, ein neuer Beweis für die Entwerthung landwirthschaftlicher Güter, von der angeblich unsere Freisinnigen nichts wissen. — Tie Bohrversuche nach Kohlen, die in Ebers dorf bei Frankenberg seit dem 21. Mai ununterbrochen mit Tag- und Nachtschichten betrieben werden, haben bisher noch kein besonderes Resultat ergeben. Man ist gegenwärtig bis zu einer Tiefe von 90 Metern einge drungen, ohne aber auf abbauwürdige Flöße zu ge langen. Es soll aber noch weiter gebohrt werden, viel leicht, daß man infolge der bedeutend geneigten Schichten stellung der gesammten Kohlenformation in noch größerer Tiefe erst die erhofften schwarzen Diamanten vorfindet. — Aus der Concursmasfe des vor 2 Jahren fallirten Bankhauses Meusel L Schulz in Zittau, 450,000 Mk. Passiven, werden jetzt an die Gläubiger 16^ o/g ver theilt. — Am Sonnabend beabsichtigte der Hausdiener Krauß in Oelsnitz t. V. mit einem Revolver Ratten zu schie ßen. Plötzlich entlud sich die Waffe und die Kugel ging dem Mann in die Brust. Schwerverletzt wurde er dem Krankenhaus zugeführt. — In den ersten Morgenstunden entstand am Mon tag im Dorfe Kottengrün bei Falkenstein ein bedeu tender Brand. Fünf Gebäude, den Besitzern Berger, Thoß und Schneider gehörig, fielen den Flammen zum Opfer. Ter Letztere hatte nicht versichert. — Der Bau des Seminarhauptgebäudes in Stoll berg macht derartige Fortschritte, daß man mit dem Aufmauern des zweiten Stockwerkes auch bald fertig sein wird. Man hofft, das Gebäude im September bereits heben zu können. — In kindlichem Unverstände hat in Adorf am Sonnabend gegen Abend ein kleiner, in der Nähe des Friedhofes spielender Knabe welk gewordene Kränze und trockenes Gras hinter einer Scheune zusammengetragen und angezündet. Dadurch gerieth die mit Erntevorräthen nahezu gefüllte Scheune in Brand und ging in Flam men auf. — Ter Vorsitzende des Oberwürschnitzer Evange lischen Arbeitervereins erhielt von dem Gesandten der Südafrikanischen Republik in Brüssel ein Schreiben, in welchem derselbe den Empfang von 10 Mk. bestätigt, die zum Waldfest gesammelt und ihm übersandt worden waren, vr. Leyds dankt dem Verein für seine Liebes gabe nebst freundlichen Worten und Wünschen, die ihm ein Beweis von den großen Sympathien und der Theil- nahme an der Burensache sind. — In nicht geringe Aufregung wurden die Bewohner Lauensteins und die anwesenden Sommergäste durch einen Selbstmord versetzt, den im „Hotel z. L." der unverheiratete Friseur Richard Zimmermann aus Ossegg i. B., zur Zeit in Plauen bei Dresden wohnhaft, ver übte. Der Mann kam abends in einer Taxameter droschke und in Begleitung einer Dame, die er ins Fremdenbuch als seine Frau eingetragen, die sich aber bei dem polizeilichen Verhör als eine stellenlose Kellnerin aus Dresden entpuppte, in Lauenstein an und nahm im „Hotel z. L." Wohnung. Nachdem er am andern Morgen mit seiner Begleiterin und dem Droschkenkutscher ganz seelenvergnügt eine Parthie Billard gespielt und eine Flasche Wein getrunken hatte, ging er auf einen Augen blick hinaus. Bald darauf hörte man einen Knall, und als man nach dem Abwesenden suchte, fand man ihn im Toilettenraum in seinem Blute liegen, die Schußwaffe neben ihm. In seinem Besitze wurden nur 15 Pfg. vorgefunden, während er sich seiner Begleiterin und dem Droschkenkutscher gegenüber großer Barmittel gerühmt hatte. — In Eismauer Flur erschoß sich der in Beucha angestellte Lehrer Reuter. R. sah einer gerichtlichen Vernehmung entgegen, welche nachlheiligen Ausgang für ihn mit sich bringen sollte. Der Erschossene war ca. 60 Jahre alt. — Aus zuverlässiger Quelle geht der „Altenb. Ztg." die betrübliche Nachricht zu, daß Herr Bürgermeister Germann aus Altmburg auf ärztlichen Rath von seinen Angehörigen in die Nervenheilanstalt zu Zehlendorf bei Berlin gebracht worden ist. Der Krankheitsfall soll ein schwerer sein. Damit dürften sich die Vorgänge in Stettin genüglich erklären, die offenbar in Wechsel wirkung stehen mit der Erkrankung. Das genannte Blatt fügt dem noch hinzu, daß die erste Nachricht von dem Vorkommniß in Stettin ihm von Herrn Bürger meister Germann selbst zugegangen ist, mit dem Er suchen um Veröffentlichung. Vermischtes. Allerlei. In Ratibor in Oberschlesien wurde der Nachtwächter Seemann, Vater von acht Kindern, erschossen, während sein College durch Messerstiche schwer verletzt wurde. Die beiden Thäter kennt man. — In Sachen des flüchtigen Directors Herrle vom Vorschußverein zu Landstuhl in Bayern wurde ein neuer Betrug aufge deckt. Etwa neunzig Bauern lieferten an die Spritfabrik Bumb und Herrle größere Mengen Branntwein. Als sie ihr Geld alholten, legte H. ihnen Wechselformulare statt Quittungsformulare vor; die Bauern unterschrieben in der Meinung, daß es Quittungen seien. Wie pfälzische Blätter melden, werden die betr. Landwirthe an 120,000 Mk. verlieren. — Man schreibt aus St. Louis in Nordamerika: In der Anheuser-Busch-Brauerei kündigten neulich Pfeifensignale, Glockengeläut und Kanonenschüsse den Versandt des millionsten Barrels Bier seit dem 1. August 1900 an, ein Ereigniß, wie es nach den An gaben der Beamten noch keine Brauerei der Welt zu verzeichnen gehabt hat. — VomJungfraubahn-Tunnel sind bis jetzt etwa 1800 Meter durchbohrt. Der Tunnelbau ist in einer Höhe von 2800 Metern ange langt. Bis zur Station „Eismeer", in einer Höhe von 3200 Metern gelegen, sind noch etwa 1800 Meter zu durchstechen. Wie der bauleitende Ingenieur Gobat er klärt hat, ist es unter allen Umständen nöthig, die Jungfraubahn bis „Jungfraujoch" zu führen, 2^ Klm. von der Station Eismeer entfernt. Natürlich wird nicht eine Eisenbahn vom Jungfraujoch bis Brig (Wallis) hergestellt, der Weg wird vielmehr in Schlitten über den Aletschgletscher gemacht. Dieser Gletscher hat ein sanftes Gefälle, und die Fahrt bietet keine Gefahren. — Ein Paradies für die Stahlarbeiter ist die nord- amerikanische Stadt Keesport, deren Bewohner zum größten Theil von der Stahlindustrie leben. Der Stadtrath hat eine Anleihe von 2 Mill. Mk. ausge nommen, um städtische Arbeiten von den Ausständigen ausführen zu lassen. Der grüße Steuerzahler der Stadt ist der Stahlring, der so gezwungen wird, zum Unter halt der Streikenden beizutragen. — Ter Alaska-Dampfer „Isländer" der Kanadischen Pacific-Gesellschaft stieß mit einem Eisberg zusammen und sank. 65 Personen ertranken, während 107 gerettet wurden. — Die Ver haftung Terlindens wurde einem Kabeltelegramm der „Franks. Ztg." zufolge durch den Consularagenten Moritz Baumbeck in Milwaukee verursacht, in dessen Wechsel stube Terlinden zwanzig Tausendmarkscheine in ameri kanisches Geld umzusetzen versuchte, worauf Baumbeck Verdacht schöpfte. Terlinden wird gegen die Auslieferung ankämpfen, obgleich er zugiebt, daß seine Gesellschaft eine Unterbilanz von 8 Millionen Mark habe. Natür lich wird dem Erzbetrüger, der wohl über die Aus lieferungsverhältnisse eine irrige Meinung hatte, kein Protestiren etwas nützen. Er wird bestraft werden; schade nur, daß es keine Möglichkeit gicbt, ihm das viele veruntreute und verschwendete Geld wieder abzu nehmen. — Zur Affaire der Spielhagen-Banken wird weiter gemeldet, daß nach dem Vergleich mit dem früheren Director der Actiengesellschaft für Grundbesitz und Hypothekenverkehr Otto Sanden, Verhandlungen mit dessen Gattin schweben. Die fromme Frau will von ihrem 1,200,000 Mark betragenden Vermögen nur 900,000 Mark zu Regreßzwecken zur Verfügung stellen. Da für eine alleinstehende Person die Revenuen von 300,000 Mark etwas reichlich sind, so wird die Dame von dieser Summe wohl oder übel noch etwas Heraus rücken müssen. Telegramme. Leipzig, 20. August. Heute Vormittag 16 Uhr begann im großen Saale des Zoologischen Gartens die außerordentliche Generalversammlung der Actionäre der Leipziger Bank. Der Vor sitzende des Aufsichtsraths der Bank, Dodel, er öffnete dieselbe und begann alsbald seinen Bericht über die Concurseröffnung und die gegenwärtige Lage der Bank. Der Andrang der Aktionäre ist bedeutend, außer Finanz- und Handelsgrötze« find viele kleine Leute, Handwerker und sonstige Ge- werbtreibende, erschienen. Dodel berichtete ferner über den Stand des Coucurses der Treber- trocknungsgesellfchaft in Kassel; eine weitere Aus kunft könne nicht gegeben werden, da sich das gesammte Material in den Händen des Unter-